Werden Kinder zu Religionen gezwungen?

25 Antworten

Ich bin Buddhist, nachdem meine Eltern mich frei wählen ließen.

Meine Familie ist insgesamt unreligiös so dass religiöse Lehren lediglich als Teil des Allgemeinwissens und in Form von familiären Gebräuchen vermittelt wurden.

Wie seht ihr das?

Meiner Ansicht nach gibt es sicher viele Menschen, die mit bestimmten religiösen Prägungen aufwachsen, einfach weil sie als Tradition gepflegt werden.

Auch die Moralvorstellungen dieser Menschen werden häufig durch die Konfession geprägt, die im familiären Umfeld praktiziert wird.

Das führt auch dazu, dass sie mitunter starke Probleme damit haben, beim Wechsel zu einem anderen Bekenntnis, die bisherigen Denkmuster fallen zu lassen.

So interessieren sich viele Westler für den Buddhismus - gehen aber mit ihren christlichen Konzepten von Geboten, Sünden und Vergebung an die Lehre heran.

Diese Wertvorstellungen und moralischen Konzepte sind seit ihren Kindertagen in ihnen verankert, was dann auch zu Missverständnissen führt.

wo die Manipulation schon früh eingesetzt wird.

Manipulativ wird Religion aus meiner Sicht dann, wenn der freie Wille und das kritische Denken durch Autoritäten massiv untergraben werden.

Sei es, dass fundamentalistisch-christliche Eltern ihren Kindern kreationistisch indoktrinieren, oder muslimische Imame mit Höllenstrafen für Sünden drohen.

Dem Menschen wird seine Freiheit genommen, da er sich nur nach diesen Lehren, Normen und Werten zu orientieren hat und andernfalls sozial geächtet wird.

Wenn das bereits im Kindesalter geschieht, finde ich das besonders verwerflich - genau so, wie etwa die emotionale Instabilität von Menschen auszunutzen.

Viele destruktive Gruppen gelangen an neue Anhänger, indem sie Menschen in Lebenskrisen ansprechen, Mitgefühl zeigen und einen Lebenssinn vermitteln.

Einmal emotional berührt, sind diese Menschen dann anfällig für die Lehren, die schrittweise immer restriktiver, totalitärer und absoluter werden.

Diese Missionierungen finde ich ebenso schäbig, wie die Indoktrination von Kindern, weil die emotionale Verletzlichkeit und psychische Instabilität missbraucht wird.

Persönliches

Sollte ich einmal Kinder haben, werde ich ihnen natürlich versuchen jene Werte zu vermitteln die ich als "richtig" ansehe, auch ohne religiöses Gewand.

Sicher werden sie auch Fragen stellen, was diese "Dinge" zu bedeuten haben, die ihre Eltern dort machen und ich werde sie ihnen möglichst neutral erklären.

Ob sie dann ebenfalls Buddhisten werden, oder sich anderweitig orientieren, wird sich dann zeigen - ich kann nur versuchen, sie möglichst gut zu informieren.

Es ist ganz natürlich, dass Kindern die Werte vermittelt werden, die die Eltern haben.

Ohne das "Korsett" einer Weltanschauung ist das menschliche Leben nicht vorstellbar, denn er ist ein Wesen mit einem Geist in sich, der Information sucht.

So gebietet Mose dem Volk Israel: „... Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern gebietet, dass sie darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu befolgen.“   http://bible.com/157/deu.32.46.sch2000

Wenn die Kinder später selbständig werden, verlassen sie oft die Prägung des Elternhauses und ändern ihre Einstellung. So bin ich völlig ohne Religion aufgewachsen und habe als junger Mann durch einen Lehrer an der Schule von Jesus gehört und habe durch den Glauben auf der Grundlage der Bibel die Kraft bekommen, mein Leben zu bewältigen.

Das hat doch damit zu tun, dass es in den Herkunftsländern keine Religionsfreiheit gibt. Atheist zu sein steht unter Strafe und in manchen Ländern auch unter Todesstrafe. So ist es für diese eben unvorstellbar keine Religionszugehörigkeit zu haben auch wenn sie sich mit der eigenen nicht auskennen. Denen bleibt doch gar nichts anderes übrig.

Oh man, wenn es doch immer so herrlich einfach, wie mit deinen Eltern wäre. ^^'

Ich sehe und kenne es wie du, mit einer kleinen Ergänzung; der herrlichen Doppelmoral, die man ständig und überall, nicht nur bei Muslimen, sieht. :-D

Wenn die Menschen nun tatsächlich richtig gläubig sind und sich auch an die unbequemen Gebote halten, also auch wirklich hinter ihrem Gott stehen, wäre es jetzt allerdings schwierig einfach mal zu behaupten, dass es falsch ist, dass sie ihre Kinder zum Glauben erziehen, denn es ist genauso ihre Sichtweise, wie wir unsere haben. Was deine Eltern tun, ist schon ein sehr großer Schritt mit einer riesigen Portion Toleranz, wenn man sich mal in ihre Lage hineinversetzt.

Es wäre schon am besten, man lässt die eigenen Kinder entscheiden. Auch als Atheist. Ob man das dann aber so prickelnd findet? Ich muss ehrlich gestehen, glücklich wäre ich nicht damit. Verachten oder gar verstoßen und somit tatsächlich zu meinem Glauben/Atheismus zwingen, könnte ich mein Kind dennoch niemals, so wie es ja leider oft passiert und wo ich mich dann immer wieder frage, wo denn da eigentlich die elterliche Liebe bleibt.

LG

das ist ne ganz realistische Sichtweise - nicht nur in Bezug auf den Mehrheitsislam, wo das religiöse Milieu die Kinder indoktriniert und dressiert, sondern auch für die christlichen Großkirchen, die bekanntlich Säuglingstaufe praktizieren. Die evangelischen Freikirchen lehnen das ab und verlangen, dass Taufe und religiöse Unterweisung nur an Volljährige gegeben werden, an Erwachsene, die also zu einem religiösen Bekenntnis intellektuell und emotial fähig sind und wissen was sie tun.

Die Dinge, die in den ersten sieben Lebensjahren eines Kindes andressiert werden, vergiß es zeitlebens nicht, das wird stark verinnerlicht und sinkt ab ins Irrationale, Unbewusste, ist aber immer wirksam.

Schwervelke  25.07.2018, 14:35

"Gezwungen" ist nicht das richtige Wort. Ein Kind kann sich aber nicht entziehen. So musste ich am Sonntag mit in die Kirche, nolens volens. Ich saß dann da rum, habe Hüte gezählt, blonde Frauen gezählt, kahle Männer gezählt, und mich tierisch gelangweilt. Gut fand ich einzig der Weihrauchgeruch, den ich auch heute noch sehr gerne rieche. Und wirklich gut fand ich die wenige Male wo die Missionare kamen. Sie erzählten dann über ihre Arbeit in Indonesien oder Afrika, von den "Heiden" und den Vulkanen die immer ausbrachen. Das waren mal richtig kindgerechte Geschichten. Alles andere war zum einschläfern, und bis heute mache ich einen Bogen um Kirchen.

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