Ist hier jemand Linksradikal?

ich bin gegen linksradikale, weil... 45%
ich bin auch linksradikal, weil... 29%
etwas anderes 21%
ich habe keine starke meinung zu linksradikalen 5%

38 Stimmen

14 Antworten

ich bin gegen linksradikale, weil...

Niemand der bei klarem Verstand ist Radikalität in irgebdeiner Weise gutheißen kann.

Gewalt, Faschismus, Sexismus, Rassismus und Antisemitismus, Armut und Umweltzerstörung finde ich auch schlecht

Schon witzig, wenn man sich überlegt, dass all das massiv zunehmen würde wenn wir das moderne Leben, unsere Staatsform aufgeben und zur Anarchie übergehen würden. Aber soweit denken die Linksradikalen natürlich nicht.


aberli 
Beitragsersteller
 08.07.2024, 15:05

ich habe sogar schon weiter gedacht und sehe das anders als du

xNevan  08.07.2024, 15:50
@aberli

Offensichtlich hast du nicht weiter gedacht, wenn du zu einem anderen Ergebnis kommst.

Was passiert denn in Gesellschaften ohne Regeln? Die Tyrannei setzt sich durch.

aberli 
Beitragsersteller
 08.07.2024, 15:59
@xNevan

Nein und ohne Herrschaft muss überhaupt nicht ohne regeln heißen und Tyrannei setzt sich ja offenbar insbesondere auch im Kapitalismus durch.

Immerhin wir sind schon mal beide gegen Tyrannei. das ist ja schon mal gut🤝

xNevan  08.07.2024, 16:01
@aberli

Ohja die furchtbare Tyrannei unter der wir leiden. Man merkt es jeden Tag wie Personen verschwinden die etwas gegen das System sagen.

ich bin auch linksradikal, weil...

Selbstverständlich. Es ist die einzig logische Konsequenz im Kapitalismus.


DobriNarod  05.07.2024, 22:16

Was ist die Konsequenz?

Eigentumsrechte so wie sie durch den Kapitalismus definiert werden sind das fairste, sicherste, und effizienteste System welches es gibt. Selbst im "Garten Eden" wäre es noch die mit Abstand beste Verfahrensweise um die übrig gebliebene Ressource (Zeit) zu verteilen.

Ihr habt keine Alternative. Ihr seid gescheitert und wollt brennen sehen was ihr verachtet.

ernesto42  05.07.2024, 22:22
@DobriNarod

Inwiefern ist, wenn man diese Debatte zusätzlich noch moralisch führen will, das Privateigentum an Produktionsmitteln durch einige Wenige - trotz gesamtgesellschaftlicher Produktion, wodurch der antagonistische Gegensatz eigentlich schon perfekt sichtbar ist - fair?

Miniaturwelt  05.07.2024, 23:23
@ernesto42

Davon abgesehen, gibt es in jedem Staat Eigentumsrechte die vom Staat geschützt werden, unabhängig von der Wirtschaftsform.. Mittelalter, Antike etc.. So viel Bildung kann man von Neoliberalen halt nicht erwarten.

ich bin auch linksradikal, weil...

Kommt wohl drauf an, wie man es definiert. Ich setze mich jedenfalls regelmäßig gegen gruppenbezogene Feindlichkeit ein. Auf manche Themen habe ich mich natürlich fokussiert, prinzipiell lehne ich aber jegliche Form davon ab.


Berny96  08.07.2024, 15:23

Glaubst du es gibt auch gerechtfertigte Gruppenfeindlichkeit?

Berny96  08.07.2024, 16:14
@Devoid8

Also wenn zum Beispiel eine Gruppe von Menschen LGBTQ+ Menschen verfolgen würden, wärst du nicht dafür dass man diese Gruppe als Feinde Einstuft?

Devoid8  08.07.2024, 19:15
@Berny96

Es besteht ein großer Unterschied darin, ob man jemanden zum Feind erklärt und denjenigen angreift - oder ob man aus dem Nichts angegriffen wird und dann eben Feinde hat, ob man es will oder nicht.

