Während die Industrie Jobs verliert, stellt der Staat immer mehr ein. Gut?
Laut aktuellsten Nachrichten verlieren immer mehr Arbeiter ihre Jobs in der Industrie. Dagegen stellt der Staat immer mehr Personen ein. Findet ihr das auch gut? So hält man die Arbeitslosenquote schön niedrig.
16 Stimmen
7 Antworten
Die Welt ist nun einmal etwas komplexer. Bürokratieabbau ist aktuell ein Kampfbegriff, der von zahlreichen Interessensgruppen in unterschiedlicher Auslegung verwendet wird.
Bürokratieabbau bedeutet im Bürokratieapparat Vereinfachung. Vereinfachung von Bürgerleistungen. Vereinfachung von Anträgen. Vereinfachung von Bearbeitungsprozessen.
Bürokratieabbau wird von anderen Interessensgruppen jedoch auch als Deregulierung und allgemeine Reduzierung des Staates betrachtet und das nicht zwingend im Interesse der Allgemeinheit, sondern egoistisch motiviert.
Bürokratieabbau darf nicht zur Folge haben, dass die Bürger schlechter gestellt werden, als zuvor. Das ist ein häufig unterschätzter Punkt, der relativ zügig eintreten kann.
Auf jeden Fall hat der öffentliche Dienst ein Personalproblem. Makroskopisch betrachtet deutlich zu wenig Personal, mikroskopisch betrachtet teilweise schlecht verteilte Personalschlüssel. Gründe: manigfaltig und in weiten Teilen hausgemacht, aber auch die Gesellschaft tut ihr schlechtes daran, den öffentlichen Dienst schlechtzureden.
Personalprobleme im öffentlichen Dienst gefährden Daseinsvorsorge. Eine gefährdete Daseinsvorsorge für zu mehr Vertrauensverlust.
Hast du auch eine Quelle für diese Behauptung?
Hier in der Gegend schließen Geschäfte teils früher oder haben halbtags nicht mehr geöffnet, weil sie kein Personal finden. Da wäre ein staatlicher Eingriff gar nicht erforderlich.
Die würden gerne jeden nehmen, der beim Gehen nicht allzu oft hinfällt.
Der Arbeitsmarkt ist aber leergefegt. Was da aktuell noch arbeitslos ist, ist in Wirklichkeit absolut arbeitsunwillig.
Das trifft bestimmt nicht auf alle Regionen in Deutschland zu, hier aber definitiv.
Klar. Sonst würde ich ja nicht fragen wenn es nicht so wäre.
Klar. Populistische Fragestellungen liegen dir grundsätzlich auch völlig fern.
Wäre es zuviel verlangt, deine Quellen offenzulegen?
Wieso ists populistisch wenn es dem Sachverhalt entspricht?
Populistisch ist deine Behauptung und dass du trotz Nachfrage keine Quellen lieferst.
Klar hab ich Quellen ich behaupte doch nicht etwas frei erfundenes...
Dir ist hoffentlich bewusst dass BILD nicht die Quelle mit der allerhöchsten Vertrauenswürdigkeit ist!?
Die übernehmen ja auch nur die gemeldeten Zahlen vom statistischen Bundesamt
Ich wette mit dir, dass du zu denen gehörst, die am lautesten schimpfen, wenn sie beim Bürgeramt erst in einem Monat einen Termin bekommen. Um dich danach wieder darüber zu beschweren, dass "der Staat" ja angeblich ständig neue Leute einstellt. Um dabei zu übersehen, dass es vor allem die Nachbesetzung frei werdender Stellen ist, weil natürlich auch der öffentliche Dienst vom demographischen Wandel betroffen ist.
"So hält man die Arbeitslosenquote schön niedrig" -Mit derselben Argumentation könnte ich ja auch Scheiben einschmeißen, Autos demolieren und Häuser abfackeln und dann sagen "so halte ich die Wirtschaft am Laufen: der Glaser hat Arbeit, die schwächelnde Automobilbranche auch und die notleidende Baubranche auch noch".
Der Denkfehler in beiderlei Fällen ist derselbe: Unproduktive (oder gar zerstörischere) Tätigkeiten vernichten Produktivkräfte und damit Wohlstand. Im Extremfall hast Du 100% Arbeitslosigkeit, die Du mit 100% Anstellung im öffentlichen Dienst kaschierst: Auf dem Papier haben alle Arbeit. Aber in der Realität läge die Produktivität bei Null.
Noch plakativer wird es am Beispiel einer Privatfirma: Nimm mal an, Du betreibst ein Unternehmen. Die Wirtschaft läuft schlecht, Du hast nur noch Umsatz und Gewinn für die Hälfte Deiner Arbeitnehmer. In Deiner Denkweise müsstest Du trotzdem die anderen 50% Deiner Arbeitskräfte weiter bei vollem Lohn angestellt halten und ihnen ihr Geld für's Nichtstun bezahlen. Logischerweise wärst Du innerhalb kürzester Zeit Pleite, so dass alle 100% Deiner Angestellten arbeitslos würden: Du hast Produktivität vernichtet. Richtigerweise müsstest Du 50% Deiner Angestellten entlassen. Die würden ihre Produktivität in anderen Branchen einbringen und Du würdest Deine Produktivität in dem an die Markterfordernisse angepassten Umfang ebenfalls weiterhin einbringen.
1991–2009 wurden im Öffentlichen Dienst 2,2 Mio. Stellen abgebaut. Danach wurde der Personalbestand dort bisher nur um 0,8 Mio. erhöht. Und in nächster Zeit gehen dort jährlich bis zu 140.000 Arbeitskräfte in den Ruhestand.
Es gehört zu den Aufgaben des Staats, gerade dann zu investieren, wenn die Privatwirtschaft dazu nicht bereit oder in der Lage ist ("Investor of last resort"). Und in kapitalistischen Systemen durch Marktversagen verursachte Mangelsituationen auszugleichen.
[Hab versehentlich auf "Schlecht" geklickt]
Sollte man mal darüber nachdenken ob man denn wirklich Fachpersonal braucht für diese Jobs.
Hier in den Geschäften sind ähnliche Probleme vorhanden. Vielleicht sollte man nicht auf 3 Jahre Ausbildung bestehen um Regale befüllen zu dürfen, dann aber gerade mal den Mindestlohn zahlen.
Das da niemand Lust drauf hat der auch nur im entferntesten Alternativen hat kann ich verstehen.
In vielen Berufen könnte man deutlich mehr Quereinsteiger akzeptieren.