Warum denken manche Gymnasiasten, dass sie was besseres sind?

11 Antworten

Ich bin aus Ö, da gibt es das System Real und Haupt nicht so wirklich. Sondern nur Gymnasien und Mittelschulen. Aber ich antworte mal.

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Ich beobachte es leider auch, dass es da zwischen den Parteien meist regelrechten Hass gibt, das ist beschissen.

Nicht nur zwischen NMSlern und Gymnasiasten, sonder auch zB zwischen HAKlern (BHS) und Gymnasiasten.

Da habe ich schon einiges erlebt, was echt unterste Schublade war.

Ich kenne das Ganze aus beiden Perspektiven. Einmal als Schülerin einer Neuen Mittelschule (hieß früher Hauptschule), einmal als jemand, der von einem Gymnasium kam. (Nicht geflogen, nur von Mutter in eine BHS gesteckt worden.)

Meine Erfahrungen als Hauptschülerin bzw. Schülerin einer Neuen Mittelschule:

Meine Freundin vom Gymnasium (in das ich reinhekommen wäre, meine Mutter ließ mich bei der Anmeldung nur nicht mitreden) rieb mir immer wieder unter die Nase, dass sie schon viel weiter sind als wir (ich). Das war ätzend. Zumal wir in der damals sogenannten 1. Leistungsgruppe ja nach dem Lehrplan des Gymnasiums unterrichtet worden sind. 🙄

Als ich in der 3. NMS (7. Schulstufe in D) war, war meine Cousine in der 1. Klasse Gymnasium (5. Schulstufe in D). Ich hatte das bessere Zeugnis als sie, aber es hieß von meiner Mutter, dass das nicht gälte, da meines ja nicht vom Gymnasium ist und ihres schon und man das somit nicht vergleichen könnte.

Dabei sollte die 1. Leistungsgruppe in der damaligen HS dem Gymnasium gleichwertig sein. Ganz abgesehen davon, dass mich meine Mutter ja selbst dort hingeschickt hat, komplett willkürlich, ohne zu fragen, obwohl ich in ein Gymnasium problemlos reingekommen wäre.

Ich könnte heute noch kotzen.

Danach, als ich dann in die 5. Klasse eines Gymnasium wechselte, beim Übertritt (9. in D), wiederfuhren mir weitere Gemeinheiten, da ich von einer NMS kam.

Die Lehrer sagten Folgendes zu mir:

"Du verdreckst mit deiner Anwesenheit das Gymnasium, weil du von einer Neuen Mittelschule kommst."

"Du brauchst nicht aufzuzeigen. Ich nehme dich eh nicht dran, denn NMSler (bzw Hauptschüler) nehme ich nicht dran."

"Ihr musstet nie was tun und bekamt die guten Noten nur nachgeworfen." Was nicht stimmte.

"Ihr wisst überhaupt nicht, wie lernen geht."

usw.

Es war so fies, dass es nach 6 Jahren immer noch irgendwie schmerzt.

Ein Gymnasialdirektor sagte mal zu mir:

"HAK-Schüler können nichts. Die fliegen sowieso durch im Gymnasium. Oder ich sorge dafür, dass die nicht länger als eine Woche an meiner Schule sind...."

"NMSler und BHSler verarmen bildungsmäßig. - Und können nichts."

usw.

Er behandelte mich wie einen wertlosen Menschen zweiter Klasse, nur weil ich mal HAK ging. (Anm. ebenfalls nur wegen meiner Mutter)

Die HAK schließt auch mit Matura (Abi) ab. Aber wir sind halt anscheindend wertlos, wenn wir nicht in seiner Schule waren. Aber wir haben ja nachher nicht mehr die Chance, da er uns ja eh alle für dumme Nichtskönner hält.

Mir wurde damals oft das Gefühl gegeben, wertlos zu sein, weil ich nicht in einem Gymnasium war.

Obwohl meine Noten locker gereicht hätte. Nur meine Mutter sabotierte meinen Lebensweg bis aufs Härteste. Wahrscheinlich, weil sie eifersüchtig war, dass ich reinkam. - Ins Gymnasium.

Was auf sie damals nicht zutraf. Und sie muss besser sein als ich.

Nun meine Erfahrungen als jemand, der von einem Gymnasium in eine HAK kam:

Ich war dann nicht die HAKlerin, sondern die Gymlerin in der HAK. Und rate mal, die meisten hassten mich.

Sie unterstellten mir, ich würde mich für was Besseres und für gescheiter halten und wäre arrogant. Dabei tat ich das gar nicht. Ich wollte nur Freunde finden.

Aber nachdem ich erwähnte, von welcher Schule ich kam, war es aus.

Da bekam ich den ganzen Gymnasiastenhass zu spüren. Das bescherte mir Mobbing und Ausgrenzung. Obwohl ich überhaupt nichts tat. Ich wollte nur Freunde und Frieden. Ich war auch sehr hilfsbereit und eher schüchtern. Überhaupt nicht der "goschende" Typ.

Jahrelang machten sie mir den Schulalltag schwer, aufgrund irgendwas mit "Gymnasium".

Sogar die Lehrer schnallten irgendwann, ich bin in der falschen Schule. Nur meine liebe Frau Mama wollte es nicht kapieren. Sie sagten mir, ein Gymnasium hätte besser zu mir gepasst. (War auch so.)

