Findet ihr, dass in der Literatur und in Filmen toxische Beziehung (zu oft) romantisiert werden?

3 Antworten

Stimme ich vollkommen zu. Noch schlimmer ist das ganze aber in Literatur aus männlicher Feder. Weil da die Täter einfach vollkommen ungeniert darüber schreiben, was sie alles tun, und an keiner einzigen Stelle wird irgendwas hinterfragt. Bella denkt wenigstens für eine Sekunde darüber nach, dass es seltsam ist, das Edward sie im Schlaf beobachtet. Aber das einzige, was man über die Frauen in Romanzen aus männlicher Feder hört ist sowas wie "Ihre Boobs nicken in Zustimmung".

Für mich liegt das Problem in der Gesellschaft an sich - denn auch in anderen Situationen werden toxische Beziehungen verharmlost und romantisiert. Insbesondere mit zb dieser Aussage "Wenn ein Junge ein Mädchen mobbt heißt das, dass er sie liebt", aber auch mit diesem Druck, mit jemand zusammen bleiben zu müssen, dem Druck dass die erste große Liebe immer richtig ist, usw. Das bevorzugt die Autoren Deals kriegen, die sowas schreiben, ist nur die Folge davon, wie romantisiert toxische Beziehungen allgemein sind.

Woher ich das weiß:Hobby – Viel gelesen und viel selbst geschrieben

Vielen lieben Dank für deine Antwort.

Ich wollte noch einige Worte dazu sagen, da mir das sehr wichtig erschien.

Nun, ich finde auch, dass es enorm problematisch ist, wenn andere Menschen sexualisiert werden. Besonders, wenn das keine Konsequenzen hat, ist es umso abscheulicher. Trotzdem muss ich etwas zu den vorgelegten Punkten in Zeile 1-3 erwähnen, als auch zu noch anderen Bestandteilen der Antwort.

 Literatur aus männlicher Feder. Weil da die Täter einfach vollkommen ungeniert darüber schreiben, was sie alles tun, und an keiner einzigen Stelle wird irgendwas hinterfragt.

Es gibt nicht ausschließlich männliche Täter*innen, wie auch immer du nun Täter*innen in diesem Bezug definieren möchtest. Ich halte es für problematisch, wenn wir über bestimmte Geschlechter reden und besonders nur eines davon kritisch hinterfragen, da es, wie aus den Beispielen hervor geht, genug toxische Romantisierung aus Hand von Frauen gibt. Es zeigt sich ja, dass auch andere Geschlechter sich "schuldig machen". Deswegen kann ich mich mit dieser Formulierung nur schwer identifizieren.

Für mich liegt das Problem in der Gesellschaft an sich - denn auch in anderen Situationen werden toxische Beziehungen verharmlost und romantisiert. Insbesondere mit zb dieser Aussage "Wenn ein Junge ein Mädchen mobbt heißt das, dass er sie liebt"

Da stimme ich dir zu. Die Gesellschaft spielt dort sicherlich eine große Rolle und genannte Geschlechterklischees begegnen uns in vielen weiteren Aspekten unseres Lebens. Danke, dass du das noch einmal aufgeführt hast.

aber auch mit diesem Druck, mit jemand zusammen bleiben zu müssen, dem Druck dass die erste große Liebe immer richtig ist, usw.

Ich wollte dazu ebenfalls noch etwas anmerken, da ich auch schon auf diesen Umstand gestoßen bin. Gerade die Romantisierung der ersten großen Liebe in Literatur und Filmbranche lässt viele an ihren Gefühlen zweifeln und verzweifeln, da sie denken, man müsse die erste Liebe voll auskosten und dass diese nie wieder zurück kehren könnte. Natürlich kann es sein, dass es passt, doch zu viele Paare bleiben zusammen, obgleich sie in einer toxischen Beziehung sind oder nur noch geringe bis gar keine Gefühle für einander hegen. Auch interessant war, dass du nochmal das mit den Deals erwähnt hast:

Das bevorzugt die Autoren Deals kriegen, die sowas schreiben, ist nur die Folge davon, wie romantisiert toxische Beziehungen allgemein sind.

