Wie arbeiten Wissenschaftler?

6 Antworten

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Ich weiß nicht, wie gut du mit den Strukturen an Universitäten vertraut bist, denn hier findet ein Großteil der Forschung statt.

So eine Forschungsgruppe besteht meistens (variiert natürlich je nach Größe der Gruppe) aus ein, zwei Professoren und seinen Mitarbeitern. Einige fertig studierte (Doktoren, Doktoranden, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Technische Assistenten, Studenten die als Hilfswissenschaftler arbeiten). Diese Forschungsgruppe hat meist eine bestimmte Fachrichtung, z.B. Genetik, Immunologie, Zellbiologie........

Am Anfang jeder Publikation steht natürlich die Fragestellung. In manchen Fachbereichen sind die Fragestellungen ziemlich logisch, z.B. ob eine bestimmte Krankheit, über die man noch nicht viel weiß, genetisch bedingt ist oder ob eine bestimmte Tumorart vererbbar ist. Das richtet sich dann meistens daran, was der Leiter der Arbeitsgemeinschaft vorher schon gearbeitet hat, wenn der Professor z.B. zum Thema Prostatakrebs promoviert hat, interessiert er sich natürlich speziell für dieses Thema und forscht mit größerer Wahrscheinlichkeit in diese Richtung weiter.

Manchmal entsteht die Fragestellung auch aus einem vorherigen Projekt heraus, wenn die Gruppe an etwas arbeitet und auf einen unbekannten Faktor stößt, der so wichtig ist, dass er einer eigenen Publikation würdig ist, oder die Frage stellt sich als eine Weiterentwicklung einer vorherigen Arbeit. Z.B. die Gruppe entdeckt als ersten Schritt einen neues Protein was im Immunsystem wichtig ist (1. Publikation) und im 2. Schritt untersuchen sie dann, wie genau das Protein wirkt. Vielleicht entdecken sie dabei einen noch unbekannten Signalweg und der wird dann in einer 3. Publikation untersucht, vielleicht gibt es noch mehr Faktoren, die diesen Signalweg auslösen können.

In unserer globalisierten Welt kommt natürlich der Literaturrecherche eine große Bedeutung zu: Es gibt viele viele Forschungsgruppen auf der Wekt mit teils ähnlichen Interessensgebieten, und so muss online und in Fachzeitschriften recherchiert werden, ob und was zu dem Thema schon publiziert wurde. Manchmal entstehen auch neue Fragestellungen aus der Literaturrecherche heraus, wenn eine bestimmte Publikation noch Fragen offen lässt.

Bei der eigentlichen Forschung wird dann schrittweise vorgegangen, verschiedene Tests werden gemacht und je nach den Ergebnissen der ersten Tests entsteht nach und nach eine konkrete Richtung.

Wenn dann ein Ergebnis erzielt wird, wird ein Paper verfasst, in dem die neue Erkenntnis beschrieben wird. Diese Paper haben eine standartisierte Form. Dann wird das Paper an verschiedene Fachzeitschriften geschickt (vom Leiter der Forschungsgruppe). Es gibt verschiedene Journals, die unterschiedlich wichtig sind. Im Life science Bereich sind das vor allem die Zeitungen "nature" und "science". Es gibt aber auch zahlreiche weniger einflussreiche Journals. Anhand des sogenannten "impact factors" können diese Journals miteinander verglichen werden. Der Erfolg eines Forschers misst sich daran, wie viel und in welchen Journals seine Publikationen zu finden sind und wie oft er zitiert wird.

Die Zeitschriften können ein Paper annehmen, direkt ablehnen oder fordern, dass noch bestimmte Expermente nachgeholt oder wiederholt werden oder bestimmte Parameter bei den Versuchsbedingungen verändert werden, damit sie das Paper annehmen.

Natürlich könnnen Erkenntnisse sabotiert werden oder zurückgehalten, aber ich denke das ist eher die Ausnahme als die Regel und eher bei Konzernen mit eigener Forschung zu finden als an Universitäten.

Lazybear 
Fragesteller
 25.08.2015, 12:11

danke, eine sehr hilfreiche antwort! ich habe mich für diese frage aus zwei gründen entschieden: 1. ich strebe ein naturwissenschaftliches studium an. 2. wollte um nicht auf verschwörungstheorien rein zu fallen wissen wie wissenschaftliche erkenntnisse gewonnen werden, da es offt in solchen heißt, wichtige erkenntnisse werden bewusst zurückgehalten!

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Hamburger02  25.08.2015, 13:36
@Lazybear

Das kann z.B. dann passieren, wenn man im Auftrag eines Unternehmens oder des Militärs forscht. Da wird von vornherein festgelegt, welche Ergebnisse nicht veröffentlicht werden dürfen, weil sie der Geheimhaltung unterliegen.

Ansonsten ist das Zurückhalten eher unüblich.

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Takezo  26.08.2015, 07:02
@Lazybear

Die Antwort von flockey ist sehr gut und der Einwand von Hamburger02 sicher richtig.

Was ich noch anmerken wollte ist, dass viele negative Ergebnisse (leider) oft nicht publiziert werden, da die meisten Zeitschriften sie nicht akzeptieren, auch wenn diese Studien fundiert sind. Ein fiktives Beispiel für ein negatives Ergebnis:

Eine Forschergruppe hat aus gerechtfertigten Gründen die Vermutung, dass das Protein XY in einen molekularen Vorgang AB involviert ist. Jetzt untersuchen sie die Zusammenhänge (Bindungsversuche, Expressionsversuche, Ausschalten des Gens für XY usw.) und kommen dann aufgrund der erzielten Ergebnisse zu dem Schluss, dass ihre Vermutung falsch war.

Das nennt man dann ein negatives Ergebnis. Die meisten Fachzeitschriften finden diese Forschung nicht interessant genug, bzw. sie befürchten, dass eine entsprechende Publikation nicht oft genug zitiert wird, was sich wiederum in einem niedrigeren Impact Factor für die Zeitschrift niederschlagen könnte. Daher werden negative Ergebnisse meist nicht zur Publikation angenommen. Das ist sehr schade, denn möglicherweise kommt eine andere Forschergruppe auf die gleiche Forschungsidee und führt diese Studien durch. Das kostet unnötig Geld und Zeit und andere Ressourcen, die man sich hätte sparen können, wenn die Arbeit der ersten Gruppe publiziert worden wäre.

Früher gab es für negative Ergebnisse mal eine Fachzeitschrift namens "Journal of Negative Results". Die gibt es aber soviel ich weiß nicht mehr.

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mgausmann  27.08.2015, 16:23

Sehr gut umrissen! DH!

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Am Anfang steht immer eine Messung oder Beobachtung.

Dann macht sich der Wissenschaftler ein Modell, zu dem die Messung passt. Dieses Modell entwickelt er zu einer Theorie weiter.

Anschließend wird überprüft, ob die Theorie mit der Reallität übereinstimmt.

Dann verfasst der Wissenschaftler einen Aufsatz über seine Theorie und reicht sie bei einer anerkannten Fachpublikation zur Veröffentlichung ein. Dort findet ein Peer-Review statt. Das heißt, Fachkollegen überprüfen die Theorie und geben ein Urteil ab. Sind alle Prüfer der Meinung, keinen Fehler entdeckt zu haben, wird der Artikel veröffentlicht.

Danach wird die Theorie in Fachkreisen diskutiert und wenn sie was taugt, verbreitet sie sich.

Am Anfang entwickelt man eine Hypothese (Vermutung). Zb: Zu viel Kalium führt zu Herzinfarkt. Dann wird ein Plan für ein Experiment aufgestellt, dieses wird dann mit vielen Probanden wiederholt. Dann werden die Daten ausgewertet und überprüft, ob die Hypothese stimmt. Dann folgen Publikation und neue Hypothesen.

Sie haben eine Idee oder ein Ziel oder eine Unstimmigkeit in irgend einem System und versuchen, dahingehend zu erforschen, wie man das nachweisbar erreichen oder auflösen kann.

Beispiel in der theoretischen Informatik oder Mathematik: Beweise für bisher unbewiesene Aussagen suchen.

Alles kann sabotiert und zurückgehalten werden. Man kann sogar das Sabotieren sabotieren oder das Zurückhalten zurückhalten.

Lazybear 
Fragesteller
 25.08.2015, 06:53

danke für die antwort, aber ich wollte es doch etwas genauer!

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priesterlein  25.08.2015, 06:54
@Lazybear

Was soll man da genauer werden? Sie haben ihren Kopf und etwas zu schreiben, eventuell ein Labor, falls sie einen Geldgeber haben: Fertig.

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priesterlein  25.08.2015, 07:32
@Lazybear

Ok, die Publikation und so hatte ich übersehen. Das Wissen, das man sich erarbeitet, ist extrem wichtig und Wissenschaftler hüten ihr Wissen als ihr Geheimnis, da die Menschheit so blöd ist und jeder alles bezahlen soll. Somit müssen auch Wissenschaftler schauen, dass sie nicht  einfach Wissen erwerben und weitergeben sondern dass sie da auch Geld rausbekommen können.

Ihre Denkweise suchen sie sich selber aus. In der Wissenschaft kommt es nicht auf Richtigkeit sondern auch Beweisbarkeit oder eine gute Faktenlage an. Es geht nur um Themen, die etwas beinhalten, von dem man glaubt, dass es sich früher oder später beweisen lassen muss. Manchmal reicht es auch, etwas sehr interessantes als Theorie zu publizieren und dann wollen oft auch andere Wissenschaftler oder wissenschaftlich arbeitende Personen daran forschen, darüber nachdenken, da mehr Wissen erarbeiten.

Wenn man etwas hat, das man veröffentlichen will, muss man es erst einmal in eine lesbare Form bringen. Eventuell sichert man sich noch Patente. Dann sucht man sich je nach Umfang einen Verlag, bei dem man sein Buch, seinen Artikel oder seine Randnotiz veröffentlichen will und wenn man Glück hat, will der das auch veröffentlichen. Es gibt einige Verlage, die auf wissenschaftliche Arbeiten spezialisiert sind.

http://www.ombudsman-fuer-die-wissenschaft.de/fileadmin/Ombudsman/Dokumente/Downloads/Curriculum/Modul\_Veroeffentlichungsprozess.pdf

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Es gibt einige Entdeckungen die aus versehen gemacht wurden. Das lief meistens so ab, das ein wissenschaftler etwas probieren wollte, was dan schief gegangen ist. Erst als er untersucht hat, was schief gegangen ist, ist ihm dann aufgefalen, das er etwas anderes entdeckt hat.
Früher, waren es meist die eher reicheren leute die entdeckungen gemacht haben, weil sie die zeit und das geld für forschungen hatten, heut zu tage sind es meist größere Firmen die neue Sachen erfinden.
In der Firma in der ich Arbeite, gibt es verschiedene abteilungen, welche sich mit verschiedenen gebieten beschäftigen. In jeden dieser gebiete, arbeiten leute die sich super auskennen. Mit ihren kenntnissen wird erstmal theoretisch überlegt, ob Was es noch geben könnte um eine neuhaut ihren gebiet zu entwickeln, dann wird überlegt wie es umzusetzten ist, und im anschluss muss man es dann noch praktisch umsetzten und am schluss dann überprüfen, ob das was man da entwickelt hat überhaupt das kann, was es soll.