Oder anders gesagt: Häufige Aspekte von gruppenbezogener Feindlichkeit sind zb, dass die Opfer für minderwertig erklärt werden. Oder für abartig oder geisteskrank (ohne Mitgefühl, den angeblich Kranken helfen zu wollen). Damit wird dann eine Ungleichbehandlung gerechtfertigt, bis hin zu Verfolgung und Gewalt. Das ist etwas, was zb Nazis tun.

Wenn man aber dann sagt: "Das ist nicht in Ordnung was ihr da tut, ihr macht uns grundlos das Leben schwer und dagegen wehren wir uns und kämpfen für unsere Freiheit" - dann ist das etwas ganz anderes. Auch die Verfolgung findet hier nicht statt. Man will ja nur in Ruhe leben können, nicht den anderen vernichten.

Ich will aber nicht leugnen, dass es Fälle gibt, wo sich beide Seiten gegenseitig verachten und als minderwertige Lebensform ansehen. Zb Menschen im Gazastreifen und in Israel. Der israelische Verteidigungsminister soll die Menschen in Gaza als "menschliche Tiere" bezeichnet haben, natürlich als Abwertung, da bekomme ich das kalte Kotzen. Und die Menschen in Gaza wachsen mit einem brennenden Hass auf Israel auf.

Es gibt auch gruppenbezogene Feindlichkeit bei Gruppen, die eigentlich die Täter sind und "den Krieg angefangen haben", wie zb Nazis. Gestern auf einer Demo habe ich ein Schild gesehen: "Stoppt Tierversuche, nehmt Nazis". Sowas finde ich absolut nicht in Ordnung. Ich verurteile rechtsextremes Gedankengut, vergesse dabei aber nicht die Menschenrechte.

Ich vermute, darauf willst du hinaus. Ja, es gibt Antifas, die Nazis Menschenrechte absprechen. Zum Glück sind das meiner Erfahrung nach nur wenige.

etwas anderes
weil ich bin Linksradikal. Nicht linksextrem, den Begriff Extrem lehne ich als Fremdzuschreibung ab. Ich bin radikal, weil ich einen zusammenhang zwischen der Eigentumslogik, Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und der Umweltzerstörung sehe.
ich glaube nicht an Gott , Staat, geld, Zweigeschlechtlichkeit usw.

An Gott glaube ich auch nicht. Das mit dem Staat finde ich problematisch. Wenn man jegliche Form von Staat ablehnt, bedeutet das Anarchie. Anarchie bedeutet in letzter Konsequenz "survival of the fittest" und eine gnadenlose Gesellschaft, in der das Recht der Stärkeren gilt.

Ich kann der Idee einer Gesellschaft nach dem Grunsatz "no masters, no followers" sehr viel abgewinnen, aber in meinen Augen ist das eine Utopie, die nicht der menschlichen Eigenart entspricht, sich Führerfiguren zu suchen.

Leider gibt es viele Beispiele für Gemeinschaften, die eine staatenlose Gesellschaft auf Augenhöhe angestrebt haben, und am Ende dann waren sie Führerkulte mit Mißbrauch der Anhängerschaft.

und finde es gut wenn Menschen sich selbst ausleben können

Ja, das finde ich auch gut, aber nicht grenzenlos. Denn wenn einer sich (und ich meine das jetzt metaphorisch, nicht auf die Quadratmeter bezogen) allen Platz nimmt, den er gerne möchte, dann nimmt er automatisch seinem Nächsten etwas von dessen Platz weg. Wenn du gerade laut feiern möchtest und meine kleine Tochter schlafen möchte, was hat dann Priorität? Deine Freiheit dich auszuleben, oder die Freiheit meines Kindes, sich zu erholen?

Wie löst du solche Konflikte ohne Regeln und ohne eine Instanz, die über deren Einhaltung wacht?

Du kannst nicht davon ausgehen, dass alle Menschen immer vernünftig sind, Kompromisse finden und auf einander achtgeben. Sozial zu sein ist eigentlich nicht Teil der menschlichen Natur, "homo homini lupus est", der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Und bei den Wölfen geht der Schwächere unter. Anarchie ist niemals sozial oder gerecht, sondern brutal.

, glücklich sind und frei genug sind sie Klimakreise zu stoppen.

Das widerspricht sich. Der Drang nach menschlicher Freiheit und Selbstverwirklichung hat überhaupt erst zu dem hohen Ressourcenverbrauch geführt, mit dem wir das Klima zerstören.

