Wer im Armut lebt ist oft Faul und hat keine Disziplin?
Stimmt ihr diese Aussage zu ?
11 Antworten
Das kommt ganz darauf an, wie man Armut definiert. Ich kenne einige AltenpflegerInnen. Vielleicht erfüllen sie die Kriterien für Armut, aber faul und disziplinlos wären mir jetzt nicht unmittelbar die Bezeichnungen, die mir für diese Personen einfallen würden.
Armut kann ein Ergebnis von Faulheit und Disziplinlosigkeit sein, meiner Erfahrung nach ist es aber sehr viel häufiger vererbt. Wer Arm geboren wird, bleibt das meist auch, da unsere Gesellschaft so aufgebaut ist.
Ja, Bildung ist bei uns kostenlos, das bedeutet aber nicht, dass arme Menschen gleiche Chancen haben. Das wurde aber schon oftmals wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen. Kinder aus armen Familien bekommen bei gleicher Leistung seltener die Empfehlung fürs Gymnasium, gehen seltener Studieren, machen seltener Meistertitel,...
Oder anders gesagt: Armut ist hierzulande vererbbar, da unsere Gesellschaft so aufgebaut ist, auch wenn du da anderer Meinung bist.
Das ganze (gut untersuchte) Phänomen hier genauer aufzuschlüsseln ist mir etwas zu aufwändig, deshalb hier ein paar Artikel, Studien und Untersuchungen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N045_63.html
Ich kenne die Meinung. Danke für die Links.
Aber ich teile sie nicht.
Die Chancen gibt der Staat jedem gleichermassen. Nur die Eltern sind es, die ihre Kinder nicht begleitend motivieren.
Was kann der Staat dafür?
Wir haben in Europa mit die höchsten frühzeitigen Schulabgänger. Ein Phänomen, dass eindeutig auf die gute Absicherung in Falle von Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist.
In italien und Griechenland zum Beispiel, gibt es nur halb so viele Schulabbrecher, weil man dort genau weiss ohne guten Schulabschluss landet man auf der Strasse.
Ich habe nicht immer so gedacht, im Gegenteil, ich habe mich für einige soziale Gesetze eingesetzt.
Heute bin ich allerdings der Meinung wir haben es übertrieben.
Wir liegen mit unserem Anteil von mehr als 30 % für Soziales über andern europäischen Industriestaaten.
Das wird die Union (die ich im Februar leider wählen werde, weil es nicht anders geht) hoffentlich wieder ins richtige Mass rücken. Wenn es nach den Grünen ginge, gäbe es auch schon längst das bedingslose Grundeinkommen.
Das kann im Moment nicht unsere erste Priorität sein.
Ich kenne die Meinung. [...]
Aber ich teile sie nicht.
Nun, im Gegensatz zu deinem Kommentar handelt es sich bei den von mir genannten Quellen nicht um Meinungen, sondern gut belegte und untersuchte Tatsachen.
Die Chancen gibt der Staat jedem gleichermassen. Nur die Eltern sind es, die ihre Kinder nicht begleitend motivieren.
Nein. Ganz einfach nein. Unser Staat (bzw. unsere Schulen) gibt nicht jedem Kind die gleichen Chancen. Und das ist sogar die offizielle Aussage "des Staates":
Fakt ist: Wer in eine arme Familie geboren wird, hat strukturell bedingte Nachteile bei der Erreichung eines (soliden oder höheren)Abschlusses (Doppelverdiener sind das oft nicht weil sie das total geil finden, sondern weil sie es sein müssen, da sonst der Lebensunterhalt nicht hinhaut).
Wir haben in Europa mit die höchsten frühzeitigen Schulabgänger.
Siehe oberer Absatz. Das hat nichts mit der "guten Absicherung" bei Arbeitslosigkeit zu tun. Denn dann hätten wir innerhalb Deutschlands keine großen Unterschiede in den Bundesländern. Haben wir aber. Obwohl die Absicherung in jedem Bundesland grundsätzlich die selbe ist. Selbst innerhalb der Bundesländer gehen diese Werte sehr stark auseinander. Bayern z.B. ist insgesamt das "beste" Bundesland (5,5% tatsächliche Schulabbrecher), hat aber auch gleichzeitig die Stadt mit dem höchsten Wert Deutschlands (Hof mit 27,7% tatsächlichen Schulabbrechern). Würde hier eine Korrelation mit anschließender Jugendarbeitslosigkeit bestehen, müsste sich diese in den jeweiligen Regionen auch durch vergleichbar hohe Zahlen ausdrücken, tut sie aber nicht (liegt in Hof bei 4,3%).
