"Wenn du so weiter machst, kannst du später irgendwo im Steuerbüro arbeiten gehen!" - Was ist damit eigentlich genau gemeint, wenn das jemand so sagt!?
4 Antworten
Ich würde sagen, dieser Person ist nicht klar, wie anspruchsvoll und lang die Ausbildung der Menschen ist, die in Steuerberatungskanzleien arbeiten, wenn sie dir das sagt, um dich zu besserem Benehmen anzuhalten. Oder sagt die Person das wirklich, weil sie dich für besonders fähig, fleißig und klug hält?
Die Ausbildung zur/zum Steuerfachangestellten gilt als eine der anspruchsvollsten unter den kaufmännisch-verwaltenden Ausbildungen, weil sie sehr viel deutsches Steuerrecht enthält. Und das deutsche Steuerrecht gilt wiederum als das komplizierteste Steuerrecht der Welt...
Viele mit dieser Ausbildung machen danach auch noch eine Weiterbildung zum/zur Bilanz- oder Finanzbuchhalter/in. Eine Weiterbildung auf einer Stufe mit dem Meister. Mit einer sehr hohen Durchfallquote. Also auch alles andere als simpel!
Der Weg zum Steuerberater ist sogar noch krasser. Die meisten, die den gehen, haben bereits BWL auf Master oder Jura bis zum zweiten Staatsexamen fertig studiert. Danach folgen noch mal mehrere Jahre Berufserfahrung im Steuerberatungsbereich, um zur Steuerberaterprüfung überhaupt zugelassen werden zu können. Und von diesen Menschen mit dieser Vorbildung und Vorerfahrung bestehen trotzdem ungefähr die Hälfte die Prüfung nicht!
Eventuell dass die betroffene Person nicht besonders kreativ ist oder ganz einfach mittelmässig ohne besondere Begabungen. Wer arbeitet schon gern im Steuerbüro wenn er oder sie nicht einfach einen sturen Job mit Beamtenstatus sucht?
Auch die "Big Four" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, Ernst & Young, PricewaterhouseCoopers und KPMG sind unter anderem auch solche "Steuerbüros", also Steuerberatungskanzleien. Dort zieht es nach wie vor die besten Absolventen zum Beispiel aus dem Jurastudium hin. Weil in dieser Branche durchaus sehr hohe Gehälter erreichbar sind. Wer den langen und anspruchsvollen Weg zum Steuerberater erfolgreich schafft, kann dort durchaus locker im sechsstelligen Bereich beim Jahresgehalt landen.
Und wer im "Steuerbüro" mit dem Wunsch nach dem Beamtenstatus sitzt, der hat ganz schön gepennt und ist bei der Berufs- und Jobwahl echt oft falsch abgebogen, denn es handelt sich dabei eben keineswegs um Jobs beim Staat. Das verwechselst du wahrscheinlich mit dem Finanzamt und der Ausbildung zum Finanzwirt.
Das wenn du so weitermachst im Steuerbüro arbeiten kannst später
Erinnert mich an einen Spruch, den eine Mutter mal zu ihrem Kind gesagt haben soll, vor der Fleischtheke im Supermarkt. Sie zeigte auf die Fachverkäuferin und sagte sinngemäß "Sieh mal, wenn Du in der Schule nicht aufpasst, landest Du auch mal hinter so einer Theke wie die."
Solche Sprüche sind unnötig, repektlos und dumm. Arbeit adelt, so heisst es seit jeher. Jeder macht sein Ding und gut ist es.