An die Juden: Wie sehr hat sich euer Leben seit dem siebten Oktober 2023 geändert?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin orthodox lebender Jude.

Erstmal bin ich dankbar und glücklich, seit 2018 in Israel zu leben. Bin schon wegen weit geringerem Judenhass geflüchtet.

Ich wußte vorher, dass wir umgeben von Terroristen sind, die nur das Ziel haben, Israel auszulöschen.

Und dennoch fühle ich mich weit sicherer, als meine 63 Jahre lang zuvor in Deutschland, wo ich in HH Mitte der 50er geboren wurde.

Niemand spuckte mich mehr an, niemand mobbte mich, niemand beleidigte mich, niemand versuchte mich zu verprügeln, nur weil ich Jude bin.

Ich konnte mit offenen Zizit (Schaufäden), Kippa und Peos (Schläfenglöckchen) einfach auf die Straße gehen, es glotzte noch nicht einmal jemand.

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Ich bin Zuhause 🤠

Meine Radtour durch das ganze Land sollte eigentlich am 8. Okt begonnen. Doch ich wurde gewarnt, die Terroristen schießen auch auf Radfahrer.

Also dann auf Herbst 24 verschoben, doch die Hisbollah mit ihren ständigen Bombardements verhinderte es dann. Also dann Herbst 25. Hoffe, jetzt kommt nichts mehr dazwischen.

Geändert seit 7/10? Eigentlich hat sich bei mir nichts geändert. Lebe in Haifa, ca 160km von Gaza entfernt. Vom GazaKrieg bekommen wir hier nichts mit. Nur vom 8.10.23 bis Okt 24 war's ziemlich nervig. Haifa wurde bis 4 x täglich von Hisbolla bombardiert, mit bis zu 11 Raketen pro Angriff. Irgendwann wurde es langweilig, bin nicht mehr bei Luftalarmsirenen zum Bunker gerannt. Und nachts von Sirenen geweckt, umgedreht und weiter geschlafen.

Ab dem Abend des 7.10.23 hatte ich täglich, nein, tagsüber stündlich die News verfolgt.

Ich hab aber dennoch Monate dafür gebraucht, was ich auf den Bodycams der Terroristen sah, es zu realisieren, das war tatsächlich genau so passiert. Die Alpträume waren schon nach wenigen Wochen vorbei.

Das abartigste war, da hielt einer der Mörder ein Handteller großes Embrio in der Hand und rühmte sich damit, den jüngsten Juden getötet zu haben. Kurz davor aus der noch lebenden Mutter heraus geschnitten. Die Mutter starb qualvoll.

Und dann registrierte ich, was in Europa ab geht. Alter Schwede, gut dass ich mich schon Jahre davor in Sicherheit brachte. Wäre ich in D geblieben, läge ich entweder ziemlich schnell lange Zeit im Krankenhaus oder säße im Knast. Weil, ich kann zuschlagen, wenn mir jemand zu nahe kommt (ersten Schlag macht).

"Wir leben ewig" ist unser Slogan, aber Gaza zeigte jetzt seine wahre Fratze.

Freikommende Geiseln bezeugen immer wieder: "Unschuldige gibt noch in Gaza. Jeder hat sich an Folter und Morde beteiligt."

 - (Schule, Islam, Christentum)

Tristi987 
Beitragsersteller
 18.04.2025, 22:50

Shalom ! Ich danke dir vielmals für deine Antwort und die Einblicke direkt vor Ort in in Israel. Ich habe auch vor, vielleicht sogar in naher Zukunft selber dorthin zu reisen. Für meine Landsleute hier in Deutschland und ihr respektloses verhalten, kann ich mich nur mehr als entschuldigen.

Ich erlebe es selber, was unsere Gesellschaft für ein Rückschritt zum Antisemitismus gemacht hat, Ich habe einen Anstecker, den ich oft trage auf dem "Bring them home Now" in hebräische schrift drauf steht.Jedesmal wenn ich diesen Anziehe, werfen mir leute komische Blicke zu, in manche Gegend in meiner Stadt, kann ich damit nicht einmal hingehen, da dies ein zu hohes Risiko für mich darstellen würde.

Das dramatischste ist, der Hass gegen Juden in Deutschland kommt nicht mehr nur von rechter Seite. Nein, er kommt von den Leuten die sich Antifschisten auf die Fahne schreiben und von radikalisierten Muslimen. Und die leute merken es nicht, sie denken selber sie stehen für das richtige ein und fordern offen auf der Straße, den Boykott Israelischer Waren und die Abschaffung des einzigen jüdischen Staates.

Ich bin jüdisch und erlebe seit dem 7 Okt ständig Antisemitismus in allen Formen- bis hin zu Drohungen. Ich habe seitdem noch mehr Angst, mein Davidsternarmband anzuziehen oder zur Synagoge zu gehen.


Tristi987 
Beitragsersteller
 21.04.2025, 10:20

Und das in Deutschland, ich dachte wir haben aus der Geschichte gelernt

Von Experte BelfastChild bestätigt

Ich bin keine Jüdin, fühle mich diesem Volk aber sehr verbunden und weiß, dass es einige gibt, die seitdem massive Ängste vor Gewalt in Deutschland haben und es gibt auch welche, die nach Israel ausgewandert sind, weil sie sich in diesem Land, dass von mehr als 7 Seiten angegriffen wird, sicherer fühlen als in Deutschland. Das sagt wohl alles ...


BelfastChild  16.04.2025, 12:18

Leider, ja. Im berüchtigten Oktober 2023 schossen die antisemitisch motivierten Straftaten nach oben, insbesondere von religiöse Ideologie (Islamismus) oder ausländische Ideologie (etwa türkischer Rechtsextremismus).

xyzxyzxyz887  16.04.2025, 12:20
@BelfastChild

So ist es leider. Ich erlebe auf Mahnwachen selbst immer wieder den Hass einiger Menschen, die diese stören wollen, obwohl dort kein einziges Hasswort über die Angreifer und Feinde Israels fällt. Der Polizeischutz ist groß, aber ohne den würde ich da auch nicht hingehen wollen. Das ist teilweise sehr beängstigend, was da abgeht.

xyzxyzxyz887  16.04.2025, 12:24
@BelfastChild

Ja, es treibt einem die Tränen in die Augen, wenn man das mit ansehen muss. Die Videos gehen rum, aber ich verstehe nicht, warum diese "Demos" noch immer erlaubt sind. Die müssten mindestens verboten werden.

xyzxyzxyz887  16.04.2025, 12:29
@BelfastChild

Der Link ist allerdings von 2014, den du jetzt eingegeben hast. Ähnliche aktuelle Videos gibts allerdings auch von jetzt, da in Berlin regelmäßig solche Demos stattfinden.

xyzxyzxyz887  16.04.2025, 12:36
@BelfastChild

Ja, ich denke der einzige Trost ist der, dass Gott das sieht und sich um sein Volk kümmert. Er hat in der Thora vorhergesagt, dass er sein Volk am Ende der Zeit und nach langem Leid in Israel sammeln wird. Und genau das erleben wir.