Dann gab es den Rechnungswesenlehrer, der mir aus Antipathie eine 5 ins Zeugnis gab, obwohl ich keine hatte, da er in mir sowas wie eine Anti-RW-Gym-Tusse sah. Danke nochmal.

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Und mir fällt leider noch viel mehr ein. Es wird nur langsam zu viel zum Schreiben.

Ich befürchte, dass dieses "Ich bin mehr wert als du weil Gymnasium" Denken daher rührt, dass einen das die Lehrer in der Unterstufe selbst eintrichtern. Ich war nicht persönlich dabei, habe aber nachher in der 5. so manches mitbekommen.

Es passierte auch schon, dass die Namen der Leute, die aus der Unterstufe Gym kamen im Computersystem groß geschrieben waren und die, die von der NMS kamen, extra klein geschrieben waren, damit man sie ja auseinanderkennt.

Da gibt es Diskriminierung, die kommt mir nicht mal bei den Ausländern so schlimm vor.

Ich gehe jetzt wieder Gymnasium, aber finde dieses ganze Verhalten krank. Da geht vieles echt zu weit. Da müsste die Gesellschaft als Ganzes mal gegensteuern. Denn warum empfinden und handeln die Kinder so?

Nicht, weil das angeboren war.

Die Erwachsenen haben ihnen das eingeimpft und die tragen auch die Hauptverantwortung dafür, dass das heute so läuft.

Ich meine, wieviel Entwertung muss hier eigentlich existieren?

Wäre das Selbstwertgefühl in Ordnung, müsste man niemanden runtermache.

Die Kinder werden auf Leistung getrimmt und bekommen von den Eltern indirekt signalisiert, dass sie ohne gute Schulleistungen nichts wert sind. Dass ihr Wert von Leistung abhängt. Das ist das Problem.

Es wird gezeigt: Persönlichkeit ist egal. Du bist deine Leistung.

Das machte meine Mutter bei mir leider auch. Ich kam von dieser Denkweis selbst noch nicht runter. Ich kann bei einer schlechten Note schon in eine Art Überlebenspanik verfallen, da ich oft nicht schnalle, dass ich ohne einer guten Note auch noch was bin und meine anderen Talente und mein Charakter auch noch was zählt.

Das zieht sich durch die ganze Gesellschaft.

Und da müsste man ansetzen.

Mit der Botschaft: Du bist nicht nur deine Leistung. Deine anderen Fähigkeiten und deine Persönlichkeit zählen auch.

Vielleicht würde sich dann endlich mal was ändern und diese dummen Kämpfe würden mal wegfallen.

Sorry, ich weiß, das war lang.

Ja. Schon. Ich war auch rine und finde die Einstellung die meine ehmaligen Schüler mir gegen über jetzt haben voll blöd

Weil diese Personen schlicht traurig sind. Nimm es ihnen aber nicht übel sie wissen es nicht besser... Naja manche Menschen müssen halt ihr Selbstwertgefühl aufbessern. Es liegt denke ich auch daran das real/Haupt Schüler etc. Ein schlechtes bis sogar assoziales Image haben und nartürlich als die "dummen" gelten nach vielen Menschen. Ja ich bin zwar an einem Gymnasium aber meine Meinung ist das es schicht nicht gerechtfertigt ist. Einer meiner besten Freunde ist an einer Gesamtschule und ist super lieb und hat auch was drauf. Ich denke sogar viele können garnichts dafür es ist meistens die Sache der Eltern ich bin mit einem 2,5 Schnitt auf das Gymnasium gekommen also... Fair ist es nicht :). Naja mittlerweile bin ich deutlich besser 😅. Aber das hätte niemand ahnen können oder so... Nebenbei angemerkt ist der Stoff genau der gleiche ^^. Das heißt ihr macht das selbe alleine deswegen sollte man nicht überheblich sein oder so. Ja wie gesagt es gibt menschen mit minderwertigkeitskomplexen :). Hab ein bisschen Mitleid mit ihnen ^^.

Ganz allgemein ist es ein menschliches Bedürfnis, sich besser als andere zu fühlen. Man will eben "gewinnen".

Passende Geschichte: Ein Vater schenkt seinen beiden Kindern jeweils ein absolut gleiches Spielauto. Kommentar des einen: "Aber meins ist besser!"

Spruch des Tages: "Wer angibt, hat´s nötig". Das heißt: Wie ärmlich ist der dran, der es nötig hat, sich über andere erhaben zu fühlen.

Ein spanisches Sprichwort sagt in der Übersetzung "Angeberei zeugt von Minderwertgkeitsgefühl". Schule ist Sch****e. Aber da müssn wir nun mal durch - alle. Später kommt es darauf an, seine angeborenen Fähigkeiten richtig einzetzen zu können. Dem sind in Detuschland aber enge Grenzen gesetzt. In den USA hingegen zählt einzig und allein das wirkliche Können, niemanden interessiert dort ein Zeugnis aus der Schule. Ich bekam keinen deutschen Schulabschluß (kein Lehrer wollte mich in seiner Klasse) und verließ mit 19 Jahren das Land. In meiner neuen Heimat studierte ich Jura und arbeitete in leitenden Posten für deutsche Firmen. Lenin sagte ganz richtig "Wissen ist Macht" und wenn man motiviert ist, kann man wirklich ALLES lernen, ist leichter als man denkt. Mit 14 hat man noch andere Sorgen, aber die Zeit vergeht schnell. Versuche mal Deine natürliche Begabung herauszufinden, gar nicht einfach, ich brauchte 15 Jahre dazu.