Wie würde Deutschland aussehen wenn die Mauer nie gefallen wäre?

Kris, UserMod Light  20.02.2024, 11:27

Welches Deutschland? Ost oder West, DDR oder BRD?

janvalperz 
Fragesteller
 20.02.2024, 11:33

Sowohl die DDR als auch die BRD. Wie hätte es sich entwickelt wenn es so geklappt hätte wie man es wollte und Schabowski sich nicht versprochen hätte

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Auch ohne Schabowskis Versprecher hätte die DDR nicht mehr lange Bestand gehabt. Er spricht auf der PK ja über einen Plan, der bereits weitestgehend besprochen wurde. Da fehlen nur noch Details zur Spruchreife. Und der große Bruder, die Sowjetunion, hatte politisch ja auch bereits einen anderen Kurs eingeschlagen als noch 1953.

Die DDR war wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch am Ende, und bis sich das auch in einer Wiedervereinigung (bzw. De-facto-Übernahme durch die BRD) gezeigt hätte war nur noch eine Frage der Zeit.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich gerne mit aktueller Innen- & EU-Politik

Innerhalb der Gebiete der ehemaligen BRD wäre zu vermuten dass zumindest die heutzutage aufgelaufenen Sanierungsstaus bei Straßen, Brücken und innerhalb von Stadtgebieten nebst Schulen u.Ä. wahrscheinlich weit weniger deutlich ausgeprägt wären.

Aus Sicht der ehemaligen DDR wäre indes erst mal fraglich, wohin sie ihre neue Freiheit nach Auflösung der ehemaligen UDSSR überhaupt politisch geführt haben könnte. Wäre sie auch dann wirklich demokratisch geworden, oder unter Erich erst mal noch eine Weile totalitär weiter regiert worden. Fraglich bliebe auch, ob es dann weiter nach Planwirtschaftlichen, oder marktwirtschaftlichen Aspekten dort wirtschaftlich weiter gegangen wäre.

Da die ehemalige DDR jedoch bereits Ende der 1980-er Jahre quasi pleite, und wirtschaftlich um Jahrzehnte zurück war, wäre vermutlich auch dort zur Folge des insgesamten Wegfalls des "Eisernen Vorhanges" die im Unterhalt sehr teure Grenzbefestigungsanlage quer durch deutsches Gebiet dennoch gefallen wegen Nutzlosigkeit zur Verhinderung von Abwanderung.

Nehmen wir mal an dass das SED-Regime in der ehemaligen DDR auch kurz nach Auflösung der UDSSR in Volksprotesten gefallen wäre, und sich das Land dann ähnlich wie die anderen ehem. Ostblocknationen marktwirtschaftlich umorientiert hätte, so könnte es dort heutzutage ähnlich wie in Tschechien, der Slowakei oder Polen wirtschaftlich, infrastruktuerell und sanierungstechnisch zumindest in den jeweiligen wirtschaftlichen Ballungszentren aus sehen.

Aus Kosten- / und bedarfswirtschaftlichen Gründen der Neuorientierung wäre dort dann vermutlich auch der gigantische Apparat des MFS massiv abgebaut worden sein, denn einem totalitären System mit martwirtschaftlichem "kommutalismus" hätte das Volk der ehem. DDR vermutlich in den nun weit einfacheren Abwanderungsmöglichkeiten auch niemals zugestimmt für weitere Jahrzehnte unter Erich und der SED.

Es gäbe heute schon lange keine DDR mehr, sondern längst ein wiedervereinigtes Deutschland. Und die Mauer hätte man auch längst abgerissen. Die DDR hätte nicht mehr lange überlebt. Sie stand doch schon 1989 am Abgrund : miserables Warenangebot, Misswirtschaft, kaputte Umwelt, marode Strassen, Häuser und Fabriken, unzufriedene Bürger, die auf die Strasse gingen und demonstrierten oder über die Botschaften der BRD in Prag, Warschau und Budapest in den Westen flohen.

Irgendwann hätten die SED-Bonzen bei der BRD-Regierung um eine Wiedervereinigung gebettelt, weil sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hätten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Geschichtslauf ist eine Vorgang mit Millionen Akteuren und daher nicht berechenbar. Chaotische Systeme sind chaotisch. Vielleicht wäre in der DDR ein AKW hoch gegangen.. und dann?

Es würde weiter die Sehnsucht nach einer Wiedervereiniung bestehen, weil man ja nie im Leben ahnen konnte, wie das enden würde.