Warum wird die Betonung der Sinnlichkeit oft als "Hippie-Ding" abgewertet?
Ich bin tieffromm katholisch und definitiv kein Hippie. Aber gerade im Katholizismus glauben wir ja an die Leib-Seele-Einheit. Sinnlichkeit ist also ein wesentlicher Bestand unseres Lebens.
Trotzdem wird es nicht wirklich ernst genommen. Ich sage immer, es mag rational vernünftig sein, im Gym Sport zu machen oder EBooks zu lesen, aber es macht auf Dauer nicht glücklich, weil die sinnliche Ebene dabei verloren geht.
Ich finde, wir müssen unsere Körper auch wieder mehr wahrnehmen. Die Idee, dass wir in einem Körper gefangen sind, ist nicht christlich. Nach christlichem Glauben bilden Leib und Seele eben eine Einheit.
Ich sage daher oft zu Leuten, es bringt zum Glücklichsein mehr, wenn man z.B. mal ein Picknick macht oder wenn man sich mal in Badehose in den Sommerregen stellt, als viel auf Partys zu gehen oder viel Alkohol zu trinken.
Nur, ich werde immer so belächelt. Als ob ich ein kiffender Hippie wäre. Dabei sind das einfach Erkenntnisse aus 2.000 Jahren Theologie.
Aber ich möchte gerne eure Meinung dazu hören.
Ich verstehe nicht, was "Leib-Seele-Einheit" mit Sinnlichkeit zu tun hat. kannst du das näher erklären?
Wenn wir davon ausgehen, dass der Leib eine wichtige Komponente unseres Daseins ist, dann wird die Sinnlichkeit zu einer Quelle der Erkenntnis. In der Liturgie z.B. Weihrauch, usw.
4 Antworten
Das wird auf die damalige Zeit bezogen, weil die Menschen in dieser Zeit glücklich lebten.
Das ist aber pauschalisiert. Auch heute leben die Menschen glücklich und sinnlich.
Das sind halt immer so Klischees, mit denen du dich rumärgern kannst.. wenn du das möchtest...
Vieles sind aber auch nur einfach Sprüche "Hast du deine Pillen wieder nicht genommen?"..nur weil man einen kreativen Einfall hatte...
Die Welt hat schon genug Probleme. Das kann man auch mal ausblenden und sich mit einem Bier an den Strand setzen...
Ich finde deinen Standpunkt ausgesprochen vernünftig und der ist im Übrigen auch wissenschaftlich fundiert. Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass es der Psyche guttut, wenn man auf sich schaut, in der frischen Luft etwas Bewegung hat und die körperliche Erfahrung der Natur bewusst wahrnimmt.
Nicht umsonst gibt es heutzutage sogar ganze Geschäftsmodelle, die sie um die Erfahrung der Sinnlichkeit drehen, z.B. Waldbaden (ich habe eine Freundin hier auf GF, die sowas anbietet und den Leuten dabei die Einheit zwischen Mensch und Natur und das Erleben der eigenen menschlichen Natur näher bringt).
Das stimmt wohl bei einigen - ist aber eigentlich nicht Sinn der Sache.
der klassisch-kirchlich verankerte Katholizismus ist sehr körperfeindlich und sinnliches Erleben wird eher skeptisch-diabolisch betrachtet, wenn es nicht durch beten und religiös-spirituelle Mediation entsteht. Das sind z.B. sinnliche Empfingungen beim stundenlangen Rosenkranz beten.
Ich sehe das wie du. Ich bin oft in der Natur, höre den Vögeln zu oder genieße die sinnlichen Emfindungen von wärmenden Sonnenstrahlen, kühlendem Wind und den verschiedenen Gerüchen, dir mir blühende Pflanzen etc. bieten. Diese Möglichkeiten finden langsam auch über die Achtsamkeitslehre Eingang in die Gesellschaft, wobei auch hier die katholische Gemeinschaft eher zurückhaltend reagiert.
Ich kann das nicht nachvollziehen und lese beim Leben Jesu sehr viel Sinnlichkeit heraus. Die Amtskirche hat das dann ausschließlich als Völlerei bei Essen und Trinken zugelassen. Ich sehe das sehr viel weiter, hippiehaft aber ohne Hippie zu sein.
Also ich bin sehr katholische und sehe nicht, wo die katholische Kirche körperfeindlich sein soll. Im Gegenteil betont die Kirche ja gerade die Wichtigkeit des Körpers über den Tod hinaus.
Wobei man da sagen muss, dass es da ja teilweise auch wieder zweckrational begründet wird: Man macht jetzt sowas, um hinterher wieder mehr leisten zu können.