Wie war es als Kind/Jugendlicher in der DDR oder in der BRD zu leben?


21.02.2025, 12:48

es wäre auch super, wenn man den bezug zur Zukunft herstellen/einbeziehen könnte.

(Muss ich auch noch präsentieren)

Realisti  21.02.2025, 12:48

Welcher Zeitraum? Ist schon ein Unterschied, je nach Jahrzehnt.

Fio2025 
Beitragsersteller
 21.02.2025, 12:54

Von Anfang oder Gründung bis zum Mauerfall
Tschuldigung das ich nicht preziese war😅🙈

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei mir waren es die 90er, sozusagen die ganz späte BRD, die späte Bonner Republik, die ich sehr bewusst miterlebt habe. Es ging mir nicht schlecht und objektiv war's gut - ich hatte eine gute Familie, die zusammen hielt, es gab geregelte Verhältnisse, man wusste, wo man dran war und ich hatte gute Freunde, ein liebes Haustier, diverse Hobbys und war zufrieden. Ich hatte auch ein eigenes Zimmer, ein Radio und ging gern zu meinem Onkel, der um die Ecke wohnte.

Ich werde es für die schule verwenden, daher würde ich bitte um den Alltag( z.B.: wie man mit den Freunden etwas unternahm, mit seinen Eltern am Morgen, Diskutionsthematik am Esstisch), Schule, Freizeitaktivitäten und Urlaubs Möglichkeiten wissen.
Die Kindheit wird in meiner Arbeit ein Schwerpunkt sein, daher ist es nicht schlimm wenn es nicht genau ist. Wenn Du noch weißt was dein größter wunsch oder wie Du etwas versucht hast( Z.B.: Kleidung aus der DDR zu tragen, wurdest schief angeschaut.)

Mein typischer Tagesablauf in den 90ern war so ----> um ca. 6.30 Uhr aufstehen und ab ins Bad, ich musste danach immer am Briefkasten die Zeitung holen. Kaffee gab es für uns Kinder nicht, wir tranken Milch oder selbst angerührten Kaba, der sehr lecker war. Das Frühstück war nicht üppig. Wir haben Zeitung gelesen, Radio gehört (es liefen immer Schlager, Flippers und so) und erzählt, um ca. 7.20 Uhr mussten wir dann gehen und der Unterricht ging um 7.45 Uhr los, er ging bis 12.55 Uhr, manchmal auch nur bis 12 Uhr. Nachmittags war ich entweder zuhause, Hausaufgaben waren zu machen, oder ich ging mit dem Rad los um Freunde zu besuchen oder einfach die drei naheliegenden Spielplätze (alle ca. 300 Meter entfernt) zu besuchen und zu schauen, ob meine Freunde da waren. Manchmal blieb ich auch daheim. Fernsehen war ein Thema für sich, wir haben nicht viel gesehen und hatten auch nur öffentlich-rechtliches Fernsehen, es lief nachmittags immer die WunschBox, eine Mischung aus Schlagerparade und Verbraucherinfo, das sahen wir oft.

https://www.youtube.com/watch?v=iOVjmJfctmk

https://www.youtube.com/watch?v=g7r6AqEkgzs

Wenn ich mit meinem Fahrrad bei gutem Wetter wegfuhr oder zum Spielplatz lief, dann meist gegen 14 Uhr. So um 16 Uhr war ich oft schon wieder daheim, um ca. 17.30-18 Uhr gab es dann Abendbrot und es wurde dabei über den Tag an sich geredet, über Pläne für morgen und so, wie war die Schule, wie war es sonstwo, und es liefen Schlager. Ins Bett ging es für mich unter der Woche um maximal 20 Uhr, im Sommer durfte ich als länger wach und noch ein bisschen im Wohnzimmer bleiben, weil es länger hell war.

Obwohl ich in einer relativ tristen, grauen, frustrierenden und von Unzufriedenheit und einer schwierigen Mentalität geprägten Stadt aufwuchs, haben wir als Kinder und Jugendliche immer das Beste aus allem gemacht, was wir hatten - und viel war das nicht, es waren ja auch viele Erwachsene vehement gegen uns. Meistens ist es uns sehr gut gelungen!

Es gab dennoch gewisse Probleme und es war nicht alles toll, ich erinnere mich z.B. an einen Zeitraum so etwa 1996/97, als der Kinderschänder Rolf Diesterweg (hier ein Bericht vom Focus) auf der Flucht war und angeblich in der ganzen Republik mal hier und mal da gesehen worden war ... da durfte man einige Zeit nicht allein aus dem Haus gehen und hatte auch danach Bedenken, wenn man Autos mit fremdem Nummernschild fahren sah und dachte ... ouh, der war jetzt aber auffällig langsam und da saß ja auch nur ein einzelner junger Mann drin, hat der nicht sogar auffällig hergeguckt und das war ja auch so eine komische alte hässliche Karre ... das war aber komisch jetzt. Ich erinnere mich - und auch wenn wir an sich eine coole Zeit hatten, muss man nicht alles in den Himmel loben, nur weil es lang her ist und manches Kult sei oder auch ist.

Die Zeit in der späten Bonner Republik - Kanzler Helmut Kohl war uns übrigens schon den Kindern ein Begriff, den kannte man einfach - war angenehm und der Zeitgeist relativ entspannt. Es ging meist locker zu, aber auch spießig - und so was Feines wie Kellogs Frosties und Valensina Fruchtsaft hätte von uns 90er-Kindern keiner verschmäht. Ein Eis war eine große Freude, egal wie klein es war, ich liebte "Mini Milk" ganz besonders und gönne es mir manchmal heute noch und freue mich ... ach schön, dass es das noch gibt!

https://www.youtube.com/watch?v=KYsVUoJ-WC0

https://www.youtube.com/watch?v=wRvPd87QCdY

Die Grundschule war toll, ich habe teilweise heute noch Kontakt zu einigen, sogar zu Lehrern. Über die Realschule muss man nicht reden, da litt ich unter Schulangst und war aus einem gutmütigen heiteren zufriedenen Buben, der gern gelacht und gesungen hat, ein ängstlicher, verstockter und oft weinender Junge geworden, der nicht mehr in die Schule wollte und sich heute als Erwachsener immer noch fragt, wie man da heil rausgekommen ist. Keine Details, aber bis zu sexueller Belästigung und Lehrern, die noch geschlagen haben, sowie großen Ungerechtigkeiten war alles dabei.

Was man sich im Rückblick trotz allen schönen Situationen aber gewünscht hätte wäre eine größere Wertschätzung durch die meisten Erwachsenen. Wir waren nicht diese debilen Idioten, für die sie uns hielten. Aber wir wurden nicht nur für dumm gehalten, sondern auch für dumm verkauft: Sprüche wie "ja, ja, Lehrjahre sind keine Herrenjahre, zieht euch warm an und haltet euch immer gut mit eurem Chef, denn der hat nämlich immer Recht" und Hinweise in die Richtung, man solle "ja geduckt und demütig sein" waren nciht nur nervig; uns wurde damit erneut vorgehalten, wir seien durchweg schlimme Unruhestifter, die sich nicht an Regeln halten und Tunichtgute, die alles kaputt machen und es nie zu was bringen würden, weil wir nichts arbeiten wollen würden. Entwürdigend war das ohne nachtreten zu wollen aus meiner Sicht auch. Es war an der Tagesordnung, dass man als Kind und Jugendlicher in den 90ern von Erwachsenen beschimpft wurde und nichts dagegen tun durfte.

Aber sonst waren wir irgendwie überall mehr oder weniger unerwünscht außer beim katholischen Pfarrer, der uns Asyl im Pfarrheim gab, immer für uns Zeit hatte und das Jugendhaus gemeinsam mit uns einrichtete - und dafür selbst angefeindet wurde. Alle anderen taten bestenfalls so, als würden sie uns verstehen und redeten sich um Kopf und Kragen, in Wahrheit wollten sie aber mit den Jugendlichen nix zu tun haben. Wir haben uns die Welt zwar so schön gemacht, so schön es möglich war in einer tristen Vorstadt - wir hatten nicht viel und Möglichkeiten des Entrinnens gab es für mich frühestens, als ich den Führerschein und einen uralten Audi 100 hatte, aber wir haben wie schon gesagt echt immer das Bestmögliche draus gemacht, obwohl es mit uns kaum jemand gut gemeint hat.

Eher haben sudetendeutsche Omas (die damals vielleicht zwischen 50 und 70-75 waren, geboren zwischen 1920 und 1939 etwa, aber sie hatten Ansichten wie Hundertjährige) aus dem Nichts böse Sprüche aus dem Fenster auf die Straße gebrüllt und uns als asozial beschimpft, wenn wir einfach so zu zweit die Straße herab liefen oder mit dem Fahrrad fuhren ohne sonst was zu tun oder haben genauso böse sudetendeutsche Opas (und es waren IMMER Sudetendeutsche, ich habe das erst später richtig kapiert) das Fenster ihres 190er-Mercedes oder BMW 520i runtergelassen und und uns heftig beschimpft, wie wir denn alle rumlaufen würden und dass man die Hände aus der Hosentasche nehmen sollte und es unschicklich sei, wenn man eine Coladose in der Hand hat und überhaupt, wir sollten uns doch alle mal schön schämen, denn wir würden ja nur "aggressive und englische und laute Musik" hören; kein Wunder, dass wir so blöd seien, wenn wir nur rumlaufen, die "falsche" Musik hören, Fahrrad fahren und Cola trinken und Fußball spielen oder auf den Spielplatz gehen.

Die damals meist ca. 55-jährigen Bürgermeister und Hauptamtsleiter taten auch immer ach so nett und verständig etwa in Sachen Jugend und waren immer so milde nach außen hin, wollten aber nur gut vor der Presse und der Landesregierung (Fördergelder!!) dastehen und haben uns sofort wieder getadelt, beschimpft und ausgelacht und für dumm verkauft und für unsere Kleidung und unsere Einstellung gerügt, so wie die Redakteure und die hohen Beamten vom Regierungspräsidium weg waren. Erst recht, wenn man eventuell "Ossikind aus der Dädärä", "Russenbub" (das war dann ein Thema so in der 90er-Nachwende) oder sonst wie "Ausländer" war und kein "doller strammer Fußballbursche mit einer dollen Frisur, so richtig wie ein Hitlerjunge, net" (dafür wurde mal ein Gleichaltriger ernsthaft von einem Rentner gelobt, dass er sei ... das Zitat fand ich erschreckend 50-60 Jahre nach dem Krieg), war man Freiwild und wurde beleidigt und von Erwachsenen gedemütigt und keiner sagte was. Hätte man sich beklagt, hätte man rosenkranzartig nickend und säuselnd die Antwort bekommen, man sei "ja aber bestimmt auch wieder frech gewesen, net" und habe "aber bestimmt wieder net pariert, net". Es hat uns eigentlich kaum jemand für voll genommen außer dem Pfarrer, ein paar wenigen Lehrern und ein paar netten Typen, die so zehn Jahre älter waren als wir. Auch Eltern waren oft sehr herablassend und ich merke im Nachgang, wie gut es mir ging - bei uns war es sehr spießig und für einen Teenager / jungen Erwachsenen oft erdrückend daheim, aber es war herzlich und ehrlich.

Man wurde sonst z.B. auf dem Postamt gepackt und weggezogen von Erwachsenen, die sich vordrängelten und keiner hat was gesagt; wenn irgendein Alter einem Fünfzehnjährigen draußen auf die Backe gehauen hat, weil er das Gefühl hatte, man habe ihn "nicht freundlich genug gegrüßt" traute man sich nicht es zu sagen, weil der Papa daheim gleich wieder eine fette Ohrfeige gegeben und dabei gesagt hätte ... der Herr XYZ hatte aber doch Recht, geh jetzt aber sofort zu ihm rüber und entschuldige dich und sei ja demütig und geduckt und biete ihm an, ihm zur Sühne zwei Wochen den Garten zu machen ... wehe wenn nicht, dann setzt es wieder eine, bis das Blut spritzt ... ich habe solche Dialoge mit eigenen Ohren gehört. Es war Standard, dass Kinder geschlagen wurden, sowohl Mütter als auch Väter schlugen oft zu, und ich war einer von wenigen, die absolut gewaltfrei aufwuchsen. Die Eltern der anderen waren meist einfache Arbeiter mit sehr kurzer Hemmschwelle und sehr unfreundlicher Art, denen rutschte die Hand noch shcneller aus und es war Usus, dass die Väter um 16 Uhr schon halb-besoffen von der Arbeit nach Hause kamen, weil das Bier in der Firma den ganzen Tag neben der Werkbank stand und als dann die Mutter das Essen auftischte, geschah es oft, dass dem "ehrbaren Arbeiter" das Essen nicht schmeckte und mit dem Teller auf der Straße oder im schön gepflegten Vorgarten landete, in dem Gartenzwerg und Windmühle grüßten. Ich habe das oft mitbekommen und irgendwann wollte ich die Kinder dann auch nicht mehr daheim besuchen, weder zum Spielen noch zum Kindergeburtstag oder sonstigem.

Überhaupt: Vor rund 30-35 Jahren mussten Kinder und Jugendliche geduckt und demütig sein, zumindest in meiner Heimat. Alles andere war unerwünscht. Uns wurde jegliches Selbstbewusstsein von vielen Erwachsenen aberzogen - das hat nicht bei jedem geklappt und ich habe die Kurve zum Glück auch gekriegt, manchmal klappte es aber schon und das teilweise mit tragischen Folgen, über die man an dieser Stelle nicht weiter ausführen muss. Mein Jahrgang ist nicht mehr komplett, mehr ist nicht zu sagen :-/

Ich glaube übrigens nicht, dass Jugendliche und junge Erwachsene heute noch genauso rumgeschubbst und für dumm gehalten werden wie wir damals - selbst auf dem Land dürfte man inzwischen weiter sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Fio2025 
Beitragsersteller
 23.02.2025, 15:04

Vielen Lieben dank für Deine Antwort.

Ich habe zwischen durch ganz ehrlich gelacht, aber es ist schon beeindruckend das sich alle an ihre Vergangenheit erinnern, während ich nicht mal weiß was ich gestern getan habe😅

Aber vielen Dank, es hat mich ehrlich sehr gefreut über Deine Erfahrungen zu lesen.!

LG

Fio🌺

rotesand  23.02.2025, 15:37
@Fio2025

Manches davon ist objektiv auch zum Lachen, nach dem Motto, man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Weiterhin alles Gute!

Von Experte rotesand bestätigt

Ich bin in der BRD aufgewachsen. 1976 geboren. Demnach 13 bei der Wiedervereinigung gewesen.

Ich wuchs auf in einem Einfamilienhaus auf einem kleinen Dorf, das allerdings nur 10 Kilometer entfernt von einer Großstadt war. Also bin ich nicht wirklich dörflich aufgewachsen. Meine Schulen lagen immer in der Stadt. Das Dorf war allerdings schön bezüglich der Freiheit mit Pfeil und Bogen (nicht diese Gummipropf-Kinderspielzeuge von heute, sondern aus Fiberglas mit Stahlspitze - heute würde sowas im Waffengeschäft verkauft, als ich 9 oder 10 war gab es das im Spielzeugladen) über die Kuhweiden hinterm Haus zu stromern, Baumhäuser zu bauen, Lagerfeuer zu machen - alles Dinge, die in der Stadt nicht möglich sind.

Das Leben war noch klar gegliedert in eine heteronormative Gesellschaft. Niemand outete sich als schwul, viele Frauen waren nur Hausfrau, die Schule dauerte höchstens bis 13 Uhr. Meine Mutter arbeitete halbtags. Es gab keine Ausländer und keine Kinder alleinerziehender Eltern in meiner Schulklasse. In meiner Grundschule gab es einmal wöchentlich Schulgottesdienst in der Kirche direkt neben der Schule - alle nahmen daran teil.

Die körperliche Züchtigung in der Schule war längst verboten, aber Eltern durften ihre Kinder noch schlagen damals. Das passierte mir auch und teilweise meinem Umfeld. Man bekam es nicht mit, außer wenn im Sommer die Terassentür beim Nachbarhaus offen stand und es, wie so oft, wegen der Hausaufgaben Geschrei gab, dass manchmal in Schläge mündete. Mein Nachbarsjunge war ein schlechter Schüler und wurde deshalb Nachmittags von seiner Mutter angeschrien und Abends vom Vater verhauen, ganz legal damals.

Mein erster Computer war 1986 ein C64.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Fio2025 
Beitragsersteller
 21.02.2025, 13:14

Danke schön das ist Super, die information bereitschaft😅🤗

vanOoijen  21.02.2025, 13:15
@Fio2025

Ich hoffe das reicht für einen kleinen Einblick in die Kindheit in den 80ern in Westdeutschland.

Fio2025 
Beitragsersteller
 21.02.2025, 13:16
@vanOoijen

das ist super hilfreich und Vielen dank, das ist super🤗

Waldmeister1234  22.02.2025, 18:30
@Fio2025

Ich bin im selben Alter wie "vanOoijen" und vom Geburtsdatum nur wenige Tage auseinander.

Bei uns gab es nachmittags öfters Schule und auch Samstags alle zwei Wochen Unterricht. Heute geht es den Schülern wohl besser und sie müssen zu mindestens nicht Samstags in die Schule.

Ausländer beziehungsweise Gastarbeiter (hauptsächlich Türken sowie Jugoslawen) gab es bei uns reichlich. Eventuell lag es daran, dass ich im Stuttgarter Umland wohnte und viele bei Mercedes Benz und so weiter arbeiteten.

Meine Tante (eine schwierige Frau) zog meine Cousine damals alleine auf. Also gab es schon zu der Zeit Alleinerziehende.

Man sagt zwar, dass es heute viel mehr Gewalt in den Schulen geben würde. Bei uns würde aber eigentlich zu jeder großen Pause ein Junge verhauen. Die Lehrer machten diesbezüglich wenig und heute würden sie ziemliche Probleme bekommen, da sie nicht eingeschritten sind. Die Prügelstrafe gab es in der Schule offiziell nicht mehr, aber es kam öfters vor, dass der Lehrer einem Schüler beim Vorbeigehen einen Klaps mitgegeben hat. Handy und so weiter gab es damals noch nicht und daher mussten die Lehrer wenig Angst befürchten.

Ich wohnte in einem kleinen 300 Einwohner Dorf, wo außerhalb der Schulzeiten eigentlich keine Busse fuhren. Die Nachmittage (sofern keine Mittagsschule) waren sterbenslangweilig. Bis zum Jahr 1992 hatten wir nur drei Fernsehprogramme (ARD, ZDF und SWR) und erst ab Weihnachten 1992 dürfte ich Satelittenfernsehen schauen. Jeder war dann auf die RTL Sendung "Tutti Frutti" gespannt, wo nur ein paar Frauen im Bikini herumliefen. Mein Vater machte deswegen ein enormes Theater und sagte schon das Ende des Abendlandes voraus. Es war eine sehr biedere Zeit.

Von den Eltern würde man sehr oft verhauen, obwohl man daran überhaupt keine Schuld hatte. Meist waren sie mit dem Alltagsleben ziemlich überfordert und mussten sich dann an ihren Kindern abreagieren. Oder mein Vater verschlug einen nur deswegen grün und blau, weil er kein Sex von meiner Mutter bekam. Ich kann mich nur überaus negativ über meine Eltern äußern.

Den ersten PC hatte ich erst im Jahr 1996, den ich von meinen ersten Ausbildungsgehältern kaufte.

"vanOoijen" hatte es sicherlich eine deutlich bessere Kindheit sowie Jugend, da er im lebenslustigen sowie offenen Nordrhein-Westfahlen aufwuchs, wo die nächste Großstadt ganz nah war. Ich wuchs hingegen im konservativen sowie biederen Schwabenland auf, wo Stuttgart fünfzig Kilometer entfernt war.

Die Familie, das Umfeld und die Region, wo man aufwächst machen viel aus. Daher gab es auch in Westdeutschland teilweise ziemliche Unterschiede.

Ich habe meine Kindheit beziehungsweise Jungend nicht besonders positiv in Erinnerung und würde es vorziehen lieber in der heutigen Zeit jung zu sein. Auch wenn das Leben heute alles andere als sorgenfrei und problemlos ist.

Fio2025 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 18:32
@Waldmeister1234

ohh, vielen Lieben dank, super nett

Danke für die zusätzlichen informationen!🤗

Fio

Waldmeister1234  22.02.2025, 18:41
@Fio2025

Kein Problem und dies habe ich gern gemacht.

Nordrhein-Westfalen habe ich aber falsch geschrieben und wohl auch so ein paar grammatische Fehler gemacht (irgendwie habe ich Kopfweh).

Ich beneide dich jedenfalls, dass du später geboren bist, auch wenn die Zukunft für die heutige Jugend wohl alles andere als einfach werden wird.

Alles Gute und eine schöne Zeit!

vanOoijen  22.02.2025, 18:44
@Waldmeister1234

Das kann durchaus sein und das tut mir ein bisschen leid für Dich. Aachen ist halt 400 Kilometer entfernt von Stuttgart und die BRD ist halt föderal. Wir Rheinländer sind ebenso speziell wie Norddeutsche und Bayern. Deutschland war schon immer vielfältig.

Fio2025 
Beitragsersteller
 23.02.2025, 15:08
@Waldmeister1234

Vielen Dank!

Und gute Besserung, und tschuldigung für die Kopfschmerzen🙈

Danke gleichfalls🤗

mich beneiden??? Okay, danke vermute ich mal😅

LG

Fio🌺

Fio2025 
Beitragsersteller
 23.02.2025, 15:08
@vanOoijen

Gruppenkuscheln für alle die traurig sind😂

War nicht schlecht in den 70ern und 80ern - die asozialen hatten ihre eigenen Wohnviertel und man hatte in den Werkswohnungen in den Arbeitervieteln seine Ruhe vor denen.

Mit Freunden verabredete man sich telefonisch.

Als Kinder hatten wir zwar kein Recht auf eine eigene Meinung aber was man nicht kennt, das vermisst man auch nicht.

Gegessen wurde was auf den Tisch kam - Extrawürste gab es nicht und wenn jemand etwas nicht mochte, gab es für denjenigen trotzdem nichts anderes.

Als jüngster musste ich immer die Sachen von meinem großen Bruder auftragen und wenn Hosen oder Socken kaputt waren, dann wurden sie geflickt.

Trotzdem ging es uns damals besser, als denen die heute aufwachsen.


vanOoijen  21.02.2025, 13:46

Das kann ich so auch alles bestätigen.

Fio2025 
Beitragsersteller
 21.02.2025, 13:01

Vielen Lieben Dank🤗

Da könnte man jetzt ein Buch schreiben... Ich bin in der DDR aufgewachsen. Meine Kindheit war weitgehend unbeschwert, das hatte aber vielleicht weniger mit dem Staat zu tun, sondern mit meiner Familie.

In der Schule spielte die Staatsform und die Ideologie natürlich eine große Rolle. Da hatte man sich daran gewöhnt, bzw. ich kannte es ja nicht anders. Da gab es eben Pionier- und FDJ-Nachmittage. Das machte niemandem Spaß, es war halt Pflicht. Zum 1. Mai mußte man mit der Klasse zu Mai-Demonstration. Das war groß organisiert, jeder mußte entweder mit der Schule oder mit dem Betrieb organisiert mitlaufen und Fähnchen schwenken. War man in einem Sportverein, dann lief man da noch mal mit. (Es war kein Zwang, wie vieles in der DDR. Man konnte auch zu Hause bleiben, das wurde aber vermerkt. Das Fehlen bei solchen Anlässen konnte einem erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Wolltest Du z.B. studieren, bist Du besser mitgegangen. Auch bei der Zuteilung von Wohnungen konnte das eine Rolle spielen, oder Urlaubsplätzen.)

Die fehlende Reisemöglichkeit hat mich damals nicht belastet. Meine Reiseziele lagen im Land, und gelegentliche Reisen in die Tschechoslowakei oder nach Polen waren mir weit genug. Aber natürlich stellte man sich schon Fragen, warum man nicht in alle sozialistischen Länder einfach so reisen durfte, z.B. nach Kuba.

Als Jugendlicher hatte ich dann ab und an Konflikte mit dem Staat. Ich war (und bin) in der Kirche, und damit in der DDR per se verdächtig gewesen. Fuhr ich mit der Bahn und hatte meine Gitarre dabei, wurde ich gelegentlich von der Polizei kontrolliert. Hatte ich aber mein Banjo dabei, wurde ich praktisch immer kontrolliert. Wahrscheinlich kannten die Volkspolizisten das nicht. Allerdings hatte die Kontrolle keine weiteren Auswirkungen. (Zu Kontrolle durch die Polizei muss ich natürlich sagen, dass ich damals voll ins Profil passte: lange Haare, Fransenbeutel, Jeans, Jesuslatschen...)


Fio2025 
Beitragsersteller
 21.02.2025, 13:11

Vielen Dank🤗

Fio2025 
Beitragsersteller
 21.02.2025, 13:17
@Fio2025

Das ist btw auch super, vielen dank für die Informationsbereitschaft🤗