Wie lange funktioniert der heutige Kapitalismus noch?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Einen "nachhaltigen" Kapitalismus kann es nicht geben,. denn Kapitalismus braucht immer Wachstum. Das ergibt sich bereits aus der Definition von "Kapital": Kapital ist Geld, das sich vermehrt. Keiner investiert Geld, wenn er nicht mehr Geld zurück bekommt. 1 Million in ein Unternehmen zu stecken und genau1 Million wieder heraus zu bekommen, macht ja keinen Sinn. Es hat also seinen Grund, wenn im Kapitalismus immer alle nach Wachstum schreien.

In meiner Gemeinde gibt es jedes Jahr die Forderung, neue Gewerbegebiete auszuweisen, da man ja auf die Mehreinnahmendurch neune Gewerbebetriebe angewiesen ist. Aber was wird sein, wenn irgendwann alle Freiflächen als Gewerbeflächen zubetoniert sind? Reist man dann Wohnhäuser ab, um noch irgendwo zusätzliches Gewerbe ansiedeln zu können? Und so geht es in allen Kommunen zu.

Dass das nicht immer so weitergehen kann, ist ja völlig klar. Verrückterweise werden aber diejenigen, die nach einer alternativen Wirtschaftsform suchen, als "Spinner" abgetan, während sich diejenigen, die so tun als hätten wir noch ein paar Erden auf Vorrat, sich als die angeblich "Vernünftigen" gebärden.

Skippy2002 
Fragesteller
 29.01.2024, 19:54

Danke dir herzlich für deine Antwort.

Einen "nachhaltigen" Kapitalismus kann es nicht geben

Gut, deine Meinung, no Problem. Aber solche Aussagen erinnern mich unweigerlich an sturköpfige Ansichten, wie diese (leider): "Flugzeuge kann es nicht geben - wird es niemals geben."

Ich bezieh' mich auf: "Probieren geht über studieren." Wer immer nur schreit: "Grundsätzlich unmöglich", wird sich nie zum positiveren weiter entwickeln. Und stell' dir mal vor, die Leute hätten immer auf diese Typen gehört, dann gäb's so viel Technik bis heute nicht, oder?

Keiner investiert Geld, wenn er nicht mehr Geld zurück bekommt

Diese Aussage empfinde ich als sehr verallgemeinert und hört sich für mich an, als ob du's wüsstest, dass alle so ticken.

Aber was wird sein, wenn irgendwann alle Freiflächen als Gewerbeflächen zubetoniert sind? Reist man dann Wohnhäuser ab, um noch irgendwo zusätzliches Gewerbe ansiedeln zu können?

Eine sehr berechtigte Frage! Wenn ich manchem verblendeten Hardcore Kapitalisten zuhör', würd' er das sicher tun.

Dass das nicht immer so weitergehen kann, ist ja völlig klar

Vollkommen richtig; aber sag' das mal diesen Typen, die so ignorant auf der Schiene des Kapitalismus der Ausbeutung eingesessen sind!

Und du magst staunen oder schockiert sein: Mir wurde echt mal (im RL - unglaublich, aber wahr) an den Kopf geworfen "nachhaltiger Kapitalismus? Bist wohl'n Kommunistenschwein, hää???"

Da dachte ich mir: "Geht's noch? Wo ist der denn falsch gepolt, dass er plötzlich so beleidigend wird?" Der Witz an der Sache war, dass das vorige normal verlief - und wie, als ob in seiner Birn' ein Schalter umgelegt wurde, pöpelte er mich als Kommunistenschwein an!

Ich weiß: Solche Erfahrungen muss man selber machen, um's zu glauben.

Verrückterweise werden aber diejenigen, die nach einer alternativen Wirtschaftsform suchen, als "Spinner" abgetan, während sich diejenigen, die so tun als hätten wir noch ein paar Erden auf Vorrat, sich als die angeblich "Vernünftigen" gebärden.

Auch hier stimm' ich dir vollkommen zu! Du glaubst nicht, was ich in Foren, wie GF, schon zu hören bekam!

Es ist einfach nur grotesk! Hätt' ich geschrieben: "Der Kapitalismus ist der Goldesel des Universums", hätt' man mich zur Gottkaiserin Lisa ausgerufen!

Aber weil ich schrieb: "Wir müssen den Kapitalismus der Vernichtung zu nachhaltigerem System reformieren - oder haben wir etwa unendlich Planeten in der Hinterhand?", behandelten mich manche User wie Kriegsverbrecher Zar Putin in Persona!

Ich sag' dir: Es ist nur mehr grotesk, denn der Kapitalismus in der heutigen Form, gibt unserer Welt den Rest!

