Würde jede Evolution immer gleich verlaufen?

12 Antworten

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Nein. Die Evolution ist ein prinzipiell richtungsloser Prozess und abhängig von zufällig auftretenden Mutationen.

Aktuell leben nach konservativen Schätzungen des Weltbiodiversitätsrates rund 8 Mio. Arten auf der Erde und bei jeder einzelnen hat ihre evolutionäre Geschichte einen anderen Verlauf genommen. Also ist die Evolution ganz offensichtlich bei den heute lebenden Arten nicht überall gleich verlaufen.

Könnte man die Entwicklung des Lebens noch einmal von vorn starten, würde der Verlauf jedes Mal anders aussehen. Nichts ist in der Evolution vorherbestimmt, auch der Mensch nicht. Man muss das so deutlich sagen: dass es uns gibt, ist einfach ein riesengroßer Zufall und keinesfalls eine Zwangsläufigkeit.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Inkognito-Nutzer   03.03.2024, 11:05

Welchen Abschluss hast du in der Biologie?

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Inkognito-Nutzer   17.03.2024, 12:05

Knan ich dir noch eine Frage stellen?

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Inkognito-Nutzer   17.03.2024, 12:38
@Darwinist

Ich bin im tiefsten Herzen für Evolution. Allerdings habe ich immer ein Problem damit. Und zwar, ja Gene können sich willkürlich verändern. Doch es trifft auf mindestens zwei Randbedingungen.

1. Bedingung

Es muss zwingend einige der Tiere betreffen und nicht nur eins.

2. Bedingung

Diese Veränderung muss einen Vorteil, oder zumindest keinen Nachteil enthalten.

Warum eine willkürlicher ,, Fehler „ zur gleichen Zeit mehrere Tiere betreffen soll, ist mir Schleierhaft. Wenn nicht ein Trigger hinzukommt. Trigger wären nach neuesten Erfahrungen eine Virusinfektion. Damit wäre die Bedingung zu erfüllen. Denn diese trifft viele in der Population.

Die zweite Bedingung enthält einfach einen Selektionsdruck. Aber auch hier bleibt es spannend. Warum wird ein aufgeblähter Vogel zum Master im Liebestanz, wenn doch sonst aufplustern als Bedrohung oder Abwehr gilt. Auch wir selbst sind nicht frei von diesem Widerspruch. Lachen, gleich Zähne zeigen, ist ein hundertprozentiges Drohpotential.

Was ich damit sagen will ist, jegliche Veränderung benötigt neben der Umwelttauglichkeit, Jagdtauglichkeit usw. auch noch die Lovestory. Muss also auch dort funktionieren. Was bedeutet es kommt auf den Konterpart an. Nun könnte man sagen es sind halt tausende Jahre Zeit zum Üben.

Aber stimmt das ? Ich sage nein. Denn die 1. Kreatur muss bereits auf Akzeptanz stossen, sonst stirbt z.b. der Vogel aus.

Somit bleibt in mir die Überzeugung, dass in vielen Tieren, auch in uns, eine Unzahl an Varianten bereits existiert. Die Trigger der Evolution, zum Beispiel Viren, schalten nur mehr, oder weniger, diese Formen an. Somit würde auch das Aussterben ziemlich natürlich. Denn es würde nur sagen, dass keine Varianten mehr übrig sind. Oder die Gensequenz inzwischen von Viren so beschädigt ist, das z.B. nur noch unfruchtbare Männchen entstehen. (ohjeh… Die Statistik lügt auch nicht 👇)

Vielleicht sehe ich das falsch, aber der Bauchschmerz ist bei mir nie zu überhören, wenn ich an die Evolution denke.

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Darwinist  17.03.2024, 13:03
@Inkognito-Fragesteller
1. Bedingung
Es muss zwingend einige der Tiere betreffen und nicht nur eins.

Nein. Eins reicht schon völlig aus. Bedingung ist nur, dass die Mutation auch die Keimbahn betrifft und somit an die Nachkommen weitergegeben werden kann.

Wenn die Mutation von Vorteil ist, wird dieses Individuum gegenüber den anderen Artgrnossen mehr Nachkommen zeugen, die dann ihrerseits die vorteilhafte Genvariante tragen. So wird sich von einer Generation zur nächsten der Anteil der neuen Genvariante schrittweise erhöhen.

2. Bedingung
Diese Veränderung muss einen Vorteil, oder zumindest keinen Nachteil enthalten.

Mutationen sind prinzipiell ungerichtet. Ob sie von Vorteil, nachteilig oder neutral sind, entscheiden die jeweils vorherrschenden Umweltbedingungen. Die natürliche Auslese sortiert nur Mutationen aus, die unter den aktuellen Umweltbedingungen von Nachteil sind.

