Werden eScooter und co als Alternative zum Auto im Vergleich zum Fahrrad zu wenig ernst genommen?
Mir kommt es oft so vor, dass sich die Diskussion um Alternativen zum Auto oft nur um Fahrräder dreht. Andere Verkehrsmittel werden von der Politik stiefmütterlich behandelt. Bekommen im besten Fall wie eScooter von der Politik eine in sich nicht mal schlüssige Regelung vorgesetzt die erst an die Regeln für Fahrräder angepasst wird. Oder werden im schlechtesten Fall bisher komplett ignoriert wie z.b. elektrische Einräder.
Dabei könnten solche Fahrzeuge Menschen dazu bringen freiwillig auf Fahrten mit dem Auto zu verzichten. Insbesondere auch diejenigen die mit dem Fahrrad pendeln wollen z.b. weil es bei ihnen nicht flach ist und sie nicht durchgeschwitzt irgendwo ankommen wollen. Pedelecs sind da leider viel zu teuer oftmals deutlich teurer als private eScooter. Die möchte viele nur ungern stundenlang draußen angekettet lassen.
Dazu kommt, dass eScooter und co klassischen 25km/h Rollern durch den elektrischen Antrieb weit überlegen sind. In der Stadt ist man teilweise sogar schneller als 45km/h Fahrzeuge weil man Radwege benutzen darf. Außerdem kann man eScooter zusammenfalten und zumindest bei der Bahn noch mitnehmen. Auch wenn bei Bussen und Straßenbahnen zunehmend fadenscheiniger Aktionismus um sich greift.
2 Antworten
So ein eScooter hat nur einen sehr beschränkten Nutzungsbereich. Die Mitnahme größerer Gepäckstücke geht damit gar nicht, er erfordert ein hohes Maß an Balance und somit körperlicher Gesundheit und er ist auch nicht für längere Strecken geeignet. So ein eScooter ist somit eigentlich nur für körperlich fitte Menschen für die letzten Meter von der Haltestelle bis zur Haustür geeignet. Klar, auch da eine ganz nette Sache, aber eben weit entfernt von einer wirklichen Lösung für viele Einsatzbereiche und Menschen.
Was es braucht, sind vor allem Lösungen, die inklusiver funktionieren. Also auch und gerade für Menschen mit Bewegungseinschränkungen, was ja zum Beispiel auch sehr viele ältere Menschen betrifft. Ich finde hier eigentlich diese Kleinstbusse mit 8 Sitzplätzen, die selbstständig fahren, als einen sehr sinnvollen Ansatz. Also die, die auf dem Gelände der Charité als Testlauf unterwegs sind.
Dir ist offenbar nicht bewusst, dass es viele Menschen gibt, die zwar keinen Rollstuhl brauchen, aber dennoch mit einem eScooter vorne und hinten nicht klar kämen, oder?
Und die theoretische Reichweite ist das eine, aber wie lang ist es denn angenehm, auf so einem Scooter über Straßen zu rumpeln? Würdest du das echt 50km weit machen wollen?
Was du beschreibst gilt eher für muskelbetriebene Fahrräder. Um einen eScooter zu fahren muss man ausdrücklich nicht fit sein. Stehen verursacht einen etwa 10% höheren MET Wert als sitzen. Es gibt auch viele ältere Menschen, die sich einen gut gefederten eScooter holen weil sie nicht mehr so gut zu Fuß sind.
Außerdem ist doch allein die Gleichsetzung von Krankenfahrstühlen mit Rollstühlen schon Teil des Problems. Warum sollten schmale vierrädriges elektrische Fahrzeuge mit Sitz, die nicht breiter als Lastenfahrräder sind nicht auch Teil einer auf Freiwilligkeit basierenden Verkehrswende sein?
Letztendlich sitzt der Autofahrer, der sein Auto für 500m zum Supermarkt verwendet doch auch nur in einem fahrendem Sitz. Nur mit dem Unterschied, dass er noch über eine Tonne Metall drum herum bewegt.