Die Behauptung "arm gleich faul" zieht hier also schon mal nicht.
Es wäre wünschenswert, wenn gleiche Bildung für alle Staatsziel werden würde, meine Befürchtung ist aber, dass die nächste Regierung dass sogar noch mehr verbockt, wie die bisherigen Regierungen.
Der Lehrkräfte- und ErzieherInnenmangel kommt nicht von ungefähr, sondern ist hausgemacht. Bildung hat nicht nur in vielen Familien eine recht niedrige Priorität, sondern auch im Land. Da helfen so uninformierte Aussagen, dass arme Menschen einfach nur faul sind nicht weiter. Denn die Nullhypothese müsste ja sein, dass fleißige Menschen reich werden. Und das würde ich für viele Berufsgruppen, die absolut hart arbeiten definitiv nicht unterschreiben.
Dein Link, bestätigt das was ich gesagt habe.
Generell gilt: Je höher der allgemeinbildende oder berufliche Abschluss der Eltern, desto geringer waren die Schüleranteile an Hauptschulen und desto höher waren die Schüleranteile an Gymnasien.
Auch Eltern die keine höhere Schulbildung haben und ärmer sind. können ihre Kinder anhalten die Schule jeden Tag zu besuchen.
Das hat mit staatlicher Förderung NULL zu tun.
Auch Eltern die keine höhere Schulbildung haben und ärmer sind. können ihre Kinder anhalten die Schule jeden Tag zu besuchen.
Hat irgendwer das Gegenteil behauptet? Also lass doch diese Strohmänner dort wo sie hingehören.
Es ist und bleibt weiterhin Fakt, dass Kinder aus ärmeren Familien strukturell benachteiligt sind und auch benachteiligt werden. Und das ist keine Meinung von mir persönlich, sondern wie ich schon öfter erwähnt habe sehr gut untersucht. Dafür wird Deutschland auch regelmäßig (bei PISA, VERA, TIMMS, IGLU...) kritisiert, da wir im internationalen Vergleich ziemlich schlecht abschneiden, was Chancengerechtigkeit und -gleicheit in der Bildung angeht. Auch hier: Das ist keine Meinung von mir, sondern eine Tatsache:
Aber hey, Kinder aus gehobeneren Schichten haben nur eine viermal höhere Chance bei gleicher Leistung eine Gymnasialempfehlung zu bekommen. Hier ist nicht die Rede davon, wie viele Kinder schlussendlich aufs Gymnasium gehen, sondern wie viele die staatliche Erlaubnis bekommen, das zu tun.
Im Bildungskontext ist die Diskussion über dieses Thema eigentlich auch schon längst abgeschlossen. Seit vielen Jahren geht es darum, wie man diesen Phänomenen begegnen kann, nicht ob diese existieren. Du hängst mit deiner Meinung der bildungswissenschaftlichen und -politischen Diskussion einige Jahre hinterher. Sogar der Bund hat das schon gecheckt und deshalb z.B. Programme wie das "Startchance-Programm" gestartet (und legt damit einige Verrenkungen hin, da Bildung Ländersache ist, der Aufwand sich aber lohnt), einige Bundesländer sog. "Rückenwind-Programme". Und ja: Die Programme haben oftmals sozio-ökonomisch schlechter gestellte Kinder zum Ziel, denn deren Eltern können sich eben keine Nachhilfe leisten (ist nämlich als Bürgergeldempfänger ziemlich aufwändig, soetwas zu beantragen, während "Reichere" sich das einfach leisten können, ohne zu mindestens 3 unterschiedlichen Stellen laufen zu müssen. Von Menschen in präkaren Beschäftigungsverhältnissen gar nicht erst anzufangen, die das in der meist eh knappen Freizeit irgendwie erledigen müssten. Das nennt man dann übrigens strukturelle Benachteiligung. Es gibt die Möglichkeit, für Ärmere ist es aber verhältnismäßig sehr viel schwieriger, diese auch wahrzunehmen).
Es ist und bleibt weiterhin Fakt, dass Kinder aus ärmeren Familien strukturell benachteiligt sind und auch benachteiligt werden.
Schlagwörter nützen nichts. Werde mal konkreter.
Bin ich jetzt schon oft genug mit mehreren Quellen.
Hier nochmal zusammengefasst:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N045_63.html
https://www.bildungsserver.de/innovationsportal/bildungplusartikel.html?artid=1118
https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4910
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-213862
Die letzten 3 hab ich noch neu hinzugefügt.
Werde du doch auch mal konkreter.
Hör auf mir Links um die Ohren zu schlagen und äussere dich mal selbst.
Habe ich, werde ich nicht weiter tun, da du abscheinen weder meine direkten Kommentare, noch die entsprechenden Quellen durchliest.
Was genau ist denn der Punkt auf den du hinauswillst? Fangen wir doch mal so an.
Frage nicht beantwortet: Was ist der Punkt, auf den du hinauswillst?
Oder anders gefragt: Mein Punkt ist, dass unsere Gesellschaft bei der Bildungsgerechtigkeit Defizite hat, das habe ich durch mehrere Quellen unterfüttert.
Du scheinst offensichtlich anderer Meinung zu sein, aber welcher denn genau? Und wo sind die Fakten/Quellen/Punkte, die deine Meinung unterstützen? Es würde mich einfach interessieren.
Ich seh schon. Arguemente für deinen Standpunkt hast du also keine. Habe verstanden.
Ja. Das ist leider so. Der einzige akzeptierbare Grund für Armut ist, gesundheitlich nicht (mehr) arbeiten zu können.
Nein, dieser Aussage stimme ich nicht zu. Man braucht nur ein wenig den Kopf zu heben und mal über den eigenen Tellerrand zu schauen, dann sieht man Menschen, die weder undiszipliniert noch faul sind und in Armut leben, weil die Gesamtsituation in vielen Ländern menschunwürdiger kaum anzudenken ist. Die Altersarmut in Deutschland wäre auch erwähnenswert, und keineswegs waren die Betroffenen faul und undiszipliniert. Da spielen Faktoren mit rein, die Faulheit und mangelnde Disziplin bereits im Vorfeld ausklammern.
Kommt jetzt drauf an wie man oft definiert und von welcher Gesellschaft man spricht. Ein Bauer in Uganda zum Beispiel ist sicher nicht faul und lebt trotzdem oft in Armut.
Wer reich ist hat meisten viel geerbt.
Erben ist die Haupteinnahmequelle von Deutschland. Es wird mehr geld vererbt als erarbeitet oder durch sonstige dienste erwirtschaftet.
Daher nein an deinem spruch ist nichts dran.
Wer reich ist hat meisten viel geerbt.
Aber irgendjemand zuvor hatte dieses Geld erarbeitet / erwirtschaftet...
Und viele dieser Neu-Reichen erhalten auf irgendeine Weise die Wirtschaft weiter am Laufen...
Das wird oft und gerne von der linken Blase vergessen...
Gruß Fantho
Aber irgendjemand zuvor hatte dieses Geld erarbeitet / erwirtschaftet...
Das ist die gleiche Argumentation wieso ein König und die Monarchie besser ist als andere Systeme. Weil irgendjemand zuvor hat sich diese Macht durch geschickte Politik ja erarbeitet...
Das wird von diesen Rebellistischen Demokraten leider oft vergessen.
Deren vorfahren hätten ja auch etwas dafür tun können, ist ja nicht meine Schuld das es Pöbel ist.
Äpfel-mit-Birnen-Vergleich! Das kommt dann dabei heraus, wenn einem die Argumentationen fehlen...
Schon erstaunlich, dass Du die ersten Geschäftsleute der Geschichte, die auch für florierendem Wirtschaftshandel und Industrialisierung gesorgt hatten, mit Pöbel gleichsetzt...
Typisch sozialistisch/marxistische Denke...
Gruß Fantho
Bei uns kann sich jeder kostenlos bilden. Das bedeutet, unsere Gesellschaft ist nicht so aufgebaut.