Wie läuft ein Freitagsgebet in einer Moschee in Deutschland ab?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also ganz am Anfang bevor alles anfängt gibt es eine ganz normale Predigt. Daten an Glaubensgrundlagen erklärt, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte, oder auch ganz allgemein islamisch geschichtliche Dinge. Dann wird der Gebetsruf ausgesprochen, daraufhin von alle an für sich selber zu beten. Wenn man dann fertig ist, steigt der Imam auf die sogenannte Kanzel, und gib da wieder eine Predigt. Bei der DITIB werden keine politischen Themen geprädigt, dass ist bei denen verboten, weil es natürlich viele verschiedene Meinungen gibt. da werden dann wieder islamisch geschichtliche oder islamische Grundlagen gepredigt. Dazu gehören dann auch z.b. aktuelle Anlässe, wie jetzt die Corona Krise. Aber wie gesagt keine politischen Themen. wenn z.b. terroristische Anschläge irgendwo Verübt werden wird das auch angesprochen um klarzustellen dass das mit dem Islam nichts zu tun hat und man betet auch für die gefallenen Opfer in den Ländern. Nachdem die Predigt auf der Kanzel zu Ende ist betet die ganze Gemeinde gemeinsam mit dem Imam. Und dann betet wieder jeder für sich. Daran schließt sich dann ein Bittgebet an, woraif hin dann das Freitagsgebet beendet ist. In unserer Gemeinde ist vieles türkisch, aber das kommt natürlich auf die Gemeinde an, ob jetzt arabisch oder türkisch. in einigen großen Moscheen wenn man weiß, dass nicht jeder türkisch kann wird auch auf Deutsch gepredigt damit auch wirklich jeder alles versteht.

ich hoffe ich konnte dir helfen falls du noch Fragen hast kannst du mich natürlich fragen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Retrohure 
Fragesteller
 28.04.2020, 13:28

Eine Rückfrage hätte ich: Aus Deiner Erfahrung, nehmen bei euch auch nicht-türkisch sprechende Muslime teil, auch wenn das meiste auf Türkisch ist? Also zum Beispiel Syrer? Oder gibt es bei euch in der Gegend eine alternative Moschee, wo die dann hingehen? Ich könnte mir vorstellen, dass es in kleineren Städten ja vielleicht nicht so die Auswahl gibt.
Sind die Gebete auch auf Türkisch? Ich hab mal gehört, dass Gebete grundsätzlich auf Arabisch seien.
Danke auf jeden Fall, die Antwort fand ich sehr hilfreich!

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voyage  28.04.2020, 13:35
@Retrohure

Es gibt überwiegend türkische Moscheen. Dort gehen alle Nationalitäten hin. Auch Deutsche.

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ilhat  28.04.2020, 13:55
@Retrohure

Also in unserer moscheegemeinde gibt es vereinzelte nicht türkisch sprechende Leute. Die nehmen auch ganz normal an den Predigten Teil, aber verstehen halt nichts. Die sitzen dann an der Seite und lesen z.B. Koran. In unserer Umgebung gibt es tatsächlich im kleineren Umkreis auch arabische Moscheen. Ich weiß nicht wie das in anderen Städten so ist aber bei uns hat man halt die Möglichkeit zu gucken zu welcher Moschee man gehen möchte. Wie gesagt manche Moscheen bieten auch deutsche Predigte an. Auf der Webseite der DITIB, werden sowohl die türkischen als auch die deutschen Freitagspredigt hinterlegt. Du kannst ja Mal schauen wenn es dich interessiert!

Also die normalen Gebete, bei dem man sich beugen oder hinknien muss, wird auf Arabisch gebetet da man Koran Verse rezitieren muss. aber die bittgebete die man für sich macht kann man in jeder Sprache machen.

https://www.ditib.de/default.php?id=2&lang=de

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Hier wurden mehrere Abläufe geschildert. Leider sind die ziemlich durcheinander, verwirren Nichtkenner unnötig und zeigen Mängel bei den Begriffen. So predigt der Muezzin gewiss nicht vom Minarett. Der Muezzin ist derjenige, der lediglich das Gebet ausruft. In richtigen Moscheen in Deutschland aber nicht wie in den muslimischen Ländern vom Minarett sondern nur im Betraum. Das Minarett ist bei einer Moschee der Turm. Der Prediger heißt auf arabisch hingegen Chatib. Er hält eine Chutba, eine Predigt.

