Studienwahl?
Hallo, ich habe ein Problem bezüglich der Studienwahl. Ich habe 2023 Abitur gemacht, dann ein Semester Jura an der Fernuni Hagen studiert. Dies allerdings schnell beendet, da mir der Gutachtenstil einfach nicht liegt. Daraufhin wurde ich krank, weshalb ich ein Jahr „aussetzen“ musste. Danach habe ich ein Semester Biowissenschaften studiert, allerdings schnell gemerkt dass es leider auch nicht das richtige ist, es war ein Ersatz für Medizin, da mein NC 2,1 ist und dieser in Deutschland leider nicht ausreicht. Ich habe gemerkt, dass ich ein Studium suche wo ich zum Spezialisten ausgebildet werde, weniger generalistisch. Nun habe ich seit einigen Monaten unfassbare Bedenken. Ich habe bereits einige Tests zur Studienwahl gemacht. Soziale oder wirtschaftliche Studiengänge sollen wohl zu mir passen. Ich bin derzeit zwischen folgenden am schwanken:
- International Relations an der Hochschule Rhein Waal
- Cyber Security & Privacy an der Hochschule Bonn
- Computing Science an der Radboud Nijmegen (Spezialisierung Cyber Security und Data Science)
- Security Studies (Uni Leiden)
- Lehramt Gymnasium in Informatik und Geschichte oder Politik/ Sozialwissenschaften
International Relations:
- Hohes Interesse an internationalen Themen, Politik, wirtschaft
- Nähe zu Heimat, Pendeln (30 Minuten möglich)
- Nachteil: Berufsaussichten, Sicherheit danach und begrenzte Chancen?
Cybersecurity & Privacy
- Interesse an Cyber Security, Informatik, Programmierung
- Ziel wäre Pentesting, Cybersecurity Analyst bei der Polizei, internationalen Organisationen wie NATO, BSI, BND etc.
- Nachteil: Matheanteil, fehlende Kenntnisse in Informatik (hatte ich auch nicht als Fach in der Schule) und (kein direkter Nachteil) ich müsste ausziehen
Computing Science an der Radboud Nijmegen (Spezialisierung Cyber Security und Data Science)
- Ähnliche Gründe wie oben genannt
- Pro: International, vielseitiger, bessere Berufschancen, Master im Ausland besser möglich?
- Cons: (Kosten- wäre aber machbar)
Lehramt:
- Ähnliche Gründe wie oben
- Passt zu meinem Nebenjob (seit drei Jahren Nachhilfelehrerin bei GoStudent und immer Top Feedback)
- con: weniger ansehen, nicht international, keine Karriere, geringes Gehalt aber gewisse sicherheit
Security Studies (Uni Leiden)
- Kombiniert alle meine Interessen
- Sehr renommiert, international, sehr gute Chancen für Karriere internationalen Organisationen wie UN, NATO
- con: Müsste ausziehen, Wohnung in Niederlanden finden und die Kosten zudem gewisse Unsicherheit in Berufsaussichten?
Die Frage wäre, ob es sich lohnt bspw Leiden über die Hochschule Rhein Waal zu heben bezüglich Berufsaussichten, da bei Leiden was meinen Interessen denke ich am meisten entspricht viel mehr Kosten auf mich zukommen oder ob es erst einmal egal ist, wo ich den Bachelor mache???
Meine Interessen sind:
- Kulturen, Sprachen, Wirtschaft, Politik, Gerechtigkeit, Friedensforschung, Technologie, Geschichte
Meine Ziele:
- Am liebsten Arbeiten in internationaler Organisation (NATO, BSI, BND, UN, Amnesty etc.)
- Sicheren Job (noch etwas wichtiger als internationale Chancen)
- Gutes Gehalt
- Sinnstiftende Arbeit
Ich weiß es ist ein langer Text, würde mich aber sehr über Ratschläge und Empfehlungen freuen! :)
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1 Antwort
ein Studium suche wo ich zum Spezialisten ausgebildet werde
Das wirst du in jeder Studiendisziplin, sofern du lange genug studierst (sprich Master, wenn nicht sogar Doktorat). Dass Bachelorstudiengänge so generalistisch sind liegt daran, dass man ja erstmal ein Fundament an Grundwissen braucht, bevor man „richtig loslegt“. Medizin wäre dann in dieser Hinsicht auch nichts für dich gewesen, denn da fängt man ja auch nicht gleich mit der Facharztausbildung an.
Übrigens sind Ausbildungen spezieller, weil die anders als ein Studium auf einen bestimmten Beruf vorbereiten. Insbesondere vor dem Hintergrund von zwei abgebrochenen Studiengängen möchte ich mal die Idee in den Raum werfen, statt eines dritten Studiums lieber eine Ausbildung anzufangen.
Ich kann zu den genannten Studiengängen nichts aus eigener Erfahrung sagen. Ich kann aber zu folgendem etwas sagen:
Am liebsten Arbeiten in internationaler Organisation (NATO, BSI, BND, UN, Amnesty etc.)
Sicheren Job (noch etwas wichtiger als internationale Chancen)
Gutes Gehalt
Punkt 1 widerspricht sich quasi mit Punkt 2 und 3. Gerade die internationalen Organisationen sind die, die zuhauf Praktikantenstellen ausschreiben, diese aber nicht oder schlecht bezahlen. Und junge Leute stehen dafür dann Schlange, weil sie dann sagen können „Ich hab mal bei [hier bekannten Organisationsnamen einfügen] gearbeitet!“. Dass man sich davon nichts kaufen kann, merken sie dann erst, wenn sie mit 30 in die bezahlten Stellen auch nach dem dritten Praktikum nicht kommen.
Und ganz allgemein gesagt: Ein sicherer Job ist letztendlich sowieso Illusion, weil sich jederzeit politische, wirtschaftliche oder soziale Umstände ändern können. Kommt irgendein US-Präsident mit Zöllen, werden Jobs abgebaut; kommt eine Pandemie, gibt es quasi Berufsverbot; kommt KI, werden manche Berufe gar nicht mehr gebraucht. Jeder muss letztendlich immer, für den Rest des Lebens, damit rechnen, sich eventuell notgedrungen doch einmal umorientieren zu müssen. Und umgekehrt haben schon genug Leute das, was sie ursprünglich mal als „Notlösung“ angefangen hatten, mit Freude bis zum Renteneintritt fortgeführt. Insofern, löse dich innerlich vom Kriterium „sicherer Job“ und sieh stattdessen lieber zu, dass du mit Mitte 20 dann überhaupt mal irgendwie mit irgendwas weitergekommen sein wirst, damit du nicht im Gegenteil in der sicheren Dauerarbeitslosigkeit landest.
Und was deine eigentliche Frage zur Studienwahl betrifft: da du schon zweimal darauf hereingefallen bist, dich mit der Wahl dessen, was sich auf dem Papier toll anhört, in die Nesseln gesetzt zu haben, lerne dein nächstes Studium erstmal in real kennen, bevor du es wählst. Setz dich probeweise in Vorlesungen von der Disziplin (muss ja nicht dieselbe Uni sein), damit du im Voraus überlegen kannst, ob das Fach und seine üblichen Arbeitsmethoden zu dir passen.