Wie wird man zum Antikapitalist bzw. was macht ein Antikapitalist?


17.02.2023, 17:15

schließlich ist kapitalismus mit maßgeblich für elend auf der welt verantwortlich

5 Antworten

Antikapitalist wird man, wenn man die systemischen Zusammenhänge von Ausbeutung, Armut, Militarismus, Umweltzerstörung und Diskriminierung erkennt und sich dagegen stellt. Die wichtigsten Punkte in antikapitalistischer Arbeit sind Bildung und Organisierung. Bildung, um die Notwendigkeit der Abschaffung des Kapitalismus erkennen und vermitteln zu können, und Organisierung, weil nur eine Massenbewegung auch die Kraft hat, einen Systemwandel zu bewirken.

Abgesehen von einigen winzigen Politsekten ist die Linke tatsächlich die einzige parlamentarische Partei, die sich antikapitalistisch positioniert, aber in ihrem Wirken ist sie tatsächlich eine zahnlose und reformistische Partei. Die Linke beruft sich u.a. explizit auf Rosa Luxemburg, missachtet aber die Lehren dieser ausgezeichneten marxistischen Theoretikerin.

Rosa Luxemburg hat 1898-1899 ihren Klassiker "Sozialreform oder Revolution?" geschrieben, in dem sie die Rolle der parlamentarischen Arbeit erklärte. Ihr Text bezog sich auf die SPD, die damals einen Wandel von einer revolutionären zu einer reformistischen Partei durchmachte, d.h. in der Partei setzte sich die Vorstellung durch, den Kapitalismus durch Reformen im Parlament Stück für Stück zurückdrängen und abschaffen zu können.

Luxemburg erklärt, dass dieses Vorhaben zwangsläufig scheitern muss, weil die Möglihkeiten des Parlaments begrenzt sind und es selbst eine kapitalistische Institution darstellt. Tatsächlich kann nur eine Revolution der arbeitenden Massen den Kapitalismus beenden. Das Ziel der parlamentarischen Reformen muss es sein, die akute Not der Menschen zu lindern und gleichzeitig die Beschränktheit und des Parlaments und die Verlogenheit der bürgerlichen Parteien aufzuzeigen. Das Parlament bringt die Partei in eine Position, von der aus sie ihre Ideen präsentieren und verbreiten kann, sowohl während des Wahlkampfes als auch abseits davon, aber es stellt nur einen von vielen Kampfplätzen dar und bei weitem nicht den wichtigsten.

Die Führung der SPD gab die Revolution als Mittel dennoch auf und konzentrierte sich allein auf die Arbeit im Parlament. Wie von Luxemburg vorhergesagt, folgte im Verweis auf "Realismus" und "Kompromisse" bald darauf auch die Aufgabe des sozialistischen Endziels und die SPD wandelte sich zu einer kapitalistischen Partei, die den ersten Weltkrieg unterstützte, mit rechtsextremen Freikorps paktierte, um linke Aufstände niederzuschlagen (wie in der Novemberrevolution, wobei Luxemburg ermordet wurde, und im Nachspiel des Kapp-Putsches 1920) und arbeiterfeindliche Regelungen wie die Agenda 2010 einführte.

Die Linke ist dabei, die Fehler der SPD von vor über 100 Jahren zu kopieren, weil sie auf Reformen als alleiniges Mittel zur Überwindung des Kapitalismus setzt und den Bezug zu außerparlamentarischen Bewegungen vernachlässigt. Innerhalb der Linken gibt es zwar tatsächlich konsequent antikapitalistische Strömungen, aber diese bilden eine Minderheit gegenüber sozialdemokratischen, sozialkonservativen und gemäßigten Strömungen. Die Praxis der Linken im Parlament beschränkt sich weitgehend darauf, hier mal ein paar Euro mehr Reichensteuer und da mal ein paar Euro mehr Lohn zu fordern, sie bietet aber keine langfristige Perspektive.

Ich sage nicht, dass man die Linke völlig aufgeben sollte, aber man sollte sich ihrer Beschränkungen und Fehler bewusst sein. Abseits der Parlamente gibt es viele antikapitalistische Organisationen und Gruppen, die den Wandel stärker vorantreiben als die Partei, auch wenn das linke Lager insgesamt in Deutschland in einem katastrophalen Zustand ist.

