Fühlt ihr euch verpflichtet, euer luxuriöses Leben zu rechtfertigen?
Guten Tag, meine Lieben,
heute möchte ich eine Frage in den Raum werfen, die mich seit geraumer Zeit beschäftigt: Fühlt ihr euch je verpflichtet, euren gehobenen Lebensstil zu rechtfertigen? Ich erlaube mir, hierzu meine Gedanken zu teilen.
Für mich ist ein gewisser Komfort schlichtweg eine Frage der Lebensqualität. Ich schätze es, exzellentes Essen zu genießen, und sehe nichts Verwerfliches darin, regelmäßig in Spitzenrestaurants zu speisen. Ebenso gönne ich mir gerne den Luxus, meinen Tag mit ein oder zwei Cappuccinos von höchster Güte zu bereichern – und ja, diese sind nicht gerade günstig. Wenn es um die Fortbewegung geht, ziehe ich es vor, in ein Taxi zu steigen, anstatt mich in das Getümmel des öffentlichen Nahverkehrs zu begeben. Und ja, ich reise First Class, weil ich es bevorzuge, entspannt und stilvoll anzukommen.
Das alles ist für mich selbstverständlich keine Angeberei, sondern schlicht meine Art, das Leben zu genießen. Ich habe größten Respekt für diejenigen, die ihre Mittel lieber sparen oder anders priorisieren – ich würde niemals darüber urteilen. Was mich allerdings zunehmend irritiert, ist die Reaktion vieler Mitmenschen. Es scheint fast, als würde mein Lebensstil bei einigen Ressentiments hervorrufen. Selbst wenn ich völlig beiläufig und ohne jegliche Arroganz über meine Vorlieben spreche, wird mir oft mit unverhohlenem Neid oder Unverständnis begegnet.
Mittlerweile vermeide ich es weitgehend, solche Themen überhaupt anzusprechen, weil ich die Diskussionen leid bin. Aber eigentlich frage ich mich: Warum sollte ich mich in Zurückhaltung üben müssen, nur um die Missgunst anderer nicht zu provozieren? Was ist bloß los mit der Gesellschaft, dass man sich für die Art, wie man sein Leben gestaltet, rechtfertigen soll?
Was meint ihr dazu?
17 Stimmen
16 Antworten
Was du beschreibst, ist zwar ein gewisser persönlicher Luxus, unterliegt aber allein deiner Beurteilung, wofür du dein Geld ausgeben willst. Es gibt in jedem Fall wesentlich unverantwortlichere Dinge, für die man sich vielleicht rechtfertigen sollte.
Eine eigene Luxusyacht, ein privater Learjet oder Helikopter sind Dinge, die ökologisch wesentlich fragwürdiger sind als ein in deinen Augen exzellentes Essen, ein edler Cappucino oder ein Erste-Klasse-Sitz in einem Zug, der sowieso fährt. Auch dein Taxi macht nichts anderes als wenn du mit dem eigenen Auto fahren würdest.
Natürlich kann man sparsamer leben, aber unter dem Strich verbrätst du vermutlich auch nicht mehr Energie als ein Durchschnittsdeutscher, der eben mal übers Wochenende nach Malle düst.
Mal angenommen ich hätte mächtig Kohle..würde ich sie lieber sparen bzw was spenden. Aber jeder wie er glücklich ist.
Ich habe geerbt aber lebe von Grundsicherung und das sag ich auch den Leuten Frührentner und dann kommt gar nichts erst. Der hat sowieso nichts. Das ist einfach meine Sicherheit wenn mein Hund etwas hat oder irgendwas kaputt gehen sollte, Rechnungen oder was auch immer. Das ich beruhigt sein kann, lebe so oder so bescheiden und war bisher auch zufrieden, das ändert sich dadurch nicht.
Ich scheiße grundsätzlich auf alle anderen und dein Geschwafel könnte ich auch nicht ertragen.
Ja, weil ich auch wohlhabend bin. Das hatte mich an der Frage gereizt.
Aber dann habe ich bis Cappuccino gelesen und konnte es nicht mehr ertragen.
Und ich bin wohlhabend in einer strukturschwachen Region!
Wenn du hier zum Monatsende bei Feinkost Albrecht den Wagen vollmachst, erntest du mindestens Blicke.
Was ich daran nicht verstehe: Was bekümmern dich die Reaktion der anderen? Es herrscht Meinungsfreiheit und sie dürfen dazu sagen, was sie wollen. Ich finde persönlich wichtig, dass man, wenn man viel hat, viele spenden sollre für die, die nicht viel haben. Und dennoch finde ich es legitim, sich hier und da es zu gönnen, so lange man die Ressourcen der Welt nicht über Gebühr beansprucht. Wenn du völlig mit dir und deinem Lebensstil im Reinen bist, sage ihnen doch einfach, dass du aus dem und dem Grund eine andere Auffassung hast.
Hallo Filmfan,
du hast recht, dass Meinungsfreiheit jedem zugesteht, seine Sichtweise zu äußern, und dass es wichtig ist, im Reinen mit sich selbst zu sein. Aber stell dir vor, jemand würde dir täglich sagen, dass du beispielsweise unattraktiv oder inkompetent bist – irgendwann würdest du diese Bemerkungen doch zumindest hinterfragen, oder? Genau deshalb erwähne ich es.
Es ist nicht so, dass mich diese Sprüche tief berühren, aber sie lassen mich durchaus darüber nachdenken, warum manche Menschen solche Dinge überhaupt sagen. Verwunderung trifft es wohl am besten.
Übrigens, was das Thema Spenden betrifft, stimme ich dir vollkommen zu. Ich selbst spende regelmäßig – an Obdachlose auf der Straße und auch online an verschiedene Hilfsorganisationen. Es ist mir wichtig, meinen Teil beizutragen, auch wenn ich mich damit nicht brüste. Ironischerweise wissen die gleichen Leute, die mich für meinen Lebensstil verurteilen, durchaus, dass ich ab und an etwas spende – und dennoch bleibt ihre Kritik bestehen.
Vielen Dank für deine durchdachte und wertvolle Antwort!
Gerne doch!
Leute, die meine Sichtweisen und mein Verhalten wohlwollend hinterfragen, sind mir willkommen, wenn ich spüre, dass ihnen mein inneres und geistliches Wachstum ernsthaft am Herzen liegt. Ich bin der Meinung, dass ehrliche Freunde vielfach brseer sehen, wo man sich in wenig gedeihliches verrennt, als man selbst.
Wohlwollende Kritik sieht meiner Meinung nach zum Beispiel so aus: „Ich mache mir Sorgen, wenn ich dieses oder jenes Verhalten an dir beobachte, weil ich glaube, dass es dir und deinen Beziehungen zu anderen Menschen nicht gut tut“ Kritik sollte eher nicht so sein: „Du bist so und so“. So was ist ein Urteil und Urteile taugen selten.
Daher versuche ich, den Kontakt mit Menschen auf das absolut notwendige Minimum zu beschränken, die mich inkompetent oder unattraktiv nennen. Sie sind nicht gut für meine Psychohygiene. Und ich möchte ernsthaft anregen, zu überlegen, ob du es mir an diesem Punkt nicht gleichtun willst.
Ein durchaus pointierter Standpunkt, muss ich sagen. Allerdings, wenn man sich für ein derart kompromissloses Lebensmotto entscheidet, stellt sich mir die Frage: Warum dann überhaupt die Mühe, darauf zu reagieren? Offenbar hat mein “Geschwafel” ja doch einen Funken Interesse geweckt – oder zumindest genug, um sich die Zeit für diese Bemerkung zu nehmen. Fascinating!