War das in der Römischen und griechischen Kultur wirklich so?

8 Antworten

Ganz richtig ist das so nicht.

Es gab in griechischer und römischer Kultur keine Homosexualität - oder Heterosexualität. Es gab kein Konzept davon, das Männer sich ausschließlich zu einem anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Die Grundannahme war, das Männer grundsätzlich bisexuell veranlagt sind.

Was im übrigen nicht heißt, dass sie damals fortschrittlich waren. Anstatt das Menschen darüber beleidigt wurden, dass sie schwul waren, wurden sie darüber beleidigt, wenn sie passiven Analverkehr genossen haben. Das galt als unterwürfig und eine Sache von Jüngeren, nicht dem entsprechend, wie ein starker Mann sein soll.
Es gibt Reden von Cicero über Julius Caesar, dass dieser kein guter Herrscher sein würde, weil er für einen mesopotamischen König den Hintern hingehalten hat. Und 'Mag es von hinten' ist eine sehr beliebte Beleidigung bei vielen Kaisern gewesen.
Häufig sahen entsprechende Beziehungen dann so aus, dass ein Lehrer seine (teilweise aus heutiger Sicht minderjährige) Schüler unter sich hatte.

Liebe war natürlich kein Aspekt des ganzen Systems. War sie fairerweise aber auch sonst nicht, bis ungefähr ins viktorianische Zeitalter, als das heutige Konzept von romantischer Liebe mit Märchenhochzeit durch Queen Victoria inspiriert erschaffen wurde.

Klar gibt es auch positivere Beispiele. Die Armee, die nur aus schwulen Liebespaaren bestand, da gehofft wurde, dass sie sich gegenseitig beschützen wollen zum Beispiel. Da wurde tatsächlich akzeptiert, dass Liebe zwischen Männern existieren kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
Von Experte Neugier4711 bestätigt

ich kann es nur fürs alte Rom beantworten, die griechische Kultur war da anders, wobei sich das aber auch wandelte, und ich kenne mich nicht so aus.

Die Unterscheidung war nicht "homo" oder "heterosexuell". Die Sexualität war streng hierarchisch, und an der Spitze der Nahrungskette stand der männliche, freie römische Bürger. Mann war, wer - ganz gleich wen oder was, penetriert. Den weiblichen und damit in römischen Augen unterworfenen, minderwertigen Part nahm die Person ein, die passiv war. Das passt dann auch zur Vergewaltigung von männlichen Kriegsgefangenen.

Der Druck auf den römischen Bürger war so groß, diesem Ideal zu genügen, dass er eigentlich nur mit Leuten niedrigerem Stand ( Nichtbürgern, Sklaven, Freigelassenen, Prostituierten) und jüngeren als sie selbst homosexuelle Beziehungen eingehen konnte. Dann war es nämlich für die Umwelt klar, wer der Aktive ist. Es gab nur wenige wie die kurzzeitigen Kaiser Galba und Vitellius, die anscheinend eine Vorliebe für stramme Männer hatten (und selbst da wird es Propaganda ihrer Nachfolger gegen sie sein).

Als die Römer mit der griechischen "Knabenliebe", wobei man nicht an Kinder denken sollte, der "pais" war ein Junge in der Pubertät, und eine Erastes/Eromenos - Beziehung, also ein Mentor/Mentee- Verhältnis innerhalb des Adels und der Hochgestellten, die Sex einschließen konnte, jedoch nicht musste, in Kontakt kamen, stürzten die sich auf den sexuellen Aspekt. Es wurde "modern", sich mit schönen Sklavenjünglingen zu umgeben. Heutzutage würde man das sexuelle Ausbeutung nennen, die Römer sahen Sex als gewöhnlichen Sklavendienst an.

Außer mit Jünglingen schliefen die Römer auch mit Sklavinnen und mit Prostituierten. In einer Welt, die keine sexuell übertragbaren tödlichen Krankheiten kannte, und die Prostitution alltäglich und äußerst billig war (eine Prostituierte verlangte nicht mehr als eine preiswerte Mahlzeit kostete)wurde die Triebabfuhr als "gesund" betrachtet. Nur sehr reiche Männer sponserten auch Hetären, das waren gebildete Gesellschafterinnen, wobei der Sex dann nicht die Hauptrolle spielten.