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Roland Sperling  29.01.2024, 22:38
@Skippy2002

Ich kann verstehen, was Du meinst. Aber für wie sinnvoll würdest Du einen Satz halten wie: "Kann sich eine Sklavenhaltergesellschaft nicht dahin fortentwickeln, dass die Sklaven die gleichen Rechte haben wie alle anderen?" Nein, denn dann wäre sie ja keine Sklavenhaltergesellschaft mehr. Dasselbe gilt für die Frage: "Ist ein Kapitalismus ohne Wachstum möglich?" Nein, denn Kapitalismus bedeutet Wachstum und setzt Wachstum zwingend voraus. Eine Gesellschaft ohne Wachstum kann keine kapitalistische Gesellschaft sein. Da hilft auch nicht, von "probieren geht über studieren" zu reden. Natürlich kann man mal probieren, ob ein Fisch nicht auch im Vogelkäfig gehalten werden kann. Aber mit studieren wäre man wahrscheinlich doch besser dran.

Selbstverständlich ist eine Gesellschaft ohne Wachstum möglich und sogar sehr erstrebenswert. Nur ist das eben nicht als kapitalistische Gesellschaft möglich, weil eine kapitalistische Gesellschaft eben immer Kapitalakkumulation voraussetzt. Also Wachstum.

Dass niemand 1 Million Euro in ein Unternehmen investiert, wenn er nicht mehr als 1 Million herausbekommt, ist so selbstverständlich, dass es jeder vierjährige kapiert. Oder würdest Du dir für 10 Euro ein Los kaufen, wenn der Höchstgewinn bei 10 Euro liegt? So schwachsinnig ist niemand. Mit der Frage, wie die Leute "so ticken", hat das herzlich wenig zu tun.

Der Kapitalismus ist kein moralisches Problem. Den Profit gibt es nicht, weil die Menschen oder die Kapitalisten so profitgierig sind, sondern weil es zwingend nötig ist, als Kapitalist einen Profit zu machen. Wie soll ich denn z.B. ohne Profit neue Maschinen kaufen, die mein Konkurrent hat, ich aber nicht, so dass die Gefahr besteht, dass mein Unternehmen mit allen Arbeitern den Bach runter geht? Die Kapitalisten sind genauso Gefangene des Systems wie die Arbeiter. Nur lassen sich die Kapitalisten diese Gefangenschaft wesentlich besser bezahlen.

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Skippy2002 
Fragesteller
 29.01.2024, 22:45
@Roland Sperling

Danke nochmals für deinen weiteren Kommentar.

Ich denke, du verstehst, was ich am heutigen Kapitalismus am meisten kritisiere und verurteile, oder?

Es stört mich einfach dies daran: Die Leute sehen, wie er Flora & Fauna ausbeutet. Dennoch sieht man oft genug, wie verfahren die Leute in diesem System sind, dass sie nicht einmal darüber nachdenken wollen, dass diese Form des Wirtschaftens nur zur Katastrophe führen kann.

Kurz um: Ich finde es grotesk, dass man zum Gottkaiser gekrönt wird, wenn man der Ideologie des Profitgetriebenem Kapitalismus folgt. Man aber (im schlimmen Fall) beschimpft und denunziert wird, wenn man das System kritisiert.

Warum ich das System verurteile: Ich will noch länger auf Erden leben und meinen Kindern eine Welt hinterlassen, die lebenswert ist. Weiters möchte ich im nächsten Leben einen Planeten vorfinden, den wir durch unsere grenzenlose Gier nicht zugrunde gerichtet haben.

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Roland Sperling  30.01.2024, 12:18
@Skippy2002

Ein Teil der Menschen leugnet einfach die Probleme und sagt, die Klimakatastrophe und andere Dinge sind nur erfunden. Damit hat sich das Problem für diese Leute dann "erledigt". Diese Leute wissen aber vielleicht im Unterbewusstsein, dass sie sich selbst belügen, und reagieren darum so aggressiv, wenn man sie an die Probleme erinnert.

Bei einem größeren Teil der Bevölkerung ist es denke ich etwas anders. Diese Menschen sehen sehr wohl die Probleme, sehen aber andererseits keine Alternative dazu, in einer zum Wachstum gezwungenen kapitalistischen Wirtschaft zu leben und zu arbeiten und Geld zu verdienen. Diese Menschen spüren auch irgendwie, dass beides nicht zusammenpasst, und werden dadurch mehr oder weniger verrückt. Das ist aber nur die Verrücktheit des Systems.

