Ampel-Regierung: Staatszahlungen an Kirchen beenden?
Der Staat zahlt seit über 200 Jahren Geld an die Kirche. Letztes Jahr waren es um die 600 Millionen Euro. Der Hintergrund dieser Entschädigungszahlungen ist die Zeit Napoleons, an denen es genau umgekehrt war: Die Kirche musste an weltliche Fürsten zahlen.
Da das Geld an die Kirche schon lange wieder zurückbezahlt ist, will die Ampel die Zahlungen an die Kirche beenden.
https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/kirchen-staatszahlungen-101.html
Was ist eure Meinung zu diesem Vorhaben?
PS: Damit ist nicht die Kirchensteuer gemeint. Diese Entschädigungszahlungen sind nochmal extra Zahlungen. Selbst, wenn man aus der Kirche austritt, bezahlt man die Entschädigungszahlungen an die Kirche mit.
Das Ergebnis basiert auf 51 Abstimmungen
20 Antworten
Ich bin selbst noch Kirchenmitglied und finde die Regelung in Deutschland einfach nur unsäglich. Sicherlich hat die Kirche hier entsprechende Ansprüche, aber die basieren auf uralten Verträgen, die unter völlig anderen Umständen geschlossen wurden und das ist alles nicht mehr zeitgemäß. Hier gibt es sicherlich dringenden Reformbedarf.
Ich fände es auch gut für die Kirche, wenn sie hier auch freiwillig auf liebgewonnene Privilegien verzichten würde. Es wäre zwar ein tiefer finanzieller Einschnitt, aber unterm Strich, könnte die Kirche hier gesellschaftlich nur gewinnen.
In deinem Text steht unter anderem
"Kirchliche Kindergärten, Schulen oder Krankenhäuser, die Flüchtlingshilfe, das sind alles Dinge, wo keiner nach der Mitgliedschaft fragt."
https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/kirchen-staatszahlungen-101.html
In der Schweiz hat eine Universität eine breit abgestützte Untersuchung im Auftrag des Staates gemacht. Dabei kam heraus, dass wenn der Staat die Aufgaben der Kirche im sozialen Bereich übernehmen müsste, es diesen wesentlich mehr kosten würde.
Ich denke deshalb, dass man, bevor man so etwas entgültig entscheidet, das mitberücksichtigen müsste.
Es gibt in Deutschland bei den Kirchen rund 300.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die meisten davon arbeiten in sozialen Bereichen und nicht im Sonntag während des Gottesdienstes. Durch ihre Tätigkeit entlasten sie staatliche Stellen - zum Beispiel als Besuchsgruppe in Alten- und Pflegeheimen. Sie brauchen eine Begleitung durch bezahlte Personen. Möchte man diese Leute verlieren?
Wir können auch sozial und moralisch sein ohne die Kirche. Oder brauchen wir dazu das (fragliche) Versprechen des Paradieses?
Solche Menschen kann man locker aus jeder zivilen Gesellschaft mobilisieren.
Ich gehöre selbst einer christlichen Konfession an, aber ich sehe nicht den geringsten Anlass dazu, entgegen der Freiwilligkeit für irgend etwas zahlen zu müssen, insbesondere wenn man an etwas sowieso nicht glaubt.
Seit 1919 steht die Forderung nach Ablösung dieser Zahlungen in der deutschen Verfassung und wurde auch unverändert ins Grundgesetz übernommen.
http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_140.html
Wenn diese Forderung jetzt nach nur etwas mehr als 100 Jahren tatsächlich umgesetzt würde, wäre das schon eine kleine Sensation.
Der Grund ist nicht, dass das Geld schon lange zurückbezahlt ist. Wenn ich jahrelang Miete zahle, dann gehört mir auch nicht irgendwann das Haus.
Sondern der Grund ist, dass im Grundgesetz seit fast 100 Jahren steht, dass man einen Modus finden soll, die Sache mit den Enteignungen neu zu regeln.