Was sind die wesentlichen Probleme unseres Sozialstaates?
In meiner Eingangsfrage zum Thema wurde ja die Antwort "Sozialstaat" am häufigsten gewählt. Etwas, das sich meinem Verständnis weitgehend entzieht, weil wir einen der höchstentwickelten überhaupt haben.
Da es leider nicht möglich ist, Umfragen mehrgliedrig in einer Frage anzuwenden, versuche ich hier das Problem aufzugliedern und damit das Problem zu verdeutlichen.
Was ist also des Pudels Kern? Ist unser Sozialstaat zu wenig spendabel, ist er zu wenig zielgerichtet, ist er zu belastend, zu bürokratisch und welche Effekte treten auf?
Bleibt zu erwähnen, das unter "sozialstaatlichen Leistungen" nicht nur monetäre Leistungen an den Bürger zu verstehen sind, sondern weitaus mehr, z. B. Elemente der Zukunftsplanung, Kindergärten, Betreuungskosten, Gesetzliche Vorsorge, Pflichtversicherungen etc...
30 Stimmen
10 Antworten
Das ist eigentlich ungenau. Genauer müsste man sagen: Unser Sozialstaat ist leider oft sehr ineffizient. Sprich, diejenigen, die eigentlich wenig bis keine Hilfe brauchen, bekommen zu viel (dadurch zu hohe Kosten), diejenigen, die eigentlich viel Hilfe brauchen, bekommen zu wenig.
Das sieht man musterhaft an der Rente, der wohl größten Baustelle unserer Sozialstaats: In Deutschland ist die Höhe der monatlichen Rente grundsätzlich linear proportional zum Einkommen, ein System, das es außer in Deutschland so in fast keinem Industriestaat gibt. Sprich: Diejenigen, die am besten selbst vorsorgen könnten, also am wenigsten Unterstützung brauchen, bekommen am meisten. Und diejenigen, die praktisch gar nicht selbst vorsorgen können, die also die meisten Unterstützung brauchen, bekommen am wenigsten.
Resultat ist, dass sie wir ziemlich hohe Rentenversicherungsbeiträge und trotzdem viel Altersarmut haben.
Und das ist eben nicht nur bei der Rente so, sondern auch an anderen Stellen, bspw. bei Kindergeld/Kinderfreibetrag.
Von daher wäre es wohl am nötigsten, unseren Sozialstaat effizienter zu machen. Das würde dann auch die Kosten massiv senken (oder bei gleich hohen Kosten deutlich höhere Leistungen für diejenigen, die sie wirklich brauchen, erlauben, oder ein Zwischending zwischen beiden Möglichkeiten).
Ich würde sagen das in unserem Staat zu viele bürokratische Hürden herrschen. Meist ist das dann auch noch so das die Bürokratie über dem gesunden Menschenverstand steht und nicht selten entstehen dadurch (fast unlösbare) probleme und ein langes Hin und her, obwohl alle wissen das dass Gegenteil richtig ist.
2019 wurde ein "Topf" zur Förderung der Digitalisierung an Bildungseinrichtungen mit 6,5 Milliarden Euro eingerichtet. Davon wurde bis heute nur 1/3 abgerufen, weil die bürokratischen Hürden so hoch sind, dass sehr viele Bildungseinrichtungen auf diese Gelder lieber verzichten - zuviel Papierkram.
Ich kenne da keinen konkreten Fall. Aber ich weiß, dass in DE viel kontrolliert werden MUSS, weil es sonst Bürger gibt, die das schamlos ausnutzen und kriminell werden. Ich spreche hier zugegebenermaßen nicht von speziell Bildungsreinrichtungen! Meine Aussage bezog sich auf Einzelpersonen, die keine Skrupel haben, kriminell zu agieren. Wie drücke ich mich am besten aus, ohne beleidigend oder gar rassistisch rüberzukommen?
Will aussagen: Wer Geld vom Staat haben will, muss eben durch den Papierkram durch. Aber das lohnt sich auch! Und ich wette, dass es da auch Hilfe gibt beim Ausfüllen der Anträge. Das sollte man sich also antun!
Ich möchte da nur mal an den Personalausweis erinnern, den wir - an sich - alle bei uns tragen. Dieser ist Pflicht in DE. Den hätten wir nicht, wenn wir alle brave weiße Schäfchen wären. Es gibt aber eben die schwarzen Schafe. Und deswegen müssen wir durch Papierkram durch.
hohe Belastungen für die Versicherungszahler,
gleiche Sozialleistungen für Menschen die jahrelang gearbeitet und Versicherung bezahlt haben und Menschen die zum Sozialsystem gekommen sind und Menschen die nie gearbeitet haben
Nun ja, es kann für beide Gruppen nur ein "Existenzminimum" geben - solange das die Richtgröße ist, ist Differenzierung schwerlich möglich.
Im Bund betragen die Ausgaben für soziale Sicherung rund 50 % des Gesamthaushalts. Die Sozialleistungsquote liegt bei über 30%.
Das ist über die Jahre völlig aus dem Ruder gelaufen und inzwischen einfach zuviel des Guten.