"Alt gefaltet, jung gehoben"?

3 Antworten

Ich finde den Spruch ehrlich gesagt nicht so toll, weil er falsche Eindrücke erweckt. Man muss sich erstmal vor Augen halten wie es vor der variscischen Gebirsgbildungsphase aussah, außerdem versteht der Geologe unter Gebirge etwas völlig anderes als der Laie. Es gab da West-Europa noch nicht es gab ein paar Krusten"schnipsel" Mikrokontinente, Inselbögen usw. durch die Gebirgsbildung kam es zu einer Faltung und durch die Faltung zu einer Krustenverdickung. Es Entstand das heutige Fundament West-Europas das sogenannte Grundgebirge. Dies ging auch mit einer Überformung der Gesteine einher viele der Gesteine wurden im Zuge des Gesteinszyklus magmatisch oder metamorph "recycelt" nur einige winzig kleine Mineraleinschlüsse in diesen Gesteinen verraten uns heute, dass es davor bereits die bereits genannten Krustenschnipsel gegeben haben muss. Im Laufe der Zeit wurden die damaligen Gebirge (hier meine ich Gebirge mit großer Reliefenergie usw.) wohl weitgehend eingeebnet und von Sedimenten überdeckt, in Süddeutschland zeugt hiervon die Schichtstufenlandschaft die vollständig aus sedimentären Gesteinen besteht (geologisch: Deckgebirge). Erst als der adriatische Sporn (das heutige Italien) nach Norden drückte entstanden Scherzonen. Auf der einen Seite die ostbayerischen/böhmischen Mittelgebirge die mehrere km herausgehoben wurden (dies hat man bei der kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach erbohrt) und andererseits kam es mit im Oberrheingraben zu einer Hebung durch welche die Vogesen und Schwarzwald gehoben wurden und außerdem hatte es die Schiefstellung des Deckgebirges zur Folge, es entstand die Schichtstufenlandschaft.

Jetzt stellt sich mir die Frage 1. warum stelle ich bei den Mittelgebirgen das "alt gefaltet" so heraus? das gesamte Grundgebirge wurde damals verfaltet nicht nur die Mittelgebirge! Und 2. die heutige Form dieser Gebirge hat damit nichts mehr zu tun! Erosion und Verwitterung lassen nach 200-300 Mio Jahren doch nichts mehr von dem damaligen Formenschatz übrig, schon gar nicht in der Größenordnung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das stimmt weitgehend. Einzig der Satz "konnten ... nicht mehr gefaltet werden" erscheint mir etwas kritisch. Natürlich hätten sie ein zweites Mal gefaltet werden können, aber die alpine Faltung reichte eben nur bis zum Nordrand der Alpen.

christianb219  11.09.2022, 18:24

ich denke das könnte man sogar begründen, zumal eine Verfaltung mit kristallinen Material deutlich schwieriger gehen dürfte als mit dem sedimentären Material das in den Alpen verfaltet wurde, aber ich bin kein Strukturgeologie Experte, aber es ist sicher auch eine Frage der tektonischen Energie wie du schreibst, ob die in den Scherzonen tatsächlich geringer war... keine Ahnung wie gesagt fränkische Störung sind mehrere km Überschiebung... und zwar vertikal!

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mineralixx  11.09.2022, 23:06

Die alpidische Faltung reichte weiter nach Norden - das Molassebecken im Voralpenland.

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Ja, die Erklärung ist richtig.