Leider gibt es fast niemanden, der den Menschen eine Alternative bietet. Die Grünen widersprechen sich laufend selber, wenn sie z.B. auf Elektroautos und damit letztlich doch wieder auf Wachstum setzen. Pseudo-Linke wie Sahra Wagenknecht erzählen den Leuten, sie müssten eigentlich gar nichts an ihrem Leben ändern, wenn man nur die Reichen enteignen würde (wogegen ich gar nichts hätte). Die deutsche Wirtschaft können dann so richtig erblühen, nur eben "gerechter".

Deswegen spricht alles dafür, dass die Menschheit in die Katastrophe rennt.

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NostraPatrona  30.01.2024, 20:26

Du hast politisch doch eine ganze Menge drauf. Da stimmen wir überein.

Warum kannst oder willst du denn nicht einsehen, dass das CO2-Bashing eine von den Banken organisierte Betrugsveranstaltung ist, damit sich möglichst viele Staaten, Unternehmen und Private Haushalte Geld "leihen" müssen? Es ist wie in der Bankenkrise 2008 als jeder funktionierende Technik zerstören sollte, um sich Geld für neue Technik leihen zu müssen. Schon damals euphemistisch "Umweltprämie" genannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verschrottungspr%C3%A4mie

https://de.wikipedia.org/wiki/Umweltpr%C3%A4mie

Bitte lies dir einmal meine Antwort hier durch.

https://www.gutefrage.net/frage/welche-beweise-hat-die-afd-gegen-den-menschengemachten-klimawandel#answer-531894043

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Was soll die Alternative sein, eine Art Schrebergarten-Utopie:

"Der Schrebergarten ist die perfekte Symbiose zweier als ausnehmend deutsch geltender Sehnsüchte: Natur und Ordnung."

Skippy2002 
Fragesteller
 28.01.2024, 22:31

Einfach ein System, welches Nachhaltig ist, Flora & Fauna nicht auf Mephisto komm' raus ausbeutet und jeder glücklich ist.

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Roland22  28.01.2024, 22:44
@Skippy2002

Genau das gibt der Schrebergarten ...

Dass wir aber immer größere Autos kaufen, immer weitere Urlaubsreisen machen usw. liegt nmM nicht am Kapitalismus - sondern am Menschen.

Ist aber eigentlich nicht meine Baustelle 🙂

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Skippy2002 
Fragesteller
 28.01.2024, 22:49
@Roland22
immer weitere Urlaubsreisen machen

Kannst du Hellsehen, Roland22? Ich mein's ernst, mein Guter 😂

Du magst staunen, aber in den Semesterferien flieg' ich mit meinen Eltern genau dorthin, worüber die Pagger Buam singen: Kuhlimuh trifft Känguru - die liebe Skippy fliegt zum Uluru

Freu' mich sehr auf diese 3 Wochen bei unseren Verwandten in Sydney 😍 weiters, ohne Angeben zu wollen, wird ein Traum wahr!

Hab's deswegen angemerkt, weil du treffend "immer weitere Urlaubsreisen" geschrieben hast.

Jedenfalls wünsch' mir, wenn du magst, eine gute Reise - man weiß ja nie, was in 27 Stunden Flugreise passieren kann, oder?

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Roland22  28.01.2024, 22:52
@Skippy2002

Eine Bekannte ist per Schiff gerade in Sydney angekommen ...😁

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Skippy2002 
Fragesteller
 28.01.2024, 22:53
@Roland22

Wow - Glückwunsch. War sicher eine erlebnisreiche Fahrt, oder?

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Skippy2002 
Fragesteller
 28.01.2024, 22:56
@Roland22

Herzlichen Dank - hab' in meiner Kindheit auch 2 Kreuzfahrten erleben dürfen: Mittelmeer & Nordeuropa - war einfach toll!

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Der Kapitalismus funktioniert doch schon jetzt nicht mehr. In allen rein kapitalistischen Gesellschaften verarmen die Menschen immer mehr - trotz Verlängerung der Lebensarbeitszeit, technischem Fortschritt und immer besserer Organisation der Arbeit - und sie haben immer weniger Zeit und Geld, um eigene Kinder groß zu ziehen.

Der heutige Kapitalismus funktioniert nur noch 2 Stunden. Dann hat er sich erledigt.

Danach beginnt der morgige Kapitalismus. Auch wieder für 24 Stunden.

Und so weiter...

Der Kapitalismus ist mit großen Anstrengungen dabei diesen Planeten zu verlassen um weiter unbegrenzt wachsen zu können.

Dabei zeigen die einschlägigen Superreichen keinerlei Skrupel, keinerlei Verpflichtung gegenüber der Menschheit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Hilfestellung im ökonomischen Fragen
Skippy2002 
Fragesteller
 28.01.2024, 20:51

Vermutlich wird, geblendet davon, der Großteil der Menschheit dem Kapitalismus folgen :-))

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