Nun zum prinzipiellen Ablauf eines Freitagsgebets, zu dem (sunnitische) männliche Muslime, wenn sie können, gehen müssen (Bei Schiiten gibt es keine Pflicht, solange Imam Mahdi nicht erschienen ist, aber die starke Empfehlung, besser am Freitagsgebet teilzunehmen statt nur alternativ das Mittagsgebet zu verrichten). Kranke oder altersschwache Menschen sind nicht verpflichtet. Frauen können, müssen aber nicht. Hängt von der Ausstattung der Moschee ab.
Es ist je nach Rechtsschule eine Mindestzahl an Teilnehmern vorgeschrieben. Zumeist geht man von einer Mindestzahl von 5 Teilnehmern einschließlich dem Imam aus. Bei anderen kann es erst als Freitagsgebet gelten, wenn 20 Leute da sind. Wenn je nach Rechtsschule zu wenige anwesend sind, dann bleibt es beim Mittagsgebet.

  1. Der Imam hält eine Chutba von einer Kanzel, von einem erhöhten Punkt oder einfach stehend vor der Gemeinde je nach Gegebenheit. Beim Predigen stützt sich der Chatib traditionell auf einem Stab oder auf etwas alternatives. Er spricht zunächst über Gottesfurcht (taqwa) und erläutert eine Sure.
  2. dann setzt sich der Imam kurz hin und schweigt.
  3. Dann steht er wieder auf und setzt zu einer 2. Ansprache an, in der es um aktuelle Probleme der Gemeinde gehen kann oder im die Welt. Bei Schiiten wird auch an die Ahlulbait erinnert, an die Nachkommen des Propheten.
  4. nach den beiden Ansprachen folgt das Gemeinschaftsgebet, welches durch die Iqama (2. Gebetsruf) angekündigt wird.
  5. das Gebet wird in 2 Abschnitten (rak‘at) verrichtet. In der 1. rak‘a wird nach der Fatiha (1. Sure) die 62. sure rezitiert („der Freitag“), in der 2. Rak‘a nach der Fatiha oft die 63. Sure („Die Heuchler“) oder eine andere. Die Rezitation erfolgt im Gegensatz zum Mittagsgebet hörbar. Empfohlen wird zusätzlich noch in jeder Rak‘a das sog. Qunut-Bittgebet.
  6. dann ist das Gebet beendet und die Anwesenden beglückwünschen sich gegenseitig.

Viele Gelehrte haben eine Fatwa(Rechtsgutachten wie man sich in einer Situation verhalten soll, dies macht man indem man Vorfälle analysiert und herausfindet wieso man was gemacht hat z.B. Alkohol früher zu trinken war eindeutig verboten aber heutzutage ist Alkohol in vielen Lebensmittel enthalten. Es ist aber nicht enthalten weil man sich betrinken will oder weil es süchtig machen kann sondern weil man es als Bindungsmittel verwendet -) darum sagten viele Gelehrte das Alkohol in diesem Kontext nicht verboten ist weil sich die Natur der Substanz verändert hat.) gegeben, dass man in dieser situation wie an jedem Tag ganz einfach das Mittagsgebet machen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

An einem Freitag geschieht jenes:

Versuche mich besonders kurz zu fassen, denn es ist ein sehr umfangreiches thema.

1. Du kommst zur Moschee, begrüßt diejenigen die du kennst und allg. "die Gemeinde" wenn du jemanden begegnest siehst etc... es gibt auch Räumlichkeiten in denen man mit Freunden bekannten und den anderen an Tischen sitzen kann, Tee trinken reden etc. Natürlich alles noch bevor die Predigt etc beginnt

2. Die gebetswaschung vollzieht du zuhause oder in der Moschee, denn den gebetsraum betretet man nicht ohne und in reinem Zustand

3. Im gebetsraum sind die meisten versammelt, sitzen auf dem Boden (weicher tropisch natürlich) sind leise (es wird nicht geredet) lesen den Kuran oder hören der kleinen Vorprädiigt zu. Der Imam sitzt dabei auf einem erhöhten Podium.

4. Wenn Die Zeit fürs Gebet einbricht wird der Gebetsruf vor dem Eingang vom Mueezin ("gebetsrufer") vollzogen und anschließend beim reinkommen liest er ein kurzes bittgebet welches man immer liest vor dem beten.

5. Dann fängt jeder an für sich eine "Einheit" zu beten, ich weiß nicht inwiefern du dich mit gen Gebet auskennst..

6. Nachdem der Muezzin auch mit dem Gebet fertig, guckt er ob alle fertig sind, imam und Muezzin stehen sag ich mal in Verbindung, denn sie kennen natürlich die Abfolge und der Muezzin richtet sich nach dem Imam. Ist dieser fertig kann die Predigt beginnen.

