Findet ihr es faszinierend, dass die Mondmission (Apollo) damals abhängig von diesem Bordcomputer war? Smartphone> Apollo Computer (!)

Ja 64%
Nein 36%
Evtl 0%

11 Stimmen

6 Antworten

Faszinierend finde ich eher die geringe Rechenleistung, die damals ausgereicht hat.


Tannibi  17.07.2025, 08:25

Und Überraschung: Sie würde auch heute reichen.

Commodore64  16.07.2025, 22:25

Richtig, das Ding hat eigentlich nur gemessene Werte mit gespeicherten verglichen.

Die Messwerte analog so aufzubereiten, dass Werte erhält um die vergleichen zu können, das war ein unheimlicher Aufwand und eine technische Meisterleistung.

Der Apollo Computer selber war von der Funktionalität und Rechenleistung her der absolut schlechteste Computer der jemals gebaut wurde.

Das wurde erst viel später von 1-bit Schulcomputern zur Demonstration wie ein digitales Rechenwerk funktioniert getoppt.

Der meines wissens "erbärmlichste Computer aller Zeiten" ist dieser hier:

https://www.youtube.com/watch?v=kT3TMb9n26Q

1-bit rechenwerk, 8-bit Speicher insgesamt und nur 2-bit Ausgabemöglichkeit.

Hinterfrager1  16.07.2025, 20:25

Du glaubst, dass das ausgereicht hat?

Nein

Nicht "diesem" Bordcomputer.

Ein Mensch ist viel zu langsam um alle Anzeigen ablesen zu können und dann richtig drauf reagieren zu können. Man braucht also eine Elektronik die das kann.

Der Apollo Computer war nichts besonderes was Computertechnik angeht. Da gab es viel Leistungsfähigere Systeme.

Das Problem war, dass das Ding "unzerstörbar", aber leicht und kompakt gebaut werden musste. Also hat man einfach tausende NOR Gatter verwendet. Jedes Gatter besteht aus 2 Widerständen die zwei Logiksignale zusammen führen, also die "ODER" logik erzeugen. Danach kommt ein Transistor der dann den Pegel herum dreht und genug Strom für die nächsten Gatter die dran hängen liefert. Simpler geht es technisch gar nicht.

Und aus NOR Gattern kann man nach Boolscher Algebra alle anderen Gatterarten, also logische Verknüpfungen bauen.

Für alles was nicht NOR ist, braucht man also mehrere Gatter. Für ein ODER braucht man also zwei NOR (NOR + NOR als inverter), für ein simples UND braucht man 5 NOR Gatter. Das ist also aus Mathematischer Sicht eine reine Verschwendung gewesen. Aber halt technisch das zuverlässigste was man damals bauen konnte.

Die über 4000 NOR Gatter konnten also nicht viel machen, damit konnte nur das allernötigste was man für einen Computer braucht implementieren.

Aus Sicht der Computertechnik war das also der "Erbärmlichste Computer ever!" Noch nie zuvor wurde ein Computer gebaut der so wenig konnte.

Aber der musste auch nicht viel können. Der musste sich nur Zahlen merken können, diese Zahlen auf Wunsch anzeigen oder abändern und diese Zahlen mit Messwerten vergleichen und jeweils eine simple Entscheidung treffen.

Das faszinierende an dem ganzen System ist wie die die Messwerte analog in Zahlen verwandelt hatten die dieser Computer dann "sehen" und vergleichen konnte. Man hätte hier statt dem Computer auch Schwellwertschalter verwenden können. Nur das war nicht flexibel genug, man konnte die nicht sicher auf die schnelle neu einstellen. Daher also dieser "Computer".

Das einzige was absolut genial an dem Ding war, das ist das Display. In dem Bild ist nicht der Computer zu sehen sondern das Display und die Tastatur.

Damals konnte man keine Zahlen auf einfache Weise ausgeben. Auf dem Boden verwendete man Drucker (wie die in Tischrechnern) um Zahlen anzeigen zu können oder Nixiröhren die jeweils eine Ziffer anzeigen können. Aber im Weltraum konnte man das nicht machen.

Es gab 7-Segmentanzeigen, das waren aber Digitrons und Glühfadenröhren die keine Vibrationen aushalten konnten.

Es gab also keine einzige Anzeige die man in den Weltraum schießen konnte. Also mussten die sich was richtig geniales einfallen lassen. Alles was es gab wäre beim Start kaputt gegangen oder hätte in der Schwerelosigkeit nicht funktioniert.

