Was würde passieren, wenn die Wehrpflicht kommt aber die allermeisten verweigern?

7 Antworten

Die Wehrpflicht gibt es schon lange in Deutschland. Sie wurde nie abgeschafft - lediglich vor einigen Jahren ausgesetzt, da die aktuell benötigte Anzahl an Soldaten durch Freiwillige gedeckt werden konnte.

Sollte sich, wie aktuell diskutiert, das irgendwann ändern - beispielsweise aufgrund einer geänderten Sicherheitslage mit einem Mehrbedarf an Soldaten oder aber, weil sich nicht mehr genügend Freiwillige finden - dann kann die Wehrpflicht jederzeit wieder aktiviert werden.

Was würde passieren, wenn die Wehrpflicht kommt aber die allermeisten verweigern?

Auch vor der Aussetzung der Wehrpflicht haben schon viele Männer den Kriegsdienst verweigert und stattdessen einen Ersatzdienst (Zivildienst) abgeleistet. Aber eben nicht alle.

Aus meinem engeren Freundeskreis haben (vor ca. 20 Jahren) zwei Männer Zivildienst abgeleistet, zwei sind vom Grundwehrdienst aufgrund einer 10-jährigen Verpflichtung in der Freiwilligen Feuerwehr freigestellt worden und drei haben ihren Grundwehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet. Also zwei Kriegsdienstverweigerer und drei Soldaten von sieben (KatS-Freistellung gilt nicht als Kriegsdienstverweigerung).

Und selbst wenn sich heute noch mehr für einen Ersatzdienst entscheiden würden, würden am Ende immer noch viele Männer (und Frauen?) übrig bleiben, die zur Bundeswehr gehen.

Dazu kommt noch, dass man manchmal zu seinem Glück gezwungen werden muss... schon damals war es so, dass der ein oder andere nur widerwillig seinen Grundwehrdienst angetreten ist und dann nach einiger Zeit so begeistert von der Bundeswehr war, dass er anschließend als Zeit- oder Berufssoldat verlängert hat. Wenn das nur einige wenige Prozent sind, dann ist ja auch schon viel gewonnen.

Man kann ja nicht Millionen von jungen Männern ins Gefängnis werfen.

Richtig. Das würde ja auch niemandem etwas bringen...

Letztendlich ist es doch so: Solange sich auf "herkömmliche Weise" genügend Mnner und Frauen für die Bundeswehr finden, ist alles ok. Also aktuell rein auf freiwilliger Basis, bei Wiederaktivierung der Wehrpflicht vielleicht nicht ganz freiwillig, aber mit der freien Entscheidung zwischen Wehr- und Ersatzdienst.

Sobald das nicht mehr ausreicht, ist der Staat gezwungen, andere Wege einzuschlagen. Denn letztendlich müssen bestimmte Aufgaben einfach übernommen werden, anders ist ein Zusammenleben in einem demokratischen Staat nicht möglich. Das nennt sich Bürgerpflicht. D.h., in allerletzter Instanz müssten die Gesetze geändert werden, so dass es beispielsweise keinen Ersatzdienst mehr gibt und der Wehrdienst verpflichtend wird und nur z.B. aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen o.ä. nicht abgeleistet werden müsste. Und bei Weigerung würdest Du nicht ins Gefängnis kommen, sondern die Feldjäger würden Dich nach mehrmaligem Fernbleiben direkt in die Kaserne geleiten.

Die Bundeswehr ist da aber bei Weitem keine Ausnahme. Auch jetzt schon gibt es zahlreiche Aufgaben, die "Bürgerpflicht" sind. Beispielsweise Wahlhelfer bei Wahlen, ehrenamtliche Richter bei Gericht (Schöffen) oder auch Feuerwehrleute. In der Regel finden sich für diese Aufgaben ausreichend Freiwillige. Dort, wo das nicht der Fall ist, werden Bürger zwangsverpflichtet. Es gibt ja bereits die ersten Pflichtfeuerwehren in Deutschland.

ASMRZH 
Fragesteller
 01.03.2022, 12:45

Dazu kommt noch, dass man manchmal zu seinem Glück gezwungen werden muss...

Also als 18 Jähriger im Krieg brutal ermordet werden würde ich nicht "zu seinem Glück" nennen

0
26Sammy112  01.03.2022, 16:40
@ASMRZH
Also als 18 Jähriger im Krieg brutal ermordet werden würde ich nicht "zu seinem Glück" nennen

Davon spricht ja auch niemand!

In Deiner Frage ging es um die allgemeine Wehrpflicht - nicht um einen Kriegseinsatz. In Deutschland ist in den letzten 70 Jahren nicht ein einziger Grundwehrdienstleistender in Kampfhandlungen verwickelt gewesen. Einsätze wurden seit Ende des 2. Weltkriegs ausschließlich von Zeit- und Berufssoldaten gefahren, die sich bewusst für diesen Schritt entschlossen haben.

