Wieso verdirbt das Wissen der Astrologie den Menschen? (Bezug auf Buch Henoch)?

joerosac  04.11.2021, 19:40

Wie bist Du denn auf diese schräge Frage gekommen?

6 Antworten

"...Astrologie ist die „Interpretation” eines angenommenen Einflusses der Sterne (und Planeten) auf das menschliche Schicksal. Das ist ein falscher Glaube. ...Astrologie, als Form der Weissagung oder Hellseherei, ist ausdrücklich in der Heiligen Schrift untersagt (5. Mose 18,10-14). Gott verbot den Kindern Israels, das „Heer des Himmels” anzubeten und ihm zu dienen (5. Mose 4,19). Israel verfiel jedoch mehrere Male in seiner Geschichte dieser Sünde (2. Könige 17,16 ist ein Beispiel). Die Verehrung der Sterne brachte jedes Mal Gottes Urteil mit sich.
Die Sterne sollten uns über Gottes Macht, Weisheit und Unendlichkeit ins Erstaunen versetzen. Wir sollen die Sterne zur Bestimmung der Zeit und des Ortes verwenden und um uns an Gottes vertrauenswürdigen und den Bund einhaltenden Charakter zu erinnern. Wir erkennen die ganze Zeit den Schöpfer des Himmels an. Unsere Weisheit stammt von Gott, nicht den Sternen (Jakobus 1,5). Das Wort Gottes, die Bibel, ist unser Leitfaden für das Leben (Psalm 119,105)...."

https://www.gotquestions.org/Deutsch/astrologie-Bibel.html

Ich hatte mal eine Zeit, da habe ich mich auch mit Astrologie beschäftigt. Genau in dieser Zeit gab es einen Bericht von Wissenschaftlern, welche darin dargelegt haben, dass die Astrologen aktuell mit falschen Sternbildern arbeiten. Das heisst, die angeblichen Sterndeutungen hatten mit der Wahrheit nichts zu tun.

Christine Keidel-Joura  05.11.2021, 10:17

Da hast du dich aber noch nicht besonders gründlich mit Astrologie befasst.

Also: Schon immer war der Jahresrhythmus Grundlage für den Tierkreis - und für die allermeisten kirchlichen Feiertage.

Weil man aber in der Antike noch glaubte, die Jahreszeiten kämen von den Sternen, wurden 12 Sternbilder hinter der Sonnenbahn nach Abschnitten des Jahres benannt. Bald darauf erkannte man jedoch, dass die Sternbilder sich im Jahreskreis ganz langsam verschieben. Darum wurde der astrologische Tierkreis entwickelt, der ausschließlich auf dem Jahreslauf basiert.

Fälschlich werden die Tierkreiszeichen in der Umgangssprache "Sternzeichen" genannt, ein Relikt aus der Antike. Tatsächlich haben sie aber ebenso wenig mit Sternen zu tun, wie Astronauten auf Sternen landen. Denn in Wirklichkeit handelt es sich einfach nur um zwölf Monate im Jahreslauf, beginnend mit dem Frühlingspunkt.

Der astrologische Tierkreis basiert daher auf den Sonnwenden und den Tagundnachtgleichen. Nix Sterne. Er wird in der Fachsprache "tropischer" Tierkreis genannt. Das leitet sich ab vom griechischen τρόποι, trópoi, was "Wendungen, Wendepunkte" bedeutet.

Er wird ganz bewusst und schon seit Langem nicht mehr durch die Sterne festgelegt, sondern durch jahreszeitliche Wendepunkte: Der kürzeste Tag im Norden ist dabei 0° Steinbock, die Tagundnachtgleiche im März 0° Widder, der längste Tag im Norden 0° Krebs und die darauf folgende Tagundnachtgleiche im September 0° Waage.

Diese Eckpunkte sind auch die Ausgangsbasis für die vier Jahreszeiten. Unterteilt in Anfang, Mitte und Ende ergeben sich damit die 12 Tierkreiszeichen.

Hier gibt es übrigens einen weiteren Bezug zum Christentum: Denn Jesus wurde ursprünglich als Mensch gewordenes göttliches Licht und in gewissem Sinne als Personifizierung der Sonne gesehen.

Die Sonne durchläuft im Jahreskreis insgesamt 12 Tierkreiszeichen, das heißt 12 Phasen mit 12 wichtigen Themen. Und so ist es kein Zufall, dass Jesus ausgerechnet 12 Apostel hatte. Sehr eindrucksvoll werden diese in Verbindung mit den ihnen zugeschriebenen Tierkreis-Eigenschaften auf Leonardo da Vincis Abendmahl dargestellt.

Zusätzlich verkörpern die vier Evangelisten astrologische Themen. Denn ihre Symbole sind identisch mit den festen Zeichen im Tierkreis: Löwe, Stier, Wassermann und Skorpion - dargestellt als Löwe, Stier, Mensch und Adler. Letzterer stand für hohe Bewusstheit und wurde unter anderem wegen seines punktgenauen Blicks als Entsprechung für den Skorpion verwendet. Der Wassermann hingegen gilt in der Astrologie als Symbol für die Menschheit.

Zudem ist das Christentum eigentlich eine Erfindung von Astrologen. Aber hat es uns Verderben gebracht?

Jedenfalls glaubte man am Anfang des Christentums vor rund 2000 Jahren an eine große Zeitenwende - begründet dadurch, dass das Sternbild Fische nun am Frühlingsanfangspunkt verweilen sollte, was für die Menschen zu jener Zeit von besonderer Bedeutung war. Der Frühlingsanfang wurde nämlich mit der Auferstehung der Sonne, dem Licht Gottes, in Verbindung gebracht. Und so erwartete man mit der Auferstehung der Sonne in einem neuen Sternbild die Ankunft eines Gottkönigs, der die neue Zeit verkünden sollte.

Der neue Gottkönig sollte damals weltweit Eigenschaften des Fische-Zeichens bringen: Nächstenliebe, Mitgefühl, Toleranz, Übereinstimmung mit höheren Gesetzmäßigkeiten, Bescheidenheit, Hingabe, universelle Liebe, Erlösung, Hilfsbereitschaft und Friedfertigkeit. All das sind Eigenschaften, die dann auch von Jesus Christus und seinen Anhängern verkündet wurden, deren Erkennungszeichen in früher Zeit bereits ein Fisch gewesen ist.

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Ich wüsste nicht, dass im Buch Henoch so eine Aussage getätigt wurde, aber ich kann mich freilig irren. Ich hab’s zwar ein paar mal gelesen, aber auswendig kenn ich‘s nicht. Wenn Du da eine konkrete Stellenangabe machen könntest, wäre das sehr hilfreich.

Grundsätzlich reiht sich das Buch Henoch in seiner astronomischen Vorstellung und Deutungsbildern jedoch sehr in die israelitische Vorstellung ein (vgl. Gen 1,14-18), die wir auch in der exilisch-nachexilischen Periode der Bibel finden:

Jegliche Himmelskörper sind der Ordnung Gottes unterworfen und von ihm mit Aufgaben betraut, und es findet eine Deutung der Sterne als Engel statt (Stichwort „Zebaoth“), was nach israelitischem Verständnis von Engeln als Boten Gottes mit von ihm anvertrauen Aufgaben sich mit ersterer Vorstellung eben nicht widerspricht.

nicht im Bezug zur Bibel, sondern im Bezug auf das Buch Henoch

Das Buch Henoch lässt sich nicht ohne Kenntnis der Bibel verstehen, daher musste ich da Bezug zur Bibel nehmen.

Das Buch Henoch kenne ich nicht, doch die Astrologie ist wie Sand im Getriebe, weil sie Lüge ist - denn:

(1) Die Sternbilder des Tierkreises sind nicht mehr mit den gleichnamigen Tierkreiszeichen identisch, sie sind – bezogen auf den scheinbaren Jahreslauf der Sonne – um ungefähr 30° verschoben. Seit der Zeit vor 2000 Jahren, als diese astrologische Lehre entstand, steht die Sonne nun z.B. nicht mehr vom 21. März bis 20. April vor dem astrologischen Sternbild des Widder, sondern vom 21. April bis 19. Mai.

(2) Die Sterne, die von den Sterndeutern berücksichtigt werden, machen nur einen kleinen Bruchteil aller vorhandenen Sterne aus. Das vertraute Sternbild des Großen Wagens (auch „Großer Bär“ genannt) oder die Milliarden Sonnen unserer Galaxis spielen im Deutungssystem der Sterndeuter keine Rolle

(3) Durch unzählige statistische Untersuchungen wurde bewiesen, dass die Behauptungen der Astrologen nicht der Wirklichkeit entsprechen. Z.B. müssten sich bestimmte Berufsgruppen mit bestimmten erforderlichen Charaktereigenschaften in einem bestimmten Tierkreiszeichen häufen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Ebenso unhaltbar erwies sich die Annahme, dass Mars und Saturn den Todeszeitpunkt eines Menschen anzeigen können. Die untersuchten Todesfälle verteilten sich, dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit entsprechend, auf alle Konstellationen gleichmäßig.

Die Bücher Henoch gehören nicht zur Bibel, sondern es handelt sich um sog. apokryphe Schriften

Verschiedene aramäische und zwei hebräische Fragmente des 1. Henoch wurden in Qumran gefunden und sind damit sicher datierbar auf die Zeit zwischen 130 v. Chr. und 68 n. Chr. Erstmals findet sich im 1. Buch Henoch die Beschreibung einer "Hölle", in der Menschen gequält werden (Kapitel 21), was in der Tora unbekannt ist. Die Schilderungen der verschiedenen Himmel und Höllen, mitsamt ihren Engeln (besonders den gefallenen), beeinflussten ebenfalls die Vorstellungen der frühen Kirchenväter des 2. bis 4. Jahrhunderts. Historiker messen den Büchern daher eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des christlichen Dogmas der Höllenlehre und bestimmter Aspekte der Apokalypse zu.

Natürlich stehen viele der kirchlichen Dogmen, wie zum Beispiel die der Höllenlehre, ganz im Gegensatz zu einer hermetischen Wissenschaft wie der Astrologie. Aber sowohl kirchliche Dogmensprache, als auch Astrologie, stehen für sich alleine und können sich nicht gegenseitig widerlegen.

Etwas anderes aber ist es freilich, wenn der Mensch etwa sich vor der schwierigen Entscheidung gestellst sieht, sich für eine der beiden Geistwelten entscheiden zu müssen, mehr auf die Erkenntnisse der Astrologie zu schauen oder doch mehr den Dogmen der Kirche zu vertrauen.

Astrologie, also der Glaube, dass die Position willkürlich festgelegter Sternbilder einen Einfluss auf den Charakter eines Menschen hat, ist einfach nur Humbug. Und wenn Menschen an Humbug glauben, kann man wohl schon sagen, dass es sie verdirbt.

Es gibt auch kein astrologisches Wissen. Nur astronomischen Glauben. Glauben und Wissen schließen sich aus.