Warum kommt im Schienenverkehr eigentlich ständig alles zu spät und keiner übernimmt Verantwortung?
Seit Anfang des Jahres bin ich auf den Schienenverkehr angewiesen, vor allem in Hessen, und was ich seitdem täglich erlebe, ist ein absoluter Offenbarungseid für den öffentlichen Nahverkehr. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Nicht ein einziges Mal war eine Bahn pünktlich. Keine Regionalbahn, keine S-Bahn, kein RE. Mal sind es „Verzögerungen im Betriebsablauf“, mal „Stellwerksstörungen“, mal „eine verspätete Bereitstellung“. Jeden Tag neue Ausreden, aber immer das gleiche Ergebnis: Die Bahn kommt zu spät, fällt aus oder fährt mitten auf der Strecke nicht weiter.
Und ja, es kommt sogar vor, dass Züge komplett ausfallen. Einfach gestrichen. Ohne Ersatz. Ohne Erklärung. Ohne Plan B. Da steht man dann, morgens oder abends, im Nirgendwo, und darf zusehen, wie man klarkommt.
Und was passiert? Nichts. Keine echten Konsequenzen, kein öffentlicher Aufschrei, kein politischer Wille, das grundlegend zu ändern. Die Deutsche Bahn liefert in Hessen ein katastrophales Bild ab, aber niemand scheint ernsthaft daran interessiert zu sein, dass sich das ändert. Die Verantwortung wird hin und her geschoben, während wir jeden Tag zu spät zur Arbeit, zur Uni oder zu Terminen kommen. Das Ganze ist kein Betriebsproblem mehr, das ist politisches Versagen.
Wer täglich auf die Bahn angewiesen ist, wird regelrecht bestraft. Solange Pünktlichkeit im Schienenverkehr ein Ausnahmefall bleibt, ist die Verkehrswende nichts als leeres Gerede.
11 Antworten
Da kommt einiges zusammen.
- Überall Baustellen
- Marode Wagen und Loks.
- Fehlende Lokführer
- usw.
Die Bahn ist seit der Privatisierung auf Verschleiß gefahren worden.
Das rächt sich jetzt.
Man rechnet in Jahrzehnten bis das Streckennetz saniert ist.
Für mich ist und war Deutschland ein Autoland. Die Schweiz und Österreich investieren je Einwohner ein Vielfaches in den öffentlichen Verkehr als Deutschland.
Hallo,
die Bahnen kämpfen halt mit einer Mischung aus (ur)alter Technik, und moderner Technologie.
Die bisherigen Fahrwege wurden kaputt gefahren,
die moderne Technologie ist (noch) zu störanfällig.
Dazu eine verfehlte Privatisierung, und viele Manager die bahnfremd sind.
Die Ausschreibungen der Bundesländer, die nicht eigehalten werden können.
Der verzögerte Ausbau älterer Bahnstrecken.
Der Bau super teurer Schnellfahrstrecken und Bahnhöfen,
die die Mittel binden.
Der Personalmangel und die störungsbehafteten Fahrzeuge.
Rückbau von Ausweichmöglichkeiten, und fehlende Zeitpuffer.
Hansi
Warum ziehst du nicht einfach näher zur Arbeit oder wechselst den Job, wo du das Problem nicht hast oder versuchst es nicht einfach mit dem Bus? </klugscheiß_sorry_sarkasmus-anfall>
Heute würde ich wenn ich wieder in die selbe Oberstufe gehen würde (ca. 15-20km, beides HS-Städte) ein Fahrrad mit E-Tretunterstützung bis 25km/h benutzen. Ist auf der optimalen Route genauso schnell wie der ÖPNV, aber man spart Zeit, da man nicht auf die nächste Verbindung warten muss, was häufig auch ein Problem war.
notting
Viele Köche verderben den Brei. Es sind einfach zu viele Firmen beteiligt die mitunter nicht miteinander kommunizieren können/wollen/dürfen.
- Für den Schienenweg und die Fahrplantrassen ist das Einsenbahn-Infrastrukturunternehmen zuständig. Die Instandhaltung erfolgt aber fast nur noch durch Subunternehmer.
- Durchgeführt wird der SPNV von Eisenbahn-Verkehrsunternehmen, die dafür aber auch Subunternehmer beauftragen können.
- Das Zugpersonal wird oft von Personaldienstleistern gestellt.
- Immer öfters übernimmt der Fahrzeughersteller auch die örtliche Instandhaltung.
- Auch die Fahrzeugpflege wie Reinigung oder WC Abwassertanks entleeren und Wasser wieder auffüllen, erfolgt immer öfter durch externe Dienstleister.