Man kann Geld..
- konsumieren: man gönnt sich davon etwas und nach einer gewissen Zeit ist das dann verbraucht, abgenutzt oder defekt und das Geld damit auch endgültig weg (z.B. eine Urlaubsreise oder ein Handy)
- investieren: man kauft etwas, das produktiv ist und eine Rendite erwirtschaftet (z.B. Aktien)
- spekulieren: man kauft etwas nur aus dem Grund, weil man daran glaubt, noch jemand anders finden zu können, der einem mehr dafür bezahlt (z.B. Bitcoins)
- absichern: man kauft etwas, von dem man guten Grund hat, dass es seinen Wert unabhängig von Inflation und wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Entwicklung behält (z.B. Sachwerte wie Gold)
Wenn Du Gold kaufst, dann investierst Du also nicht, sondern Du sicherst Deine Kaufkraft ab. Genauer gesagt musst Du Gold als eine "harte" Währung ansehen, die im Gegensatz zu allen anderen Papierwährungen nicht an Kaufkraft durch Inflation verliert: Bis zum 15.8.1971 war diese Sicht übrigens vollkommen normal, weil bis zu diesem Tag Gold tatsächliches Geld war (=da alle Währungen untereinander und in einem fixen Umtauschkurs zu Gold standen!). Seitdem ist diese Bindung aufgehoben, so dass die Papierwährungen durch staatliche Inflation immer weiter an Kaufkraft verlieren, Gold aber eben hartes Geld in konstanter Kaufkraft bleibt.
Eigentlich ist es also sogar falsch, zu sagen, "Gold wird teurer", denn richtiger wäre es zu sagen, "die Papierwährungen verlieren gegenüber der Goldwährung an Kaufkraft".
Nur, um mal einen Eindruck dazu zu geben:
- Zur Einführung des Euro am 1.1.1999 lag der Goldpreis bei €245 je Unze. Stand heute liegt er bei €2138,50. Man kann also sagen, dass Gold in den letzten 25 Jahren jährlich gut 9% teurer geworden ist. Richtiger wäre aber zu sagen, dass der Euro als "Weichwährung" einfach nur über 88,5% seiner Kaufkraft verloren hat.
- Oder in Dollar: Bis zum 15.8.1971 war der Goldpreis zu $35/oz fixiert; Stand heute steht er bei $2302,20/oz: Das sind je nach Sichtweise 8,2% jährliche Teuerung oder 98,5% Kaufkraftverlust. (Und da die Währungen im sog. Bretton-Woods-System untereinander fixiert waren und das auch für die DM galt und diese wiederum in fixem Umtauschkurs in Euro überging, hast Du auch in deutschem Papiergeld seit 15.8.1971 über 98,5% Deiner Kaufkraft verloren)
Die "Kaufkraftverlustsichtweise" ist die viel sinnvollere, denn wenn Du erst einmal anfängst, die Preise von Dingen des täglichen Bedarfs gedanklich in Milligramm Gold statt wie üblich in Papierwährungen auszudrücken, dann wirst Du schnell sehen, dass sie in dieser "Goldwährung" über die Jahrzehnte hinweg sehr stabil geblieben sind. Mit anderen Worten: Gold ist eben keine "Investition", weil Gold nicht produktiv für Dich arbeitet, aber es ist eine "Absicherung" Deiner Kaufkraft. Und über die Jahrzehnte hinweg beträgt Dein Kaufkraftverlust in Papierwährungen immerhin um die jährlich 8..9% ! 👀
In anderen Worten: Wenn Du in Papierwährungen besser fahren willst, dann musst Du also eine Anlageform finden, die über die Jahrzehnte hinweg nominal (=in Papiergeld ausgedrückt) mehr als jene 8..9% Rendite erwirtschaftet, damit sie real (=in Kaufkraft ausgedrückt) eben diesen Kaufkraftverlust überträfe.
Gold (physisch!) zu besitzen macht also durchaus Sinn. Allerdings würde ich es lieber in kleiner Stückelung kaufen: Seit 1.1.2020 sind Goldkäufe und -verkäufe anonym nur noch bis €1999,- erlaubt (d.h.: Du kannst nicht mal mehr eine der üblichen 1-Unzen-Münzen anonym kaufen oder verkaufen). Wenn Du dem Staat vertraust, ist das alles kein Problem. Wenn Du im aber eher nicht traust bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Goldverbot gelesen und verstanden hast, dann allerdings schon..
Sieht man physisches Gold als Versicherung nicht nur gegen Kaufkraftverlust an, sondern auch als ultimative Absicherung bei einem Zusammenbruch des Finanzsystems, dann braucht man es sowieso in kleiner Stückelung für den dann einsetzenden Tauschhandel. Normalerweise wird der Preis je Goldeinheit größer, je kleiner die Goldeinheit ist (sog. "Aufgeld", d.h.: prozentualer Aufpreis zum Spotpreis von Gold).
Es gibt allerdings sehr bekannte und häufig gehandelte kleine Goldmünzen, bei denen sich dieses Aufgeld sehr in Grenzen hält. Unter https://www.gold-preisvergleich.de/gold-schnaeppchen/ siehst Du z.B., dass das bekannte kleine Schweizer "Vreneli" aktuell mit gerade mal 0,85% Aufgeld gehandelt wird. Eine Anlage in dieser Münzform macht daher aus meiner Sicht mehr Sinn.
Merke: "Versicherungen" gleich jedweder Art sind langfristiger Natur: In Deine Pflegeversicherung zahlst Du fast ein halbes Jahrhundert ein, in Deine Krankenversicherung Dein ganzes Leben und Deine Haftpflichtversicherung hast Du auch solange, wie Du ein Auto hast. Und bei jeder Versicherung hofft man darauf, dass man sie nicht wirklich braucht und ist froh, wenn man sie denn doch hat.
Entsprechend musst Du das auch bei Gold sehen: Es ist in erster Linie eine Absicherung gegen das (erhebliche..) Risiko von Kaufkraftverlust und Zusammenbruch der Papierwährungen und damit eine langfristige Anlage. Hebe Dir die Kaufquittungen auch gut auf, denn schon heute wird Dir keine Bank mehr eine Goldmünze ankaufen, wenn Du ihr nicht eine Quittung des ursprünglichen Kaufs vorweisen kannst.
Ob jetzt gerade heute ein guter Zeitpunkt zum Kauf von Gold ist, weiß niemand. Beim Kauf einer Versicherung fragt man sich das allerdings auch eher weniger. Wenn Du aber am zweifeln bist, kannst Du den Kauf auch über die Zeit verteilen, Stichwort "cost-averaging"-Effekt (https://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittskosteneffekt)
Viel Erfolg!