Und zu Zeiten, wo die Wehrpflicht noch nicht ausgesetzt war, da hat tatsächlich der ein oder andere sein Glück bei der Bundeswehr gefunden. War bzw. ist ja auch nicht alles schlecht da. Viele Männer haben dort ihren Lkw-Führerschein gemacht, haben eine militärische oder zivile Ausbildung genossen, zu der sie außerhalb der Bundeswehr niemals eine Chance bekommen hätten. Und nicht wenige hat der Bund von der Straße geholt.

Wenn Du "als 18 Jähriger im Krieg brutal ermordet" wirst, und das noch als Angehöriger des deutschen Militärs, dann ist da irgendwas gewaltig schief gelaufen. Dann ist der Karren soweit in den Dreck gefahren, dass "Mann und Maus" zur Waffe gerufen werden - und unabhängig davon, ob man zuvor den Grundwehrdienst geleistet hat oder Zivildienstleistender war. Und soweit wird es meiner Meinung nach nicht kommen - ganz einfach deshalb nicht, weil Kriege heute anders als vor 70, 80 Jahren geführt werden und durch die hoch technisierten Waffen deutlich weniger, dafür umso besser ausgebildete Soldaten benötigt werden.

0
Dreamdrummer  05.02.2023, 21:30
@26Sammy112
Aus meinem engeren Freundeskreis haben (vor ca. 20 Jahren) zwei Männer Zivildienst abgeleistet, zwei sind vom Grundwehrdienst aufgrund einer 10-jährigen Verpflichtung in der Freiwilligen Feuerwehr freigestellt worden und drei haben ihren Grundwehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet. Also zwei Kriegsdienstverweigerer und drei Soldaten von sieben (KatS-Freistellung gilt nicht als Kriegsdienstverweigerung).
War da im Freundeskreis niemand dabei, der als untauglich ausgemustert wurde oder nicht eingezogen wurde, weil ein (älterer) Bruder schon Dienst geleistet hat?
0
26Sammy112  05.02.2023, 21:48
@Dreamdrummer
War da im Freundeskreis niemand dabei, der als untauglich ausgemustert wurde oder nicht eingezogen wurde, weil ein (älterer) Bruder schon Dienst geleistet hat?

Nein. Ich kenne tatsächlich nur einen einzigen Menschen (aus dem erweiterten Freundeskreis), der aus gesundheitichen Gründen aufgrund einer angeborenen Behinderung als untauglich ausgemustert wurde. Einen Verwandten haben die damals schlichtweg "vergessen" (und er hat sich natürlich auch nicht freiwillig gemeldet). Und was den älteren Bruder angeht: Man brauchte mindestens zwei ältere Brüder, die ihren Grundwehrdienst abgeleistet hatten, um sich davon befreien zu lassen. Und drei Brüder - das kommt nur sehr selten vor.

0
Dreamdrummer  05.02.2023, 21:53
@26Sammy112

Aha. Mein älterer Cousin wurde auch nicht eingezogen. Der hatte mit 18 schon einen BMI von 36 und war stark übergewichtig.

0

Wären sie damit erfolgreich, dann hätte Deutschland keine Armee im Ernstfall.

Ich denke zu erst wird der Druck erhöht. Ähnlich wie auch bei der Impfung werden dann Männer welche sich weigern als unsolidatisch dargestellt. Gleichzeitig wird der Gegner als unverhältnismäßig brutal und blutrünstig portraitiert, man macht den Menschen Angst, dass sie ihre Familie verlieren werden, man zeigt Frauen an der Waffe, welche dienen weil ihre Männer zu feige sind etc.

Im zweiten Schritt wird es Sanktionen geben. Jene die nicht dienen werden zivile Aufgaben bekommen die nicht besonders dankbar sind, oder andere Benachteiligungen. Bestimmte knappe Produkte werden zu erst an Mitglieder der Streitkräfte ausgeteilt, Streitkräfte und deren Familien bekommen prioriserter Zugang zu Gesundheitsversorgung, da kann man sich eine Menge einfallen lassen.

Wenn tatsächlich in Deutschland die Bomben fallen, dann glaube ich, dass man nicht mehr auf rechtsstaatsliche Mechanismen vertrauen sollte. Da kann es dir tatsächlich passieren, dass du entweder für Deutschland kämpfst oder als Feind betrachtet wirst.

Man kommt ja nicht gleich ins Gefängnis.

Erstmal muss man geeignet sein. Wenn, dann kann man verweigern und einen Zivildienst machen oder Ersatzdienst. (je nachdem was da kommt falls die Wehrpflicht in welcher Art auch immer wieder eingesetzt würde)

ASMRZH 
Fragesteller
 01.03.2022, 10:37

Die Regierung würde sehr wahrscheinlich so ziemlich jeden als geeignet einstufen und diese Menschen dann als Kanonenfutter missbrauchen

0

Na die logische Konsequenz ist es einfach mehr Berufssoldaten zu werben und es attraktiv (von der Bezahlung und Steuerlichen Begünstigungen) zu machen. Und wer zahlt es? Freiheit ist nicht kostenlos. Die Bürger müssen das zahlen, alle!

Wohl dann wie früher Zivildienst, die Pflegeeinrichtungen würden sich sicherlich wieder freuen

Davon mal ab: Gibt genug Jungs, die ganz geil drauf sind mit Waffen zu hantieren