Wie viel Jesus Christus steckt in unseren Grundrechten, in unserem Grundgesetz?

4 Antworten

Nicht viel. Von dem was Jesus lehrte, finde ich bei den Grundrechten gerade mal was in Artikel 1 und 3 so im Ansatz wieder, Paulus noch in Artikel 2, und das war‘s dann schon.


AdamundEvi 
Fragesteller
 23.05.2024, 23:26

Ist das etwa wenig? Oder gar unbedeutend?

Art. 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. ...
Art. 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Art. 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
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BillyShears  24.05.2024, 07:21
@AdamundEvi
Ist das etwa wenig?

Zwei Sätze aus 19 Artikeln finde ich ist wenig. Und selbst in den zwei Sätzen ist es fraglich, wieviel Jesus man da wirklich finden können will.

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AdamundEvi 
Fragesteller
 24.05.2024, 11:40
@BillyShears

Allein, wie zentral und vorn angestellt der Würdebegriff steht, der wesentlich durch die Annahme der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen geprägt wurde, sollte Dich da umdenken lassen. Desweiteren erkenne ich hier Jesus, der nie jemandem den Glauben aufgezwungen hat, sondern den Menschen die Freiheit in ihrem Glauben und Gewissen gelassen hat:

Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.

Art. 38

(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

und die Eidesformel in Artikel 56:

„Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.

Und die Präambel:

Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

Dass Segen auf diesem Land liegt, göttlicher Segen, kann man erkennen, wenn man es will. Die Verfassung und das millionenfache tägliche Wirken seiner Einwohner sind geprägt von Verantwortung gegenüber dem Staat und gegenüber den Mitmenschen. Und so erfüllt der Staat seine sozialen Aufgaben gegenüber den Schwachen, den Witwen und Waisen, den Kranken, Alten und auch Fremden. Er ist friedfertig und friedliebend. Das ist ein gottgefälliges Staatswesen ... welches an vielen Stellen dennoch viel besser sein könnte.

Es ist sehr viel Jesus Christus im Grundgesetz. Es atmet einen christlichen Geist.

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BillyShears  24.05.2024, 11:46
@AdamundEvi
Allein, wie zentral und vorn angestellt der Würdebegriff steht,

Und wo findet sich das bei Jesus?

der wesentlich durch die Annahme der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen geprägt wurde

Das finde ich weder bei Jesus, noch in Art. 1

Desweiteren erkenne ich hier Jesus, der nie jemandem den Glauben aufgezwungen hat, sondern den Menschen die Freiheit in ihrem Glauben und Gewissen gelassen hat:

Jesus hat seinen Gegnern mit Höllenfeuer gedroht, wenn sie nicht umkehren. Scheint mir genau das Gegenteil von Religionsfreiheit zu sein.

Art. 38

Die Grundrechte finden sich in Art. 1-19.

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AdamundEvi 
Fragesteller
 24.05.2024, 12:10
@BillyShears
Das finde ich weder bei Jesus, noch in Art. 1

Der Begriff Würde findet sich nicht in der Bibel, ist im Wesentlichen Ausfluss des christlich-jüdischen Menschenbildes. Das habe ich mir nicht ausgedacht, sondern diese Auffassung wird allgemein vertreten.

Es ist wohl kaum zu erwarten, dass ein Gesetz, insbesondere ein Grundgesetz seine Begründung mit hineinformuliert bekommt, z.B. 'Die Würde des Menschen ist unantastbar WEIL der Mensch, jeder Mensch, nach dem Bilde Gottes erschaffen, gewollt und geliebt ist.'

Nein, das findest Du nicht im Grundgesetz und dennoch ist das eine entscheidende Quelle des Begriffes "Würde".

Jesu Hinwendung zu Kranken, Unreinen, Ausgestoßenen, Fremden ... gab auch jenen Würde, die sie vorher nicht hatten.

Jesus hat im Diesseits niemanden zu irgend etwas gezwungen, vielleicht mit Ausnahme der Tempelleerung. Er hatte weder irdische Macht, noch strebte er sie an, um Menschen etwas aufzuzwingen. Es war immer ihr eigener Wille, ihm zu folgen oder auch nicht. Und es gehört zur christlichen Theologie des von Gott gegebenen freien Willens.

Jesus sagte u.a.: Wer der Höchste unter euch sein will, der sei der Diener aller. -> siehe Eidesformel Art. 56!

Er wusch den Jüngern die Füße.

Er mischte sich nicht in Politik ein, appellierte an das Gewissen des Individuums.

Die Nachwahl des 12. Jüngers nach Judas Iskariots Tod war absolut demokratisch. Das Wirtschaften der Urgemeinde absolut sozial. ...

Es bedurfte über 1900 Jahre, dass endlich genügend Individuen die irdische Macht gegeben war, ihrem von christlichen Werten durchdrungenen Gewissen folgend, dieses Grundgesetz zu formulieren.

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BillyShears  24.05.2024, 12:29
@AdamundEvi
Der Begriff Würde findet sich nicht in der Bibel, ist im Wesentlichen Ausfluss des christlich-jüdischen Menschenbildes.

Jo, mehr aber auch nicht. Ist jetzt nicht so als hätte Jesus dazu was gelehrt.

Jesu Hinwendung zu Kranken, Unreinen, Ausgestoßenen, Fremden ...

Hm, die Syrophönizierin musste ihn erst anbetteln dass er sich ihrer Tochter annimmt. Er sah sich nur für die verlorenen Schafe Israels zuständig.

Jesus hat im Diesseits niemanden zu irgend etwas gezwungen, vielleicht mit Ausnahme der Tempelleerung.

Und die anderen Ausnahmen.

Jesus sagte u.a.: Wer der Höchste unter euch sein will, der sei der Diener aller. -> siehe Eidesformel Art. 56!

Ich sehe da keine Übereinstimmung.

Die Nachwahl des 12. Jüngers nach Judas Iskariots Tod war absolut demokratisch.

Das ist falsch. Vielleicht liest Du das besser nochmal nach.

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AdamundEvi 
Fragesteller
 25.05.2024, 15:24
@AdamundEvi

Noch mal zum Begriff "Würde": Ich zitiere folgendes von dieser Internetseite:

Die Unabhängigkeitserklärung der USA, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und die Bibel haben eine große Gemeinsamkeit. Alle drei gehen davon aus, dass alle Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten geboren werden! Diese Würde der Menschen wird bei den Vereinten Nationen einfach vorausgesetzt. Die Unabhängigkeitserklärung der USA und die Bibel werden da schon konkreter. Alle Menschen sind von Gott gleich geschaffen und dieser Schöpfer hat alle Menschen mit Rechten ausgestattet, die nicht verhandelbar sind!
Beim Propheten Maleachi im Alten Testament der Bibel klingt das so: "Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen? Warum verachten wir denn einer den andern?"

Dieses Menschenbild und das Verständnis von der Würde eines jeden Individuums wäre uns ohne Jesus Christus nicht selbstverständlich.

Diese Gedanken hatten auch die christlichen Abolitionisten angetrieben, gegen die Sklaverei vorzugehen und diese verbieten zu lassen.

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AdamundEvi 
Fragesteller
 25.05.2024, 15:32
@BillyShears
die Syrophönizierin musste ihn erst anbetteln

Jesus hat ihrer Tochter geholfen. Er hat auch dem römischen Offizier bzw. dessen Diener geholfen. Er hat sich einer Samariterin am Brunnen zu erkennen gegeben und hat im Gleichnis vom barmherzigen Samariter gezeigt, dass Volkszugehörigkeiten uns als Nächste nicht trennen.

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BillyShears  25.05.2024, 16:16
@AdamundEvi
Dieses Menschenbild und das Verständnis von der Würde eines jeden Individuums wäre uns ohne Jesus Christus nicht selbstverständlich.

Von Jesus Christus ist in dem Zitat gar keine Rede.

Jesus hat ihrer Tochter geholfen.

Nachdem sie ihn angebettelt und ihr eigenes Volk mit Hunden verglichen hat.

Er hat auch dem römischen Offizier bzw. dessen Diener geholfen.

Kapernaum gehörte zum Hoheitsgebiet des Herodes Antipas, da gab es keine römischen Offiziere, schon gar nicht an der Grenze zur Gaulantis.

einer Samariterin am Brunnen

Die Samariter gehörten damals wie heute zum Voll Israel.

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AdamundEvi 
Fragesteller
 25.05.2024, 16:36
@BillyShears

Zitat:

Die Juden wollten mit den Samaritern nichts zu tun haben, denn sie waren in ihren Augen „Heiden“. Die Samariter hatten einen eigenen Tempel und besuchten nicht den Tempel in Jerusalem.

Wenn es kein fremdes Volk war, dann gab es zumindest religiöse Entfremdung/Streit zwischen den Juden in Jerusalem usw. und den Samaritern.

Dieses Menschenbild und das Verständnis von der Würde eines jeden Individuums wäre uns ohne Jesus Christus nicht selbstverständlich.

Wie hätte das Wort oder die Werte, die es vermittelt - auch wenn es aus dem Alten Testament stammt - ohne Jesus Christus, ohne das Christentum sonst Bekanntheit und Verbreitung erlangt haben sollen?

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Zumindest ist es ein Grundgerüst...

Gruß Fantho

Ich würde sagen nichts.

Natürlich ist es möglich künstlich Parallelen aus dem Nichts zu zaubern. Jesus war gegen die Todesstrafe, gegen Sklaverei und gegen das Verhungern lassen der armen. Aber all die Dinge treffen auch auf andere Personen zu. Nur sagt ja deshalb auch niemand Ghandi oder Mendela's stecken im Grundgesetz.


Maschendraht531  23.05.2024, 22:23

Streng genommen hat Jesus nie etwas ausdrücklich über Sklaverei gesagt, weder dafür noch dagegen. Ansonsten stimme ich dir zu.

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Caveman01  23.05.2024, 22:29
@Maschendraht531

Stimmt. Danke für den Anmerkung. Glaubt man den Evangielien, lässt sich aber anführen, dass Jesus die Sklaven und die Freien vor Gott als gleich betrachtet. Ob er das auch in irdirschen Sphären so empfand, lässt sich nicht natürlich sagen.

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AdamundEvi 
Fragesteller
 23.05.2024, 22:37

Ist Dir nicht bekannt, was Jesu Lehre mit Ghandi und Mandela zu tun hat?

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Caveman01  23.05.2024, 22:43
@AdamundEvi

Nein ist mir nicht bekannt. Ich halte es darüber hinaus auch für auageschlossen dass Jesus Philosophie durch Ghandi und Mandela geprägt sein könnten. Schließlich haben sie viele Jahre nach ihm gelebt. ;-)

Das beide politischen Aktivisten sich auf Jesus oder das Christentum berufen ist nicht verwunderlich.

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Wenn Jesus wo sein kann, dann innen, in den Herzen der Menschen, nicht außen.


AdamundEvi 
Fragesteller
 24.05.2024, 18:39

Und welches "äußere" Gesetz geben sich Menschen, in deren Inneren Jesu Lehre Spuren hinterlassen hat? Selbstverständlich gibt es keinen anderen Weg, dass christliche Werte in ein Gesetz bzw. in das Grundgesetz gelangt sind, sondern nur über die Werte, die Menschen verinnerlicht haben.

Zumal Jesus sivch in politische Fragen seiner Zeit nicht eingemischt hat.

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