Was macht einen Menschen zu einem Spießer?

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Aus meiner Sicht beginnt das "wahre Spießertum" im Kopf einer Person & im Verhalten, oft auch im Unterbewusstsein. Ich sehe das an vielen, die etwa in meinem Alter sind (bin ein 1990er) ----> es ist leider immer wieder erschreckend, wie "ältlich" die in ihren Köpfen und Moralvorstellungen oft sind.. sie sind oft konservativer als es mein Opa (Jahrgang 1925) jemals gewesen ist & würden das natürlich von sich weisen bzw. sehen sich als total modern und cool an, weil sie in engen Jeans und Sportschuhen rumlaufen, auf Partys total ausflippen und jeden ihrer Schritte bei allen Social Networks festhalten, die es gibt.

Deren Spießigkeitsfaktor merkt man eher wenn man sich mit denen mal unterhält. Es traut sich von vielen Leuten meiner Jahrgänge keiner mehr optisch so offensichtlich "uncool" zu sein ------> aber die Gesellschaft ist gerade in meiner Generation viel verklemmter als es die alten Leute je gewesen sind nur zeigt sie es nicht und übertüncht es mit lässigen Klamotten & irgendwelchen bei Facebook publizierten "Besäufnispartys" am Wochenende. Man merkt das erst, wenn man mit denen redet ... und wenn man ihr privates Leben erstmal kennt ist man entsetzt: Zwar gibt's moderne Ikeamöbel statt Opas Eichenschränkchen und Namika oder Tim Bendzko im Radio statt Hermann Prey und Bert Kaempfert und draußen steht der neue kompakte VW-TDI oder 1er-BMW statt dem altpapierbeigen Opel Omega mit Plüschinterieur, Wackeldackel, Fellsitzbezügen und drei Christopherus-Plaketten auf dem Holzarmaturenbrett ... aber was die denken und wie sie leben, das ist erschreckend & tut echt weh. So nach dem Motto "hey, ich bin 22 & mit der Lehre fertig & MUSS jetzt spießig werden"... schlimm!

Wenn ich mir etwa meine Abschlussklasse der Realschule (Abschluss 2007) ansehe, sind das geistig im Grunde ganz uralte trutschige, gedanklich total unflexible, eingerostete und überhaupt nicht an Fortschritt und Leben interessierte, träge Leute geworden, die emotional nur noch drauf zu warten scheinen bis man Erbarmen hat und sie ENDLICH in Rente schickt.. nur zeigen sie es mit sportlicher, modischer Kleidung, flotten Autos und ihrem Partyleben nicht nach außen sondern geben da die jungen, flippigen, frechen Mittzwanziger. 

Aber man muss die auch zum Stückweit mal verstehen: Die meisten in meinem Alter sind bei "coolen", lockeren Eltern aufgewachsen, die nicht alt werden wollen & deren Kinder, die eben so meine Generation sind, wollen daher ganz anders sein als die Eltern, die sich mit 55 noch auf Partys gehen, den Jeansrock über die Leggings und ein "YOLO"-T-Shirt über weißen Langarm anziehen oder stündlich Fotos bei Instagram posten (was durchaus sogar cool rüberkommen kann, wenn es denn authenthisch ist!).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ein Spießer ist meiner Meinung nach jemand, der kein Humor hat und einfach nicht locker sein kann und dabei nicht von seinen Prinzipien abrücken kann.

Ich denke, das ist jemand, der nicht so rebellisch ist wie man selbst.

Ich fragte mal einen, warum der da ein Spießer sei. Antwort: Weil er einen Schlips trägt. Als der sich umdrehte, sah man deutlich, daß er zwar Hemd und langen Staubmantel, aber keinen Schlips trug. Voruteil.

Aber er hattte halt nicht diese Seifenstachelfrisur und Silbernoppen auf der schwarzen Lederjacke...

  • Ich halte Spießer für einen heutzutage ganz schrecklichen und dummen Begriff, der kaum definierbar ist und einfach nur abwertend sein soll ohne wirklich zu wissen, was gerade gemeint ist. Genau das geht euch ja auch so. Spießer ist nur Kampfbegriff, Hauptsache abwerten, niedermachen. Wofür auch immer.
  • Grob gesehen meint Spießer heutzutage im Kern wohl bieder und angepasst. Es gab mal eine Fernsehwerbung wo ein Hippie-Junge mit seinem Hippie-Vater das tolle Leben von ganz normalen Schuljungen verfolgt und dann sagt: Ich wäre auch gerne Spießer.
  • Ich finde, diese Reklame trifft es sehr gut: Spießer sind immer die anderen. Jene, die Teil des Systems sind. Jene, die die Solidargemeinschaft tragen. Jene, denen nicht dafür gedankt wird. Jene, die einfach ihre Arbeit machen. Jene, die keinen Streit machen, nicht gegen den Wind pinkeln und nicht um jeden Preis auffallen oder sich widersetzen müssen. Eigentlich ganz sympathisch.