Doch vorher spricht der Muezzin ein Gebet aus und liest eine ayah vom kuran und vollzieht einen kleinen gebetruf innerhalb des Gebetsraumes. Der Muezzin ist übrigens auch auf einer Erhöhung sag ich mal.

7. Für die Predigt geht der Imam während der Muezzin Schritt 6 vollzieht eine gewisse Treppe Namens minber hinauf. Von der aus der Imam alle sitzenden sowie die sitzenden ihn sehen können.

Auf der spricht der Imam einen Teil der Predigt auf arabisch aus, welcher übrigens immer auf arabisch gesprochen wird.

Dann folgt meistens ein Hadith oder ein ayah aus dem kuran einleitend für die Predigt auf der Sprache, die die Mehrheit spricht, und auf die sich der Imam während der Predigt natürlich bezieht. Die Themen sind also meistens Dinge aus dem kuran, aus dem Leben des Propheten oder allgemeine verhaltweisen politisches/gesellschaftliches manchmal je nach Lage etc.

QuestionXx2023  28.04.2020, 13:31

Leider hab ich den Limit erreicht, deswegen schreibe ich jetzt hier weiter

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QuestionXx2023  28.04.2020, 13:46
@QuestionXx2023

8. Ist die Predigt auf der "treppe"(minber zuende) leitet der Muezzin das gemeinsame Gebet ein.

Imam ist vorbeter. Es beten diesesmal also alle zusammen. Die Bewegungsabläufe finden in der Gemeinschaft in kompletter Harmonie ab. Der Imam hat natürlich einen Mikrofon und der gebetsraum ist ausgestattet mit Lautsprechern. (Das gemeinsame Gebet ist hier Pflicht! - einige gehen danach auch..)

9.nach dem gemeinsamen Gebet kann man dann natürlich weitere gebetseinheiten beten.

Ist das gemeinsame Gebet sowie die anderen fertig, wird ein bittgebet vom Imam ausgesprochen. Damit ist eigentlich das freitagsgebet beendet. Aber man "Gratuliert" sich sag ich mal noch xD

Man gibt sich die Hand und sagt sowas wie "möge Allah dein Gebet akzeptieren". Das macht halt die Gemeinschaft natürlich selbständig untereinander. Ob man sich kennt oder nicht ist hier egal. Dieses "gratulieren" macht man eigentlich immer nach jedem gemeinschaftlichen Gebet in der Moschee. Das hängt nicht vom Freitagsgebet ab ..

Naja man kann danach halt nach Hause gehen oder in den gemeinschaftsräumen noch chillen xD

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Retrohure 
Fragesteller
 28.04.2020, 13:34

Auf jeden Fall Danke!

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QuestionXx2023  28.04.2020, 13:47
@Retrohure

Meine Ausdrucksweise ist nicht besonders gut bte meine Fähigkeiten etwas zu erklären, hoffe du verstehst alles xD

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Beim Freitagsgebet ist es nicht selten, dass die Gebetsräume voll, wenn nicht sogar überfüllt, sind. Vor dem eigentlichen Gebet liest und zitiert der Gelehrte aus dem Koran. Wenn es soweit ist ruft der Muezzin zum Gebet auf, wobei zuerst das "freiwillige" Gebet verrichtet wird. Dann geht der Gelehrte zum Minaret und predigt (es gibt sehr viele türkische Moscheen, weshalb oftmals auf türkisch gesprochen wird. Manchmal werden auch einige Sätze auf deutsch gepredigt). Nach der Predigt wird erneut zum Gebet aufgerufen, allerdings zum Pflichtgebet, welches dann aber durch den Gelehrten angeführt wird. Danach wird wieder ein freiwilliges Gebet verrichtet, wobei dann viele der Muslime nach Hause, bzw. zurück zur Arbeit gehen. Hinterher wird mittels einer Gebetskette die 99 Namen Allah's gesprochen (Die Kette erleichtert das Zählen) und im Anschluss daran wird ein Gebet gesprochen.

Damit wäre das Freitagsgebet abgeschlossen. Die Meisten geben sich noch die Hände und wünschen sich gegenseitig ein gelungenes Freitagsgebet.

Falls dich interessiert wie die Muslimen beten, dann schau dir einfach mal ein paar Videos auf Youtube an.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung