Sollten wir nicht endlich von Platon los kommen?
Wir müssen als Kirche und Gesellschaft einfach ENDLICH Platon überwinden. Ein platonisches Leben (also ohne Sexualität) ist einfach nicht möglich. Sexualität ist nichts 'schmutziges', sondern gehört zu unserem Körper einfach dazu.
Solange mache Menschen Sexualität immer noch als etwas Schlechtes ansehen, das 'überwunden' werden muss, kann es nicht besser werden.
Ein Theologe hat zurecht gesagt, wir leben eigentlich immer noch in der Spät-Antike. Platons Aussage, dass Sexualität ein animalischer Trieb ist, den wir unterdrücken müssen, prägt uns bis heute und hat nur Leid für die Menschen gebracht. (Verbot von Homosexualität, Selbstbefriedigung, Freizügigkeit, Sex vor der Ehe, usw.)
Aber viele Menschen haben halt immer noch den Irrglauben, dass ich Sexualität halt ablegen kann, wie ich eine Gewohnheit ablegen kann. Dabei ist Sexualität eher vergleichbar mit Essen und Schlafen: Das können wir nicht ablegen.
Wenn wir versuchen, vom Essen und Schlafen wegzukommen, wird es auch IMMER schiefgehen.
Aber da müsste man ja zugeben, dass die griechischen Philosophen geirrt haben. Und dazu ist man noch nicht bereit.
Es gibt z.B. immer noch viele Menschen, die es für einen Sakrileg halten, wenn man sagt, dass Jesus auch eine Morgenlatte und Samenerguss hatte. Dabei hatte er es selbstverständlich auch, wenn er GANZ Mensch geworden ist. Aber viele Leute haben da immer noch eine Ablehnung, eben weil wir alles körperliche immer noch als schlecht wahrnehmen.
Wie seht ihr das?
11 Antworten
Wie seht ihr das?
Ich sehe das als innerkatholischen Konflikt.
Aber es scheint mir neben dem systemischen Kindesmissbrauch eines der Hauptgründe für den Bedeutungsverlust der RKK zu sein.
Du hast da etwas vergessen:
Antike/Mittelalter: Sex böse und fleischlich. Triebhaftigkeit und nur für Vermehrung gut. Gleichzeitig aber Polygame und extreme Lebensformen
Sex jetzt: freies Mittel zum Glück, jederzeit und mit jedem. Ursache für kaputte Beziehungen, ungewollte Schwangerschaften und ungewollte Kinder, Prostitution, Menschenhandel. Freie Ware als Pornographie, moralisch entfesselt und beliebig, wird mit Essen und Schlafen gleichgesetzt
eigentlich: Sex als Freude und Genussmittel in stabilen Beziehungen. Sex als Initialereignis für gewollte Kinder. Sex als wertvolles Geschenk für den Partner und nicht als wertlose Ware
Platon beeinflusst mich in keiner Weise.
wir haben 2022.
Du bist also völlig isoliert auf einer einsamen Insel ohne Einfluss der gesellschaftlichen Normen aufgewachsen?
Hallo Hessen,
das Thema "platonische Liebe" lehnt sich fälschlicherweise an Platon an. Das eigentliche Konzept von Platon sieht das etwas anders. Nach meinem Stand ging es bei Platon eben um das "Mehr" ohne dabei alles anderer "zu verteufeln".
Da gibt es aber sicherlich Menschen die das viel besseer Beurteilen können als ich. Nur wieder als "Denkansatz" von mir gemeint.
Was mich aber etwas irritiert hat ist dieser Ansatz von Dir:
Wir müssen als Kirche und Gesellschaft
FIndest Du die Kirche "der Liebe und Sexualität" gegenüber zu streng? Findest Du das diese Themen in der r.K. als "schlecht" angesehen werden. Das erkenne ich tatsächlich nicht. Der Schwerpunkt liegt aber auf dem Wort der Liebe. Liebe und Sexualität gehen ineinander über.