Das stimmt nicht so ganz. Es gibt auch Bücher und Serien, als auch Filme die nicht über eine derartig große Romantisierung von toxischen Beziehungen beinhalten und auch Liebesgeschichten mit gesunden Verhältnissen. In dem Punkt denke ich, dass der letzte Teil des Satzes eher zutreffend ist. Es liegt im Endeffekt bei den Konsument*innen, welche Bücher, Filme und Serien Reichweite erlangen. Die Gesellschaft promotet ja schon fast dieses "Genre", weswegen man eben mehr von dieser Seite der Romanzen hört. Wie groß ein*e Autor*in rauskommt liegt zum Teil bei den Leser*innen. Glück und Talent spielen auch eine Rolle, doch entscheiden kann man selbst, ob man nun eben Twilight ließt oder Buch XY. Für viele Menschen mag die Entscheidung leicht fallen. Twilight ist "spannender", leidenschaftlicher und interessanter, außerdem kennen das viele und es mag wohl nicht ohne Grund bekannt sein.

Mein Fazit ist, dass diese Akzeptanz der Gesellschaft für dieses Problem gesorgt hat und es aber auch bei uns Konsument*innen liegt, was wir aus der Sache nun machen wollen. Wir haben es in der Hand.

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@DieUmfrage

Mir ist natürlich klar, dass nicht alle Täter Männer sind, und alle Opfer weiblich. Aber wir sprechen ja hier von etwas ganz bestimmtem, nämlich von Medien mit Romanzen drin. Und da ist eben eine ganz deutliche Tendenz dazu, wer häufiger Täter und wer häufiger Opfer ist. Außerdem kann man über ein Problem sprechen, ohne dabei ständig erwähnen zu müssen, dass es auch andere Probleme gibt. Gewalt von einem männlichen Partner gegenüber einem weiblichen IST nunmal ein sehr anderes Problem mit anderen Ursachen usw, als Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, oder Gewalt von einer Partnerin gegenüber ihrem Partner.

Zum Rest... Ich glaub, du verstehst nicht ganz, wie eng das alles miteinander verbunden ist. Ja, dass die Gesellschaft so ist, wäre nicht so, wenn es die Einzelpersonen nicht wären. Aber die Einzelpersonen sind ja nur so, weil das von der Gesellschaft so vorgegeben wird. Und nein, das ist keine Frage nach der Henne und dem Ei, sondern es ist ganz eindeutig: Die Gesellschaft ist so, weil da ein Haufen weißer alter Männer in Machtpositionen mit Geld sich Wege ausdenken wollten, wie man Frauen unterdrücken kann. Damit gehe ich nicht gegen Männer, das ist einfach nur ein Fakt, dass diese Personen Männer waren.
Deshalb finde ich es auch falsch, Leute wie Anna Todd, Erika Mitchell und Stephenie Meyer die Schuld in die Schuhe zu schieben - weil sie das alles ja nur schreiben, weil sie glauben, so muss die Welt funktionieren.

Klar, heutzutage würde jemand eher Twilight lesen (vielleicht), weil es bekannt ist. JETZT ist es bekannt. Das war es bei Erscheinung aber noch nicht, es war das erste Werk der Autorin, die auch davor keine Bekanntheit hatte, wie es bei Erika Mitchell war, die davor ja schon unter dem Pseudonym "Snowqueenicedragon" die Protoversion von Shades of Grey, "Master of the universe", veröffentlicht hatte.
Twilight wurde bekannt wegen dem Marketing. Und warum wurde es vermarktet? Gut, zum Teil weil es der erste tatsächliche Vertreter des Genre "Romantasy" war, aber eben zum Großteil, weil es eine Version von Liebe gezeigt hat, die konservative Ideale wiederspiegelt.

Ich persönlich habe mich schon lange von der Aussage "Wir Konsumenten haben es in der Hand" abgewandt. Spätestens, seit die Regierungen der Welt uns allen sagen, dass wir den Wasserhahn beim Zähne putzen abdrehen sollen "Weil wir alle den Umweltschutz in der Hand haben", während sie ignorieren dass die großen Firmen Öl ins Meer kippen. Aber das ist ja wirklich ein anderes Thema - nur verliert man dadurch eben doch das Vertrauen darin, dass der Markt wirklich vom Einzelnen bestimmt wird.

