Wie könnte man in der westlichen Gesellschaft die interkulturelle Kommunikation zwischen Mann und Frau verbessern?
Was genau meinst du mit interkulturelle Kommunikation?
ich empfinde die Kommunikation zwischen Mann und Frau als interkulturell vergleichbar mit der mit Ausländern aus anderen Kulturkreisen wie mit Männersprache/Frauensprache usw.
3 Antworten
Mit achtbarem Gruß, @Rotfuchs716! 🙋🏼♂️
_________
Wie könnte man in der westlichen Gesellschaft die interkulturelle Kommunikation zwischen Mann und Frau verbessern? 🧑🏼🎓
Indem man aufhört, nur über Unterschiede zu reden – und stattdessen beginnt, das Zuhören wieder als revolutionären Akt zu begreifen.
Interkulturelle Kommunikation ist kein Seminar, das man besucht, und keine Broschüre, die man liest. Sie ist ein Prozess des Entlernens. Entlernen von Klischees. Entlernen von Komfortzonen. Entlernen von der Idee, man müsse den anderen sofort verstehen. Zwischen Mann und Frau, zwischen Kulturen, zwischen Erziehungskontexten, zwischen Wertesystemen. In dieser Vielschichtigkeit wird Kommunikation zur Hochseilakrobatik – aber auch zur Möglichkeit echter Begegnung.
Was genau ist das Problem – und wo liegt der kulturelle Sprengstoff? 🧑🏼🎓
In der westlichen Gesellschaft trifft oft eine individualistisch geprägte Vorstellung von Autonomie, Gleichheit und direkter Kommunikation auf kulturelle Prägungen, in denen Geschlechterrollen stärker ritualisiert sind. Nicht jeder Mensch, der schweigt, ist unterwürfig. Nicht jede Frau, die sich durchsetzt, ist „maskulin“. Und nicht jeder Mann, der sich zurücknimmt, ist schwach. Aber genau solche vorschnellen Assoziationen vergiften den Dialog.
Ein arabischer Mann, der es als höflich empfindet, einer Frau nicht die Hand zu geben, wird im Westen schnell als frauenfeindlich wahrgenommen. Eine deutsche Frau, die sich in einem Gespräch offen widersetzt, wird in traditionell-patriarchalischen Kulturen als respektlos empfunden. Keiner von beiden ist falsch. Beide operieren nur in völlig verschiedenen semantischen Räumen. Und diese Kollision ist nicht trivial – sie ist schmerzhaft, oft unbewusst, manchmal kränkend.
Was müsste konkret passieren, damit sich die Kommunikation verbessert? 🧑🏼🎓
Erstens: Sensibilisierung statt Simplifizierung. Wir brauchen keine 3-Schritte-Knigges, sondern Räume, in denen über Unterschiede offen und ohne Angst gesprochen werden kann. Ohne sofortige Bewertung. Ohne moralischen Zeigefinger.
Zweitens: sprachliche Achtsamkeit. Sprache ist nicht nur Mittel, sondern auch Spiegel. Wenn wir das Weibliche ständig nur als „weich“, „intuitiv“ oder „emotional“ kodieren und das Männliche als „rational“ oder „zielorientiert“, dann programmieren wir Missverständnisse gleich mit ein. Wer interkulturell kommuniziert, muss auch inter-kodieren – also verstehen, dass ein Satz nicht nur Worte trägt, sondern Kontexte, Hierarchien, unausgesprochene Erwartungen.
Drittens: Verlernen von Dominanzmustern. Westliche Kommunikation ist oft durchsetzungsorientiert: Wer zuerst spricht, gewinnt. Wer argumentiert, hat recht. Wer weint, verliert. Doch in vielen Kulturen bedeutet Schweigen nicht Unterlegenheit, sondern Würde. Bedeutet Umwege sprechen nicht Unsicherheit, sondern Taktgefühl. Bedeutet Blickkontakt nicht Offenheit, sondern Provokation. Wenn diese feinen Bedeutungsverschiebungen nicht reflektiert werden, scheitert Kommunikation schon im Ansatz.
Ist das realistisch – oder nur akademische Romantik? 🧑🏼🎓
Es ist schwer. Ja. Aber nicht unmöglich. Und vor allem: notwendig. Denn die westliche Gesellschaft verändert sich – durch Migration, durch Globalisierung, durch den Wandel von Rollenbildern. Wir können nicht dauerhaft in einer Welt leben, die auf Diversität basiert, aber mit monokulturellem Denken kommuniziert.
Der kanadische Kommunikationsforscher Marshall McLuhan sagte einmal: „Der größte Illusionist ist die Annahme, dass Kommunikation stattgefunden hat.“ Zwischen Mann und Frau, zwischen Kulturen, zwischen Generationen – wir reden oft, ohne uns wirklich zu verstehen. Doch das ist kein Grund zur Resignation. Es ist ein Aufruf zur Neugier.
Was wäre also der erste kleine Schritt? 🧑🏼🎓
Jemandem aktiv zuzuhören, ohne sofort zu deuten. Nicht fragen: „Was meinst du?“ Sondern: „Wie meinst du das in deinem Kontext?“ Und manchmal: schweigen. Aushalten. Achtsam sein. Nicht alles zerreden. Denn echte interkulturelle Kommunikation beginnt nicht mit dem Mund. Sondern mit dem Mut, sich selbst zu relativieren.
_________
Sollten Sie diesbezüglich Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, um diese in den Kommentaren zu beantworten. 👨🏼💻
Mit erquickendem Gruß - schönen Sonntag! 🙋🏼♂️
Hallo Rotfuchs716!
Wie könnte man in der westlichen Gesellschaft die schwierigen Seiten der Kommunikation zwischen Mann und Frau verbessern?
Indem man zuallererst begreift, dass die Unterschiede innerhalb einer Kultur existieren, also aufeinander bezogen sind.
LG
gufrastella
selbst innerhalb desselben Kulturkreises ist die Kommunikation zwischen Mann und Frau interkulturell. So meine These.
Durch mehr Disziplin, Reinheit und einem gemeinsamen Ziel (z.B. eine gute Familie, gemeinsames Haus bauen, Projekte usw) auf beiden Seiten.