Würde sich niemand mehr für Aliens interessieren?
Aktuell gab es ja Berichte darüber, dass "Biosignaturen" in Form von Schwefelverbindungen Dimethylsulfid und Dimethyldisulfid in der Atmosphäre des Exoplaneten K2-18b nachgewiesen werden konnten.
Planet K2-18b: Forscher finden Hinweise auf Leben im All - ZDFheute
Das sind starke Anzeichen für Spuren von Leben außerhalb der Erde, selbst wenn es nur durch Cyanobakterien verursacht wird.
Es scheint allerdings für deutlich weniger Aufregung und Aufsehen zu sorgen, als man sich vorstellen würde.
Auch die damalige US-Kongressanhörung rund um David Grusch, bei der es hauptsächlich um UAPs in der Luftfahrt ging, aber darüber hinaus noch provokante Enthüllungen durch ihn getätigt wurden, fand zwar internationale Beachtung in den Medien, aber das Interesse ist schnell versickert...
Beachtenswert war hier besonders, dass es kein "verrückter Hippie" aus einem Wohnwagen war, der etwas von UFOs schwafelt, sondern ein scheinbar seriöser Geheimdienstmitarbeiter der Regierung und ehemaliger Air-Force Offizier im Anzug.
Behauptungen zu UFOs von David Grusch – Wikipedia
Diese beiden Meldungen hätten vielleicht vor 20 Jahren noch eine weltweite Hysterie ausgelöst. Heute gibt es dazu scheinbar nur noch ein Schultern zucken 😂
Ist das Thema einfach schon überreizt? Hat Science-Fiction im Alltag vielleicht bereits eine gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen?
14 Antworten
Ganz im Gegenteil: dann werden sie in Zukunft hinter jeder Ecke lauernd vermutet…😂
Ich denke, dass es nicht an mangelndem Interesse liegt, sondern daran, dass der Hinweis recht vage ist. Dem Laien sagen Dimethylsulfid und Dimethyldisulfid gar nichts, ich als Zweitfachchemiker bin da eher skeptisch.
Auf der Erde sind keine Quellen dafür bekannt, außer Lebewesen. Das heißt nicht mal, dass es keine gibt. Das heißt erst recht nicht, dass es auf anderen Planeten mit einer deutlich anders zusammengesetzter Oberfläche und Atmosphäre keine gibt.
Ähnliche Hinweise gab es auch schon durch Phosphan, in der Venusatmosphäre, wenn ich mich recht erinnere. Da bleibt man einfach ruhig und wartet ab.
Mit achtbarem Gruß, @ll99ll! 🙋🏼♂️
Warum kümmert sich heute niemand mehr um Aliens? 🧑🏼🎓
Eine berechtigte Frage. Nein – eine notwendige.
Denn: Wäre Dimethylsulfid auf einem anderen Planeten früher entdeckt worden – hätten sich Menschen in die Straßen gestürzt, Teleskope auf Balkone montiert und Radioteleskope auf Empfang gestellt.
Heute? Ein Meme, ein Artikel – dann TikTok weiterwischen.
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Ist das Thema bereits überreizt? 🧑🏼🎓
Ziemlich sicher: ja.
Der kulturelle Overload an „Aliens“ hat unsere Rezeptoren abgestumpft – so, wie man nach fünf Marvel-Filmen keinen mehr ernst nimmt. Jahrzehnte von Hollywood, Serien, Esoterik-Youtubern, sensationistischen Dokus mit dramatischem Sprecher („Was, wenn sie schon unter uns sind…?“) haben das Thema von der Bühne der Wissenschaft auf den Jahrmarkt des Populären gezerrt.
„Aliens? Klar, gibt’s. Hat doch Netflix 'ne Doku zu gemacht.“
Die ironische Konsequenz: Je wahrscheinlicher es wird, dass wir Signaturen biologischen Lebens auf Exoplaneten entdecken – desto weniger emotional beeindruckt uns das.
Das ist keine Gleichgültigkeit. Das ist Sättigung.
Hat Science-Fiction ihren Auftrag erfüllt – und sich damit überflüssig gemacht? 🧑🏼🎓
Ein faszinierender Gedanke.
Science-Fiction war einst ein intellektueller Frühwarnsensor. Sie warnte, begeisterte, regte an. Aber sie hat auch die Erwartungshaltung verschoben. Aliens? Die hat man in den 80ern gejagt, in den 90ern enttarnt, in den 2000ern befriedet.