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@Seraphiel0
Zum Rest... Ich glaub, du verstehst nicht ganz, wie eng das alles miteinander verbunden ist. Ja, dass die Gesellschaft so ist, wäre nicht so, wenn es die Einzelpersonen nicht wären. Aber die Einzelpersonen sind ja nur so, weil das von der Gesellschaft so vorgegeben wird.

Zu aller erst wäre es schön, wenn keine Vermutungen über meine Auffassungsgabe auf Bezug deiner Aussage aufgestellt werden könnten. Die Gesellschaft mag Antrieb des Problems sein, doch was ist die Gesellschaft? Die Gesellschaft ist ein großes Konstrukt und besteht nicht nur aus alten, weißen Männern, sondern eben auch Einzelpersonen, ganz richtig. Doch wie entsteht Akzeptanz, Toleranz, Ablehnung und Co? Indem sich das Individuum unterordnet und die breite Masse es gleich tut. Ich streite nicht ab, dass das Problem auf größerer Ebene gelöst werden muss, doch irgendwo müssen wir einen Ansatz schaffen.
Bei dem Beispiel Klimakrise (letzter Abschnitt; Zeile 27-32) stimme ich dir zu, die Hauptverantwortung liegt bei Konzernen und Co., doch muss entgegnen, dass selbst der winzigste Teil schon etwas verändert. Zwar wird uns das nicht viel bringen, insgesamt, aber es schafft Bewusstsein und jetzt lass das Mal noch mehr Leute tun. Es wächst und womöglich kommt etwas neues ins rollen. Wenn alle so denken würden, dann ändert sich nie was. Wenn man nicht bei sich selbst beginnt, kann man nicht davon ausgehen, dass andere dann voran gehen.

Die Gesellschaft ist so, weil da ein Haufen weißer alter Männer in Machtpositionen mit Geld sich Wege ausdenken wollten, wie man Frauen unterdrücken kann. Damit gehe ich nicht gegen Männer, das ist einfach nur ein Fakt, dass diese Personen Männer waren.

Wie oben bereits erwähnt basiert unsere Gesellschaft nicht nur auf diesen weißen, alten Männern, die Frauen unterdrücken wollen. Die Problematik dahinter ist, dass andere Sachen pauschalisiert werden könnten. Auch Frauen, im Beispiel USA, befürworteten das "Abtreibungsverbot". Ich sehe das Problem auch, da eine kleine Gruppe Cis, heterosexueller, konservativer Menschen über Rechte abstimmt, die diese nicht betreffen. Homoehe, Gesetze über Geschlechtsidentität, Frauenrecht und so weiter. Auch Abtreibungsverbote gehören dazu, da viele einfach nicht einmal nachvollziehen können, was Gebären bedeutet und mit dieser Grundlage irgendwelche Gesetze verabschieden, die andere Leute diskriminieren, einschränken und eventuell sogar deren Leben zerstören. Das ist ein allgemeines Problem. Meine Meinung nach muss da noch einiges passieren.

Erwähnen muss ich dennoch, dass wir nicht nur von Männern und Frauen reden dürfen, da eben auch andere Gruppen Probleme haben. Eben von dir genannte weiße, alte Männer entscheiden auch über die Rechte von queeren Leuten und viele werden ebenfalls noch unterdrückt. Ich glaube, dass Feminismus eine allgemeine Überzeugung sein sollte, eine Voraussetzung, damit wir in einer Welt leben können, in der solche Ungerechtigkeiten ausgeglichen werden.