Ist das Thema "Zölibat" nicht ein Thema der "freiwilligen Entscheidung" - oder anders gesagt: Jemand der katholischer Priester werden will - wird sich wohl auch bewußt mit diesem Thema beschäftigen. Und dann für sich entscheiden ob es sein Lebensweg wird - oder auch nicht. Analog natürlich in den jeweiligen Klöstern.
Nimm doch Dich als Beispiel. In einem anderen Beitrag hast Du geschrieben - bei Dir ist es so, dass Du (aktuell) keinen GV willst - sondern lieber kuscheln (...) - und das ist nicht nur Dein gutes Recht...das ist auch völlig akzeptiert in der Gesellschaft. Persönlich glaube ich einfach, dass die Gesellschaft viel weiter ist, als Du im Moment denkst.
Es grüßt
s'Fjolnir
Verhütungsmittel sind laut Lehramt schließlich verboten
Ist dies so? Von einem befreudeten (sehr sehr katholischen) Paar weiß ich, dass die "Kalendermethode (? - heisst diese so?) durchaus zulässig ist.
Aber ich weiß was Du grundsätzlich meinst.
Ehe mit Kinderwunsch stattfindet
Nicht ganz richtig. Wenn Du es umgedreht formulierst wird eine positive Botschaft daraus: Es ist der Kinderwunsch nicht willentlich auszuschließen. Da schließt sich der Kreis wieder zu der "Kalendermethode" - die nach meiner Kenntnis nicht zu den sicheren Methoden gehört.
Die Frage ist aber tatsächlich: Ist das nicht ein "inner-katholisches" Thema? Ich vermag das nicht zu beurteilen - habe aber durchaus den Eindruck.
Inhaltlich zitiert aus https://www.abendblatt.de/vermischtes/kolumne/article108088871/Platon-liebte-unplatonisch.html
Von wegen: Kein Sex, bitte, ich bin Philosoph ... Neue Erkenntnisse über einen alten Griechen.
Der britische Historiker Jay Kennedy von der Uni Manchester hat sorgfältig kodierte Botschaften in Platons Werk entdeckt. Die Entschlüsselung dieser Symbole erbrachte eine überraschende Erkenntnis: Der alte Schlingel aus Athen wusste auch bezüglich der Damenwelt sehr wohl, was gut ist. Den prüden Zausel habe Platon nur gegeben, weil sein Lehrer Sokrates wegen "Verderbens der Jugend" hingerichtet wurde und er dies für sich gern vermeiden wollte.
Platon empfiehlt allerdings keine sexuelle Hemmungslosigkeit (lieber fünf vor zwölf als keine nach eins), sondern einen goldenen Mittelweg. Um es mit Martin Luther auszudrücken: In der Woche zwier schadet weder ihm noch ihr.
Wenn uns also mal wieder jemand eine platonische Beziehung vorschlägt, können wir frohen Mutes antworten: Ich bin dabei!
Wenn die Kirche Sexualität und Liebe gemeinsam so sehen würde, wäre das ja ein großer Schritt. Das Lehramt sagt jedoch, dass Sexualität ihren Platz in der Ehe haben soll, die da bestehen soll aus Mann und Frau. Alle anderen Formen der Sexualität ist für das Lehramt nicht legitim.
Und auch Innerhalb der Ehe darf Sexualität nur zur Fortpflanzung stattfinden. Verhütungsmittel sind laut Lehramt schließlich verboten. Wer also keine Großfamilie haben möchte, muss laut Lehramt enthaltsam leben.
Der Spalt zwischen Lehramt und realem Leben ist wohl offensichtlich.
D.h. , ja, Kirche sieht Sexualität durchaus als positiv an, aber nur wenn es in der heterosexuellen Ehe mit Kinderwunsch stattfindet. Unfruchtbaren Paaren ist es laut Lehramt immerhin vergönnt, auch Sexualität auszuleben, weil sie im gesunden Zustand einen Kinderwunsch hätten.
Und das mit Platon, danke für den Hinweis.
Und richtig, ich möchte momentan noch keinen GV. Aber ich masturbiere. Was Priester im Zölibat strenggenonmen auch nicht dürfen.