Kinder mehrsprachig erziehen?
Meine Freundin ist keine gebürtige deutsche, daher habe ich einen großen Bekanntenkreis bestehend aus vielen Leuten mit sogenannten Migrationshintergrund. Und da habe ich kürzlich ein Kind kennengelernt:
Der Vater (deutsch) arbeitet viel und ist selten zu Hause. Die Mutter ist demnach mit Abstand die größte Bezugsperson, spricht jedoch nicht so gut deutsch. Das Kind (ca. 7-8 Jahre alt denke ich) spricht zwar fließend und für sein Alter nahezu perfekt deutsch, aber eben nicht ganz so wie andere Kinder in seinem Alter. Man hört einen deutlichen Akzent, beispielsweise ein ungewöhnlich starkes rollen des Buchstaben "r". Dann habe ich noch erfahren, dass die Mutter oft in ihren Landessprache mit dem kleinen spricht, da sie findet er soll ja auch seine Wurzeln kennen und weil sie der Meinung ist Kinder lernen Sprachen im jungen Alter am besten - was ein weiterer Grund für die nicht 100% perfekte Aussprache des Kindes sein wird.
Dies bringt mich zu den Fragen, die ich hiermit zur Diskussion stelle:
Sollten Kinder in solchen Fällen nicht zuerst die Sprache des Landes in dem sie leben perfekt beherrschen bevor man sie an andere Sprachen heranführt?
Wann ist das richtige Alter um einem Kind eine 2. Sprache beizubringen? Gibt es dafür überhaupt ein richtiges Alter?
Und wie denkt ihr generell über solche Fälle und mehrsprachige Erziehung?
Habe den Beitrag gerade nochmal gelesen, so schlimm ist es nicht, der Junge spricht sehr flüssig und (für sein Alter) fast perfekt, es ist lediglich ein leichter Akzent. Zudem war das auch nur ein Beispiel, es geht weniger um diesen speziellen Fall sondern die Fragen sind eher allgemein gedacht...
9 Antworten
Bi- oder multilinguale Erziehung ist ein echtes Geschenk für die Kinder. Also herzlichen Glückwunsch an den Jungen - ein echter Jackpot 🫶🍀🫶
Bei dieser Möglichkeit werden die Sprachen nicht nacheinander erlernt, sondern parallel und das von Anfang an.
Ich hätte es mir für meine Kinder sehr gewünscht, aber wo die Liebe eben wächst, sind Licht und Schatten gegeben.
Also wenn man wirklich die Möglichkeit hat das Kind zweisprachig aufwachsen zu lassen ist das eine wunderebare Sache. Wenn man es "richtig" angeht.
Leider lernen immer noch viel zu viele Kinder zu Hause kein Deutsch obwohl sie hier leben. Und es die Eltern ausrechend können. Höre da oft genug: Kann es doch im Kindergarten lernen.
Bin selbst zweisprachig aufgewachsen und finde daran nichts schlimm oder falsch... ich spreche fließend deutsch und beherrschen diese auch schriftlich ohne Probleme....
bei einem *sprachgesunden* Kind sind mehrere Sprachen absolut kein Problem - schlimmstenfalls verzögert sich die Sprachentwicklung zu Anfangs ein Bisschen, vor allem, wenn es mehr als zwei Sprachen sind, was das Kind aber bis Schuleintritt längst wieder aufgeholt hat.
Mehrsprachigkeit sollte von Anfang an praktiziert werden (wobei sich die oft gehörte Empfehlung "ein Sprecher, eine Sprache" SICHER NICHT umsetzen lässt in einem normalen Familienleben)
und es sollte auf jeden fall die Umgebungssprache von Anfang an voll angeboten werden, denn das ist die Sprache, in der das Kind außerhalb der Familie hauptsächlich kommunizieren und auch seine Bildung erwerben wird! alle andren Sprachen sind optional.
und übrigens: gerade das Zungenspitzen-r im Deutschen ist überhaupt kein Problem, ist sogar in manchen Gegenden die dominierende Variante!
Meine Schwester war mit einem Amerikaner verheiratet und lebte auch in den USA.
Sie hat ihre Kinder von Anfang an Zweisprachig erzogen und das war für die Kinder überhaupt kein Problem. So haben sie mühelos und ohne Vokabeln zu pauken zwei Sprachen akzentfrei gelernt.