Außerdem betrifft Inklusion auch Menschen die weniger Geld ausgeben können oder wollen. Wenn jemand aus dem Bürgergeld raus will und einen Job im Industriegebiet findet wo keine Bahn hin fährt ist ein eScooter die perfekte Lösung.
Inklusive Lösungen für möglichst viele Menschen erreicht man gerade damit, dass man möglichst viele verschiedene Geräteklassen legalisiert und wo die Abmessungen einigermaßen übereinstimmen halbwegs gleichstellt. Damit erreicht man dann auch die Menschen die freiwillig auf Fahrten mit dem Auto verzichten würden, wenn es eine akzeptable Alternative für sie gäbe. Jeder der das macht sorgt dafür, dass die Straßen für diejenigen die Auto fahren wollen leerer sind.
Meine Mutter ist schwerbehindert. Sie kann laufen, hat aber Lähmungserscheinungen im einen Bein, was ihr Gleichgewicht massiv beeinträchtigt. Sie kann mit einem eScooter absolut nichts anfangen!
Auch meine über 90 Jahre alte Großmutter kann sich defnitiv nicht auf einem eScooter ausbalancieren.
Meine 60 Jahre alte Kollegin, die seit einem blöden Unfall massive Knie- und Fußprobleme hat, kann auch auf einem eScooter keine 2 Meter weit fahren, ohne davon runterzukippen.
Und das sind nur drei mir ganz eng und persönlich bekannte Beispiele. Alle 3 könnten aber problemlos mit so einem selbstfahrenden Kleinbus fahren! Genau der wäre on demand per App oder so die ideale Lösung für sie, um die Wege von der Haustür bis zur Haltestelle der Straßenbahn, des Zugs oder des größeren Busses zurückzulegen. Ebenfalls kann man in diesen Bussen dann auch prima und bequem die Einkäufe transportieren. Und man ist wettergeschützt unterwegs darin.
Warum denkst du denn da bitte so massiv in Kleinstfahrzeugen für eine Person, die weder wettergeschützt, noch inklusiv sind? Warum denkst du in Eigentum statt Sharing-Varianten? Warum denkst du nicht auch mal an die Personen, die nicht nur für eine Person das Abendessen und ein paar Snacks gelegentlich vom Supermarkt transportieren müssen? Wenn du all diese Fälle nicht mitdenkst, dann geht es dir nicht um eine Verkehrswende, sondern nur darum, mit deinem Spielzeug tun und lassen zu können, wonach dir ist, sorry...
Du beschreibst inklusive ÖPNV Konzepte als etwas was man alternativ zu Mikromobilität einführen sollte und vergisst dabei, dass man diese Sache sehr wohl zusätzlich realisieren kann.
Der Unterschied ist aber, dass es Zeit und Geld braucht diese Konzepte umzusetzen während das Erlauben von mehr Mikromobilität und die Gleichsetzung mit dem Fahrrad für den Gesetzgeber nur ein Federstrich ist. Diese nutzen ja die Radwege, die sowieso schon überall gepusht werden.
So lange die Teile überall im Weg liegen oder stehen sind sie mir suspekt.
Was können Besitzer von privaten eScootern dafür wenn Leih eScooter überall im Weg liegen oder stehen?
Jemand, der einen privaten eScooter hat wird den sicherlich nicht so abstellen, dann wäre der an vielen Orten in kürzester Zeit geklaut.
Das stimmt bei modernen eScootern schon lange nicht mehr. Inzwischen haben viele Modelle eine Federung und die Akkutechnologie ist auch so weit, dass 50km Reichweite nicht allzu teuer ist. Im Stadtverkehr mag es etwas weniger sein aber Städte haben auch selten einen derart großen Durchmesser.
Außerdem fallen elektrische Krankenfahrstühle für mich auch unter Mikromobilität, diese hat die Politik auf 15km/h begrenzt. Gibt keinen Grund warum die nicht auch 20km/h besser noch 25km/h haben sollten.