Zwangsrekrutierung- ethisch vertretbar?

miolne  02.07.2025, 03:37

Hast du eine Kurzversion von deinem Roman? Ich habe an Weihnachten noch was vor.

fesrtdhfjgk 
Beitragsersteller
 02.07.2025, 03:39

Altruismus gibts nicht weil man sich dadurch selber gut fühlen will -> Andere in den Tod zu schicken ist nie etwas anderes als egoistisch -> Ist nicht gut

miolne  02.07.2025, 03:41

Schön, und was ist dann deine Frage?

fesrtdhfjgk 
Beitragsersteller
 02.07.2025, 03:42

Das hier ist eine Diskussion, keine Frage. Mein Text ist ein Denkanstoß, während die Leitfrage in der Überschrift steht. Du bist eingeladen, deine Meinung dazu zu äußern.

8 Antworten

Nun,

unsere Bundesrepublik konnte bis 1990 nur so überleben,
weil wir (fast) alle zum Wehrdienst oder Zivildienst berufen wurden.

Ansonsten wäre der Warschauer Pakt wohl schon lange zum Rhein vorgerückt.

Eben das "Gleichgewicht des Schreckens".
Niemand hat den anderen angegriffen.
Und die paar Jahre Dienst gingen auch vorbei.

Egal wie man dazu stand.

Hansi


fesrtdhfjgk 
Beitragsersteller
 02.07.2025, 14:42

Thema verfehlt, aber politisch gutgemeint, kriegt ein Hochvote von mir

Kerner  02.07.2025, 17:46
@fesrtdhfjgk

Heißt, die Kriegsgefahr steigt,
wenn die Jungen Staatsbürger keine Grundausbildung haben.

Hansi

Solange es die Moeglichkeit des Zivildienstes gibt, ist eine Wehrpflicht keine Zwangsrekrutierung und daher etisch vertretbar.

Bei deinen Gewaltfantasien waere es eh unverantwortlich, dir eine Waffe in die Hand zu druecken. Somit eruebrigt sich das Thema BW fuer dich.


LUKEars  02.07.2025, 05:38

da wird oft argumentiert, dass der Zivildienst den Wehrdienst unterstützt... weil medizinische Versorgung dem Soldaten das Gefühl gibt, dass es nich so schlimm kommen wird, wenn er tötet, obwohl er das nich soll...

Zwangsrekrutierte sind für die Rekrutierenden gefährlicher als die Feinde.


apt2nowhere  02.07.2025, 08:50

ja - das kennt man von den Zwangsarbeitern in den Rüstungsbetriebe in der Nazi-Zeit - wer konnte es ihnen verdenken - es war eine ganz normale Reaktion - überall da, wo jemand gezwungen wird, etwas zu tun (was er gar nicht tun will), schafft man nur Frust und Wut - so sind wir Menschen eben gestrickt

und genau so verhält es sich, wenn man Leute zwangsrekrutiert - der Verweis, man könne im Zivildienst Ersatzdienst leisten zieht auch nicht - nimmt jeder diese Wahlfreiheit wahr, dann würde es die Zahl der Soldaten auch nicht erhöhen

Hi,

Ich denke das Egoismus im Mensch tief verankert ist und hier stehen zwei Interessen gegenüber die jeder hat und verfolgt. Die einfachsten wären hier die Grundbedürfnisse eines jedes Menschen und da ist Sicherheit ganz hoch im Kurs. Ohne Sicherheit fühlt sich der Mensch nicht wohl, die Bevölkerung fühlt sich mit Polizei, Zoll und Bundeswehr sicherer weswegen das weltweit eben ein erfolgsmodell seit Jahrtausenden ist. Die Sicherheitsbedürfnisse der Beamten sollen rein theoretisch mit Gesetzen, Ausbildung und Hilfsmitteln (zb Schusssichere Westen, Panzer usw) gestärkt werden. Soweit die Theorie.

Natürlich ist es nicht fair wenn Menschen kämpfen müssen für Oberhäupter aber defakto kann Im Kriegsfall wenn man angegriffen wird ohnehin vom Menschen nur das Erfoglsmodell Fight or Flight angewendet werden, es ist eine lebensbedrohliche Lage für alle. Und da ist es gut das es Menschen gibt die der Bevölkerung Zeit gibt zu flüchten und für sie kämpfen weil sie eben die Ausbildung und die Hilfsmittel dafür haben.


fesrtdhfjgk 
Beitragsersteller
 02.07.2025, 14:44

Thema verstanden, hochvote! Interessante Ansicht, findest du nicht dass jedem selbst überlassen sein sollte, ob er den anderen diese Zeit verschafft?

LUKEars  02.07.2025, 05:41

hat das schonmal funktioniert mit dem Kämpfen? iwi bricht auch für den Sieger iwann alles auseinander... er steht oft als Irrer da, der grundlos angegriffen hat oder die Gegenseite sogar unterstützt hat, als ginge es um etwas ganz anderes...

jww28  02.07.2025, 05:48
@LUKEars

Da geht es nicht mehr ums gewinnen oder um Status, krieg ist kein Spiel, da geht es ums Überleben. Es gibt da nie Gewinner bei nur überlebende.

Die Ablehnung staatlich sanktionierter Zwangsmaßnahmen im Namen der Freiheit mag auf den ersten Blick als Ausdruck radikaler Individualethik erscheinen, doch übersieht sie die inhärente Komplexität kollektiver Verantwortung. Die Verteidigung der Freiheit ist nicht bloß eine rhetorische Figur oder ein semantisch überladener Begriff – sie ist ein historisch gewachsenes, normativ aufgeladenes Prinzip, das seine Legitimität gerade aus der Tatsache bezieht, dass es universellen Geltungsanspruch erhebt. Wer in einer politischen Gemeinschaft lebt, akzeptiert implizit die Notwendigkeit, dass individuelle Interessen mit kollektiven Verpflichtungen kollidieren können – insbesondere dann, wenn fundamentale Ordnungsprinzipien wie Demokratie oder Menschenrechte bedroht sind.

Die Unterstellung, die Befürwortung von Zwangsmaßnahmen diene lediglich der narzisstischen Selbstvergewisserung des moralisch Handelnden, verfehlt den Kern der politischen Realität. Freiheit ist nicht nur ein subjektives Erleben, sondern eine strukturelle Bedingung für die Möglichkeit individueller Entfaltung – und ihre Verteidigung ist daher nicht optional, sondern konstitutiv für jede demokratische Ordnung. Wenn ein Staat in Extremsituationen auf Mittel wie Wehrpflicht oder kollektive Mobilisierung zurückgreift, folgt dies nicht zwangsläufig einer egoistischen Agenda, sondern einer ethischen Logik der Verantwortungsdiffusion: Das Risiko wird geteilt, weil der Schutz aller nicht anders gewährleistet werden kann.

Zwang ist in diesem Zusammenhang kein Selbstzweck, sondern ein notwendiges Übel, das in seiner moralischen Gewichtung durch das Ziel relativiert wird – nämlich der Erhalt einer freiheitlichen Ordnung, die wiederum auch jenen zugutekommt, die sich ihrer Verteidigung entziehen möchten. Wer das ablehnt, verkennt, dass auch Nicht-Handeln eine Form der moralischen Positionierung darstellt – eine, die sich dem Gemeinwohl entzieht und damit auf einer privilegierten Form der Passivität gründet.

Das Argument, dass auch die Verteidigung kollektiver Werte egoistisch motiviert sei, weil sie mit dem Bedürfnis nach moralischer Kohärenz einhergeht, nivelliert den Unterschied zwischen reflektierter Verantwortungsübernahme und selbstbezogener Nutzenmaximierung. Ja, auch der Altruismus kann psychologisch „belohnt“ werden – doch daraus folgt nicht, dass er inhaltsleer oder unecht sei. Der Umstand, dass moralisches Handeln mit innerer Zustimmung einhergeht, entwertet nicht seinen normativen Gehalt. Vielmehr ist es gerade diese Affinität von Überzeugung und Handlung, die moralische Integrität erst ermöglicht.

Die Zumutung, für andere zu leiden, ist kein Ausdruck von moralischer Willkür, sondern eine ethische Zumutung, die jedem freiheitsfähigen Subjekt zugemutet werden darf – gerade weil es Teil eines größeren Zusammenhangs ist. Die Verweigerung dieser Zumutung hingegen läuft auf eine Infantilisierung des ethischen Subjekts hinaus: Sie reduziert Verantwortung auf ein individuelles Präferenzurteil und moralische Legitimität auf emotionale Kompatibilität.

Natürlich muss jedes Zwangsmittel kritisch geprüft werden – nicht jedes Mittel heiligt den Zweck. Doch die kategorische Gleichsetzung von Zwang mit Unrecht verkennt die Tatsache, dass Freiheit nicht voraussetzungslos existiert. Sie muss verteidigt, gepflegt und – wenn nötig – auch gegen destruktive Kräfte geschützt werden. Wer das ablehnt, verwechselt moralischen Rigorismus mit ethischer Reife.

Das normative Resultat dieser Überlegung lautet daher: Es kann ethisch gerechtfertigt sein, anderen etwas zuzumuten – sogar Leid –, wenn dies zur Aufrechterhaltung eines Gemeinwesens dient, das den Rahmen für individuelle Freiheit überhaupt erst schafft. Ein solcher Akt ist nicht Ausdruck moralischer Selbsttäuschung, sondern ein schwieriges, aber aufrichtiges Bekenntnis zur Verantwortung im Angesicht historischer und politischer Notwendigkeiten. Das mag unbequem sein – aber genau darin liegt seine Würde.