Welche Kamera (Lumix,Nikon,Canon, usw.)?

8 Antworten

Die Größe der Hände ist gar nicht so entscheidend beim Handling. Wichtig ist das richtige Halten der Kamera (linke Hand trägt das Gewicht unter Objektiv/Kamera, die rechte Hand stabilisiert nur und löst aus). Wenn dabei die wichtigsten Knöpfe für deine Finger gut zu erreichen sind, deine Nase genug Platz hat, die Menuestruktur dir nicht jedes Mal neue Rätsel aufgibt...dann könnte das die richtige Kamera für dich sein.

Hier mal ein kleiner Leitfaden:

Zunächst mal ist der Markt der Digitalkameras nahezu unüberschaubar und fast täglich gibt es neue Modelle; die Vorgänger sind noch lange in den Regalen.

Um etwas "Ordnung in das Angebot" zu bringen sollte man sich zunächst mal kritisch selbst fragen, was man überhaupt will und erwartet und wie viel man bereit ist zu schleppen und an Geld auszugeben.

Besonders wichtig ist aber erst mal: wie sehr will man sich mit Fotografie beschäftigen?

Will man nur ein paar nette Fotos aus dem Urlaub mitbringen?

Will man seine Freunde, sich selbst oder auch sein Hobby fotografisch begleiten/dokumentieren?

Will man Fotografie zum Hobby machen und wie intensiv soll das werden?

Die ganz einfachen Kameras (50-200€) werden mehr und mehr von den eingebauten Smartphonekameras verdrängt.

Preislich im Anschluss (200-1000€) kommen dann:

1.die Bridge- oder Superzoomkameras (mit kleinem Sensor)

Vorteile der Bridge sind:

•der oft enorme Zoombereich,

•der Sucher

•die überschaubaren Kosten

•oft sehr ordentliche Makrotauglichkeit

Die Nachteile der Bridgekameras sind:

•bei wenig Licht sehr deutlich schlechtere Bildqualität als Kameras mit großem Sensor

•der Autofokus ist nicht Sport tauglich

•schöne Hintergrundunschärfe ist fast nur im Makrobereich oder mit Tricks und Können machbar

Ob man die Größe eher als Vor- oder als Nachteil sieht ist Geschmacksache.

2.höherwertige Kompaktkameras (mit kleinem, mittlerem oder auch APS-C und sogar Kleinbild/"Vollformat" großem Sensor)

Kompaktkameras kauft man deshalb, weil man nicht viel schleppen will

oder darf, oder weil man unauffällig fotografieren will. Gute

Kompaktkameras wie z.B. die Ricoh GR kosten nicht nur so viel wie eine

Systemkamera, sondern liefern auch erstklassige Bildqualität.

Schließlich haben sie Bildsensoren, wie sie auch in Systemkameras

verwendet werden. Weitere herausragende Kompaktkameras kommen von

Olympus, Fujifilm, Canon und Sigma. Nachteile sind:

•oft kein (oder nur teurer Zubehör-) Sucher

•nur eine Brennweite, die auch kaum erweiterbar ist

Dazwischen gibt es noch Kameras, die deutlich kompakter sind als eine

Bridge, aber auch deutlich größer als eine kleine Kompaktkamera.

Populärer Vertreter ist die Canon Powershot G15. Zoombereich und

Sensorgröße liegen ebenso wie die Gehäusegröße im Mittelfeld mit allen

Vor- und Nachteilen.

Wenn Bildqualität mit Freistellungsmöglichkeit (Hintergrundunschärfe) und Rauscharmut bei wenig Licht wichtiger ist als Kompaktheit sollte man unbedingt die Sensorgröße 1 Zoll oder größer wählen. Wer nur bei strahlendem Wetter Fotos machen will, die von vorn bis hinten scharf sind, kann beherzt zu einer Kamera mit kleinem Sensor greifen.

Man sollte auch berücksichtigen, was man mit den Fotos zu tun gedenkt: Will man sie nur auf Smartphone/Tablet anschauen oder maximal 20x30cm große Ausdrucke/Fotobücher machen, muss man nicht so viel investieren und schleppen.

Will man aber extreme Ausschnittsvergrößerung, Freistellung, Konzertfotos, Poster/Fototapete usw., kommt man an einem größeren Sensorformat nicht vorbei.

Kommen wir jetzt zu den Systemkameras. Auch die gab es vereinzelt

mit winzigen Sensoren (Pentax Q und Nikon 1). Die spielen aber eher auf dem japanischen Markt eine Rolle. Normalerweise sind aber

Sensoren verbaut, die die Größe von mindestens 1 Daumennagel (mikroFT und FT), 1,5 Daumennägeln (APS-C) 3 Daumennägeln (Kleinbild oder Vollformat) oder 5 und mehr Daumennägeln (Mittelformat) haben. Ein Schaubild gibt es hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bildsensor#/media/Datei:Sensorformate.svg

Kostenmäßig kann sich das Hobby Fotografie als ein "Fass ohne Boden"

entpuppen, wenn man sich für eine Systemkamera entscheidet. Dafür

bleibt dann auch kaum eine Aufgabenstellung unlösbar, wenn man

genügend Wissen und Geld hat. Allerdings kann man auch gut unter 1000

Euro bleiben und glücklich werden. Lichtstarke Objektive gehen aber bei

jedem System ins Geld (und ins Gewicht). Außerdem wachsen die zu

schleppenden Kilos proportional zur Größe des Sensorformats. Dabei

stellen die passenden Objektive den Löwenanteil des Gesamtgewichtes.