Darüber hinaus spielen auch die zufälligen Veränderungen der Gendrift eine Rolle in der Verteilung der Allelfrequenzen.

Warum wird ein aufgeblähter Vogel zum Master im Liebestanz, wenn doch sonst aufplustern als Bedrohung oder Abwehr gilt.

Das ist doch kein Widerspruch. Du nimmst die Antwort bereits vorweg: es kommt auf den Kontext an. Natürlich kann Aufplustern auch als Drohgebärde verstanden werden. In einem anderen Kontext kann es aber auch der Brautwerbung dienen. Und glaub mir, ein drohender Vogel sieht wirklich anders aus als ein balzender Vogel.

Außerdem ist der Zusammenhang gar nicht schwer herstellbar: ein Vogel, der bedrohlich aussieht, verschreckt Feinde besser. Also werden auch seine Nachkommen wahrscheinlich eher überleben und der Vogel wird auf Artgenossen attraktiver wirken.

Was ich damit sagen will ist, jegliche Veränderung benötigt neben der Umwelttauglichkeit, Jagdtauglichkeit usw. auch noch die Lovestory.

Selbstverständlich spielt neben der natürlichen auch die sexuelle Selektion eine Rolle. Und natürlich kann der Selektionsdruck der sexuellen und der natürlichen Selektion in zwei verschiedene "Richtungen" führen. Gegensätzliche Einschränkungen (constrains) beeinflussen sich und setzen sich gegenseitig Grenzen.

Z. B. das Pfauenrad wirkt auf Pfauenhennen umso attraktiver, je größer es ist. Auf der anderen Seite wird ein großes Pfauenrad immer hinderlicher. Am Ende muss der Pfauenhahn damit noch überlebensfähig sein. Somit setzt die natürliche Selektion der Entwicklung des sexuell selektierten Merkmals eine Grenze. Das gilt natürlich auch umgekehrt: ein Pfau mit kleinem Pfauenrad mag vielleicht gut überleben können, wirkt auf die Hennen aber nicht so attraktiv und hat daher trotzdem nur wenige Nachkommen.

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Inkognito-Nutzer   18.03.2024, 20:54
@Darwinist

Ja, deine Antwort ist schlüssig.

Allerdings ist die Möglichkeit, das eine Veränderung, an nur einem Tier, sich weiterverbt, wirklich schlecht in der Prognose.

Es gibt einfach zuviel Lebenswirklichkeit, die diesen zarten Zweig sofort aussortiert, völlig unbenommen, ob es wirklich eine Chance gehabt hätte.

Auch steht die Frage, wie groß ist die Veränderung. Ist eine große Veränderung wirklich eine Chance, oder eigentlich der sicherste Moment, dass diese Änderung nicht weiterläuft?

Ich könnte mir aber vorstellen, das wirkliche Änderung auf kleinster Ebene beginnt. Und natürlich über Mengen von Induvidien.

Und hier sind die wahrscheinlichsten Ursachen für Evolution: Viren und Bakterien

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nein - nicht gleich - weder auf demselben noch auf unterschiedlichen Planeten

Nein, die Evolution würde nicht immer gleich verlaufen. Es hat sich nun einmal so ergeben das sich ein Teil der Primaten zum Homo Sapien entwickeln konnte. Wer weiß wie wir heute aussehen würden, wenn die Evolution anders verlaufen wäre. Wäre die Evolution nicht so verlaufen wie ist, könnten wir heute z.B. humanoide Vögel, Reptilien, Amphibien, Katzen oder Fische sein. Allerdings hat das nichts mit den Naturgesetzen zutun.

nein, definitiv nicht.

Da bei Evolution immer Umwelteinflüsse und statischer Zufall eine Rollen spielen, hätte die Evolution durch minimale Änderungen in der weiten Vergangenheit auch komplett anders laufen können (Butterfly-Effect).

Es sei denn du glaubst an das determinierte Universium, aber dann wäre alles (inklusive unserer Handlungen und Recthscheibfeler) vorherbestimmt.

Nein, natürlich nicht. Evolution funktioniert nicht so, wie du dir das vorstellst. Sie ist ein Selektionsprozess und der richtet sich nach den lokalen Umständen und nicht einfach nur nach Naturgesetzen. Ziel ist immer dasselbe: möglichst zuverlässig überlebensfähige Individuen bis zur gelungenen Fortpflanzung der dafür verantwortlichen Gene. Lebewesen sind Überlebensmaschinen für deren Gene.