Welche Heizform für Altbauten?

wilfriedtt  16.06.2023, 19:25

hast du eine Fußbodenheizung ? dann Wärmepumpe einbauen.

Maxii838Erden 
Fragesteller
 16.06.2023, 19:32

Ne leider nicht, sind nur die heizkörper (öl)

6 Antworten

Wir haben so ein Haus und es gibt im Wesentlichen folgende Aspekte zu beachten:

  1. Finanziell lohnt sich Wärmedämmung faktisch nie oder nur kaum. Amortisationszeiten liegen schnell über 50 Jahren. Mit Subventionen sieht das etwas besser aus.
  2. Wenn eine Heizung bereits verbaut ist, dann einfacher Test: Vorlauftemperatur auf 35 Grad absenken und gucken was im Winter passiert.
  3. Falls die Räume zu kalt werden trotz elektronischem Heizungsregler(...), dann kann die Heizung mit Querstromlüftern effektiv gekühlt werden und der Raum wird warm. Ist. Nicht völlig geräuschlos, hat ein Handling wie Nachtspeicheröfen. Am Ende entspricht eine 'aktiv gekühlte' Heizung in etwa der Effektivität einer Fußbodenheizung. Ist niederschwellig mit marginalen kosten nachrüstber.
  4. Im Winter funktioniert weder die Photovoltaik noch die termische Solaranlage. (fast nicht...)
  5. Es gibt kombigeräte: wärmepumpe erhitzt Vorlauf um 20 Grad. Den Rest macht eine Gasheizung. Damit muss ich das Heizungssystem faktisch nicht austauschen. Es müssen ja nur 60 Prozent regenerativ sein.
  6. Wärmepumpe als Heizung ist im Moment teuer gegen Gas. Aber nicht so viel teurer, das sich diese Aussage nicht mal ändern könnte. Klimaanlage im Umkehrbetrieb (Luft-Luft) kann evtl interessant sein.
  7. Ein Balkonkraftwerk mit 4 Paneelen (ca 1800w Peak, 600w Energieabgabe) lohnt sich immer. Reduziert Regenerativen Anteil der Heizung.
  8. Altbau ohne Dämmung, ohne Mehrfachverglasung ohne Dachausbau meiden.

Maßgeblich für die Beurteilung der Situation ist die vorhandene Hausanlage, sprich ,mit welchen Parametern diese für eine bedarfsgerechte Versorgung betrieben werden muss.

Die in der Praxis gängigen Parameter für statische Heizungen sind:

  • 70 / 50 °C
  • 80 / 50 °C
  • 90 / 70 °C (bei sehr alten Anlagen)

Diese Temperaturen können Wärmepumpen nicht erreichen, wenn diese mit einer Arbeitszahl von mindestens 3 betrieben werden sollen (alles andere ist energetischer Unsinn).

Wärmepumpen funktionieren nur mit Niedertemperaturheizungen, so es sich um eine wasserbetriebene Hausanlage handelt.

Selbst wenn man alle Heizkörper gegen Heizkörper mit größeren Flächen austauschen würde, wäre die Kuh noch nicht vom Eis.

Das ist deshalb so, da statische Niedertemperaturheizungen meist nur eine Temperaturspreizung von nur 10 °K haben, Fußbodenheizungen gar nur 5 °K.

Je geringer die Temperaturspreizung ist, desto höher ist jedoch der erforderliche Volumenstrom, um die gleiche Heizleistung erbringen zu können.

  • Halbiert sich die Spreizung, verdoppelt sich der Volumenstrom,
  • Ist die Spreizung nur noch 1/4, vervierfacht sich der Volumenstrom

usw.

Man muss also die ganze Verrohrung der Hausanlage neu berechnen und im Zweifel neu auslegen und hydraulisch neu abgleichen.

Auch die bisherigen Umwälzpumpen wären aufgrund der geänderten hydraulischen Bedingungen nicht weiter verwendbar.

Bei einer Fußbodenheizung müsste der gesamte Fußboden aufgerissen und die Türen höher gelagert werden, ein Heidenaufwand.

Das Einzige, was eventuell funktionieren könnte, sind mehrere Luft-Luft-Wärmepumpen, wobei man hier eine raumweise Installation vornehmen muss.

Je nach Raumgröße und Heizlast kann es sein, dass für einen Raum auch 2 Wärmepumpen erforderlich sind.

Das muss ein Heizungsfachmann vor Ort abschließend klären.

Die Einstufung des Objektes in die Energieeffizienzklasse D weist darauf hin, dass das Objekt eine Dämmung aufweist, die gerade so die Anforderungen erfüllt, über die man natürlich gesondert diskutieren könnte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Kenntnisse beim Betrieb von Hausanschlussstationen

Mit dem Budget wird das wahrscheinlich knapp.

Erdwärme ist letztlich auch nur eine Art der Wärmepumpe (und nicht überall möglich).

Um generell eine Wärmepumpe nutzen zu können, müssen eventuell noch die Heizkörper getauscht werden, wenn das noch nicht gemacht wurde.

Letztendlich eine Aufgabenstellung für einen Energieberater, den brauchst Du aber sowieso, wenn Du eine Förderung beantragen willst.

Wenn ihr keine Flächenheizung habt, macht da keine Wärmepumpe rein, das ist Quatsch und energetisch nicht sinnvoll, es sei denn ich wollt komplett neue spezielle Heizkörper für Wärmepumpen.

Wenn dort kein Gas liegt, könntet ihr einen Flüssiggastank aufstellen und damit die Heizung betreiben (eventuell auch mit Solarthermi) , wäre aber sehr teuer.

Eine Hybridanlage (Wärmepumpe und Gasheizung) würde euer Budget aufbrauchen.

Ich würde euch raten beim Öl-Kessel zu bleiben. Diesen könntet ihr erneuern. Wäre die günstigste Variante die auch am sinnvollsten ist.

Eine gute Alternative zu den bereits genannten Systemen könnte die Infrarotheizung darstellen. Installationsaufwand fast gleich Null, da nur die Paneele an die Wand gebracht werden müssen plus Thermostat.
Achte aber darauf, dass du einen ordentlichen Anbieter nimmst, mit effektiven Paneelen.

In Kombination mit einer PV-Anlage sparst du dir natürlich größtenteils die laufenden Kosten, denn den Strom für deine Heizung produzierst du dann selbst.

Ich kann gerne Kontakte herstellen, falls gewünscht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich beschäftige mich schon seit sehr vielen Jahren damit