Was ist mit "Zerschlagung der Bahn" gemeint?

5 Antworten

Ich habe das nicht verfolgt, könnte mir aber vorstellen, dass das bedeutet, dass die Bahn sich künftig auf das Wesentliche (den Transport von Menschen und ggf Waren in Deutschland) konzentrieren soll und alle anderen Geschäftszweige aus dem Unternehmen wieder auszugliedern

Wahrscheinlich unterteilt in den Fahrbetrieb und den Gleisbetrieb.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Momentan ist "Die Bahn" ein ganzer Unternehmenskonzern namens DB AG. Ihm gehören die meisten Strecken, er bietet den Großteil des Schienenfernverkehrs und einen großen Teil des Nah- und Regionalverkehrs an, alles unterteilt in einzelne kleine Unternehmen wie DB Regio oder DB Fernverkehr.

Mit "Zerschlagung" ist gemeint, dass diese Unternehmen vom Konzern getrennt werden. Denn aktuell kann die DB Netz, der das Streckennetz gehört, der DB Regio deutlich günstigere Konditionen zum Betrieb einer Linie anbieten als bspw. Transdev. Damit einher geht eine Monopolstellung, und Monopole führen immer zu einem Verlust an Service und Leistung bei höheren Kosten für die Nutzer*innen des Angebots. Soll heißen: Die Leistung wird schlechter, die Kosten steigen.

Und dieser Entwicklung soll vorgebeugt werden, indem die einzelnen Unternehmen nicht mehr so einfach interagieren können, sondern es soll insbesondere bei der Streckenvergabe mehr Konkurrenz zwischen Bahn und anderen Anbietern geben. Das kann zum Beispiel erreicht werden, indem die DB Netz verstaatlicht wird. Somit gehört dann das Streckennetz der Bundesrepublik Deutschland, und diese vergibt dann die Konzessionen an EVUs, welche das beste Angebot machen, wenn es um das Preis-Leistungs-Verhältnis geht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lege jährlich etwa 30.000 Kilometer mit der Bahn zurück.
Paejexa  07.11.2021, 17:12

Naja, das mit dem Monopol ist ein Mythos. Denn die DB hat lediglich im Fernverkehr eine Monopolstellung, das auch nur aufgrund mangelnder Konkurrenz.

0
Kris, UserMod Light  07.11.2021, 17:40
@Paejexa

Im Fernverkehr und was das Netz angeht. Kaum eine relevante Strecke gehört nicht der DB Netz, und diese kümmert sich der Erfahrung nach auch weniger um Strecken, die von der Konkurrenz genutzt werden. Alles in allem kann man sagen, dass der jetzige Konzern ein Haufen Vetternwirtschaft ist, nicht aber der Gemeinschaft zugute kommt.

1
Paejexa  07.11.2021, 18:49
@Kris, UserMod Light

Das mit der Vetternwirtschaft ist wohl wahr, da stimme ich dir zu. Aber die DB AG ist leider auch ein gewinnorientiertes Unternehmen, die Privatisierung war von Anfang an ein riesengroßer Fehler. Der nächste Fehler wäre nun noch, den Konzern aufzuteilen.

0
Kris, UserMod Light  07.11.2021, 18:53
@Paejexa
die Privatisierung war von Anfang an ein riesengroßer Fehler

Warum sollte man den Fehler dann nicht rückgängig machen?

0
Paejexa  07.11.2021, 19:10
@Kris, UserMod Light

Der Fehler wird ja nicht rückgängig gemacht. Wenn ich einen falschen Motor in ein Auto einbaue und er nicht läuft, dann bringt es mir nichts nur das Getriebe zu wechseln.

Eine gewinnorientierte Eisenbahn funktioniert in Deutschland einfach nicht, wenn man wirklich eine Verkehrswende herbeiführen möchte. Dafür gibt es viele abgelegene Gegenden, in denen die Züge die meiste Zeit fast leer fahren würden. Diese Leute wären nach wie vor auf ihr Auto angewiesen. Eine gewinnorientierte Eisenbahn führt außerdem dazu, dass fast keine Fahrzeuge als Reserve vorhanden sind. Ist ein Fahrzeug mal defekt gibt es also keinen Ersatz. Dazu kommt noch das Personal: bei der DB verdient man grundsätzlich nicht schlecht, man kann davon leben. Aber das Gehalt gleicht den 24-Stunden-Schichtdienst, die fehlende Freizeit, die "große Verantwortung" (so wird zumindest immer getönt) und die Schichtfolge nicht aus. Entsprechend wenig Personal wird angelockt, viel Personal wandert dagegen ab und der Rest muss den Betrieb trotzdem am Laufen halten. Wenn eine Gewerkschaft dann einen kleinen Inflationsausgleich fordert ist natürlich kein Geld da.

All das sind hausgemachte Probleme, alle finden ihren Ursprung in der Privatisierung.

2

Trennung vom "Gleisnetz" und den Kapital und den Gewinnvorstellungen des Vorstandes der Deutschen Bahn.

Ist seit über 30 Jahren überfällig, mit dem Netzausbau (Gleise / Bahnhöfe / Brücken / Barrierefreiheit) kam es ja seit den 90igern nicht mehr voran, Weichen wurden entfernt, weil zu teuer. Das Dilemma haben wir heute. Ein Vorstand der Deutschen Bahn der glaubt nur der "Markt" kann es richten, für etwas, für das es aber keinen Markt gibt..

Von Experte Kris, UserMod Light bestätigt

Nicht Zerschlagung sonder Aufteilung. In Fahrbetrieb und Gleisnetz. Dann gibt es keine so starke Bevorzugung der DB mehr.

FernbedinungTV 
Fragesteller
 07.11.2021, 16:46

Das ist doch schon so

0
Paejexa  07.11.2021, 17:15
@FernbedinungTV

Nein, die DB AG umfasst derzeit den kompletten Geschäftsbereich. FDP und Grüne fordern die Aufspaltung:

Infrastruktur, Bahnhöfe und Energieversorgung sollen verstaatlicht werden. Das hätte erst einmal zur Folge, dass die Trassenpreise für alle sinken würden. Theoretisch könnte man dadurch auch Ticketpreise senken, praktisch wird das aber sicherlich nicht passieren.

Der andere Teil umfasst dann DB Fernverkehr, DB Regio etc, also die einzelnen Unternehmen, die für Personen- oder Gütertransport zuständig sind.

1