Interpretation Gedicht Deutsch Abi 2023 Bayern?

10 Antworten

Habe mir auch extrem schwer getan. Mein These war auch bisschen weit her geholt:

Erstmal ist mir aufgefallen, dass das Gedicht zeitlich sehr klar im Biedermeier geschrieben wurde. Gleichzeitig war das Schloss aber voll mit Romantischen Motiven.

Das lyrische ich wirkt sehr Weltentrückt und fasziniert vom mystischen. Gleichzeitig will es das Schloss nicht verlassen, obwohl es sehr heruntergekommen ist.

Ich habe also geschrieben dass, das lyrische ich an der Romantik (oder halt am romantischen Zeitgeist: Also Weltflucht, Sehnsucht, Verklärung des Mittelalters) festhält und sich in seiner weltentrückten Welt (also dem Schloss) wohl fühlt, obwohl der Zeitgeist der Welt (War ja kurz vor Realismus schon) sich weiter entwickelt und sie damit relativ alleine ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich hatte echt Probleme, aber ich habe zwei Interpretationen angeboten:

1) Die Trümmer und Schätze der Burg sind die einzigen Sachen, die ihre ehemaligen Besitzer (die gestorben sind) hinterlassen haben. Da das Schloss zerfällt, zerfällt auch die Erinnerung an die Besitzer und man kann nur erahnen, wie man zu der Zeit gelebt hat. Das lyrische Ich stellt sich also vor, wie das Leben im Schloss so war - und weil so viel von dem Schloss fehlt (die kaputte Treppe, die Farbigkeit der Bilder) kann man mit Fantasie erahnen, was sich vielleicht so in dem Schloss verbirgt.

2) Das Schloss ist ein Zeichen von Adel. Das lyrische Ich erkundet die Trümmer des Schlosses und somit der Obrigkeit - es hinterfragt die eigentliche Bedeutung des Adels. Da das Gedicht vor der Revolution entstanden ist habe ich einfach erwähnt, dass das lyrische Ich stolz durch die Trümmer läuft, was zeigt, dass die Bewältigung der Obrigkeit die Stärkung des Bürgertums ermöglicht. Der Zerfall ist also etwas gutes, weil die Idee einer höheren Gesellschaftsschicht langsam verschwindet.

Ich hab kp xD...Fand das Gedicht echt nicht so toll.

Apollo362 
Fragesteller
 26.04.2023, 18:11

Macht alles trotzdem mehr Sinn als meine These xDD

Hab geschrieben, dass die Burg und alles außendrum zerfällt (weil die Stadt wurde ja als alt betitelt), das lyrische Ich jedoch die Fähigkeit hat sich dieser Vergänglichkeit zu widersetzen

Glaubst du das ist halbwegs logisch? Es wurde ja in dem Gedicht irgendwas von einem Geist erwähnt und dass sich das lyr. Ich am Ende trotz der zertrümmerten Umgebung stark fühlt, also quasi die Vergänglichkeit überlebt (auch ist es ja die einzige Person in der Burg, der Rest ist schon dahingeschieden)

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Racccooon  26.04.2023, 18:36
@Apollo362

Ohh das hört sich auch gut an! Also solange deine Interpretation überzeugt ist sie ja eigentlich richtig. :) Ich bin überhaupt nicht auf Vergänglichkeit eingegangen bzw. meine erste Interpretation ist hauptsächlich, dass sie in die Rolle einer adeligen Person schlüpft und sich dann auch vorstellt, dass sie dann der Geist dieser ist und ihr zerfallenes Schloss quasi "vom Himmel aus" betrachtet. Hört sich random an, aber was anderes ist mir nicht eingefallen... also wird das bei dir bestimmt gut!

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Von Schlössern, Geistern und Teufeln: Viechtacher Abiturienten haben Deutsch-Prüfung hinter sich (pnp.de)

Hier heißt es: "Im Bereich Lyrik entführte das Gedicht „Das alte Schloß“ von 1841/42 in ein dem Verfall anheim gegebenes „Schloss Romantik“, in dessen Mauern das lyrische Ich sich seiner eigenen Stärke „wie ein Hüne“ bewusst wird." Ist es also ein Gedicht trotziger Selbstbehauptung wie ihr bekanntes Gedicht "Am Turme", das in vielen Schulbüchern enthalten ist? Oder befindet sich das lyrische Ich im Zustand der Unerlöstheit ("ohne Gnade" heißt es in der letzten Strophe - und religiöse Bezüge sind im Werk der Droste allenthalben zu finden, auch der moderne Glaubenszweifel im Spannungsfeld von Bibel und Naturwissenschaft hat die streng katholisch erzogene Autorin in reiferen Jahren erfasst und umgetrieben, nachzulesen etwa in ihrem berühmten Gedicht "Die Mergelgrube"). Das Biedermeier ist nicht so harmlos wie der Name suggeriert, die wichtigsten Autoren der Epoche (Mörike, Droste-Hülshoff, Grillparzer, Stifter) sind innerlich Zerrissene, die an der Welt leiden ("Franz Grillparzer oder Das abgründige Biedermeier" heißt die große und wegweisende Studie hierzu von Heinz Politzer).

Apollo362 
Fragesteller
 29.04.2023, 16:18

Also passt meine These, dass das Schloss und die Stadt zerfällt, aber das lyrische Ich die Fähigkeit/Macht hat sich gegen diese Vergänglichkeit zu wehren?

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Lyrikfreak  30.04.2023, 00:38
@Apollo362

Ja, diese These lässt sich auch gut am Text belegen (durch die Schlussverse des Gedichts).

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Lyrikfreak  30.04.2023, 01:17
@Lyrikfreak

Ja, diese These lässt sich gut am Text belegen (Ende der letzten Strophe). Aber das lyrische Ich durchlebt im Gedicht, das ja vom Gang durch das heimlich-unheimliche Schloss (bzw. die Burg, wie es gleich zu Beginn heißt) in Etappen erzählt, auch Anfechtungen und die Bedrohung seiner Identität, was sich ebenso gut am Text belegen lässt (Ende der zweiten Strophe, Ende der dritten und Anfang der vierten Strophe sowie letzte Strophe). Also würde ich sagen, dass Ambivalenzen und Widersprüche dieses Gedicht prägen ("abgründiges Biedermeier", auch als Auseinandersetzung mit dem Erbe der Romantik bzw. Schauerromantik).

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Lyrikfreak  30.04.2023, 01:17
@Apollo362

Ja, diese These lässt sich auch gut am Text belegen (durch die Schlussverse des Gedichts). Aber das lyrische Ich durchlebt im Gedicht, das ja vom Gang durch das heimlich-unheimliche Schloss (bzw. die Burg, wie es gleich zu Beginn heißt) in Etappen erzählt, auch Anfechtungen und die Bedrohung seiner Identität, was sich ebenso gut am Text belegen lässt (Ende der zweiten Strophe, Ende der dritten und Anfang der vierten Strophe sowie letzte Strophe). Also würde ich sagen, dass Ambivalenzen und Widersprüche dieses Gedicht prägen ("abgründiges Biedermeier", auch als Auseinandersetzung mit dem Erbe der Romantik bzw. Schauerromantik).

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Ich habe das Gedicht der Romantik zugeordnet leider, aber denke, dass es nicht sooo in die falsche Richtung gehen wird, da Biedermeier ja direkt nach Romantik folgt und sich daher Vieles von der vorherigen Epoche herleiten lässt. Deswegen habe ich auch die Motive aus der Romantik, die zutreffend waren erwähnt, wie Sehnsucht, Einheit von Natur und Geist, Abkehr von der Realität und sowas wie das Anstreben von unerreichbaren Idealen, …. Vieler diese Motive sind sowohl in der Romantik als auch in der Epoche des Biedermeiers nachzuvollziehen.

Ich habe gerade die paar Kommentare durchgelesen und ich habe es auf jeden Fall auch so interpretiert, dass das lyrische Ich sich nutzlos und einsam fühlt und es eben nicht weiß, ob lebend oder begraben. Aber ich habe die letzten Strophen eher so interpretiert, dass das lyrische Ich aus Wut sozusagen seine Macht präsentieren will, sodass es mäßig das Schloss zerstören wird/will, da es ein Verlangen nach Freiheit und zu der Außenwelt hat. Oder ich habe es so übernommen bzw. interpretiert, dass die Ahnenbilder, Wappentruhe und Eisenschilder dem lyrischen Ich egal sind, obwohl das eigentlich in der Tatsache wertvolle und bedeutungsvolle Dinge sind. Jedenfalls dass diese Dinge ihr so egal sind und sie keinen Acht drauf gibt, sodass sie sozusagen die Wappentruhe als Sofa / Sitzgelegenheit nutzt und die eisenschilder als Kleiderladen betrachtet.
Also ich habe im Gesamten das Gedicht als negativ interpretiert, was ja auch zutreffend zu der Epoche des Biedermeiers ist, da der Begriff des Biedermeiers selbst ursprünglich negativ behaftet wird - laut der Aufzeichnungen im Duden zur „Übersicht Literaturepochen“ - und dass das lyrische Ich eine sehr negative und fallende Wortwahl hat, welches zu einer negativen Bedeutung des Gesamtwerks führt, also ich habe das irgendwie gar nicht so interpretiert, dass das lyrische Ich im schloss glücklich ist oder sich dort wohl fühlt oder irgendwas positives. Meine Antwort muss ja natürlich auch nicht stimmen, aver hab den Verfall des Schlosses somit auch negativ begründet.

Was mich aber interessiert, ist, wie ihr das Vergleichsgedicht verstanden habt? Weil von der Jahreszahl war es ja schon viel später eigentlich. Und ich weiß, dass wir sozusagen nur das Motiv des Verfalls vergleichen sollten, aber ich habe noch zusätzlich weil es gepasst hat hahahah geschrieben, dass das zweite Gedicht später FÜR das erste Gedicht geschrieben worden ist und diese „letzte winkende Frau in dem gebrochenen Bau“ die gleiche Person aus dem ersten Gedicht ist und sozusagen die Gedichte auch noch in diesem Zusammenhang diese Gemeinsamkeit aufweisen. Wie habt ihr‘s?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Amelie3304  30.04.2023, 12:53

Also ich habe zwar nicht erkannt das es sich um die Epoche Biedermeier handelt, allerdings ist danach ja auch nicht konkret gefragt worden.

ich habe im Prinzip aber inhaltlich auch geschrieben, dass sich das lyrische Ich am Anfang einsam fühlt und dann aber Richtung Ende seine Neugierde durch die verriegelte Wendeltreppe erweckt wird. Am Ende ist es dann so, dass es durch diese neue Motivation, wo es sich auf einmal nicht mehr langweilt neue Willenskraft entwickelt, daher auch der Vergleich mit ,,…fühl mich stark wie ein Hühne”

Hinweis:

Ich habe es so interpretiert, dass die Wendeltreppe das lyrische Ich sozusagen (wegen der Neugierde) vor dem Verfall gerettet hat. Der Satz mit der Bahn, die für eine Flugbahn steht könnte ein Hinweis darauf sein, wenn man die Fußnote betrachtet. Der Stein kann wegen der Wendeltreppe nicht gerade in die Tiefe fallen und repräsentiert das lyrische Ich. Erst als es selber runter ruft, sozusagen selbst verantwortlich ist, rollt der Stein runter.

Ich war jedenfalls stolz auf diese Erkenntnis 😂🥳🥳ob sie wirklich stimmt, weiß ich nicht, macht für mich aber Sinn.

ZUM VERGLEICH (Rainer Maria Rilke):

Rainer Maria Rilke ist ja für seine Dinggedichte im Symbolismus bekannt, was ich auch geschrieben habe… Ich habe geschrieben, dass es beides Dinggedichte sein könnten, weil es gar nicht um das Schloss an sich geht, sondern eine tiefere Bedeutung hat, dass man wenn man will aus Allem das Beste machen kann…

Als Unterschied habe ich angeführt, dass es sich bei Hülshoffs Gedicht um ein explizites lyrisches Ich handelt und bei Rilke ein implizites (sprich einmal direkt im Geschehen& einmal von außen)

Das Resultat ist bei beiden aber ähnlich

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Also ich hatte das Problem, dass ich von den Jahreszahlen her dachte, dass es Vormärz ist (also das komplette Gegenteil von Biedermeier, was es laut Google eigentlich wäre). Habe also geschrieben, dass das Schloss eigentlich für den Adel steht, aber weil es ja zerfällt, das bedeutet, dass diese Gesellschaftsordnung nicht mehr aktuell ist und es zum Umbruch kommt. Außerdem wurden am Ende der ersten Strophe Kampfausrüstung mit irgendwelchen Alltagsgegenständen zum Beispiel mit einem Sofa verglichen, deswegen hab ich geschrieben, dass die die häufig benutzen, weil sie jeden Tag gegen die Unterdrückung durch die Oberschicht kämpfen müssen. Auf die Unterdrückung bin ich gekommen, weil das lyrische Ich meinte es weiß nicht, ob es lebt oder begraben ist. Für mich hat das irgendwann einigermaßen Sinn ergeben, aber anscheinend war es ja die komplette Gegenströmung. 🤷‍♀️

Apollo362 
Fragesteller
 27.04.2023, 09:02

Das dürfte aber passen mit dem Adel; Hab im Internet nach einer ausführlichen Interpretation gesucht und irgendwann kam da so ein Text, in dem das mit dem Adel erwähnt wurde, sprich solange deine These begründet ist, dürftest du das eigentlich gut gemacht haben 👍👍😃

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