Zu den Ehefrauen: Es wurde erwartet, dass die Ehefrau sexuell zurückhaltend war, und Männer gingen tatsächlich zu Prostituierten, wenn sie Oralsex ausüben wollten, weil sie "das ihrer Gattin nicht zumuten konnten". Viele Frauen haben sich an die Regeln nicht gehalten: sie waren oft wohlhabend und unabhängig (rechtlich nie, aber de facto doch). Sie hatten eine äußerst schlechte Presse: Messalina, Agrippina, Livia, um ein paar Beispiele zu nennen. Ihre Aufgabe war es tatsächlich, das Projekt "Familie" zu managen und Kinder zu bekommen. Ihr Mann empfand ihnen gegenüber nicht "amor", das war körperliche Liebe, für Sklavinnen oder Hetären reserviert, sondern "pietas", das ist die sittliche Verpflichtung Menschen und Göttern gegenüber.

"Heilige und Hure" hat da sehr gut funktioniert.

Also es ging um Status und Macht, keineswegs um eine gesellschaftlich tolerierte homosexuelle Beziehung, wie wir das heute verstehen, bei der die Partner sich vielleicht auch lieben und rechtlich gleichgestellt sind. Das ist die von heute konträre sexuelle Moral der Antike.

Woher ich das weiß:Hobby

Nein.Das ist Moderne Geschichts Verfälschung.

Homosexualität war in Griechenland gerade mal so toleriert.

Beliebt war es nicht.

Trotzdem möchte ich einmal die Thebanische Heilige Bande Erwähnen.Dies waren Homosexuelle Liebhaber die gemeinsam auf dem Schlachtfeld kämpften.

Zu Rom kann ich nichts sagen. Ab dem Punkt wo das Christentum zur Staatsreligion wurde war dies der Späteste Punkt wo es verboten war.

So oder so war die Ehe und Sex für die meisten eh nur um für Nachwuchs zu sorgen von Bedeutung

Tatsache ist, dass Anal-Sex umgangssprachlich seit Generationen als "Griechisch" bezeichnet wird (so wie Oral-Sex als "französisch" bekannt ist).

Das kommt nicht von Ungefähr: Denn homosexuelle Beziehungen zwischen Männern und minderjährigen Jungen waren im Griechenland der Antike zumindest gesellschaftlich akzeptiert.

Es ist durchaus möglich, dass man die männlichen Kinder und Jugendlichen in den höhergestellten Kreisen in diese Richtung erzogen hat. Denn selbst bis in das 20. Jahrhundert hinein wurden auch die jungen Damen der europäischen Gesellschaft mit dem Ziel auf eine Eheschliessung hin erzogen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!
Homosexualität war für die Gesellschaft beliebtere Sexualität und wurde auch von klein auf sp erzogen also normale als Hetero Sex.
Sex mit einer Frau wurde nur zu Nachwuchs Zeugung praktiziert und zu mehr nicht.
So habe ich es gehört

Vergiss', was du gehört hast, denn es ist Unsinn!

Freilich stimmt eines: vorallem die Griechen, aber weniger die Römer, gingen mit Homosexualität gelassener um als noch viele Menschen unserer heutigen Gesellschaft. Praktiziert wurde Homosexualität, ob nur gesellschaftlich verpönt oder sogar unter (bisweilen strengste) Strafe gestellt, zu allen Zeiten!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.
bountyeis  07.03.2024, 10:10

noch ergänzen: In der römischen Armee war praktizierte Homosexualität verboten und konnte mit Hinrichtung geahndet werden. doch nicht aus dem Moralaspekt heraus, eher "Die Männer sollen an ihre Pflichten denken, und sich nicht vergnügen" und man wollte verhindern, dass beispielsweise Offiziere auf Mannschaftskameraden Druck ausübten.

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