Sollten wir nicht endlich von Platon los kommen?

11 Antworten

Wie seht ihr das?

Ich sehe das als innerkatholischen Konflikt.

Aber es scheint mir neben dem systemischen Kindesmissbrauch eines der Hauptgründe für den Bedeutungsverlust der RKK zu sein.

Du hast da etwas vergessen:

Antike/Mittelalter: Sex böse und fleischlich. Triebhaftigkeit und nur für Vermehrung gut. Gleichzeitig aber Polygame und extreme Lebensformen

Sex jetzt: freies Mittel zum Glück, jederzeit und mit jedem. Ursache für kaputte Beziehungen, ungewollte Schwangerschaften und ungewollte Kinder, Prostitution, Menschenhandel. Freie Ware als Pornographie, moralisch entfesselt und beliebig, wird mit Essen und Schlafen gleichgesetzt

eigentlich: Sex als Freude und Genussmittel in stabilen Beziehungen. Sex als Initialereignis für gewollte Kinder. Sex als wertvolles Geschenk für den Partner und nicht als wertlose Ware

Platon beeinflusst mich in keiner Weise.

wir haben 2022.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Hessen001 
Fragesteller
 08.11.2022, 12:12

Du bist also völlig isoliert auf einer einsamen Insel ohne Einfluss der gesellschaftlichen Normen aufgewachsen?

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Hallo Hessen,

das Thema "platonische Liebe" lehnt sich fälschlicherweise an Platon an. Das eigentliche Konzept von Platon sieht das etwas anders. Nach meinem Stand ging es bei Platon eben um das "Mehr" ohne dabei alles anderer "zu verteufeln".

Da gibt es aber sicherlich Menschen die das viel besseer Beurteilen können als ich. Nur wieder als "Denkansatz" von mir gemeint.

Was mich aber etwas irritiert hat ist dieser Ansatz von Dir:

Wir müssen als Kirche und Gesellschaft

FIndest Du die Kirche "der Liebe und Sexualität" gegenüber zu streng? Findest Du das diese Themen in der r.K. als "schlecht" angesehen werden. Das erkenne ich tatsächlich nicht. Der Schwerpunkt liegt aber auf dem Wort der Liebe. Liebe und Sexualität gehen ineinander über.

Ist das Thema "Zölibat" nicht ein Thema der "freiwilligen Entscheidung" - oder anders gesagt: Jemand der katholischer Priester werden will - wird sich wohl auch bewußt mit diesem Thema beschäftigen. Und dann für sich entscheiden ob es sein Lebensweg wird - oder auch nicht. Analog natürlich in den jeweiligen Klöstern.

Nimm doch Dich als Beispiel. In einem anderen Beitrag hast Du geschrieben - bei Dir ist es so, dass Du (aktuell) keinen GV willst - sondern lieber kuscheln (...) - und das ist nicht nur Dein gutes Recht...das ist auch völlig akzeptiert in der Gesellschaft. Persönlich glaube ich einfach, dass die Gesellschaft viel weiter ist, als Du im Moment denkst.

Es grüßt

s'Fjolnir

Hessen001 
Fragesteller
 08.11.2022, 17:15

Wenn die Kirche Sexualität und Liebe gemeinsam so sehen würde, wäre das ja ein großer Schritt. Das Lehramt sagt jedoch, dass Sexualität ihren Platz in der Ehe haben soll, die da bestehen soll aus Mann und Frau. Alle anderen Formen der Sexualität ist für das Lehramt nicht legitim.

Und auch Innerhalb der Ehe darf Sexualität nur zur Fortpflanzung stattfinden. Verhütungsmittel sind laut Lehramt schließlich verboten. Wer also keine Großfamilie haben möchte, muss laut Lehramt enthaltsam leben.

Der Spalt zwischen Lehramt und realem Leben ist wohl offensichtlich.

D.h. , ja, Kirche sieht Sexualität durchaus als positiv an, aber nur wenn es in der heterosexuellen Ehe mit Kinderwunsch stattfindet. Unfruchtbaren Paaren ist es laut Lehramt immerhin vergönnt, auch Sexualität auszuleben, weil sie im gesunden Zustand einen Kinderwunsch hätten.

Und das mit Platon, danke für den Hinweis.

Und richtig, ich möchte momentan noch keinen GV. Aber ich masturbiere. Was Priester im Zölibat strenggenonmen auch nicht dürfen.

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Fjolnir  08.11.2022, 17:22
@Hessen001
Verhütungsmittel sind laut Lehramt schließlich verboten

Ist dies so? Von einem befreudeten (sehr sehr katholischen) Paar weiß ich, dass die "Kalendermethode (? - heisst diese so?) durchaus zulässig ist.

Aber ich weiß was Du grundsätzlich meinst.

Ehe mit Kinderwunsch stattfindet

Nicht ganz richtig. Wenn Du es umgedreht formulierst wird eine positive Botschaft daraus: Es ist der Kinderwunsch nicht willentlich auszuschließen. Da schließt sich der Kreis wieder zu der "Kalendermethode" - die nach meiner Kenntnis nicht zu den sicheren Methoden gehört.

Die Frage ist aber tatsächlich: Ist das nicht ein "inner-katholisches" Thema? Ich vermag das nicht zu beurteilen - habe aber durchaus den Eindruck.

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Inhaltlich zitiert aus https://www.abendblatt.de/vermischtes/kolumne/article108088871/Platon-liebte-unplatonisch.html

Von wegen: Kein Sex, bitte, ich bin Philosoph ... Neue Erkenntnisse über einen alten Griechen.

Der britische Historiker Jay Kennedy von der Uni Manchester hat sorgfältig kodierte Botschaften in Platons Werk entdeckt. Die Entschlüsselung dieser Symbole erbrachte eine überraschende Erkenntnis: Der alte Schlingel aus Athen wusste auch bezüglich der Damenwelt sehr wohl, was gut ist. Den prüden Zausel habe Platon nur gegeben, weil sein Lehrer Sokrates wegen "Verderbens der Jugend" hingerichtet wurde und er dies für sich gern vermeiden wollte.

Platon empfiehlt allerdings keine sexuelle Hemmungslosigkeit (lieber fünf vor zwölf als keine nach eins), sondern einen goldenen Mittelweg. Um es mit Martin Luther auszudrücken: In der Woche zwier schadet weder ihm noch ihr.

Wenn uns also mal wieder jemand eine platonische Beziehung vorschlägt, können wir frohen Mutes antworten: Ich bin dabei!