Ist die Tagesschau Staatspropaganda?
Bin mir nicht sicher, was meint ihr?
62 Stimmen
4 Antworten
Ich weiß schon, was du meinst und bin zu dem Thema sehr gespaltener Ansicht, was die Tageschau betrifft - mir ist "heute" im ZDF schon immer lieber, da es offensiver, plausibler, weniger belehrend und moderner wirkt.
Neu ist das Thema jedoch nicht: Das Fernsehen bzw. der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist schon seit jeher objektiv stark politikunterlaufen und Systemkritik wird man nicht erwarten dürfen - das heißt, wenn es sie doch mal gibt, dann wird der Moderator oder Redakteur bald geschasst. Die Kontrollgremien (Rundfunkrat der ARD und ZDF-Fernsehrat) bestehen in der Hauptsache aus Vertretern von Vorfeldorganisationen der CDU wie kath. Kirche, Landfrauen, Gemeindetag, Städtetag, Europa-Union, Vertriebenenverbänden, so was in der Art. Einen Großteil der Sitze besetzen die Ministerpräsidenten der Länder mit ihren eigens ausgewählten Leuten, die ihnen bestimmt nicht das sagen, was sie nicht hören wollen bzw. CDU-nah sind (schaut man sich die Länderregierungen an) und entsprechend auf das Programm Einfluss nehmen. Das wissen viele nicht, es erklärt aber Teile der Programmgestaltung und politische Untertöne auch in Serien wie dem "Tatort" durchaus hier und da. Finde ich nicht gut!
Das Thema war schon immer bedenklich und hatte schon in den 80ern das Zeug zum Zankapfel ("Kohlfunk" war ein Schlagwort), ist aber meiner Ansicht nach mit der Kanzlerschaft Angela Merkels (Stichwort Mainstreammedien) spätestens um 2015-2018 sukzessive in die Schiene "CDU und Merkel gut, alles andere böse und schlecht" (man muss da aber zwischen den Zeilen lesen können) abgedriftet und geht in die Richtung von Adenauers Vision eines Deutschlandfernsehens, das für die Regierung sprechen sollte. Ein sehr interessantes Thema übrigens: Nachdem das Unterfangen seinerzeit vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert war, wurde daraus 1963 das ZDF - mit dem ich persönlich nicht nur bei "heute" inhaltlich besser klarkomme als mit der ARD, ihren Polittalks mit der immergleichen Gästeschar und ihrer Tagesschau, weil ich das ZDF als deutlich freier bzw. politisch neutraler einstufe denn die ARD.
Die privaten Sender sind weit weniger politikunterlaufen, zumal es dort keine solchen Kontrollgremien gibt und keinen Proporz bzw. keinen Erziehungsauftrag - man will die Leute dort unterhalten und "entertainen", nicht aber belehren und ihnen auch nicht sagen, wen sie doch bitte wählen sollen und wen nicht. Es gab hier in der Vergangenheit zwar auch Auswüchse hier und da, ich erinnere an Leo Kirch und Helmut Kohl (Kirch war bei Sat.1 beteiligt), aber direkte Einflussnahme auf das Programm von Sat.1 gab es hier meines Wissens nach nicht, das war mehr eine private Freundschaft, die zu gewissen Gefälligkeiten führte.
Abrundend noch ein Video, in dem Wolf von Lojewski, den ich noch heute sehr schätze, sehr klare Worte findet und ausdrückt, woran es klemmt. Er war übrigens ein führender ZDF-Mann bis zu seinem Ruhestand 2003.
Nein; Das ist neben "heute" im ZDZ die seriöseste Informationssendung im deutschen Fernsehen. Du solltest nicht immer den Schwachsinn glauben der auf TIC TOC und Google verbreitet wird.
Die geben genau das wieder was die Regierung möchte - das ist jetzt echt kein Geheimnis. Propaganda würde ich es nicht nennen, aber unabhängig sind die nicht. Anstatt gleich getriggert zu reagieren und dem Fragesteller zu unterstellen er würde Nachrichten über TikTok konsumieren könntest Du es doch positiv sehen das heute niemand mehr gezwungen ist nur noch Ard und Co zu schauen. Wir haben die Wahl.
Die Tagesschau gehört uns Bürgern.
Wir Bürger unterhalten ARD, ZDF, die Nebensender und öffentlichen Radioprogramme mit unserem Geld, um unabhängig vom Staat und der Wirtschaft informiert und unterrichtet zu sein. Damit unterscheidet sich unsere Medienlandschaft deutlich von Diktaturen und Autokratien, in denen der Staat vorgibt, was die Leute glauben sollen. Aber auch von der Fernsehlandschaft der USA, wo man nur einseitige Meinungsmache aus zwei verschiedenen Richtungen sehen kann, aber selten objektive Information bekommt.
Gleichwohl sind die öffentlich-rechtlichen Sender unseren demokratischen Werten und dem Grundgesetz verpflichtet. So gesehen stehen sie für den Staat, aber nicht für die jeweilige Regierung.
Propaganda hat andere Merkmale. Vor allem der Tonfall und die Emotionalität der Sprecher sind bei Propaganda ganz anders.
Aber...der Staat hat einen Bildungs- und möglichst sachlich-neutralen Informationsauftrag. Dieser wird durch das Kultusministerium bzw. den ÖRR bedient.
Wenn nun ein umstrittenes Thema behandelt wird, wird man in der Tagesschau nichts umstrittenes hören, und wenn dann mit Vermerk dass das nur "Aussagen" sind.
Beispiel "Israel meldet 100 Todesopfer, die Hamassprecher melden 300, davon die meisten Kinder. Diese Zahlen sind nicht unabhängig prüfbar". Sowas wird man in alternativen Medien eher nicht hören.
Diese vorgeschriebene Neutralität wird von vielen als Staatsgesteuert aufgefasst.
In anderen Sendungen wie Hart aber Fair, quer oder "jetzt red i" kriegen regelmässig Bundespolitiker ihr fett weg und auch die AFD kommt zu Wort. ebenfalls etwas, was ich von einer angeblichen "linksgrünen Propaganda" nicht erwarten würde.