Benutzer der "alten" Systeme wie Canon, Nikon, Pentax und Sony

(Minolta) können nicht nur auf ein großes (Pentax und Sony A-Bajonett) bis

riesiges (Canon und Nikon) Neusortiment, sondern auch auf einen riesigen

Gebrauchtmarkt zugreifen. Doch auch die neuen Systeme ohne Spiegel (Sony E-Bajonett, Olympus und Panasonic mFT, Fuji X) bieten für die allermeisten ernsthaften Fotografen genügend "Arbeitsmaterial".

Mit welchem System man letztendlich glücklich wird, kann hier

(oder in anderen Foren) niemand entscheiden außer dem Käufer selbst.

Der muss entscheiden, wie viel er schleppen, wie viel er ausgeben will,

welche Gerätschaften sich in seiner Hand am erträglichsten anfühlen, welches Menue er am besten versteht, mit welchem Sucher er am ehesten klar kommt. Man muss die Geräte gerne in die Hände nehmen. Nur dann nimmt man sie gerne mit und die Bedienung gibt nicht jedesmal neue Rätsel auf. Die erzielbaren Bildergebnisse liegen gar nicht so weit auseinander und sind mehr abhängig vom Können des Fotografen, dem Licht und der Qualität des Objektivs als von der Wahl der Kamera.

Der Gang in einen gut sortierten Laden oder zu einem Fotostammtisch

oder zu einem Fotoclub/VHS ist unabdingbar. Nicht um sich von

Verkäufern oder Usern einlullen zu lassen, sondern um mal ein paar

Gerätschaften auszuprobieren und den persönlichen Favoriten zu finden.

Kameras sind etwas sehr individuelles, aber letztlich nur ein Werkzeug.

Eigenschaften wie Sucher, Haptik, Bedienlogik, Geräusche,

Wetterfestigkeit sollten wichtige Auswahlkriterien sein; nicht nur

Zubehörauswahl, Image, Preis, Empfehlungen oder gar Testberichte. Auch die Notwendigkeit von WiFi, Klappdisplay, GPS, Touchscreen usw. wird vollkommen unterschiedlich bewertet.

Ganz spezielle Wuüsche (bestimmte Tilt-/Shiftobjektive, automatisches Fotostacking, Sensornachfuehrung bei Langzeitbelichtung von Sternen, sichtbare Entwicklung bei Langzeitbelichtungen usw.) erfüllen dann einige wenige oder auch oft nur ein Hersteller.

Wer Hallensport oder Wildlife (insbesondere kleine Vögel) fotografieren will, hat natürlich ganz andere Anforderungen an die Ausrüstung, sollte sich dann aber auch über die Kosten im Klaren sein.

Apropos Kosten: will man sich ernsthaft mit der Fotografie beschäftigen, darf der Hinweis auf den Einstieg mit gebrauchten Geräten nicht fehlen. Da kann man eine Menge sparen und geht kein großes Risiko ein. Oft genug sind die Kameras neuwertig und haben sogar noch Garantie. Sehr viele Hobbyfotografen verschleudern ihr Equipment nach kurzer Zeit. Gründe?:

Sie hatten mehr erhofft und suchen die Fehler bei der Kamera anstatt bei sich selbst.

Oder sie erliegen der Versuchung des Neuen oder auch Anderen. (Schließlich ist das Gras in Nachbars Garten immer das grünere.;-))

Oder die Schlepperei ist doch zu viel für Schulter/Rücken/Hals.

Oder es war tatsächlich ein Fehlkauf, weil man mit der Bedienlogik nicht klar kommt oder es für das spezielle Aufgabengebiet doch deutlich besser geeignete Geräte gibt.

Das weiß man aber alles als Neueinsteiger nicht und jeder kann diese Erfahrungen selber machen und viel Lehrgeld bezahlen.

Fotografieren lernen kann man mit älteren Kameras genau so gut wie mit neuen und Meister fallen auch in der Fotografie nicht vom Himmel. Wenn man nach ein paar Jahren endlich sehenswerte Fotos hin bekommt, ist die jetzt ach so moderne neue Kamera so oder so alt. Das Wichtigste in der Fotografie sind immer noch:

Fotograf, Licht und Objektive.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fotografiere seit fast 40 Jahren, auch nebenberuflich
Knallbear78  09.04.2020, 11:31

Viel Vielen Dank! Für deine echt Tolle Antwort, Echt Super!👍🏻👌🏼

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Für Landschaften, Tiere und Makros kommst du bei einer Systemkamera nicht mit einem einzigen Objektiv aus.

