Weshalb bekämpft die Politik die Mittelschicht?

2 Antworten

Ich habe keine Antwort auf die Frage, glaube aber, dass der Begriff "Eliten" der falsche Begriff ist.

Es sind nicht unbedingt die Mandatsträger, welche Verordnungen erlassen, die das Leben der Mittelschicht verteuern.

Es sind vielmehr Organisationen, Unternehmen, Arbeitgeber, welche durch ihre Lobbyarbeit dafür sorgen, dass sie nicht mittellos werden.


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 23.11.2024, 08:20

wer greift die Mittelschicht weshalb an?

Formulieren wir es einmal bewusst hart und plakativ: Politik in diesem Land betreibt man, in dem man sich seine Wählerschaft (faktisch) "kauft". Dafür braucht man Geld. Viel Geld! Viel mehr Geld, als die Volkswirtschaft nachhaltig erwirtschaften- und als Steuerobulus abgeben kann.

Also muss man zu nicht-nachhaltigen Maßnahmen greifen. Derer gibt es zwei:

  • man "druckt Geld", macht also neue Schulden
  • man "verteilt um", nimmt also (einigen wenigen eigenen Wählern) Geld weg, um es (vielen anderen eigenen Wählern) zu geben

Das ist kein "entweder-oder": Politik macht eh beides. Aber: Erstere Methode stößt bereits an ihre verfassungsmäßige Grenze. Da muss man also erst mal die Verfassung und ihre Schuldenbremse sturmreif schießen, um das zu ändern. Kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, braucht aber ein Weilchen, bis man das geschafft hat. Also muss bis dorthin noch verstärkt die zweitere Methode herhalten. Die hat aber auch Grenzen: Die wirklich reichen Privatpersonen und international operierenden Großkonzerne weichen einfach ins Ausland aus. Und die wirklich "kleinen Leute" haben nichts, was man ihnen groß wegnehmen könnte -im Gegenteil, sie haben etwas, was die Politik ja gerade kaufen will: Ihre Wahlstimmen nämlich!

Also schröpft man halt diejenigen, bei denen man in Summe am meisten holen kann, die aber nur einen geringen Anteil an der Wählerschaft haben: Den Mittelstand.

Ein selbständiger Mittelständler mit typischem Familienbetrieb kann sich kaum dagegen wehren und ins Ausland abwandern, also wird er gerupft wie eine Weihnachtsgans. Bis er dann eben Pleite geht und seinen Betrieb schließt.

Ein nicht-selbständiger Besserverdiener besitzt typischerweise eine Immobilie und hat schon ein gewisses Alter erreicht, in dem es schwerer fällt, noch auszuwandern. Bis es eben auch ihm letztlich zuviel wird (in 2023 sind 186'000 Deutsche ausgewandert; 76% davon Akademiker).

Ergo: Was Du als Vorsatz ansiehst, ist eigentlich nur Folge einer komplett unfähigen und höchst egomanischen Politik: Die Parteien haben sich diesen Staat einverleibt; ihr einziges Ziel ist es, immer wiedergewählt zu werden, um an den Fleischtöpfen der Macht zu verbleiben. Und sie tun das, in dem sie ihre Wählerschaft von "sozialen Wohltaten" abhängig machen und ihre Wählerstimmen auf die Art "kaufen", was zu Lasten des Mittelstands geht.

-Ist leider eine Art "Systemfehler" des Politikbetriebs..


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 26.11.2024, 22:12

was mich hier jedoch erstaunt ist die Annahme, dass der Mittelstand einen geringen Anteil an der Wâhlerschäft hätte. Soziologisch dürfte man eher vermuten, dass der Mittelstand zahlenmässig mehr Wähler beinhaltet als die Unterschicht oder die Oberschicht. Richtig ist sicher die Annahme, dass die Oberschicht sich wenn möglich ins Ausland absetzt und die unteren Schichten aus diversen Gründen bleiben müssen.