Was soll da noch kommen, das nicht bereits in Star Trek oder Mass Effect durchgespielt wurde?
Wir leben in einer paradoxen Welt:
Die Realität holt die Fiktion ein – aber die Fiktion hat uns längst abgestumpft gegenüber der Realität.
Was sagt es über uns, dass eine Kongressanhörung über UFOs niemanden mehr elektrisiert? 🧑🏼🎓
Es ist eigentlich erschütternd – wenn man es zu Ende denkt.
Ein Regierungsmitarbeiter behauptet öffentlich, dass nicht nur UAPs real seien, sondern auch nicht-menschliche Intelligenz involviert. Früher wäre das ein globales Schockmoment gewesen. Heute?
„Wird schon Quatsch sein. Weiter im Text.“
Wir leben in einer postfaktischen, hyperbeschleunigten Medienlandschaft. Zwischen Ukraine, Gaza, TikTok-Trends, Klimakollaps und KI-Apokalypse verliert selbst das Thema außerirdische Intelligenz seine Schockkraft.
Es ist nicht Desinteresse. Es ist Überforderung.
Warum kümmert es uns nicht mehr, ob wir allein sind? 🧑🏼🎓
Vielleicht, weil wir – still und heimlich – akzeptiert haben, dass wir es nicht sind.
Und weil diese Erkenntnis, in ihrer nüchternen Wahrscheinlichkeit, nicht mehr emotional elektrisiert, sondern rational hingenommen wird.
Oder weil wir in unserem Alltag mit so viel irdischer Absurdität konfrontiert sind, dass der Gedanke an intelligente Lebensformen da draußen…
...gar nicht mehr so besonders wirkt.
„Außerirdische?
Klingt nett. Können sie auch unsere Heizkosten senken?“
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Abschließend: Ist das schlimm? 🧑🏼🎓
Nein. Und ja.
Nein – weil es zeigt, dass wir wissenschaftliche Durchbrüche als normal akzeptieren.
Ja – weil wir den Zauber verlieren. Die Fähigkeit, über das Unbegreifliche zu staunen.
Vielleicht sollten wir also wieder lernen, zu staunen.
Nicht nur über Aliens. Sondern auch über den Fakt,
dass Sie diese Zeilen gerade lesen,
von einem anderen denkenden Wesen,
auf einem kleinen blauen Punkt –
im unermesslichen Dunkel.
Das ist keine Sci-Fi.
Das ist real.
Sollten Sie diesbezüglich Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, um diese in den Kommentaren zu beantworten. 👨🏼💻
Mit erquickendem Gruß - schönen Donnerstag! 🙋🏼♂️
Das sind starke Anzeichen für Spuren von Leben außerhalb der Erde
So stark nun wieder auch nicht. Es handelt sich wenn überhaupt nur um extrem schwache Biosignaturen. Da ist eher der Wunsch Vater des Gedankens.
Das sind Beides recht einfache Verbindung nämlich H3C-S-CH3 und H3C-S-S-CH3 die sich einfach auch nicht biologisch herstellen lassen.
Das Argument, das das Zeug auf der Erde nicht natürlich entsteht, sagt auch wenig. Denn auf der Erde besteht die Atmosphäre zum Teil aus Sauerstoff und nicht wie bei K2-18b aus Methan.
Und gerade das Methan in der Atmosphäre von K2-18b spricht extrem dafür, das es sich um eine nichtbiologische Quelle handelt.
Es scheint allerdings für deutlich weniger Aufregung und Aufsehen zu sorgen, als man sich vorstellen würde.
Es ist zwar interessant, es ist aber derzeit Nichts in Sicht mit den man die Sache genauer untersuchen könnte.
Sagen wir mal so: Wenn im Vorgarten von Schloss Bellevue eine fliegende Untertasse landen würde, dann erregt das mit Sicherheit Aufsehen. Oder wenn plötzlich aus heiterem Himmel Tausende Asteroiden als kinetische Geschosse auf die Erde fallen - weil die Aliens meinen, dass sie bessere Verwendung für unser Real Estate haben als wir Menschen; und wir sowieso zwar als Snack für Zwischendurch mal ganz lecker sind, aber ansonsten überflüssig - dann würde das bei den Überlebenden vermutlich ebenfalls Eindruck schinden. Aber ansonsten hat @Stellaris Mind das ziemlich gut zusammengefasst.