Um zum Thema zurück zu kehren: Wusstest du, dass viele der hier genannten Autor*innen sich selbst als Feminist*innen bezeichnen? Welcher Überzeugung sind diese dann? Laut dir (Zeile 16-18) dürften sie keine Schuld tragen, doch sie schreiben die Bücher ja aus freien Stücken, nicht? Es gibt genug andere Romane, Filme und Serien, die nicht toxische Beziehungen romantisieren. Fühlten sie sich gezwungen nur diese Art Bücher zu verfassen, dann dürften sie sich ja nicht über irgendwelche Probleme im klaren sein? Ich sehe auch diese Autor*innen als Teil des Problems. Nur, weil einige Werke aus der Feder einer Frau stammen, müssen diese ja nicht gleich relativiert werden. In deinem anderen Text (Text 1; Zeile 1-3) wiest du darauf hin, wie schrecklich es aus der Hand eines Mannes sei. Auch weibliche Autorinnen und andere Menschen schreiben eben solche Geschichten. Zwar werden die Dinge einige Male eventuell hinterfragt, doch wird es dadurch dann zu einem besseren Buch? Ich denke, dass die Autor*innen sich im klaren sein werden was sie schreiben, doch wird das eben verharmlost und normalisiert, so dass sie eben weiter solche Werke verfassen werden. Ich selbst schreibe gerne Geschichten. Künstlerische Freiheit ist das alles, doch erschreckend sind die Reaktionen, nicht unbedingt die Bücher an sich. Ich muss dir Recht geben, wenn es um die Probleme der Gesellschaft geht, aber möchte ich die Autor*innen ebenfalls nicht verteidigen. Ich denke das Thema ist sehr schwierig zu klären und es müssen sich grundlegende Dinge verändern, obgleich jeder einzelne von uns einen Anfang schaffen kann. Deshalb sage ich wieder: Wenn alle so denken, dann ändert sich nie etwas.

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Genau aus diesen Gründen halte ich mich von solchen Büchern und Filmen fern, und leider hat es auch dazu geführt, dass sie ich generell Liebesgeschichten aus den Weg gehe. Was echt ein Problem, da es für Mädchen in meinen Alter oft nur solche Bücher gibt.
Interessant ist, dass es in den Büchern, die ich lese auch oft eine gewisse Liebesgeschichte gibt, doch diese ist nicht der Hauptplot, sondern eher nebensächlich.
Viele sind vielleicht einfach nicht fähig aus einer reinen Liebesgeschichte etwas anderes zu bauen, obwohl das eigentlich gut möglich sein sollte.
Selbst wenn es ein simpler Plot ist wie: Mädchen/Junge verliebt sich in Mädchen/Junge, doch Mädchen/Junge erwidert die Liebe nicht.
Die verliebte Person versucht deshalb alles um Mädchen/Junge zu gefallen, und fällt dabei in ein immer tiefer werdendes Loch. Allerdings lernt die verliebte Person, z.B. bei einem Kurs den sie macht, um Mädchen/Junge zu gefallen jemand anderes kennen. Die beiden kommen sich körperlich immer näher, doch die verliebte Person bemerkt dies nicht, und versucht, aus einer Art Sucht heraus, immer noch Mädchen/Junge zu gefallen.

Dann kommt es jedoch zu einem Ereignis, dass den Jemand in Gefahr bringt, und verliebte Person bemerkt endlich, dass sie jemand liebt. Und am Ende kommen sie zusammen und alle sind glücklich, und jetzt haben wir eine Liebesgeschichte, die ganz ohne toxische Beziehung auskommt. (Bzw. diese zumindest nicht romantisiert wird.)

Ich finde es einfach Schade, immer dieselbe Konstellation zu verwenden, wenn es doch so viele Ideen und Möglichkeiten gibt. Und mir tut es leid, für die Leute, die mit solchen Medien aufwachsen, und dass dann als Realität sehen.
Also mein Fazit ist: Ich finde es dreckig, so eine toxische Beziehung zu romantisieren. Auch wenn es ein Happy End gibt, und das Mädchen ihn ändern konnte.
Man darf nunmal nicht vergessen, wie viele Frauen genau deshalb eine toxische Beziehung beenden, weil sie schlicht und einfach glauben den Partner "ändern" zu können, oder zu müssen.
An alle Leute die schonmal in einer toxischen Beziehung waren, sind oder seine werden: Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Stärke.

(Ich habe übrigens die Rechte für diese Geschichte. Weil es eine solche sicher noch nie gab🤪)

R.M.B

Das stimmt total. Es gibt noch viele andere mögliche Konflikte, damit eine Liebesgeschichte nicht toxisch ist.

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Nein finde ich nicht, klar sind die spannender aber romantisiert nein