Kürzlich habe ich ein Gedicht entdeckt, das mich tief beeindruckt hat:

"ROSE AUSLÄNDER

Damit kein Licht uns liebe

Sie kamen
mit scharfen Fahnen und Pistolen
schossen alle Sterne und den Mond ab

damit kein Licht uns bliebe
damit kein Licht uns liebe

Da begruben wir die Sonne
Es war eine unendliche Sonnenfinsternis"

Das Interessante an diesem Gedicht ist das "wir", das die Sonne begrub. Während die kleineren Lichter Mond und Sterne dem Zugriff von Außen augesetzt sind, gilt das nicht für das hellste Licht, die Sonne. Hier sind wir selbst dafür verantwortlich, auch wenn die Angriffe auf Mond und Sterne als Anlass dazu gesehen werden.

Die Hoffnung, symbolisiert durch Mond und Sterne, kann uns durch die Macht genommen werden, indem sie Fakten schafft. Aber von den naturgegebenen inneren Gefühlen, zB dem verpönten Trotz, können wir uns nur selbst getrennt haben. Und haben dadurch eine Finsternis hinauf beschwört.

Um wieder etwas Licht in die gefühlte Dunkelheit unserer Zeit zu bringen, könnte die wichtigste Frage lauten: "Wo haben wir unsere Sonne begraben ?"