Das Auto z.B. oder die Welt zu bereisen – für viele der Inbegriff von Freiheit.

Gewalt, Faschismus, Sexismus, Rassismus und Antisemitismus, Armut und Umweltzerstörung finde ich auch schlecht

JA, wer findet das nicht schlecht?

Die Frage ist aber nicht nur, was will ich, was wünsche ich mir, sondern auch: Wie kann ich das realistisch erreichen und macht mir dabei niemand einen Strich durch die Rechnung.

Angenommen ich bin Pazifist und wünsche mir eine Gesellschaft, in der Frauen unbehelligt leben können. Wie hindere ich einen bewaffneten Mob daran, meine Frau zu vergewaltigen?

Indem ich mir eine Waffe kaufe. Und schon bin ich gegen meinen Willen wieder Teil der Aufrüstungsspirale.


aberli 
Beitragsersteller
 08.07.2024, 16:19

Danke für deine ausführliche Antwort. Ich füge ein paar Gedanken an und hoffe, sie inspirieren dich

Anarchie bedeutet in letzter Konsequenz "survival of the fittest" und eine gnadenlose Gesellschaft, in der das Recht der Stärkeren gilt.

Ich glaub ich sehe das anders (stichwort non seqitur)

menschlichen Eigenart entspricht, sich Führerfiguren zu suchen

Sehe ich auch anders, wegen es wurde schon viel oft falsches über DIE eine "Natur" des Menschen gesagt (stichwort antropologiesieren)

Der Drang nach menschlicher Freiheit und Selbstverwirklichung hat überhaupt erst zu dem hohen Ressourcenverbrauch geführt, mit dem wir das Klima zerstören.

Für mich ist es: Kapitalismus, Männlichkeit und Wettbewerbszwang mit passenden Rüstungsspiralen

Das Auto z.B. oder die Welt zu bereisen – für viele der Inbegriff von Freiheit.

Das ist meiner Meinung nach ziemlich offensichtlich ein sozial konstruiertes Bedürfnis, weil es diese Möglichkeiten in einem evolutionär relevanten Zeitraum gar nicht gab.

JA, wer findet das nicht schlecht?

Leider finden mehr als wir schön finden können Gewalt, Faschismus, Sexismus, Rassismus und Antisemitismus, Armut und Umweltzerstörung eigentlich ganz gut, deswegen ist esfür mich immer wieder sinnvoll sich davon abzugrenzen

Wie kann ich das realistisch erreichen und macht mir dabei niemand einen Strich durch die Rechnung.

Damit befasst sich linke theorie, die ja ganze bücher füllt (Stichworte: feministische Außenpolitik, Abolitionismus)

Indem ich mir eine Waffe kaufe. Und schon bin ich gegen meinen Willen wieder Teil der Aufrüstungsspirale.

Meine radikale Überlegung, hier wäre: es geht vielleicht in der Praxis auch anders. Wir (die gewalt ablehnende Menschheit) haben Monarchie und Klerikalfaschismus größtenteils überstanden und überwunden. das gibt hoffnung aber damit müssen wir ja nicht aufhören

ich bin gegen linksradikale, weil...

Es ist wirklich erschreckend wie wenig man Gedankengänge zu Ende führen kann und doch so überzeugt sein kann.

Gefährlich würde ich schon sagen.

Es scheint als würdest du in all den Themen die gerade so dein persönliches Empfinden ansprechen, das Wohl der Menschen ignorieren und für dein Eigenes sorgen, aber dort wo es dir nicht pass oder nicht mit deiner Ideologie einstimmig ist, einfach dem Wohl des Menschen überhaupt nicht beachtest und im Gegenteil noch angreifen willst.

Dass nennt sich Doppelmoral und grenzt schon fast an Faschismus.


aberli 
Beitragsersteller
 08.07.2024, 16:21

ich glaub ich sehe das anders und fühle mich durch die angedeutete Gleichsetzung mit Faschismus auch etwas beleidigt

Berny96  08.07.2024, 16:22
@aberli
„Ich traf Silone in Genf am Tag, an dem er aus dem Exil nach Italien zurückkehrte, und plötzlich sagte er: »Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus'. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus. '