Fühlen sich Gymnasiast*innen als etwas besseres (gegenüber Real & Hauptschülern)?

Ja 68%
Nein 32%

25 Stimmen

9 Antworten

Das ist zumindest nicht mehr so schlimm wie früher, weil Abi und Gymnasium inzwischen nichts Besonderes mehr sind und nicht mehr den Prestige-Faktor haben, den das vor 20 Jahren noch gehabt hat. In Zeiten, wo es vielerorts keine verbindliche Grundschul-Empfehlung mehr gibt, kann theoretisch jeder Abi machen, der Nachhilfe ohne Ende nimmt - das ist kein Qualitätsmerkmal mehr.

Ein Beispiel für die Situation damals: Als ich (Jahrgang 1990, Mittlere Reife 2007) ab September 2007 an zwei Tagen die Woche im Rahmen meiner Ausbildung mit dem Bus zur Berufsschule fuhr, gab es ein paar Gymnasiasten, die uns sehr arrogant begegneten. Rein menschlich fand ich diese Typen durchweg unsympathisch. Das waren diese Typen, die mit Wollmantel rumrannten, im Bus die kleinen gelben Reclamheftchen von Franz Kafka oder Heinrich Kleist lasen und meinten, sie hätten das Glück inhaliert; Typen, die sich für so gebildet hielten, obwohl sie selbst noch keine 18 waren, und uns Auszubildende und Berufsschüler sowie die jüngeren Fahrschüler auf dem Weg zu Haupt- oder Realschule stets von oben herab behandelten. Ich war froh, als ich ein eigenes Auto hatte und die Typen nicht mehr sehen und ertragen musste.

Es gab auch Gymnasiasten, die um 2007/08 alte 80er-Outfits ihrer Eltern trugen oder übergroße Karohemden oder Wollmäntel und irgendwelchen 80er-Rock hörten; die rollten schon an der Bushaltestelle mit den Augen, wenn sie uns in unseren normalen Outfits, Longsleeves und Sportschuhen (alles sauber und gepflegt, nix da Jogging) sowie MP3-Playern, Handys und Kopfhörern kommen oder stehen sahen. Aber das waren so möchtegern-intellektuelle, verschrobene Typen, die gegen alles waren, außer es war so wie sie es mögen. Von daher muss man solche Leute für sich neutralisieren... alles andere bringt am Ende nix und über einen Kamm scheren kann man sie auch nicht, es ist eventuell auch von Ort zu Ort verschieden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Siraaa  20.10.2024, 17:20

Der letzte Abschnitt beschreibt ungelogen 1 zu 1 viele meiner damaligen Mitschüler am Gymnasium 😂. (Übrigens auch in diesem Zeitraum). Fand das immer furchtbar 🙈

rotesand  20.10.2024, 17:27
@Siraaa

Ich fand das auch furchtbar - das war so überheblich uns gegenüber, als seien wir alles totale Loser und total bildungsfern (was wir sicher nicht waren - wir waren einfacher und ohne Dünkel). Ich nahm es nicht persönlich, schön war es dennoch nicht. Ganz nervig war ein Mädchen, das mit ihrer Kleidung, zerzauster Frisur und Augenringen immer aussah, als säße sie an einem Lagerfeuer statt im Bus und das pausenlos von David Bowie dozierte - das war so zwanghaft, dass es fast lächerlich war, aber wir waren tolerant :-)

Letztlich war ich froh, als ich nach ca. einem Jahr 18 war, den Führerschein hatte und diese Typen nicht mehr sehen musste. Ich kaufte mir dann einen alten Audi 100 für 500 Euro und war dann eigenmächtig mobil - war ein schönes Gefühl. Ich konnte fahren, während diese Typen immer noch Bus fuhren oder selten die Gnade genossen, Papas Familienkombi nutzen zu dürfen.

Hab vor >20 Jahren Abi gemacht. Als ich noch in der Realschule war, habe ich mal bei einer kirchl.(!) Jugendgruppe mal mitbekommen, wie sich ein paar Gymnasiasterer (gab dort keine Gymnasiastinnen warum auch immer) über Sonderschüler lustig gemacht haben, weil die langsamer waren beim Verstehen etc., bis der Jugendleiter sie ermahnt hat, dass es so nicht geht. Bzw. ich bin auch nach der Grundschule nicht auf das einzige Gymnasium in der Stadt (wo u.a. o.g. Gymnasiasterer waren), u.a. weil die mir zu hochnäsig waren.

Als ich dann auf einem berufl. Gymnasium war, habe ich keine hochnäsigen Leute erlebt, da der Anteil der Leute, die davor ihren Abschluss an einer Realschule gemacht haben, recht hoch war (u.a. ich eben).

Als es bei den Kindern meines Cousins, die heute Teenager sind, darum ging, in welches der 2 Gymnasien der Nachbargemeinde es geht, haben sie auch bewusst das mit den weniger hochnäsigen Schülern genommen. Gibt's als immernoch bzw. eher solche und solche Gymnasien.

notting

PS: Ich wundere mich über deinen Betreff:

Fühlen sich Gymnasiast*innen als etwas besseres (gegenüber Real & Hauptschülern)?

Einerseits macht das Sternchen u.a. insb. Sonderschülern das Leben unnötig schwer. Hatte ja gerade von Sonderschülern geschrieben, die denen das Leben unnötig schwer gemacht wurde. Bzw. sogar ein grüner Ministerpräsident und Ex-Lehrer sprich sich dagegen aus: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/kretschmann-gegen-gender-debatte-100.html

Deswegen gendere ich mit (Plural-Suffix immer in Klammern):

Gymnasiast(en) -> alle

Gymnasiaster(er) -> nur männl.

Gymnasiastin(nen) -> nur weibl.

Und andererseits wundere ich mich, warum du das bei dir im Betreff nicht konsistent gemacht hast.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Ja

Definitiv.

Aus Erfahrung weiß ich aber, dass Leute die arrogant, dumm und oder faul sind, nie was nennenswertes erreichen.

Ich kenne kaum einen der von den Theorie Bubis (no Front) was erreicht hat. Wenn ich mein Bekanntenkreis vergleiche: Abi gemacht und knapp über 2k Netto Verdienst bei ner 60h Woche und ein anderer mit Hauptschule bei über 3k Netto und mit 60-70h die Woche. Beide 20. Nur als Beispiel.

Nein

Inzwischen kaum noch, zumindest war das in meinem Jahrgang nicht mehr so. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass das Abitur immer einfacher wird und Arbeitgeber Abiturienten nicht mehr automatisch eher einstellen als Menschen mit anderen Schulabschlüssen.

Es gibt sicherlich noch einige, die es so sehen, aber bald werden die auch merken, dass ein gutes Abitur quasi geschenkt ist.

Ich glaube das kommt auf die Person an, es gibt bestimmt Gymnasiasten die denken sie wären was besseres als Real oder Hauptschüler, es gibt aber auch welche denen das egal ist