Bei deinem Budget empfehle ich dir für deinen Allround-Anwendungsbereich die Allround-Bridgekamera "Panasonic Lumix FZ1000".
Für Makrofotografie dann noch einen Achromat (Nahlinse) dazu, am besten mit 2 oder 3 Dioptrien für den Anfang.

Woher ich das weiß:Hobby
Knallbear78  09.04.2020, 11:24

Vielen Dann für diese Tolle Antwort !👍🏻 Mit freundlichen Grüßen D.H

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Und los geht es:

Die Anforderung "Die Kamera sollte sich meinen Interessen anpassen, und gut in der Hand liegen. Meine Hände haben eine Länge von 21cm." kannst nur DU beurteilen, wenn du verschieden Kameras in die Hand nimmst und diese intensiv ausprobierst.

Für "Ich fotografiere, Landschaften, Tiere, und Pflanzen" ist JEDE Kamera verwendbar.

Für den Punkt (Makro) ist das Objektiv verantwortlich. Richtige Makro-Objektive haben mindestens einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1, diese Objektive sind für den Nahbereich nochmals korrigiert und konstruiert. Es kann auch ein Balgengerät verwendet werden, auch da kosten die guten ab 500€.

Das Gewicht ist nicht wirklich wichtig, weil ich immer eine Kamera- Tasche dabei haben werde. Trotzdem bevorzuge ich Kameras mit wenig Gewicht, weil sie meiner Meinung nach besser in der Hand liegen, und sie auf alle fälle einfach Flexibler sind. Auch hier gilt DU musst die Kamera in die Hand nehmen und neben dem Gewicht auch die Bedienbarkeit beurteilen. Kleine, leichtere Kameras haben viele Funktion nur in ihren Menüs und größere, schwerere Kameras haben mehr Platz für Knöpfe und viele Funktionen können direkt erreicht werden. Klein + viele Knopfe geht nicht wirklich.

Eine weitere Sache welche die Kamera besitzen sollte, ist das Abschrauben und auswechseln der Objektive. Ein Mikrofon Eingang, wäre auch eine tolle Sache. Somit bist du bei Systemkameras, gibt es ohne Spiegel (DSLM) sind kleiner und leichter mit Spiegel (DSLR) sind die ältere Technologie und erprobt ohne Ende aber größer und schwerer. Mikrofoneingang ist je nach Model unterschiedlich, jeder Hersteller hat beides.

Die Kamera sollte einen Aufsteckerplatz, für einen Aufsteckblitz, ein Mikrofon, oder andere Zusätze haben. Eine Systemkamera hat das.

Der Bildschirm sollte Wendbar sein. Hier bis du für die Zukunft am stärksten begrenzt, denn die Semi-Profi und Profi Kameras haben keinen Dreh-Klap Monitor.

Für 800€ mit Objektiv ist nur Einsteigerklasse zu bekommen, weil jedes gute Makroobjektiv schon fast an diese Grenze kommt. Du solltest dir auch gebraucht Kameras zeigen lassen, da gibt es für weniger Geld gute Modelle.

Bitte hüte dich vor vierstelligen Canon Kameras, die sind auf preisgünstig optimiert zu Lasten der Ausstattung und der verwendeten Komponenten, denn auch Canon hat nix zu verschenken.

Schaue dir Canon-Modelle ab der 60D an und nehme sie in die Hand.

Bei Nikon gibt es nur in den D5x00 Modellen einen Dreh-Klapp Monitor

Die anderen Hersteller (Sony, Panasonic, Fujifilm und Pentax) habe ich nicht zur Hand um etwas zum Monitor sagen zu können.

Bitte kaufe KEINE Kamera, die du nicht in der Hand hattest.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 1980 mit Spiegelreflex unterwegs, seit 2001 DSLR

Das sind keine Kameras, das sind Marken.

Der Canon-Fotograf wird dir die Canon empfehlen und der Nikon Fotograf die Nikon ohne zu wissen was eigentlich der Unterschied ist. Es gibt nämlich keinen.

Der Unterschied macht der Preis, entsprechend der Qualität und der Ausstattung.

Du kannst dir eine Nikon für 200 Euro oder für 7000 Euro kaufen, das Gleiche bei der Canon oder anderen Marken.

Am besten merkst du dir, entsprechend deinem Budget, ein paar Kameras vor und vergleichst sie miteinander. Im Internet gibt es auch gute Testberichte zum Thema. So findest du schnell heraus was für dich das beste ist.

Hast du bereits Erfahrungen in der Fotografie gesammelt, ist es vielleicht sinnvoll, bei deiner bisherigen Marke zu bleiben damit du die alten Objektive noch weiter verwenden kannst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Art, Portrait und Akt-Fotograf

Qualität und Ausstattung macht den Preis. Marken sind unwichtig.

Ein Beispiel:

Ein 85mm Objektiv mir einer Lichtstärke von 1.2 kostet ca. 1600.-
bei einer Lichtstärke von 4.5 kostet es kaum noch 200.-

Die beste Kamera für dich eruierst du anhand deiner Preisvorstellung und vergleichst sie miteinander im Internet.

Knallbear78  09.04.2020, 11:26

Dankeschön 👍🏻

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