Wie wäre eine Welt ohne Zinsen?

9 Antworten

Man muss sich erst einmal klarmachen, was Zins ist, und warum es ihn eigentlich gibt. Zins existiert wegen der Zeitpräferenz. D. h. der Mensch wird den Gegenwartskonsum in der Regel immer dem zukünftigen Konsum vorziehen. Beispiel: Steht der Mensch vor der Wahl heute 10 Fische zu bekommen oder in einem Jahr, wird der Mensch Zweiteres nur annehmen, wenn beispielsweise die Umstände die Zeit, auf die er seinen Konsum verzichten muss, ausgleicht. Das ist die Zeitpräferenz, die immer positiv ist. Man kann den Verzicht auf gegenwärtigen Konsum auch durch mehr Güter dieser Sorte ausgleichen, d. h. der Mensch bekommt in einem Jahr 12 Fische statt 10 heute. Das ist der Zins.

Das Problem, den Zins abschaffen zu wollen, ist das folgende: Man kann seinen Kuchen nicht gleichzeitig essen, und behalten. Mit anderen Worten: Güter, die ich konsumiere, kann nicht investieren, um damit Kapitalgüter zu erlangen, welche mir wieder mehr Konsumgüter beschaffen. Einfach gesagt: Warum sollte ich mein Geld sparen, um Werkzeuge zu kaufen, um meine Produktion anzukurbeln, wenn ich dann nicht mehr Gewinn machen kann? Aber wahrscheinlich hast du kein Problem mit dem produktiver Werden, indem man selber spart und davon Produktionsmittel kauft/herstellt, sondern mit dem Kreditwesen und dem Zinswesen.

Das Kreditwesen, was ist das eigentlich, und warum gibt es hier Zinsen? Stattdessen dass hier die Person, die die Produktionsmittel und Kapitalgüter mit ihren eigenen Ersparnissen kauft, leiht sich die Person dafür das Geld bei jemanden, oder bei einer Institution, die das Geld bereits hat. Allerdings nicht kostenlos, denn auch hier muss der Gläubiger auf seinen Konsumverzicht und braucht deswegen eine Vergütung: den Zins. Zins ist Miete für Geld. Und genauso wie niemand ein Haus baut, um den Wohnort danach kostenlos, oder nicht zu vermieten, wird auch niemand Geld verleihen, um danach keine Zinsen zu bekommen, wenn nicht aus interpersonellen Beziehungen wie Freundschaften. Wenn es keine Zinsen gibt, wird es sehr schwer oder unmöglich an Fremdkapital zu kommen, und viele Investitionen werden gar nicht erst gemacht. Zum einen wird das Sparen selbst nicht mehr entlohnt, weil viele, beispielsweise Angestellte, nicht wüssten, was sie mit ihrem Ersparten machen könnten und zur Folge unnötig konsumieren und weniger investiert werden kann. Zum anderen kommt der Risikofreudige Kapitalist nicht dazu seine Investition beginnen, wenn er erst einmal mehrere Jahre sparen müsste.

Eine Welt ohne Zinsen wäre also sehr unproduktiv. Die "Almosen-Steuer" verstehe ich in diesem Kontext nicht, auch wenn sie den Prozess des nicht ans Geldkapital Kommens noch weiter bestärkt.

Die Frage, ob man in einer Welt ohne Zinsen die Ungleichheit beseitigen könne, stellt sich mir übrigens nicht. Denn gerade große Unternehmer und Konzerne erhalten ja gerade keine Zinsen, und sind auf der Schuldnerseite, und würden von niedrigen oder gar keinen Zinsen regelrecht profitieren, während der kleine Mann bei seinem Sparkonto kaum Zinsen bekommen kann.

Woher ich das weiß:Hobby – Österreichische Schule der Nationalökonomie

Das mit der Almosen-Steuer musst Du näher erklären - aber eine Welt ohne Zinsen wäre schon einmal ein massiver Fortschritt zu einer elt, in welcher die Menschen sich NICHT um ein Bündelö Papierscheine gegenseitig totschlagen müssen.

Auch wenn ich normalerweiser keine religiösen Anspielungen mache - aber ich erinnere mich deutlich an eine Geschichte, in welcher ein Herr von Nazareth Geldverleiher aus dem Jüdischen Tempel vertrieb - weil diese eben Geld gegen Zinsen verliehen.

Vielleicht magst Du zu diesem Thema mal den Roman "Eine Billionen Euro" von Andreas Eschbach lesen. Danach weisst Du Bescheid über die Geldpolitik und wie sie der Menschheit den Garaus machen wird, wenn alles so weiterläuft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

In einer Welt ohne Zinsen würde Raffgierige wohl schier verzweifeln, denn ohne Zinsen kämen sie an kein Blutgeld mehr.
Aber es wäre traumhaft menschlich und sehr viel leichter.

Der Großteil des Geldes dient der Spekulation, was natürlich das Spiel mit dem Geld ins Ungleichgewicht bringt. Gehört allerdings zum Weses des Kapitalismus'.

Das Erheben von Zinsen war unter vielen Religionen (Christen, Jugen, Muslime) strengstens verboten, die Bedeutung der Seele war höher gestellt.

Zinsen aber ermöglichen es, die natürliche Geldentwertung zu umgehen oder sogar noch zu übertrumpfen.
Wenn ich Geld verleihe, möchte ich durch Zinsen zumindest später dann den Wert der Leihgabe erhalten.
Und in all den Rechnungen in D sind bereits ca. und durchschnittlich 40% Zinskosten kalkuliert. Es braucht also bereits 40% Arbeitszeit, um nur die Zinszahlungen zu bedienen. Deshalb ja sind u.a. die Löhne auch sehr knapp, damit ausreichend für Kaufleute und Lobbyisten noch bleibt. AN erleben das gerne mal als Druck, unter dem sie in immer kürzerer Zeit immer mehr schaffen sollen.
Alles läuft auf einen Zusammenbruch hinaus, weil es nicht immer einzig Wachstum geben kann.

Um die Idee von zinsfreiem Geld umzusetzen, bräuchte es wohl vorab ein Umdenken.

Neutrales Geld würde einigen Gierigen den fiesen Spaß aufgrund von Ängsten verderben, und anderen natürlich das Leben sehr erleichtern und Lebensqualität zurück bringen. Neid und viele Probleme würden sich in Luft auflösen und viele könnten sich wichtigen Dingen im Leben widmen.

Jeder kann seine Haltung ggü Geld überdenken, prüfen und sogar ändern.

Noch aber gibt es zu viele Leute, die für Geld jeden Preis zahlen. ;-)))

Wie wäre eine Welt ohne Zinsen?

Damit würden sämtliche Leistungen, die derzeit durch Zinserträge finanziert werden, kostenpflichtig werden: Kontoführing, Geld einzahlen, Geld abheben, Geld aufbewahren usw.

Menschen ohne größes Vermögen könnten keine Häuser und Wohnungen mehr erwerben, da ihnen niemand mehr Kredite gibt.

Staaten bekämen kein Geld mehr geliehen und würden pleite gehen.

Eine Welt(Wirtschaft) ohne Zinsen würde nicht lange funktionieren.

Alex

Ani2003  30.07.2023, 16:00

Kontoführing, Geld einzahlen, Geld abheben, Geld aufbewahren usw.

Wo bist du?

Ich zahl für alles von dir aufgezählte.

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wir könnten uns von den meisten banken trennen, was schon eine echte verbesserung wäre. aber die bedeutung ist viel größer, denn geld würde kein geld mehr erwirtschaften, die kapitalmärkte würden revolutioniert und es bräuchte kein ewiges wachstum mehr, denn dass braucht es ausschliesslich um die verzinsung von geld zu finanzieren.