Sind wir Teil eines universellen Prinzips, oder haben wir eine eigenständige Handlungsfreiheit?
Wir kennen die Naturgesetze. Alle vier Grundkräfte zusammen könnte man als "das universelle Prinzip" zusammenfassen.
Wir wissen, dass alles in diesem Universum den Weg des geringsten Widerstandes geht, auch wenn in manchen isolierten Teilen des Systems höherer Aufwand betrieben wird (siehe Organismen) - doch letztlich mit einer insgesamten Entropiezunahme einhergehen (Organismen beschleunigen den Entropieprozess statt ihn zu verlangsamen).
Doch ist die Art, wie unser denken, handeln und fühlen funktioniert, im Grundprinzip vielleicht einfach nur die Art, wie sich die Natur ausdrückt?
Anders gesagt: Sind wir eigenständige freie Entitäten, oder sind wir komplexe Gebilde die in ihren unterschiedlichsten Variationen einen Teilbereich der Existenz abbilden, welche in Summe genauso richtig und perfekt sind, wie die Bildung von Graslandschaften, Wolken, Baumästen oder Sonnensystemen?
Im gegenwärtigen Weltbild sind wir isolierte und freie Handlungssysteme. In dieser Sichtweise wären wir sowas wie einzigartiger Ausdruck oder eine Funktion des gesamten Universums.
5 Antworten
nicht "oder" , beides ist gegeben/präsent.
Ich vergleiche Leben gern mit einer extrem komplexen Verwirbelung im Strom der Materie. Nur so kann man es als Teil des universellen Prinzips betrachten. Das muss es letztlich sein, denn wir sind ja nicht allesamt kleine Götter, die außerhalb der Physik stehen.
Die freie Entscheidung, jetzt kurz den Finger zu krümmen, lässt sich auf Basis der vier Grundkräfte aber scheinbar nicht erklären. Es ist keine Reizbeantwortung und physikalisch durch nichts angestoßen.
Man kann sich am ehesten damit herausreden, dass die unermessliche Dynamik der chemo-elektrischen Impulse zwischen der Billiarde verschalteter Neuronen mechanistisch nicht zu überblicken ist, quasi eine Verkräuselung des Materiestroms bis ins Unendliche.
Aber ob das die Handlungsfreiheit wirklich erklärt und in die Physik zurückholt...
Vielleicht.
Mit der Lieblingsantwort "beides" geht man dem Dilemma natürlich gekonnt aus dem Weg. :)
Da das Universum indeterministisch funktioniert trifft beides zu.
Beides. Wir sind freie Entitäten, die sich in einer komplexen Welt bewegen.
Wir bestehen wie das gesamte Universum aus Energie und Materie und von daher unterliegen wir den Naturgesetzen.
Wir sind etwas Einzigartiges aufgrund besonderer Bedingungen, aber wir sind keine Funktion des Universums, sondern sind nur für uns selber da. Deshalb haben wir im Rahmen der Naturgesetze "eine eigenständige Handlungsfreiheit".
keine Funktion des Universums, nur für uns selber da
Das sehe ich anders.
Die Trennlinie ist zwar vage und beinahe zu vernachlässigen, doch wenn ich ein wenig anders wäre und ein wenig andere Worte von mir geben würde, dann würde das symptomatisch auch dich ein wenig ändern, auch wenn es nur das Feuern von ein paar hundert Neuronen ist die anders wären.
Genauso verändert deine Kultur, deine Sprache, dein Zimmer, deine Luftzusammensetzung und die Nahrung die du konsumierst deinen Organismus auf eine Art und Weise, wo sich sagen lässt, dass du "von deiner Umwelt gemacht wirst".
Ich würde aber nicht so weit gehen zu sagen, dass man dann von außen komplett determiniert ist, sondern hier auf deine spätere Aussage zurückgreifen und sagen "wir haben im Rahmen der Naturgesetze eine eigenständige Handlungsfreiheit".
So würde sich die Idee, eine Funktion des Universums zu sein, nicht damit ausschließen, Handlungsfreiheit zu haben. Man könnte dadurch beinahe schon argumentieren, dass das Universum durch Organismen selbst eine gewisse Freiheit hat, während es sich im Fundament in Form von Naturgesetzen jedoch sehr starr, konsistent und regelmäßig verhält.
Sehr interessant! Ich sehe Organismen gerne auch als solche Wirbelströme. Letztlich formen sie sich aus dem Universum und müssen ständig Energie zuführen, um dann schließlich doch wieder zu verfallen um andere Wirbelströme zu ermöglichen.
Ich persönlich glaube, dass es weder freier Wille noch Determinismus ist bzw. beides zugleich. Momentan hätte ich aber Schwierigkeiten das auszuformulieren. Es basiert auf der "Idee", dass das Universum im Kern nondual ist, wie es in den östlichen Lehren angenommen wird.