Wer kommt laut Katholischer Kirche ins Fegefeuer?

3 Antworten

Das Fefefeuer ist für alle, die noch Sünden abbüßen müssen. Die nicht so schlimm sind, daß die Hölle die Konsequenz ist, die aber trotzdem den Himmel versperren. Man kann auch direkt in den Himmel, dann darf man aber keine Sünden mit sich herumschleppen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Das "Fegefeuer" ist die "Zeit" oder der "Ort" für Reifung der Liebe zu Gott, in der Gott die noch unvollkommene Liebe zur vollkommenen Liebe werden lässt. Es hat also mit der Sündenvergebung selbst nichts zu tun.

Ich versuche es mal mit einem Vergleich aus der Botanik: Die Tomaten an den Stauden kommen im Spätsommer manchmal nicht mehr alle zur vollen Reife. Einige bleiben nur gelb oder gar noch grün. Nun kann man diese Tomaten trotzdem "ernten" und z. B am Fensterbrett der Herbstsonne aussetzen. Die Tomaten werden zwar nicht mehr größer, aber doch allmählich rot und reif.

Mit der Liebe zu Gott ist es ähnlich: Wenn die Zeit zum Sterben kommt, mögen viele Christen zwar gläubig und vielleicht auch praktizierend gewesen sein — der Glaube mag ihr Leben geprägt haben — aber doch kann ihr Glaube und ihre religiöse Praxis von Motiven beeinflusst sein, die sehr menschlich auf sie selbst bezogen waren. Nicht Gott stand in ihrem Fokus, sondern die Erfüllung ihrer Sehnsucht nach Sinn, das eigene gute Gefühl, die Furcht vor einer Leere oder dem Nichts oder vielleicht auch die Angst vor der Hölle; nur um einige möglichen Motive zu nennen. Diese Ausgerichtetsein auf das eigene Heil, die eigene erhoffte Erlösung ist die Form einer ichbezogenen Liebe, keine, die Gott zuerst sucht um seiner selbst willen. Diese Unvollkommenheit in den Motiven und Wünschen wird im Fegefeuer gereinigt und man liebt Gott um seiner selbst Willen und nicht mehr, weil man etwas davon hat, wenn man an ihn glaubt. Im Fegefeuer wird die Liebe nicht mehr "größer", aber in der "Qualität" besser.

Es gibt Menschen, die direkt in den Himmel kommen, die hier in diesem Leben auf der Erde schon ihrer Liebe zur Vollkommenheit gereift sind. Häufig sind es Christen, die ein besonderes Vorbild sind und als Heilige verehrt werden. Bei einem Seligsprechungs- oder Heiligsprechungsprozess wird dies praktisch bestätigt und entschieden. Diese Heiligen gelten als sicher im Himmel.

Obwohl es schon sehr viele Entscheidungen der Kirche gegeben hat, dass bestimmte Menschen sicher im Himmel sind, hat die Kirche bisher noch von keinem einzigen Menschen gesagt, dass er sicher in der Hölle ist. Die Vollmacht dazu hätte sie dazu, aber sie hat das noch nie gemacht; meines Wissens nach auch nicht die Orthodoxen Kirchen (Dort gibt es auch Heiligsprechungen). Nicht einmal von den schrecklichsten Verbrechern der Geschichte, auch nicht von Judas sagt sie, dass er in der Hölle sei.

Abschließend noch etwas Nettes, entfernt zum Thema:

Im Himmel begegnen sich Papst Alexander VI (einer der schlimmsten Päpste in der Geschichte) und Martin Luther. Ruft Martin Luther ganz entsetzt und erstaunt: "Was, Alexander, du bist hier? Wie ist das möglich?" Antwortet der Papst lächelnd: "Martin, alles Gnade! Allein aus Gnade!"

Die katholische Lehre sagt, dass jeder, der ohne Sünde ist, in den Himmel kommen kann und dass jeder, der in schwerer Sünde ohne Reue stirbt, nicht in den Himmel kommen kann. Das ist der vorgegebene Weg, Gott kann aber kraft seiner Barmherzigkeit auch Ausnahmen zulassen. Denn wer in den Himmel kommt, entscheidet er allein.

Nun mag es Menschen geben, die ohne schwere Sünde gestorben sind, die aber nicht ganz rein von jeder Sünde sind. Sie sind für den Himmel vorgesehen, können aber noch nicht rein, weil noch (kleinere) Sünden oder Sündenstrafen an ihnen haften. Die müssen erst weggeputzt werden (deshalb der Name Fege-Feuer oder Reinigungs-Ort).