Wieso haben so viele 18-Jährige ein eigenes Auto?

8 Antworten

Ich habe mir damals einen alten Audi 100 (Baujahr 1989) für 500 Euro gekauft, einfach um mobil zu sein und wählte den 100, weil er für die Preisklasse ungewöhnlich gepflegt war und von einem Rentner stammte, der ihn aus Altersgründen abgab - der Audi stellte (es war 2008) eine enorme Erleichterung dar, weil Busverbindungen grausam waren mit langer Wartezeit und Bahnverbindungen quasi nicht vorhanden. Nur ein Beispiel: Mit dem Bus fuhr ich um 6.40 Uhr zur Berufsschule, kam um sieben Uhr an und der Unterricht begann um 7.30 Uhr; mit dem Audi fuhr ich um sieben Uhr los, kam um 7.20 Uhr an und hatte gut Zeit, locker einen Parkplatz zu suchen und ins Zimmer zu laufen. Nachmittags war es noch schlimmer; da war die Schule um 14.40 Uhr aus und der Bus ging um 15.20 Uhr, zuhause war mal um 16.20 Uhr, weil die Dörfer abzuklappern waren. Mit dem Audi war ich schon daheim, wenn der Bus noch gar nicht angekommen war.

Ansonsten ist das oft auch so ein Wettrüsten, ich weiß was du meinst ... der Hintergrund liegt am Ende in der deutschen Neidkultur: Jeder will besser sein als der andere und seinem Kind mehr bieten. Es gibt genügend Eltern, die ihre Kinder als Statussymbole ansehen. Was in der Schule noch Markenkleidung, Sportschuhe oder Klavierunterricht usw. sind, das ist dann später halt ein "adäquates" Auto. Unter deutschen Familien ist dieses "Wettrüsten" beim Einstiegsauto der Kinder mittlerweile auch ein Dauerthema - es ist letzten Endes die Retourkutsche auf den Kleingartenkrieg in der ach so wahnsinnig harmonischen Reihenhaussiedlung. Ich formuliere es mal anhand eines fiktiven, aber realitätsnahen Beispiels: Wenn der kleine Alexander aus Nummer den alten Audi 80 von Opa Heinz auffährt, braucht der kleine Johannes aus Nummer 9 natürlich einen coolen neuen Golf, denn man ist ja wer und nimmt auch sonst keine große Rücksicht. Und wenn der kleine Alexander aufs Gymnasium wechselt, muss der kleine Johannes natürlich auch; koste es, was es wolle ... man will ja gut dastehen vor dem Nachbarn und wenn alle Stricke reißen, gibt es Nachhilfe bis zum Abwinken... das ist auch so ein Kapitel und genau das Gleiche.

Längst geht es nicht mehr um Mobilität und Beweglichkeit und auch nicht darum, dem Kind wirklich was Gutes zu tun oder ihm Zeit abzunehmen oder den nervigen Bus zu ersparen - man will viel mehr als "gute" Familie liquide, solvent, "anständig" wahrgenommen werden und daher muss es halt schon "ebs Gscheids" sein, wenn der Filius 18 wird; das ist allen Eigennutz. Wir hatten damals ziemliche Gurken, mein alter, von einem Rentner übernommener Audi und der Volvo 460 eines Mitschülers, den dieser von seinem Onkel übernommen hatte, waren noch die einzigen halbwegs vorzeigbaren Autos - und das war beides damals (um 2010 rum) die unterste Preiskategorie. Es dominierten ranzige Kompakte à la Golf II, Escort, Peugeot 205 oder so was, einer hatte auch einen alten weißen Mazda 626 aus den 80ern.

Aber so was gab es bei uns damals auch schon: Die "coolen Eltern" spendierten ihrem Nachwuchs damals den Golf IV TDI oder Sondermodell "Generation" von 2000 etwa oder Peugeot 206 oder den Seat Leon, aber andererseits haben solche Personen nie das Flair eines alten Audis kennen gelernt, das bei mir in ein Hobby mündete (ich freue mich sehr an meinem 1988er Audi 80, der mir das Gefühl von damals wieder schenkt).

mehrere Tausend Euro

Ein 15 Jahre alter, sehr gepflegter Opel Astra mit Klimaanlage für runde blanke 4000 Euro ist sicherlich im Rahmen und ein tolles Einsteigerauto, aber wenn du auf irgendwelche VW für das Vierfache anspielst oder auf geleaste Neuwagen, verstehe ich deinen Einwand.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich hatte mit 17 ein eigenes Auto und das habe ich auch gebraucht. Für gewöhnlich braucht man sein Auto min 5 x pro Woche um zur Arbeit zu kommen und ÖPNV gibt's hier nicht.

Ich habe meinen Führerschein auch mit 18 gemacht und natürlich sofort ein Auto gehabt. Und das in Berlin wo man im Grunde kein Auto haben muss. Aber nun ist es so das Eltern ihr Auto nicht unbedingt einem fahranfänger überlassen wollen. Ich würde meinen nicht mal meiner Freundin überlassen! Aber ein eigenes Auto bedeutet eben auch Freiheit und Unabhängigkeit. Und das ist etwas das jungen Leuten sehr wichtig ist nachdem sie 18 Jahre mehr oder weniger bevormundet wurden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung aus Leidenschaft

Naja warum nicht.

Ich lebe eher etwas ländlicher und muss für viele Dinge in den Nachbarort oder nach München fahren. Meine Eltern sind beide berufstätig und brauchen ihre Autos beide, kann mir deren Wägen also nicht so oft leihen. Wenn ich mal schnell irgendwo hin will ohne eine halbe Stunde auf den nächsten Bus oder Zug zu warten, is ein Auto schon sehr praktisch. Für mich hat es sich einfach absolut gelohnt

Bei mir war es auch so dass die meisten schon mit 18 ein eigenes Auto hatten. Ich ja auch. Ich stamme aber von Land, da ist das übliche. Öffis gibt es da ja nicht.