Wenn nach Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer das Gehirn nicht zwischen Gedächtnis und Denken unterscheidet...?

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"Verstehendes" Lernen stellt viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Items her, während Auswendiglernen keinerlei Querverbindungen herstellt, sodass jedes Item in der Gedächtnisstruktur isoliert ist. Somit ist es auch schwieriger, so ein Item aufzurufen, wenn man es benötigt.

Ein Beispiel: Lerne die Zahl 258787568734634 auswendig. Sie hat 15 Stellen, die Ziffern sind völlig willkürlich gewählt und angeordnet. Ich würde meinen, da tut man sich recht schwer.

Ein weiteres Beispiel: Lerne die Zahl 149162536496481100 auswendig. Sie hat 18 Stellen. Wenn man sie wie die obere Zahl Stelle für Stelle auswendiglernt, ist das also sogar noch schwieriger. Aber wenn man erkennt, dass die Zahl sich durch die Quadrate der Zahlen von 1 bis 10 schreiben lässt, also 1 9 16 25 36 49 64 81 100, dann ist die lange Zahl sofort gelernt. Denn: Zwischen den einzelnen Zahlen sind nun logische Verknüpfungen und auch welche, die die neuen Inhalte an vorhandenes Vorwissen (wie man Zahlen quadriert, was die ersten zehn Zahlen sind) anknüpfen.

Auswendiglernen ist also schlicht extrem ineffizient und sollte nur praktiziert werden, wenn die neuen Inhalte keinerlei logische Struktur haben und sich auch nicht an das bereits vorhandene Wissen anknüpfen lassen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterabschluss Theoretische Physik

Ich habe ziemlich viel von Manfred Spitzer gelesen und auch einige Vorträge gehört. Die Aussage, das Gehirn unterscheide nicht zwischen Denken und Erinnern, gehört sicher nicht zu seinen bedeutendsten Aussagen. Wo hast du das her? Was genau war da der Zusammenhang?

Was Spitzer immer wieder aufzeigt, ist, dass Denken und Erinnern eine Vernetzung von Zusammenhängen ist. Es geht darum, den Lernstoff aus möglichst vielen unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und dabei immer wieder Überraschungen zu erleben, verschiedene Sinne zu benützen und den Lernstoff anzuwenden. So entstehen Vernetzungen und so wird das Gelernte auch abrufbar.

Beim Drill machst du alle diese Dinge nicht, soweit ich Drill verstanden habe. Da wiederholst du doch nur stupide und eindimensional immer die gleiche Situation.

Es gibt tatsächlich Menschen, die eine große Menge Stoff auswendig lernen und sich anschließend darauf beschränken, ständig nur noch das nachzuplappern, was andere vor ihnen irgendwann einmal gesagt haben. Solche findet man sehr stark gehäuft an Universitäten, sie sind aber auch im Alltag überall vertreten und fallen dort dadurch auf, daß sie stets nur etwas zitieren.

Doch es gibt auch andere, die einen Schritt weiter gehen und sich bemühen, ihre erhaltenen Informationen in ihren Zusammenhängen auch zu verstehen und daraus neue Erkenntnisse zu bilden. Sehr oft geht das auch mit Hinterfragungen des Bisherigen einher.

Ich meine, Letzteres ist Denken, und Ersteres ist Schwurbeln.

Ich wusste es, mein Hirn ist ein Space Shuttle :D

Denken ist für mich, wenn man Informationen so verknüpfen kann, dass neues Wissen entsteht. Das kriegt mein Space Shuttle noch ganz gut hin.

Außerdem denken wir Menschen auch auf anderen Ebenen (körperliches Gedächtnis) und dann bedenke man noch die Erkenntnis, dass im Darm unser 2. Gehirn steckt.

Was nützt dir das Auswendiglernen, wenn du nicht weißt, für was du die Bauteile brauchst?

Wirklich verknüpft werden sie erst durch das Verstehen.