Wie wird man am besten eine Angststörung los?

3 Antworten

Es klingt sehr belastend, was du beschreibst, und gleichzeitig zeigt sich darin auch etwas Wichtiges: du erkennst klar, dass es so nicht weitergehen kann und dass du dir dein Leben zurückholen möchtest. Das ist bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung. Angststörungen können sehr hartnäckig wirken, aber sie sind veränderbar.

Viele Menschen haben gute Erfahrungen mit einer Verhaltenstherapie gemacht, besonders mit Methoden wie Expositionstraining. Dabei lernst du langsam, dich wieder in Situationen zu begeben, die Angst auslösen, und zu erleben, dass sie aushaltbar sind. Auch EMDR, ursprünglich für Traumata entwickelt, wird heute bei Ängsten erfolgreich eingesetzt, weil es das Nervensystem beruhigt und alte Verknüpfungen löst. Manchmal hilft auch eine systemische Aufstellung mit Figuren, weil du dort die innere Dynamik deiner Angst sichtbar machen und neue Perspektiven entwickeln kannst.

Neben professioneller Unterstützung sind kleine Routinen im Alltag sehr wertvoll. Atemübungen oder kurze Meditationen können helfen, dein Nervensystem zu stabilisieren. Bewegung in Form von Spaziergängen oder Sport baut überschüssige Spannung ab. Auch der bewusste Verzicht auf Cannabis oder andere Substanzen, die Ängste verstärken können, ist eine wichtige Grundlage.

Es geht nicht darum, die Angst komplett zu „löschen“, sondern Schritt für Schritt zu lernen, dass sie dich nicht mehr beherrschen muss. Mit Geduld und passenden Methoden kannst du dir deine Freiheit nach und nach zurückerobern. Vertraue darauf, dass Veränderung möglich ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich helfe Menschen, ihre innere Balance wiederzufinden

Bartagamen177 
Beitragsersteller
 21.08.2025, 08:23

Ich bedanke mich herzlichst bei ihnen, für ihre Antwort.

Hallo Bartagamen,177,

als sehr wirkungsvoll gegen Angststörungen hat sich eine Kombination aus Medikamenten und einer Psychotherapie erwiesen. Es gibt verschiedene Arten von Therapien, wobei die sog. kognitive Verhaltenstherapie im Hinblick auf diese Erkrankung sehr hilfreich ist.

Bei dieser Therapie geht es darum zu erkennen, inwieweit Deine Angst durch bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen entsteht und welche Änderungen dabei helfen können, die Spirale der Angst zu unterbrechen. Bei einer Angststörung ist es daher auf jeden Fall sehr wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Neuere Forschungen haben ergeben, dass es (neben den sog. Tranquilizern, also chemische Präparate, die verschreibungspflichtig sind) auch ein sehr wirksames pflanzliches Mittel gegen Angst gibt: Lavendelöl (in Kapselform).

Es löst innere Anspannungen und verhilft auch zu besserem Schlaf. Es ist nicht verschreibungspflichtig und wird in den Apotheken unter dem Handelsnamen Lasea geführt. Du kannst Dich ja mal bei Deinem Arzt oder Apotheker danach erkundigen.

Du kannst aber auch (neben fachlichen Hilfsangeboten) selbst einiges gegen Deine Ängste tun. Zum Beispiel ist das Erlernen einer Entspannungstechnik ein wirksames Mittel, um innere Spannungen, die durch die Angst entstehen, abzubauen.

Bekannte Verfahren sind z.B die "Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen" oder auch das "Autogene Training". Einige Grundübungen zur progressiven Muskelentspannung kannst Du Dir auf der folgenden Website im Mp3-Format herunterladen:

https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/aktiv-entspannen/progressive-muskelentspannung-zum-download-2021142?tkcm=aaus

Manche versuchen, mit dem Verstand gegen die Angst zu halten. Sie sagen sich, dass es ja eigentlich nichts gibt, wovor sie Angst haben müssten. Doch durch Verstandesgründe lässt sich die Angst in der Regel nicht ausschalten. Manchmal ist es besser, sich der Angst zu stellen und sie zuzulassen.

Je mehr man sich dagegen wehrt, desto mehr besteht die Gefahr, dass sie sich verselbständigt. Besser ist es, mit jemanden, zu dem man Vertrauen hat und der über eine gewisse Reife und innere Stärke verfügt, über seine Ängste zu sprechen. Allein schon das Sprechen über die schlimmen Gefühle kann große Erleichterung bringen.

Auch das Führen eines Angst-Tagebuches kann helfen. Warum ist das sinnvoll und empfehlenswert? Nun, durch ein Angst-Tagebuch lernt man seine Ängste und die möglichen Auslöser besser kennen und kann so gezielter dagegen vorgehen. Wie Du ein solches Tagebuch führen kannst und welche Vorteile es sonst noch hat, kannst Du hier kennenlernen:

https://www.familysearch.org/de/blog/ein-tagebuch-fur-sorgen-und-angste-wie-man-stress-durch-schreiben-abbaut

Dann gibt es da noch eine simple, aber wirksame Methode zur Angstbekämpfung: das Singen. Studien haben nämlich gezeigt, dass man durch Singen Angst und Stress viel leichter bewältigen kann. Woran liegt das?

Nun, beim Singen wird ein bestimmtes Hormon, Oxytocin, ausgeschüttet, das euphorische und zugleich auch beruhigende Gefühle hervorruft. Auch Glückshormone werden freigesetzt. Das Ganze kann man noch dadurch steigern, dass man nicht nur allein, sondern auch in einem Chor singt.

Natürlich hast Du ja nicht immer einen ganzen Chor zur Hand, wenn Dich mal wieder Angstgefühle plagen. Wie also könntest Du vorgehen? Suche Dir Dein Lieblingslied (evtl. auch ein Lied aus Deiner Kindheit), mit dem Du angenehme Gefühle verbindest und singe es immer dann, wenn eine angstauslösende Situation entsteht oder Du unter großem Stress stehst.

Je nachdem wo Du Dich gerade befindest, kannst Du jedoch nicht unbedingt laut singen. Das ist auch gar nicht notwendig, denn auch das leise Summen eines Liedes kann einen beruhigenden Effekt haben. Denke daran: Solange Du singst oder summst, ist es Deinem Gehirn gar nicht möglich, Angst zu produzieren! Probiere es doch einfach mal selbst aus und Du wirst Dich wundern, was das Singen (oder auch Summen) mit Dir macht!

Für jemand, der an Gott glaubt, kann auch der Gedanke hilfreich sein, dass er sich für uns und unsere inneren Empfindungen interessiert. Als derjenige, der uns, einschließlich unserer Psyche, erschaffen hat, weiß er besser über uns Bescheid als jeder noch so gut ausgebildete Arzt oder Therapeut! Von daher kann er auch genau verstehen, warum wir über bestimmte Dinge beunruhigt sind oder Angst vor ihnen haben.

Obwohl die Bibel kein Gesundheitsratgeber ist, enthält sie doch viele gute Tipps, die sehr zu unserem körperlichen und auch psychischen Wohlergehen beitragen. Das ist gerade in unserer Zeit mit ein Grund dafür, dass wir uns mit ihr einmal genauer beschäftigen sollten.

Für diejenigen, die zu Gott ein vertrauensvolles Verhältnis haben, gelten die Worte: " Deshalb beugt euch unter Gottes mächtige Hand. Dann wird Gott euch aufrichten, wenn seine Zeit da ist. Ladet alle eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch" (1. Petrus 5:6,7). Das Gefühl zu haben, dass Gott hinter einem steht und genau versteht, was in uns vorgeht, kann inneren Ängsten sehr entgegenwirken!

Wie Du also siehst, gibt es Möglichkeiten, etwas gegen Deine Angst zu unternehmen. Allein schon zu wissen, dass Du der Angst nicht hilflos ausgeliefert bist, kann sehr beruhigend sein. Ich wünsche Dir, dass Du es mit der Hilfe und Unterstützung anderer schaffst, Deine Angst zu überwinden und Dein Leben wieder in ruhigeren Bahnen verläuft! Alles Gute und viel Kraft!

(Hier noch eine kurze Anmerkung: Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich im Hinblick auf gesundheitliche Probleme und deren Behandlung keine bestimmten Empfehlungen geben möchte - das ist immer Sache des Arztes. Verstehe daher bitte meine Antwort rein informativ.)

LG Philipp

Du musst dich deinen Ängsten stellen, sonst wird die Angst immer mehr Raum einnehmen.


LouPing  21.08.2025, 00:36

Aus der Ferne ist der Rat nicht ganz ungefährlich. Die Konfrontationstherapie ist grundsätzlich ein Handwerkszeug bei der Bekämpfung von Angststörungen.

ABER - hierbei ist es wichtig welche Ursache und inwieweit sich die Ängste bereits manifestiert haben.

Bei bestimmten Verläufen der Angststörung kann eine zu frühe oder straffe Konfrontation zu heftigsten Re- Traumatisierungen führen.

Meine dickeköpfige Frau war Anfangs auch der Meinung mit dem Kopf durch die Wand zu müssen, sie hat sämtliche Warnungen von Trauma-Therapeuten komplett ignoriert. Sie war der Meinung das Problem alleine lösen zu können, das war von Anfang an ein fataler Irrtum.
Ihre Experimente haben ihre PTBS signifikant verschlechtert. Es hat eine Weile gedauert das zuzugeben und endlich den Fachleuten vor Ort zu vertrauen.

Pinguinpingi9  21.08.2025, 09:04
@LouPing

Ja. Ich denke man muss auch die Angst „kennenlernen“ und ein bisschen Erfahrung mit ihr haben. Dann weiss man auch wie man bei einer Panikattake reagiert und man ist nicht mehr so verunsichert. Dann hängt es natürlich auch vom Grad der Angst ab und vielen anderen Faktoren.

Bartagamen177 
Beitragsersteller
 21.08.2025, 00:31

Hey, danke für die Antwort. Das ist mir natürlich klar, aber wenn es nur so leicht wäre, hätte kein Mensch mehr Angst vor irgendwas. Es war eher so gemeint, dass wie ich mich am besten meinen Ängsten stellen kann.

Bartagamen177 
Beitragsersteller
 21.08.2025, 00:39
@LouPing

Ist Therapie wirklich so gut oder nur Geldmacherei ?

LouPing  21.08.2025, 00:46
@Bartagamen177

Aus Erfahrungen mit meiner Frau bin ich der festen Überzeugung dass Angststörungen in die Hände von erfahrenen Therapeuten gehören.
Meine Frau ist selber Medizinerin, sie ist mit der Selbsttherapie ihrer PTBS/ Trauma unbedingter Panikstörung gnadenlos gescheitert.

Die Situation hatte sich sogar derart verschlimmert dass sie über viele Monate ausschließlich stabilisiert werden musste.

Nun geht sie den Weg gemeinsam mit einem Trauma- Therapeuten. Er achtet stets haargenau darauf sie nicht zu überfordern.