Also haben die Elektrolumineszenz Displays erfunden. Das ist eine Folie mit einem Leuchtstoff der Licht erzeugt wenn er einem Hochfrequenzen Wechselstromfeld ausgesetzt wird. Man hat also Drähte unter diese Folie gezogen die dann über Relais mit einer Hochfrequenz-Hochspannungsquelle verbunden werden.

Das Ding sieht eingeschaltet aus wie ein LC Display wie man es ab den 1990ern in Autoradios verwendet hatte, aber 10 Jahre bevor das LCD überhaupt erfunden wurde.

Die Bistabilen Relais die die Segmente dieses Displays schalten konnten vom Computer nur etwa im Sekundentakt gesteuert werden. Also etwa jede Sekunde konnte ein einziges Segment der Anzeige ein oder aus geschaltet werden.

Ja

Aber als Pseudo-Armartur damals unschlagbar. Besonders wegen dem fein gebürsteten Alu-Look. Dann die sprachlich geschickt platzierten Anglizismen wie "Reset" - "Entr" - usw.

Nein

Gar nicht mal. Nur um dich mal auf den Boden der Realität zurückzuholen, ein Rechenzentrum sah zur damaligen Zeit so aus:

Bild zum Beitrag

Man kann handschriftlich und mit Tabellenbüchern die Bahnen von Mond und Erde berechnen, Flugbahnen von Apollokapseln berechnen, Zündzeitpunkte, Wiedereintrittswinkel und -Orte für gewisse Landezonen... Wenn man's kann.

Ich weiß: Komplett unvorstellbar für den modernen Schüler, der schon für Rechnungen auf Grundschulniveau vom Taschenrechner abhängig ist, aber sich als Abiturient für die Spitze der menschlichen Schöpfung hält ;)

Also nein, ich bin nicht beeindruckt. Auch der Apollo-Computer konnte mehr, als notwendig war. Der war halt eine Arbeitserleichterung, weil manches an Bord berechnet werden konnte, statt zwischen Kapsel und Bodenstation hin und her zu funken. Also warum hätte es nicht klappen sollen?

 - (Computer, Mond, Raumfahrt)

SirKermit  17.07.2025, 12:06
Also nein, ich bin nicht beeindruckt.

Ich auch nicht.Endlich mal jemand, der diese Technik noch nachvollziehen kann.

Die eigentliche Rechenleistung, wenn sie denn benötigt wurde, stand auf dem Boden. Damals gab es schon einige Großrechner, der kleine interne wurde nicht so benutzt, wie wir das heute kennen, dennoch war er ausreichend. Auch reichte die Arbeitsgeschwindigkeit völlig aus, schließlich ist das eine Raumkapsel und kein Starwars Figther. ;-)

Einen Großteil der Mess- und Regeltechnik erledigte man mittels Analogtechnik, das ging damals deutlich besser. Die Analogrechner waren schneller als die damals üblichen Computer, ebenso wurde viel mehr mit Mechanik gearbeitet.

Viele denken leider, dass man nur mit heutiger Technik viel erreichen kann, das Fahrzeug Blue Flame https://de.wikipedia.org/wiki/Blue_Flame

Am 23. Oktober 1970 stellte er auf dem Bonneville-Salzsee mit einer Geschwindigkeit von ca. 1001,66 km/h (Durchschnitt beider Richtungen: (617,601 mph + 627,207 mph) : 2 = 622,404 mph) einen neuen Weltrekord auf, den er über 13 Jahre hielt.[2]

war 1970 schon um die 1000 km/h schnell, mit nahezu vorsintflutlicher Technik.

Die Mondmissionen fanden gerade so in der Zeit statt, als ich in meinem Studium an der ETH meine ersten Schritte in Informatik machte. Einen Taschenrechner besaß ich damals noch gar nicht, aber ich lernte, wie man Computerprogramme in ALGOL, BASIC und Assemblercode entwarf und testete. Sehr wichtig war dabei immer, mit möglichst wenig Speicherplatz (Bits, Bytes, Kilobytes) auszukommen. Von Mega- und Gigabytes konnte man damals noch kaum träumen und wollte das auch gar nicht unbedingt. Effizienz (mit müglichst sparsamen Mitteln auch komplexe Probleme lösen zu können) war damals noch eine wichtige Tugend im Bereich des Programmierens. Dass es mit (von heute aus betrachtet) recht "primitiver" Hardware auch möglich war, große Ziele (wie z.B. Mondmissionen) zu erreichen, ist wirklich bewundernswert. Aber Leute, die in der heutigen Welt von Smartphones, Terabytes und "KI" aufwachsen, können die damaligen Leistungen von Technikern, Informatikern und Ingenieuren kaum mehr in angemessener Weise würdigen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung