Wie stehen Veganer zum Jagen, also der Tätigkeit eines Jägers?
So lange man keine Arten ausrottet, Tiere quält oder essenziel jagt wegen z.b des Elfenbeins ist das Jagen doch ein natürlicher Prozess, oder seht ihr das anders?
6 Antworten
Hallo!
Ich als Veganerin, lehne das Jagen grundsätzlich und unter gegenwärtigen Bedingungen ab bzw. würde vermutlich auch unfreundliche Gedanken gegenüber einem Jäger haben, sollte ich ihm begegnen, trotzdem mir bewusst ist, dass dieser wenigstens ehrlicher ist, als der durchschnittliche Konsument, der im Supermarkt zu Biofleisch greift und guten Gewissens wähnt, das Tier sei mit Streicheleinheiten ins Jenseits befördert worden.
Was ich mit "gegenwärtigen" Bedingungen meine, ist, dass wir so viele Alternativen haben. Wir brauchen kein Fleisch zum Leben. Das Tier allerdings braucht seinen Körper. Wir können einfach in einen Supermarkt gehen, zwischen unendlich vielen Lebensmitteln wählen, wer nicht verzichten möchte, kann sogar zu Fleischalternativen greifen. Und selbst wenn es diese nicht gäbe: Wer gibt uns das Recht, einem Tier das Leben zu nehmen, solange wir es nicht brauchen? Kein Geschmack, keine Tradition, keine Gewohnheit, keine Bequemlichleit rechtfertigt Gewalt an Tieren. Und Fakt ist: Das Tier ist tot. Unnötig tot, denn wir brauchen es einfach nicht, um zu überleben.
Etwas Anderes wäre das oft von nicht-Veganern als Moraltest verwendete "einsame Insel"- Szenario. Wäre ich tatsächlich in der Situation, dass ich zwischen meinem Leben und dem irgendeines Tieres unterscheiden müsste, ja, dann würde ich es vermutlich in Erwägung ziehen, ein Tier zu jagen, ganz abgesehen davon, dass ich physisch überhaupt nicht fähig wäre, ein Tier zu erlegen. Befände ich mich allerdings in dieser Situation, wäre ich vermutlich auch bereit, mein Leben über das eines sogenannten "Haustieres" zu setzten, oder über das eines Menschen und ich denke, diesen Punkt muss ich nicht weiter ausführen, um verständlich zu machen, dass differenziert werden muss, zwischen einer Notsituation und jeder anderen Situation.
Ein anderer Grund ist, dass für mich, und ich spreche nur von meinem Bild, das Jagen an sich für mich eine Lust am Töten verkörpert. Als Kind, als ich noch nicht vegan gelebt habe, habe ich zwar Tierleichen gegessen, aber ich hätte es nie übers Herz gebracht ein Tier selbst zu töten. Töten ist etwas Furchtbares, das tut man nicht, wenn man es nicht muss. Jäger tun es und sie müssen es nicht. Das kann ich nicht verstehen und daher kann ein Mensch für mich kein Guter sein, solange er bereit ist, zu töten. Töten als Hobby ist für mich ethisch extrem fragwürdig.
Des Weiteren wäre "natürlich", würden in unseren Wäldern Bären und Wölfe jagen, nicht Menschen. Was hingegen unnatürlich ist, ist Tiere im Winter zu füttern und so die natürliche Selektion zu manipulieren um die Population künstlich höher zu halten, um dann Jagen zu können.
Hinzu kommen weitere Gründe, die ich nicht erläutern werde, auch weil sie selbsterklärend sind. Beispielsweise werden Tierfamilien auseinandergerissen, Tiere fliehen in bewohnte Gebiete, wodurch Unfallgefahr besteht oder Tiere sterben nicht sofort und leiden.
Ich hoffe, ich konnte dir meine Perspektive näher bringen und bin offen für ernstgemeinte Diskussionen oder andere Gedanken und hoffe auf einen respektvollen Umgang.
Hey,
Danke für deinen Kommentar. Dass du selbst sagt, die Biotopkapazität sei künstlich erhöht worden, zeigt, dass du selbst eingestehst, dass es ein menschengemachtes Problem ist. Meine Gegenfrage: Ist es dann ethisch vertretbar, Lebewesen zu töten, um ein menschengemachtes Problem zu lösen?
Außerdem bekämpft Jagd nur die Symptome, nicht die Ursachen. Viele Jagdgebiete sind heute überjagt und haben dennoch keine stabilen ökologischen Verhältnisse.
Die landwirtschaftlichen Schäden könnte man durch Wildzäune, Duftstoffe oder gezielte Landschaftsplanung zumindest deutlich reduzieren. Hier spielt also Geld eine Rolle und auch das ist kein Grund, um Tieren das Leben zu nehmen. Das Argument, dass das Wild alles wegfresse, ohne Jagd, verallgemeinert stark. Im Übrigen werden deutlich mehr Pflanzen für Tierfutter angebaut, als für die direkte menschliche Ernährung benötigt würde. Es wäre also auch hier effizienter, vegan zu leben, da durch die deutlich weniger benötigte Fläche für Landwirtschaft mehr Platz für Ökosysteme wie Wälder geschaffen würde, wodurch sich diese wiederum leichter erholen würden.
Hallo,
ich gehe gleich auf deine erste Frage ein:
Ist es dann ethisch vertretbar, Lebewesen zu töten, um ein menschengemachtes Problem zu lösen?
Wenn du diese Frage mit "nein" beantwortest, dann musst du Selbstmord begehen, weil es nicht möglich ist, zu leben ohne Lebewesen zu töten. Wir müssen uns von anderen Lebewesen ernähren, also töten wir, um das menschgemachte Problem des Hungers zu lösen.
Ich vermute, du meintest nur Tiere, und da wiederum auch nur bestimmte, die man nicht töten dürfe. Aber auch hier begann das Problem, wie ich schrieb, mit der Erfindung der Landwirtschaft. Richtig, die Jagd beseitigt nicht Ursache. Wollte mn das tun, dann müsste man die Landwirtschaft vollständig aufgeben, alle Landwirtschafts-, aber auch sonstige von uns umgestaltete Flächen wie Siedlungen, Straßen, Gärten, wieder in den ursprünglichen Zustand des Waldes zurückversetzen. Wenn das geschafft wäre, da wären wir uns, denke ich, einig, dann würde die Jagd langsam überflüssig werden. Nur, bist du dazu bereit?
Die landwirtschaftlichen Schäden könnte man durch Wildzäune, Duftstoffe oder gezielte Landschaftsplanung zumindest deutlich reduzieren.
Nein könnte man nicht! Wenn du es schaffst, das Wild aus den Landwirtschaftsflächen auszusperren - und bitte vergiss den Wald nicht, er ist mir wichtig! - wo sollte es dann noch leben? Schwarzwild, das in die Städte vorrückt, wird ja eher als Problem gesehen...
Ich mische mich mal ein.
Die Diskussion ist super,aber es braucht nicht der vielen Worte. Denn es gibt Länder in denen die Jagd bereits nicht mehr erlaubt ist. Holland oder Griechenland, z.B. Nichts von den prognostizierten jägerlateinischen BedrohungsSzenarien ist dort je eingetreten. Alles regelte sich von selbst.
Das Holländische Flora und Faunagesetz ; seit 2002 in Kraft
Das Ziel des Flora- und Faunagesetzes ist der Erhalt der Pflanzen- und Tierarten, die wild vorkommen. Ein zweites Ziel des Gesetzes ist, daß alle wild vorkommenden Pflanzen und Tiere grundsätzlich in Ruhe gelassen werden, nicht nur die seltenen Arten.
Welche Pflanzen- und Tierarten geschützt werden sollen, steht im Gesetz. Der Schutz erfolgt auf drei Weisen:
* Erstens durch das Verbot von Handlungen, welche die Erhaltung von wild lebenden Pflanzen und Tieren unmittelbar in Gefahr bringen könnten.
* Zweitens - und das ist neu - können kleine Objekte oder Gelände in Holland, die für das Weiterbestehen einer bestimmten Tierart von großer Bedeutung sind, als geschütztes Gebiet ausgewiesen werden.
* Und drittens können bedrohte Tierarten auf der Roten Liste aufgenommen werden. Das verpflichtet die Behörden spezielle Schutzmaßnahmen für diese Arten zu treffen.
Die Behörde sorgt für Lebensraum durch die Zuweisung von geschützten Naturschutzgebieten, nationale Parks und Naturmonumente oder durch die Bereitstellung von Vogelschutzzonen. In diesen Gebieten ist die Jagd meistens vollständig verboten.
Geschützte Tierarten: Nach dem neuen Flora- und Faunagesetz sind folgende Pflanzen-und Tierarten geschützt und dürfen nicht gejagt werden:
* alle Säugetiere, die von Natur aus in Holland wild vorkommen, mit Ausnahme von der braunen Ratte, der schwarzen Ratte und der Hausmaus
* alle Vogelarten, die von Natur aus in dem Gebiet der Mitgliedstaaten der EU wild vorkommen
* alle Amphibien und Reptilien, die von Natur aus in Holland wild vorkommen
* Fische, Krusten- und Muscheltiere, soweit sie nicht unter das Fischereigesetz fallen
* bestimmte ausgewiesene Insekten (z.B. Schmetterlinge, Ameisen).
Ein neues Verhältnis zu den Tieren -
IST DAS NICHT KLASSE?!
Zu den Regelungen in Holland:
Für Wildschweine, Rehe und Hirsche gilt ein Wildtiermanagement, auch Hege genannt, mit dem versucht wird, die Dichte der Wildtierpopulation der Lebensraumkapazität anzupassen.
...
Unter besonderen Umständen wie z.B. schweren landwirtschaftlichen Schäden oder um andere Arten zu schützen, dürfen Tiere, die zu den geschützten Tierarten gehören, getötet oder gefangen werden.
Die Quelle dazu ist eine Antijagdseite, also auch die sagen das.
Wie viele dieser "Tötungen" dort jedes Jahr Stattfinden, habe ich auf die Schnelle nicht herausgefunden. Aber es ist offensichtlich nicht so, dass dort keine Rehe und Wildschweine mehr geschossen werden. Oft ist es so, dass nach der "Abschaffung" der Jagd die Zahl der Abschüsseim Rahmen des dann stattfindenden "Wildtiermanagements" deutlich nach oben gehen, so zB im Kanton Genf in der Schweiz.
Wie stehen Veganer zum Jagen, also der Tätigkeit eines Jägers?
Die Frage macht so keinen Sinn, da es dort keine unterschiedlichen Meinungen geben kann.
Veganer müssen die Jagd als Tätigkeit für sich selber ablehnen, denn sonst wären sie keine Veganer.
Darum sind Leute die einerseits versuchen ein veganes Leben zu führen (siehe auch Link und Erklärung unten) und andererseits die Jagd selber ausüben und dort eine Ausnahme machen ja auch keine Veganer.
Diese Leute nennen sich zur Differenzierung "Jeganer". Das ist halt ein in diesem Detail unterschiedliches Weltbild.
Aus einem Kommentar von Dir unter einer anderen Antwort:
Ich beziehe mich hier eher auf Veganer die keine Tiere zu sich rein Aufgrund des Leids das ihnen zugefügt wird nehmen
Ich glaube, Du hast nicht wirklich verstanden was „Veganer sein“ bedeutet.
Es gibt keine verschiedene „Arten“ von Veganern.
Es gibt Veganismus. Der ist definiert (siehe Link unten). Und entweder hält man sich an die Regeln und ist damit Veganer oder man hält sich nicht daran, dann ist man keiner.
Und Veganismus ist nicht auf „Nahrung“ beschränkt, es ist eine Einstellung die sich auf das gesamte Leben und das gesamte eigene Verhalten bezieht.
Hier, zum Nachlesen:
Kommt auf den Veganer an, das ist auch keine Homogene Gruppe ;)
Es gibt Veganer für die ist es ok, Wildbestände durch Jagd zu regulieren, andere hingegen sind sogar dagegen die Wolle von Tieren die eh geschoren werden zu nutzen. (Sah mal einen Bericht eines veganen Gnadenhofes, die Schafe wurden geschoren, und die Wolle dann verbrannt, weil man sie nicht nutzen dürfe)
Für manche ist selbst das halten von Haustieren böse, da man die Tiere für sein Vergnügen benutzen würde.
Es gibt Veganer für die ist es ok, Wildbestände durch Jagd zu regulieren
dAS liegt an einer einseitigen Informationszufuhr.
Bei manchen mag das zutreffen, andere sind gut informiert und haben trotzdem diese Meinung, oder sie kritisieren nur die Umsetzung nicht die Jagd an sich.
solange sie ihre meinung noch nicht geändert haben, sind sie auch nicht gut genug informiert. wenn veganer die ausbeutung von tieren ablehnen und verurteilen, dann schließt das automatisch die jagd mit ein.
Nein, es muss nicht jeder deiner Meinung sein, um als gut informiert zu gelten.
Es gibt sogar vegane Jäger.
Das wäre auch ziemlich langweilig.
Ein veganer Jäger,kann nicht vegan sein,solange er Jäger ist. Es sei denn er schießt mit Platzpatronen.
Offensichtlich geht das sehr wohl.
Viele, wenn nicht mittlerweile sogar die Mehrzahl der Veganer beziehen ihren Veganismus ja auch rein auf Nahrung, und nicht auf Dinge wie Leder oder Wolle.
Man pickt sich also das raus,was einen so am besten in den Kram passt.
Kein Veganer - Ein HalbVeganer/Ein HaVe. :-)
Dadurch relativiert man Vegan. Es verliert dadurch an seiner ursprünglichen Bedeutung. Und die ist was besonderes,da Vegan von selbst aus dem Menschen heraus entstanden ist. Ohne einen politischen Hintergrund,wie einst bei den Vegetariern der Fall,oder einen materiellen/finanziellen Grund. Das ist schon erstaunlich. Und von daher ist es sehr beschämend und unmoralisch,wie die NahrungsmittelIndustrie diesen Begriff finanziell für sich ausnutzt. Die Leute,die dann diese Produkte kaufen,denken dann vielleicht, dass sie Veganer sind, weil es auf der Packung steht. ;-)
Als Feindbild ganz oben wie auch Angeln, auch wenn die Tiere kein leidvolles Leben haben und sehr schnell, sogar selektiv entnommen werden. Also die beste und schonenste Art an Fleisch zu kommen. Die größere Industrie ist zu mächtig, daher gehen sie bevorzugt an die Kleinen, die selbst in ihren Augen / Argumenten die kleinsten "Übeltäter" wären.
Ich denke das Thema ist viel zu individuell nicht jeder veganer hat da die gleiche Meinung, meine Meinung.
Wie stehst du dazu, dass die Jagd eine Notwendigkeit geworden ist seit der Mensch bei uns die Landschaft völlig umgestaltet hat? Zwei Drittel des ursprünglichen Waldes wurden gerodet, um Landwirtschaftsflächen. Dadurch hat sich die Nahrungsgrundlage und damit die Biotopkapazität für die großen Pflanzenfresser drastisch erhöht. Wie sollte man ohne Jagd verhindern, dass sie auf den Landwirtschaftsflächen gar nichts mehr übriglassen? Und, vor allem, wie sollte man ohne Jagd dafür sorgen, dass der auf Restflächen zurückgedrängte Wald trotz der drastisch erhöhten Wildbestände überhsupt noch irgendwie wachsen kann? Nein, Prädatoren wie Wild und Luchs alleine sind nicht die Lösung! Beutegreifer sorgen dafür, dass die Ausschläge der Populationsgröße um die Biotopkapazität nicht allzu groß werden, aber die Biotopkspazität ist ja wie gesagt drastisch erhöht, zu hoch für den verbliebenen Wald!!! Und es liegt auch nicht (nur) an übertriebener Fütterung: mittelalterliche Archive sind voll von Beschwerden der Bauern, dass die Landesherrschaft nicht genügend jage, und dass daher die zu hohen Wildbestände die Felder verwüsteten. Damals hat kein Mensch das Wild gefüttert, und es war auch lang vor der zwischenzeitlichen Ausrottung von Luchs und Wolf.