Naja, Antikapitalist wird man, wenn man den Kalitalismus betrachtet und dabei im Blick hat, wie er sich auf die Gesellschaft, auf die unten stehenden Individuen und die Natur auswirkt. Entscheidend ist auch, dass man daran glaubt, dass die Welt verbessert werden kann, oder es sich wenigstens wünscht.

Als Antikapitalist kritisiert man den Kapitalismus und zeigt idealerweise auf, wie nachhaltiges und gerechtes Wirtschaften möglich ist.

Die Linke ist eine zumindest programmatisch antikapitalistische Partei und hat auch einige antikapitalistisch eingestellte Politiker

wie wird man zum antikapitalist

Indem man den Kapitalismus nicht für den richtigen Weg erachtet und ihn ablehnt.

was macht ein antikapitalist?

Das, was alle Menschen tun.

gibt es antikapitalistische parteien?

Von den relevanten Parteien in Deutschland ist die LINKE die einzige, die vielleicht antikapitalistisch ist.

schließlich ist kapitalismus mit maßgeblich für elend auf der welt verantwortlich

Würde ich so nicht sagen. Er hat vor allem viel Leid konserviert und Fortschritt diesbezüglich verhindert. Aber man muss fairerweise auch sagen, das er nicht an allem direkt Schuld ist. Problematisch ist er natürlich trotzdem.

123abcdef933 
Fragesteller
 17.02.2023, 17:29

dann wäre ich in der linken richtig?

denn ich habe die ansicht schon lange

und könnte viel mehr zu schreiben als jetzt hier

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Norjakeista  17.02.2023, 17:33
@123abcdef933

Die LINKE ist halt ein bisschen ein zerstrittener Haufen mit bisweilen sehr fragwürdigen Positionen. Deshalb wäre ich da etwas vorsichtig. So meine Meinung.

Es gibt natürlich auch noch Kleinparteien und Parteien in anderen Staaten, aber das wäre für dich wohl eher weniger eine Option.

Vielleicht spricht dich auch das Programm der SPD an. Die hat zumindest eine antikapitaistsiche Geschichte. ...

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Norjakeista  17.02.2023, 17:37
@SymphonyXFan666

Das stimmt natürlich schon... Die Auswahl an linken Parteien ist in DE m.M.n. ohnehin nicht so berauschend, um es mal diplomatisch auszudrücken. Da muss man dann vielleicht doch das kleinere Übel nehmen und je nach dem als Parteimitglied versuchen, die eigene Stimme dazu zu verwenden, die Partei in die gewünschte Richtung zu lenken....

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SymphonyXFan666  17.02.2023, 17:40
@Norjakeista

Richtig. Ich persönlich finde Die Linke aber eigentlich ganz gut, bis auf ein paar komische Gestalten auf Twitter, die die eigene Partei nicht verstehen und sich wie Grüne verhalten.

Ich möchte da auch gerne mitmachen und habe deswegen vor einem Monat den Eintritt beantragt, aber keine Rückmeldung bekommen...

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Norjakeista  17.02.2023, 17:56
@SymphonyXFan666

Okay, meine Einschätzung kommt eben auch nur aus dem Ausland, aus sicherer Entfernung sozusagen... 😉 Da kann ich mir durchaus vorstellen, das das "vor Ort" nochmals anders wirkt.

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Ich denke Menschen aus unteren sozialen Schichten (allerdings nicht nur) sind eher antikapitalisch. Die Bewegung besteht meiner Erfahrung nach überwiegend aus politisch gebildeten Arbeitern.

wie wird man zum antikapitalist

Mangelnder IQ oder wenig Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge aufgrund von Erziehung, Umfeld, etc.

schließlich ist kapitalismus mit maßgeblich für elend auf der welt verantwortlich

Die These ist falsch und bereits anhand beweisbarer Fakten widerlegt.

  1. Vor dem Kapitalismus gab es fast nur Armut, besonders unter der Landbevölkerung. Der Wohlstand umfasste fast nur den Adel, Clerus und gutausgebildetes Bürgertum in städtischer Verwaltung und jene die vorher schon Land besaßen.
  2. Die Länder, die einen anderen Weg als den Kapitalismus eingeschlagen haben, waren meist für schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Tote verantwortlich (UdSSR, DDR, Nazi-Deutschland und andere sozialistische, wie faschichste Regime).

Ich rate dir, dich von deiner ideelen Verblendung sozialistischer Fieberträume zu lösen und dich mal mit harten und belegbaren Fakten auseinanderzusetzen.

Der Kapitalismus ist nicht perfekt, wird er auch nie sein aber von allen Wirtschaftsformen, die wir als Menschheit im Laufe der Geschichte so ausprobiert haben, hat er für den meisten Wohlstand gesorgt und das meiste Elend beseitigt.

https://www.youtube.com/results?search_query=die+10+irrt%C3%BCmer+der+antikapitalisten

Woher ich das weiß:Recherche
123abcdef933 
Fragesteller
 17.02.2023, 17:43

Durvh den Kapitalismus werden arme Länder und KINDER ausgebeutet wie noch was. Und reiche firmen durvh soetwas zB immer reicher. Ebenso werden die armen immer ärmer und Menschen mit viel Vermögen sehr einfach reicher und die Schere geht immer weitwr auseinander. Das sind Fakten und man kann es an ALLEM auch GERADE sehen. achte nur mal auf die supermarktpreise und mietpreisentwicklungen für kleine bürger. ganz aktuelle situation.

Daran denkst du bei deinem Geschreibsel nicht einmal im Ansatz.

Dein erster "Beweis" ist totql allgemein gehalten und null konkret. Im Prinzip steht da nix drin.

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kevin1905  17.02.2023, 17:59
@123abcdef933
Durvh den Kapitalismus werden arme Länder und KINDER ausgebeutet wie noch was

Nein, durch korrupte Regime und Marktzugangshemmnisse vor allem auf dem afrikanischen Kontinent.

Generell gilt: Mehr Demokratie + mehr freie Märkte = weniger Korruption = mehr Wohlstand für alle

Und reiche firmen durvh soetwas zB immer reicher.

Und jedem steht es grundsätzlich frei sich an diesen Formen zu beteiligen, die meisten firmieren als Aktiengesellschaften und deren Aktien sind i.d.R. öffentlich handelbar. Heißt jeder kann sich ein Teil vom Kuchen besorgen und sogar Einfluss auf die Firmenpolitik nehmen.

Ebenso werden die armen immer ärmer

Das ist nicht korrekt und das schrieb ich schon. Die weltweite absolute Armut gemessen an der relativen, wie absoluten Weltbevölkerung ist seit Beginn der Datenerhebung immer rückläufig gewesen bis auf die letzten Jahre. Diese waren aber beeinflusst durch Corona und u.a. dem Krieg in der Ukraine.

Der Trend ist aber anhaltend. Immer weniger Menschen geht es so schlecht, dass sie keine US$ 2.15 pro Tag haben.

und Menschen mit viel Vermögen sehr einfach reicher und die Schere geht immer weitwr auseinander.

Und?

Das sind Fakten und man kann es an ALLEM auch GERADE sehen. achte nur mal auf die supermarktpreise. ganz aktuelle situation.

Inflation ist ein ganz normaler wirtschaftlicher Vorgang. Wodurch die aktuell sehr hohe Inflation getrieben wird, schrieb ich oben bereits. Ebenso ganz normale Vorgänge sind Tarifverhandlungen, wo Arbeitnehmer mehr Lohn einfordern um die gestiegenen Preise auffangen zu können.

Dass die Mittelschicht erodiert die letzten Jahre, hat mehrere Folgen aber es ist natürlich einfacher pauschal dem Kapitalismus dafür die Schuld zu geben, als diese im Detail zu ermitteln und sich zu überlegen, was man dran ändern könnte.

Vielleicht definierst du einfach das Wort "Kapitalismus" mal für dich und schaust ob es sich mit der wissenschaftlichen, historischen Definition deckt.

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SymphonyXFan666  17.02.2023, 17:56
Der Wohlstand umfasste fast nur den Adel, Clerus und gutausgebildetes Bürgertum in städtischer Verwaltung und jene die vorher schon Land besaßen.

Und jetzt haben Kalitalisten den Wohlstand.

Es stimmt schon, dass die Armut nach seiner Einführung abgenommen hat, aber die Ursache ist nicht der Kapitalismus. Das sind die Erfolge linker Bewegungen, die es durch Druck geschafft haben, den Kapitalismus einzuschränken. Das sind also die sozialistischen Elemente

Die Länder, die einen anderen Weg als den Kapitalismus eingeschlagen haben, waren meist für schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Tote verantwortlich (UdSSR, DDR, Nazi-Deutschland

Das waren alles staatskapitalistische Länder

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